Der perfekte Ex (2011)

Regie: Mark Mylod
Original-Titel: What’s Your Number?
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: What’s Your Number?


Es ist doch fast immer so: Wenn Hollywood Komödien mit „schlüpfrigen“, also sexuell konnotierten Themen drehen will, kommt am Ende ein Film dabei heraus, der mehr über die Prüderie der Traumfabrik aussagt als über tatsächliches zwischenmenschliches Begehren. „Der perfekte Ex“ von Mark Mylod (der vergangenes Jahr mit The Menu gezeigt hat, dass er es besser kann) ist ein wunderbares Beispiel für dieses Problem. Hier macht sich eine überspannte Tussi (Anna Faris, deren Filmographie sich zum größten Teil mit einer Auflistung der am schlechtesten bewerteten Filme auf IMDB deckt) komplett fertig, weil sie nach der Lektüre von Frauenmagazinen, diesem ewigen Quell der Wahrheit, wie auch immer zum Schluss kommt, dass sie den zwanzigsten Mann, mit dem sie Sex hat, auch heiraten muss. Ihr Problem: Da sie es, wie halt viele junge Menschen, die letzten Jahre schon hat krachen lassen, kommt sie bereits auf diese ominöse Zahl von zwanzig Männern. Die Lösung des Dilemmas: Einer ihrer Ex-Freunde muss zum künftigen Gemahl werden. Ihr dabei zur Seite steht der attraktive Nachbar Colin (Chris Evans), der selbst körperlich recht aktiv zugange ist, was die Legion an Super-Models, die aus seinem Apartment kommt, bezeugt. Und auch wenn er eine Miss World nach der anderen datet: Er möchte sich nicht binden. Als Gegenleistung dafür, dass er sich vor diesem Schrecken bindungswilliger, attraktiver junger Damen in Allys (so der Name der überspannten Tussi mit den zwanzig Ex-Sex-Partnern) Wohnung verstecken kann, hilft er ihr dabei, eben jene vergangenen Gspusis ausfindig zu machen, denn Allys Meinung nach verbirgt sich hinter einem dieser Frösche doch noch ein Traumprinz, den sie damals einfach übersehen hat. Der Rest der Story läuft routiniert und komplett überraschungsfrei auf der erwartbaren Schiene dahin, und das Einzige, was einem heutzutage gelegentlich die Augenbraue heben lässt, ist die Besetzung und damit verbunden die Erkenntnis, dass hier Captain America nach einigen seiner Co-Avengers und Captain Spock sucht (Anthony Mackie, Martin Freeman, Chris Pratt und Zachary Quinto). Thanos hätte sich gewundert. Unterhaltsamer wird der Film dadurch aber auch nicht, zumal – und da sind wir wieder bei den einleitenden Worten – über Sex zwar gerne geredet wird, man ihn dann aber doch verschämt versteckt und durch die absurde Prämisse zu etwas ruchbar Unmoralischem macht. Ein Film für Katholiken und alle, die es noch werden wollen.


3,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Claire Folger – © 2011 Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved , Quelle http://www.imdb.com)

Spider-Man: Across the Spider-Verse (2023)

Regie: Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson
Original-Titel: Spider-Man: Across the Spider-Verse
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Animation
IMDB-Link: Spider-Man: Across the Spider-Verse


