Regie: Park Chan-wook
Original-Titel: Ah-ga-ssi
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Drama, Erotik, Krimi, Liebesfilm
IMDB-Link: Ah-ga-ssi
Der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook zählt spätestens seit seiner „Vengeance-Trilogie“ mit „Oldboy“ als zentralem Kernstück zu den interessantesten Regisseuren der Gegenwart. Nach seinem letzten Film „Stoker“, ein Ausflug ins englischsprachige Kino, kehrt Park mit „Die Taschendiebin“ wieder nach Asien zurück. Er erzählt die Geschichte eines Dienstmädchens im von Japan besetzten Südkorea und von ihrer neuen Aufgabe im Haus der jungen japanischen Erbin, die wohl schon bald ihren Onkel ehelichen muss, wäre da nicht der junge, dominante Zeichenlehrer. So weit, so gewöhnlich. Aber: Schon früh wird klar, dass ganz andere Ziele verfolgt werden, der Reichtum der Erbin nämlich, um deren Gewinn ein ausgeklügeltes Komplott gesponnen wird. Was dann allerdings die schönen Pläne zu durchkreuzen droht (oder ist es etwa auch Teil des Plans?): Die Liebe. Und zwar aufkeimende Zuneigung zwischen Dienstherrin und Dienstmädchen. Aber was ist davon echt, was gespielt? Wer verführt wen? Wer verfolgt dabei noch ganz andere Absichten? „Die Taschendiebin“ ist ein erotisches, opulentes, dekadentes, kaleidoskopartiges Krimi- und Liebesspiel. Je nach Perspektive, die der Zuseher einnimmt, verändert sich die ganze Handlung des Films. Dabei ist der Film in seiner Grundtonalität stets sehr sinnlich. Die Sexszenen sind sehr explizit inszeniert – ein Kritikpunkt, der in weniger wohlwollenden Kritiken immer wieder genannt wird. Nun kann man aber (muss man aber nicht) die ganze Geschichte auch als weibliche Befreiung von einer männlich dominierten, patriarchalischen Sexualität sehen – die weiblichen Geschlechtsakte stehen in ihrer sinnlichen Wollüstigkeit dieser harten, männlichen Sexualität entgegen. Durchaus ein starkes Zeichen und klares Statement. Wer sich an ausgedehnten erotischen Spielereien stört, für den ist „Die Taschendiebin“ vielleicht nicht der ideale Film. Wer sich den Film gerade wegen dieser Spielereien ansehen möchte, sollte vielleicht auch lieber die Finger davon lassen, denn „Die Taschendiebin“ bleibt in erster Linie eine Befreiungsgeschichte mit Krimihandlung und ist definitiv kein Softporno. Wer sich aber für einen Film begeistern kann, der die Sinne und den Verstand gleichermaßen anspricht, sollte hier durchaus den einen oder anderen Blick riskieren, denn sowohl von den Bildern, der Musik und der Ausstattung her als auch, was die Handlung und wie diese erzählt wird betrifft, ist „Die Taschendiebin“ ein weiteres Meisterwerk in Park Chan-wooks Filmografie.
8,0
von 10 Kürbissen
(Foto: Koch Media)
Ein Kommentar