Regie: Luzie Loose
Original-Titel: Schwimmen
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama
IMDB-Link: Schwimmen
Der Ursulinensaal in Linz, eine der größten Spielstätten des Crossing Europe Filmfestivals. Ein ausverkauftes Haus – und das an einem Montagvormittag. Der Grund dafür ist rasch ersichtlich: Mehrere Schulklassen werden von ihren Lehrern in Luzie Looses Debütfilm „Schwimmen“ gelotst. Oder sagen wir eher: Der Saal wird von Hunderten Schülern überrannt. Die paar Lehrer und ein Filmkürbis haben Panik in den Augen. Aber trotz des anfänglichen Aufruhrs, der sich noch mal verstärkt, als vor der Vorführung vom Moderator noch Schokolade in den Saal geworfen wird, ist es bei der Sichtung von „Schwimmen“ mucksmäuschenstill. Die Schüler sehen der 15jährigen Elisa zu, wie sie zunächst aufgrund ihrer plötzlichen Blackouts von den Mitschülern gemobbt wird, dann Freundschaft mit der hübschen Möchtegernschauspielerin Anthea schließt und sich durch geheime Videoaufzeichnungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler in prekären Situationen rächt. Das Rad der Rache dreht sich aber bald zu weit. So weit, so gut. Ein ambitionierter Film über ein wichtiges Thema, keine Frage. Im Mittelpunkt steht zwar eher die freundschaftliche Beziehung zwischen Elisa und Anthea, aber der Film bietet den anwesenden Lehrerinnen und Lehrern genügend Stoff, um anschließend erschöpfend über die Themen Mobbing, Drogenmissbrauch und Social Media-Missbrauch zu diskutieren. Das große Problem des Films bringt aber im anschließenden Q&A ein Schüler auf den Punkt: Gerade das Mobbing-Thema ist überzeichnet dargestellt. Als Elisa beginnt, sich zu rächen, indem sie die verfänglichen Videos teilt, springt sofort die ganze Schule darauf auf und mobbt sofort die gezeigten Schüler, egal, wie beliebt diese vorher waren. Auch folgen die Figuren weniger einer inneren Logik, sondern den Vorgaben des Drehbuchs, was zu Überzeichnungen und nicht nachvollziehbaren Handlungen und Reaktionen führt. Es ist immer ein Problem, wenn Figuren etwas tun, weil es das Drehbuch so will. Dann verliert ein Film nämlich seine Glaubwürdigkeit. Und genau das ist meiner Meinung nach Luzie Loose bei „Schwimmen“ passiert. So bleiben auf der Habenseite allein ein ambitioniertes und wichtiges Thema und eine gut aufspielende Hauptdarstellerin Stephanie Amarell sowie eine wirklich schön gefilmte Drogenmissbrauchsszene, die Lust auf mehr macht (was vielleicht aber nicht so ganz in der Absicht der Filmemacherin liegen dürfte).
4,0
von 10 Kürbissen
(Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival)
Ein Kommentar