2 Stunden und 20 Minuten. Wer die Fortsetzung des originellen Überraschungserfolg von Spider-Man: Into the Spider-Verse aktuell im Kino sehen möchte, muss eine Menge Sitzfleisch mitbringen. „Spider-Man: Across the Spider-Verse“, wieder aus der Feder und unter der Produktion des kongenialen Duos Christopher Miller und Phil Lord, die diesmal den Neulingen Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson die Regie anvertraut haben, ist, so liest man, der längste Animationsfilm, der jemals in Hollywood produziert wurde. Und nicht einmal diese knapp 2,5 Stunden reichen aus, um das Abenteuer von Miles Morales und Gwen Stacy zu erzählen: Teil 2 ist für 2024 angekündigt. Es ist also ein ziemliches Commitment, das man mit dem Kauf eines Kinotickets eingeht. Und da ist stellt sich natürlich die Frage: Lohnt es sich? Um eine einfache und klare Antwort zu geben: Wenn man den chaotischen Stil des ersten Films mochte, der in unbändiger Kreativität die verschiedensten Stile zusammenmixte und daraus eine temporeiche und knallbunte Collage des visuellen Erzählens baute, wird auch den zweiten Teil mögen, ja, vielleicht sogar lieben. Denn erneut sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, ein visuell absurder Einfall jagt den nächsten, und doch hat man nie das Gefühl, dass dies Selbstzweck sei, sondern alles dient der Geschichte und ordnet sich dieser unter. Es braucht durchaus eine Phase der Eingewöhnung – die ersten zehn Minuten wusste ich noch nicht recht, wohin mit all diesen Sinneseindrücken, die da auf mich einprasselten – doch hat man sich einmal auf diesen ganz speziellen Stilmix und das atemberaubende Tempo eingelassen, fließt der Film in Folge wie aus einem Guss dahin. Dem Film gelingt das Kunststück, einerseits einen noch wilderen Ritt als Teil 1 zu bieten und noch mal eins draufzusetzen, andererseits aber auch der in sich stimmigere Film zu sein. Das ist schon großes Kino. Noch nie sind Comic und Film dermaßen symbiotisch zu einer eigenen Kunstform zusammengeflossen. Die Geschichte selbst ist dabei noch nicht mal groß der Rede wert, auch wenn sie einen guten Grund für Miles‘ großes Abenteuer findet, die vor allem Spider-Man-Fans jubilieren lässt. Doch auch wenn die Story nicht mit größter Komplexität aufwartet, so ist sie spannend und in sich stimmig genug, um den Film zu tragen. Man kann als Fazit ziehen: Diese Spider-Man-Reihe macht bislang alles richtig, und, bei aller Liebe zu Tom Holland und seiner sympathischen Darstellung der freundlichen Spinne von nebenan, bietet die Spider-Verse-Reihe bislang die aufregendste Bearbeitung des Stoffs.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Sony Pictures Animation – © 2022 CTMG, Inc. All Rights Reserved , Quelle http://www.imdb.com)

Victim/Suspect (2023)

Regie: Nancy Schwartzman
Original-Titel: Victim/Suspect
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Victim/Suspect


Sexuelle Belästigung bzw. Vergewaltigung ist ein traumatisierendes Erlebnis, das tiefe Wunden in die Seelen schlägt. Zusätzliches Salz wird in diese Wunden gestreut, wenn man dem Opfer keinen Glauben schenkt. Doch wie verstörend und ungerecht muss es sich anfühlen, wenn man im Zuge der Ermittlungen, weil man mutig genug war, einen solchen Vorfall zur Anzeige gebracht zu haben, selbst vom Opfer zum Täter gemacht wird, wenn einem die ermittelnden Polizisten (und ja, ich bleibe hier bewusst bei der männlichen Form) unterstellen, man hätte die ganze Geschichte nur erfunden. Und plötzlich klicken die Handschellen, und man findet sich wegen angeblicher Falschaussage vor Gericht wieder. So ist es Hunderten von Opfern in den letzten Jahren in den Vereinigten Staaten ergangen. Anhand einiger exemplarischer Beispiele rollt hier die Journalistin Rachel De Leon diese Vorfälle auf und zeigt Missstände der polizeilichen Ermittlungen auf. Die Logik, die hier angedeutet wird, beläuft sich darauf: Wenn eine Verhaftung vorgenommen wird, ist der Ermittlungsakt erst einmal geschlossen, und man muss sich nicht länger damit beschäftigen. Und wenn ein Täter schon nicht greifbar ist, versucht man eben, das Opfer in Widersprüche zu verstricken, um dann eben eine Verhaftung aufgrund von Falschaussagen vornehmen zu können. Natürlich: Man möchte nicht unterstellen, dass diese Methodik im ganzen Land System hat, aber Rachel De Leon legt dar, dass es solche Fälle eben gibt. Leider ist die filmische Verarbeitung des Themas durch Nancy Schwartzman nur mäßig gelungen. True Crime ist ja derzeit ein sehr beliebtes Genre, doch wird der Dokumentarfilm nur allzu routiniert und spannungsarm heruntergearbeitet, was dem brisanten Thema leider auch die Schärfe nimmt. Man hätte hier durchaus mehr in die Tiefe gehen, die einzelnen Fälle konzentrierter bearbeiten können – es hätte für dieses Thema vielleicht eine eigene Mini-Serie gebraucht, die sich die Zeit nimmt, um einerseits den Opfern gerecht zu werden, und andererseits auch die Seite der polizeilichen Ermittlungen und der weiteren Verfolgung der Fälle vor Gericht näher zu beleuchten. Dies fehlt aber fast komplett. Insofern bearbeitet „Victim/Suspect“ als Dokumentarfilm zwar ein wichtiges Thema, man hat aber zu selten das Gefühl, dass der Film sein Thema so ernst nimmt, wie es eigentlich sein sollte.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat:© 2023 Netflix, Inc , Quelle http://www.imdb.com)

Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben (2023)

Regie: Robert Schwentke
Original-Titel: Seneca: On the Creation of Earthquakes
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Satire, Historienfilm, Biopic, Experimentalfilm
IMDB-Link: Seneca: On the Creation of Earthquakes


Wie passend, dass im Radio nach der Heimfahrt vom Kinobesuch „Bad Moon Rising“ von Creedence Clearwater Revival gespielt wurde. Der Text des Songs bietet eine wunderbare Zusammenfassung von Robert Schwentkes gewagtem Historien-Experimentalfilm, vor allem die Stelle „Hope you got your things together. Hope you are quite prepared to die“. Denn dieses Schicksal erwartet Seneca, Senator Roms, Lehrer Neros und allseits beliebter Gastgeber von Reich und Schön, die sich seine Lebensweisheiten reinziehen, bevor sie zu omnipräsenten Kalendersprüchen wurden. Denn Seneca ist in Ungnade gefallen, und der Bote Roms, der an seiner Haustür anklopft, stellt ihn vor die Wahl: Am nächsten Morgen kommt er wieder, um Senecas Leiche einzusammeln, oder aber er setzt Neros Wunsch persönlich um, was dann allerdings, wie er andeutet, einen grauslichen und langwierigen Leidensweg bedeuten würde. „Hope you got your things together. Hope you are quite prepared to die.“ Auch einen wortwörtlichen bad moon gibt es zuvor, denn Seneca hat für sein extravagantes Partyvolk vorab noch ein Theaterstück zum Besten gegeben, um ihnen ihre Dekadenz vor Augen zu führen, wobei er nicht vor drastischen Mitteln zurückschreckt, und genau am Höhepunkt dieser Inszenierung schiebt sich der Mond wie ein böses Omen vor die Sonne und verdunkelt die Welt. Doch ist Seneca ein Erleuchteter oder nicht vielmehr ein Heuchler, ein Hypokrit, wie im Buche steht? Selbst unermesslich reich geworden predigt er über Tugend, Anstand und Gnade, und sich nicht zum Sklaven des Reichtums zu machen, sondern Herr darüber zu sein. John Malkovich in der Titelrolle spielt diese zweideutige Gestalt, die vor dem reichen Publikum auf dicke Hose macht, doch im Grunde nur ein aufgeblasener, eitler Gockel ist, mit einer Präsenz, die es unmöglich macht, den Blick von der Leinwand zu wenden. Allerdings eine Warnung: Wer einen klassischen Historienfilm erwartet, ist hier falsch. Denn „Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben“ ist vielmehr eine auf Film gebannte Theaterinszenierung, in die immer wieder, wie als fernes Echo, die moderne Welt hineinhuscht – sei es durch Sonnenbrillen, Graffiti von Panzern oder der eindrücklichen Schlussszene, als Senecas Körper von einem Bagger verscharrt wird. Jede dieser Szenen bietet unterschiedliche Lesarten an, und es liegt am Zuseher selbst, was er daraus macht. Als gebürtiger Salzburger komme ich nicht umhin, Parallelen zu Hugo von Hofmannsthals Stück „Jedermann“ zu ziehen, in dem es ebenfalls über das Sterben des reichen Mannes geht. Am Ende sind wir allein und auf unsere intimsten Ängste und Instinkte zurückgeworfen, ganz gleich, wer man im Leben war. Um noch einen Songtext zu zitieren – hier nun die Erste Allgemeine Verunsicherung: „Der Tod ist ein gerechter Mann, ob’st oarm bist oder reich. ‚G’sturbn is g’sturbn‘, sagt der Wurm. Als Leich‘ is jeder gleich.“


