Nächster Halt: Fruitvale Station (2013)

Regie: Ryan Coogler
Original-Titel: Fruitvale Station
Erscheinungsjahr: 2013
Genre: Drama
IMDB-Link: Fruitvale Station


Der Sundance-Gewinner des Jahres 2013 erzählt den letzten Tag im Leben von Oscar Grant. Der junge Schwarze wurde in der Silvesternacht von 2008 auf 2009 im Zuge eines relativ beliebigen Zugriffs durch einen Polizisten nach einer Schlägerei in der Bahn in der Station Fruitvale Station erschossen. Dass „Fruitvale Station“ kein Feelgood-Film ist, wird relativ rasch klar. Der Fokus des Films liegt aber nicht auf der ungeheuerlichen Tat selbst und deren Konsequenzen, sondern auf dem Porträt des jungen Mannes, der kürzlich aufgrund seines Zuspätkommens seinen Job in einem Supermarkt verloren hat und sich einstweilen mit dem Dealen von Marihuana über Wasser hält, wovon aber seine Langzeitfreundin und ihre gemeinsame Tochter nichts wissen sollen. Oscar Grant ist aber kein Kleinganove. Er ist ein junger Mann ohne große Perspektiven, der sein Leben auf die Reihe bekommen und ein guter Mensch sein möchte, und dessen sozialer Status genau dieses verhindert. Der Film zeigt Oscar Grant als Mann mit Fehlern und Schwächen, aber auch mit Stärken, als jemand, der Liebe in sich trägt und ein Gefühl für Rechtschaffenheit, Loyalität und Mitmenschlichkeit. Michael B. Jordan verkörpert diesen gutherzigen, aber hart mit sich und den Umständen kämpfenden und damit auch ambivalenten Mann äußerst eindrucksvoll. Was man dem Film aber ein wenig ankreiden kann, ist eben diese Konzentration auf das schlichte Leben des Oscar Grant, der unschuldig Opfer dieser fürchterlichen Gewalttat wird. Die Konsequenzen dieser Tat werden nur ganz am Ende kurz angerissen und abgehandelt. Die für mich spannendere Frage wäre gewesen, wie die Familie, wie die Freunde mit einem solchen Trauma umgehen. Wie die Öffentlichkeit darauf reagiert hat. Wie geht man mit dem Hass um, den man auf den Polizisten, der den tödlichen Schuss abgegeben hat, um? Wie geht der Polizist mit seiner Tat um? Angeblich hat er Pistole und Taser verwechselt, und wollte den aufgebrachten Grant nur ruhigstellen. Wie sieht es in ihm aus? Wie spielt das Thema Alltagsrassismus da hinein? Diese Frage beantwortet der Film nicht, er stellt sie nicht einmal. Und so bleibt „Fruitvale Station“ ein einfühlsames Porträt eines durchschnittlichen, amerikanischen Mittelschicht-Schwarzen mit all dessen Problemen sowie das Protokoll einer ungeheuerlichen Tat, aber den großen, den wichtigen Fragen zum Danach weicht er dann doch aus.


7,0
von 10 Kürbissen

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