Regie: Feng Xiaogang
Original-Titel: Wo Bu Shi Pan Jin Liang
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Komödie, Drama, Krimi, Satire
IMDB-Link: Wo Bu Shi Pan Jin Liang
Li hat ein Problem: Sie ist rechtskräftig geschieden und möchte nun vor Gericht erwirken, dass die Scheidung aufgehoben wird, da sie und ihr Mann diese Scheidung nur vorgetäuscht haben, um an ein Apartment zu kommen, wovon der Mann nun nichts wissen will, da er mit seiner neuen Frau eigentlich ganz zufrieden lebt, während Li nun durch die Finger schaut. A blede G’schicht halt. Da der Weg durch die Instanzen zunächst nicht fruchtet, sucht sie nach anderen Lösungen für ihr Problem und vergisst dabei nicht auf jene Bürokraten, die ihr Steine in den Weg gelegt haben. Da jedoch aus ihren unorthodoxen Ansätzen auch nichts wird, beginnt sie damit, die Bürokratie mit deren eigenen Waffen zu schlagen und schafft es aus der Provinz bis nach Peking, wo sie nicht nur eine zehn Jahre währende Klage einbringt, sondern gleich die gesamte kommunistische Partei bloßstellt. Allmählich wird also Li zu einem grandiosen Ärgernis für die Bonzen, und mehr als ein mit der störrischen Frau überforderter Bezirksvorsteher hat wegen ihr und der Klage schon seinen Hut nehmen müssen. Während sich anfangs Li noch wie in Kafkas „Prozess“ fühlt, sehen sich die Bürokraten und Richter selbst bald in einem kafkaesken Albtraum gefangen. Das alles ist höchst vergnüglich und wahnsinnig bissig gegenüber der chinesischen Regierung. Allmählich empfindet man wirklich viel Mitleid für die geplagten Regierungsvertreter, im Grunde rechtschaffene Menschen, die einfach nur versuchen, ihren Job zu machen und diesen auch zu behalten, nicht ohne Mitgefühl für Lis Situation, aber aufgrund fehlender Möglichkeiten, die Lage unter Kontrolle zu bringen, schlicht heillos überfordert sind. Und dann kommen wieder Szenen, die das im Film angeprangerte Machtgefälle überdeutlich zeigen – auch jenes des Mannes gegenüber der Frau. Denn interessant ist, dass es nicht nur ein Kampf gegen die Unterdrückung der gewöhnlichen Bevölkerungsschichten durch die herrschende Klasse ist, den Li ausficht, sondern auch jener einer Frau gegen die Männerwelt, die die Frauen zu beherrschen und zu dominieren versucht. So gesehen ein kluger und wichtiger Film, der auch optisch mutige Ansätze wählt: Während die Szenen in der Provinz auf runden Tableaus präsentiert werden, sind die Szenen in Peking in quadratische Bilder eingefasst. Auch das unterstreicht noch einmal die Abgrenzung des Zentrums der Macht von der Bevölkerung am Land, von der sich die Herrschenden zu weit entfernt haben. Allerdings hat „I Am Not Madame Bovary“ bei einer Laufzeit von über zwei Stunden auch teils arge Längen. Nicht alle Szenen sind gleichermaßen geglückt, und manchmal wirkt der Film auch etwas unausgegoren, als wüsste er nicht so recht, ob er nun lieber eine Komödie oder eine Tragödie sein möchte. Für eine Komödie ist er eigentlich zu tragisch, für eine Tragödie zu komisch und zu absurd.
7,0
von 10 Kürbissen
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