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Lilli Kuschel, Quelle http://www.imdb.com)

Air: Der große Wurf (2023)

Regie: Ben Affleck
Original-Titel: Air
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Sportfilm, Biopic, Drama
IMDB-Link: Air


Zugegeben, ich habe einen kleinen Bogen um Ben Afflecks neuen Film gemacht. Wie spannend kann die Geschichte rund um die Entwicklung eines Sportschuhs sein? Und wird daraus nicht einfach nur ein Werbefilm für Nike? Tatsächlich ist der Stoff aber bei Affleck in guten Händen. Zusammen mit seinem alten Spezi Matt Damon in der Hauptrolle des Basketball-Gurus Sonny Vaccaro gelingt es ihm, daraus eine Geschichte von einem unkonventionellen Underdog zu machen, der den angestaubten Platzhirschen (in diesem Fall Converse und Adidas) mit Chuzpe die Stirn bietet. 1984 ist Nike nur die Nummer 3 unter den Basketballschuh-Herstellern. Die Aussicht auf Stars als lukrative Testimonials für das eigene Schuhwerk ist gering. Man begnügt sich mit den Krümeln, die Converse und Adidas übrig lassen. Genannter Sonny Vaccaro will genau das ändern. Er sieht in dem Rookie Michael Jordan das vielleicht größte Talent aller Zeiten und darin die große Chance für Nike. Alleiniges Problem: Michael Jordan will nicht mit Nike reden und trägt lieber Adidas. Der größte Clou von „Air: Der große Wurf“ ist es, das eigentliche Zentrum des Films, den kommenden Superstar Michael Jordan, komplett außen vor zu lassen. Er ist höchstens mal eine Silhouette im Hintergrund, verdeckt durch seine eigene Mutter (Viola Davis), die alleinige Ansprechpartnerin für Vaccaro und sein Team (darunter Ben Affleck als CEO Phil Knight, Jason Bateman als Marketingchef Rob Strasser sowie Chris Tucker als Howard White). „Air: Der große Wurf“ bietet in jeglicher Hinsicht deutlich weniger Heldenverehrung, als man erwarten würde – eine sehr emotionale, aber dramaturgisch großartig begleitete Rede von Vaccaro ausgenommen. Vielmehr erzählt der Film davon, wie man mit Mut, Witz und einer klaren Vision das scheinbar Unmögliche möglich machen kann, wenn man an sich selbst glaubt. Dazu gelingt es Affleck, die Zeit, in der der Film spielt, für den Zuseher wieder greifbar und erlebbar zu machen – ein Talent, das er schon in Argo unter Beweis stellen konnte. Er begnügt sich nicht damit, ein paar Gimmicks aus den 80er Jahren und einen entsprechenden Soundtrack aufzuwarten, sondern jede Kameraeinstellung, jedes Produktionsdesignelement atmet den Geist dieser Epoche. Allein diese Hingabe zum Detail macht „Air: Der große Wurf“ schon sehenswert. Alles in allem eine positive Überraschung und weitaus mehr als das erwartbare Marken-Pleasing. Ich bin nun schon gespannt auf die filmische Umsetzung der dramatischen Geschichte, wie aus Raider Twix wurde.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von ANACARBALLOSA/Ana Carballosa/Amazon Studios – © ANA CARBALLOSA, Quelle http://www.imdb.com)

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (2023)

Regie: John Francis Daley und Jonathan Goldstein
Original-Titel: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves


Gefühlt gibt es bei den Hollywood-Großstudios aktuell zur zwei Stoßrichtungen: Entweder bekannte Geschichten durch Prequels, Sequels oder Remakes auszulutschen, oder alternativ irgendwas mit Drachen machen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ fällt definitiv in die zweite Kategorie. Unter der Regie von John Francis Daley und Jonathan Goldstein, denen wir schon das durchaus amüsante Game Night verdanken (sie haben offensichtlich ein Faible für Spiele) versucht Chris Pine zusammen mit Michelle Rodriguez, Justice Smith und Sophia Lillis, wieder eine Bindung zu seiner Tochter aufzubauen, nachdem er die letzten Jahre aus beruflichen Gründen – der Mann ist Dieb und saß nach einem missglückten Coup ein – verhindert war und sich der Spross zusehends entfremdet hat. Onkel Hugh Grant (mit dem nur ihm möglichen breiten Grinsen) hat Papa den Rang abgelaufen, und weil das so nicht geht, muss Papa einen neuen Coup planen, um der Tochter klarzumachen, dass er zwar Scheiße gebaut hat, aber auch in die Pfanne gehaut wurde. Dazu braucht er eben seinen Trupp – eine kriegerische Barbarin mit goldenem Herz, einen talentbefreiten Zauberer und eine mürrische Gestaltwandlerin mit spitzen Ohren. Das klingt trashig, und das ist es auch. Aber Daley und Goldstein wissen das, und sie machen das Beste daraus: Einfach klotzen, Spaß haben und viel Ironie reinbringen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ ist nicht der intellektuellste Film des Jahres, aber er fährt ein hohes Tempo, bietet humorvolle Unterhaltung (ohne zu spoilern, aber auf die Idee mit dem Drachen muss man erst einmal kommen!) und ist irgendwie charmant-verpeilt. Allein die Geschichte rund um die Oberbösewichte, die roten Zauberer, hätte es so gar nicht gebraucht. Im Grunde tragen diese stereotypischen Finsterlinge rein gar nichts zur Story bei und sind oft sogar ein ärgerliches Hindernis auf einem sonst erfrischend lockeren Weg. Das versaut dann doch ein wenig eine (durchaus mögliche) höhere Bewertung. Aber für einen netten Popcorn-Abend ist der Film schon in Ordnung.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Paramount Pictures and eOne/Paramount Pictures and eOne – © 2022 Par. Pics. TM Hasbro., Quelle http://www.imdb.com)

Die Rotkäppchen-Verschwörung (2005)

Regie: Cory Edwards, Todd Edwards und Tony Leech
Original-Titel: Hoodwinked!
Erscheinungsjahr: 2005
Genre: Animation, Krimi, Komödie
IMDB-Link: Hoodwinked!


Das Rotkäppchen-Märchen der Brüder Grimm ist ja leidlich bekannt. Kleines Mädel im Wald, das die Großmutter besucht, die plötzlich so große Augen und Ohren hat und so weiter. Weil ständige Wiederholungen fad sind, beschlossen Cory Edwards, Todd Edwards und Tony Leech, den Stoff zu variieren und daraus einen abgedrehten Whodunit-Krimi zu machen. Man wollte wohl auch im Windschatten der erfolgreichen Shrek-Filme segeln, die ja vorexerzierten, wie man mit Hilfe der neuesten Technik des Animationsfilms Märchenstoffe parodiert und dem omnipräsenten Mäusekonzern in den Hintern tritt. Allerdings lässt sich auch sagen, dass der vier Jahre vorher erschienene erste Shrek-Film die Möglichkeiten der Computeranimation weitaus besser ausgelotet hat als die „Rotkäppchen-Verschwörung“, die wie ein Independent-Film mit kleinem Budget wirkt, obwohl die Weinstein Company dahintersteht. Immerhin muss man dem Film zugute halten, dass er sich nicht um Konventionen schert und so ziemlich jeden absurden Umweg nimmt, die ihm die Geschichte bietet. Hauptsache, es fetzt. Mitunter wird das etwas anstrengend, und die schon erwähnten staksigen Animationen helfen nicht unbedingt dabei, in die Geschichte einzutauchen. Auch merkt man, dass er trotz teils anarchischem Humor immer noch auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten ist – als Erwachsener tut man sich da wohl etwas schwer mit singenden Ziegen und Großmüttern im Adrenalin-Rausch. So kommt „Die Rotkäppchen-Verschwörung“ nicht über einzelne sehenswerte, unterhaltsame Teilpassagen nicht hinaus, bleibt aber nicht lange im Gedächtnis und muss auch nicht regelmäßig angesehen werden, außer, um sich vielleicht gelegentlich vor Augen zu halten, woher der computeranimierte Film kam und wie rasend schnell sich die Technik in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: © The Weinstein Company, 2006., Quelle http://www.imdb.com)

Schräger als Fiktion (2006)

Regie: Marc Forster
Original-Titel: Stranger Than Fiction
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Fantasy, Komödie, Liebesfilm, Drama
IMDB-Link: Stranger Than Fiction


Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Will Ferrell einmal eine der herzzerreißendsten Figuren der Filmgeschichte spielen würde? Und das ausgerechnet als lakonischer (und arschlangweiliger) Steuerprüfer. Der Clou liegt darin, dass sein Harold Crick eine fiktive Romanfigur ist, dessen Leben von der Feder der exzentrischen Schriftstellerin Karen Eiffel (Emma Thompson) bestimmt wird und deren Stimme er eines Tages zu hören beginnt. Und die hat gerade beschlossen, ihn sterben zu lassen. Sie weiß noch nicht wie, nur, dass mit dem Ende ihres Buches auch das Ende von Harold Crick gekommen ist. Und das ausgerechnet, als er beginnt, sich die Bäckerin Ana Pascal (Maggie Gyllenhaal) zu verlieben, die jedoch nur wenig für seine Gefühle übrig hat – kein Wunder, denn sie hält nichts von sauberer Buchführung und korrekter Abgabe von Steuern an den Staat, der diese dann für Rüstung und Militär verwendet. Doch vorerst macht ihm das drohende Ableben ohnehin mehr zu schaffen als Miss Pascals sarkastische Bemerkungen. Nach anfänglichen Zweifeln an der eigenen geistigen Gesundheit sucht Crick schließlich den Rat des Literaturprofessors Jules Hilbert (Dustin Hoffman) auf. Kann ihm dieser helfen, seinem Schicksal zu entrinnen? „Schräger als Fiktion“ ist ein absoluter Glücksfall von einem Film. Wie schon erwähnt spielt Will Ferrell hier wohl die beste Rolle seines Lebens. Er ist perfekt gecastet für diesen trockenen Buchhalter-Typen, dessen Leben komplett aus den Fugen gerät und der verwirrt, aber stoisch versucht, die losen Enden wieder einzufangen. An seiner Seite spielt Maggie Gyllenhaal den sinnlichen Gegenpart, das Yin zu Cricks Yang. Das Thema der Balance zieht sich durch den ganzen Film – Karen Eiffel in all ihrem Exzentrismus erhält ein Gegengewicht durch Queen Latifahs No-Nonsense-Sekretärin Penny, auch sind Tragik und Komik perfekt ausbalanciert wie auch Zuneigung und Abneigung von Crick und Ana Pascal. „Stranger Than Fiction“ ist ein Film, der durch seine liebevoll-skurrile Grundidee aus der Feder von Charlie Kaufman hätte stammen können, und doch ist er keine Kopie des Stils des gefeierten New Yorker Drehbuchautors, sondern etwas ganz und gar Eigenständiges.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Ralph Nelson – © 2006 Columbia Pictures Industries, Inc. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Alien: Covenant (2017)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Alien: Covenant
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Science Fiction, Horror
IMDB-Link: Alien: Covenant


Mit „Prometheus – Dunkle Zeichen“ erfolgte 2012 ein erster Aufschlag, die Vorgeschichte zur Alien-Saga zu erzählen. „Alien: Covenant“ aus 2017 führt diese Geschichte nun fort, und wieder sitzt Ridley Scott im Regie-Stuhl. Während man allerdings „Prometheus – Dunkle Zeichen“ als einen fast zurückhaltenden Sci-Fi-Thriller bezeichnen kann (jedenfalls im Vergleich zu den restlichen Alien-Filmen), dreht Scott in der Fortsetzung dieser Vorgeschichte die Regler wieder höher und bietet dem geneigten Fan der außerirdischen Schlabbertanten wieder mehr Gore-Content. Die Alien-Reihe ist halt immer noch klassischer Bodyhorror, und „Alien: Covenant“ erinnert daran. Es geht aber nicht nur ums fröhliche Metzeln argloser Weltraumreisender. Vielmehr bietet „Alien: Covenant“ auch eine klug gesponnene Geschichte, die die Vorgeschichte aus „Prometheus“ konsequent weitererzählt und vor allem Michael Fassbender die Möglichkeit gibt, alle Facetten seines Könnens zu zeigen. Katherine Waterston darf hier nun statt Noomi Rapace die weibliche Hauptrolle übernehmen, und wie immer in diesen Filmen beweist sich auch hier wieder: Hätte man doch nur auf die Frau gehört! Waterstons Figur der Terraforming-Wissenschaftlerin Daniels ist allerdings etwas anders angelegt als die ikonische Ripley von Sigourney Weaver oder auch Noomi Rapaces Dr. Shaw – beides Figuren, die im Angesicht der Bedrohung ihre innere Härte entdecken. Daniels hingegen ist weicher, sensibler, und prinzipiell ist das von Waterston auch gut gespielt, doch fehlt den Aliens dadurch erstmals ein echtes Gegengewicht. Dies wiederum führt in weiterer Konsequenz dazu, dass „Alien: Covenant“ zu dem Ende kommen kann, das es schließlich findet. In diesem Sinne ist „Alien: Covenant“ in sich rund und stimmig und lässt genügend Raum für mögliche Fortsetzungen, auch wenn sich Scott diesbezüglich nun doch recht lange bitten lässt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Mark Rogers – © TM & © 2017 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Prometheus – Dunkle Zeichen (2012)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Prometheus
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Science Fiction
IMDB-Link: Prometheus


Wenn man nicht mehr weiß, wie man eine Geschichte noch weitererzählen kann, gibt es immer noch die Möglichkeit, zurückzukehren zu den Anfängen der Geschichte. Nach „Sequels“ hat Hollywood das zweite Zaubermittel zur wundersamen Geldvermehrung entdeckt, das sich „Prequels“ nennt. Wobei das jetzt schon arg fies vom Kürbis eures Vertrauens war, denn es gibt viele exzellente Beispiele für gelungene Prequels wie auch Sequels. Die Frage ist immer: Ist der/die Umsetzende wirklich an der Geschichte interessiert, oder geht es nur um das schnelle Geld? Im Fall der Alien-Saga, die seit „Prometheus“ wieder in festen Händen von Ursprungs-Regisseur Ridley Scott ist, kann man jedenfalls künstlerische Absichten unterstellen. Wir wissen ja aus den ersten vier Alien-Filmen, was diese außerirdischen Wüteriche zu tun imstande sind. Doch wissen wir nicht, woher sie kommen und warum sie so eine Wut im Bauch tragen. „Prometheus – Dunkle Zeichen“ ist der erste Teil, der zu einer Erklärung ansetzt, die ausnahmsweise auch nicht wie an den Haaren herbeigezogen wirkt, sondern innerhalb der Grenzen dieser Geschichte bzw. ihrer Welt plausibel und durchdacht wirkt. Ohne zu spoilern, aber dieser Erklärungsansatz, woher die Aliens kommen, beantwortet so einige offene Fragen, ohne den Kreaturen ihre mystische Bedrohlichkeit zu nehmen. Diesmal wird ein illuster und engagierter Cast bestehend aus (unter anderem) Michael Fassbender, Noomi Rapace, Charlize Theron, Idris Elba und Guy Pearce den Außerirdischen zum Fraß vorgeworfen. Dabei geht es aber im Vergleich zu den ersten vier Alien-Filmen zunächst recht zahm zur Sache. Ridley Scott ist in diesem Prequel eindeutig interessierter daran, eine logische und in sich stimmige Science Fiction-Geschichte aufzubauen, als das Grauen, das er im ersten Alien-Film schon heraufbeschworen hat, noch einmal originalgetreu zu wiederholen. Allerdings führt diese Entscheidung auch dazu, dass „Prometheus – Dunkle Zeichen“ bei aller Ambition zuweilen etwas langsam, fast träge wirkt und nicht einen solchen Sog entfaltet wie seine Vorgänger. Doch wenn die anderen Alien-Filme ungehobelte Gorillas sind, die dir mit Wumms in die Magengrube schlagen, ist „Prometheus – Dunkle Zeichen“ daneben der schmalbrüstige Intellektuelle mit dem fiesen Lächeln, dem du aber auch keinen Zentimeter weit trauen möchtest, da du dir sonst leicht ein Messer im Rücken einfängst.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo: Courtesy Twentieth Centur – © 2012 – Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)