Regie: Sandi Tan
Original-Titel: Shirkers
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Shirkers
Manchmal hast ein Pech. Da drehst du mit ein paar enthusiastischen Filmstudentinnen in Zusammenarbeit mit deinem charismatischen Professor das erste Independent-Roadmovie Singapurs, und dann haut ausgerechnet dein Prof mit den 70 Filmrollen ab und ward nie mehr gesehen. Blöd gelaufen. Was nach einem Pitch für eine neue Coen-Brüder-Komödie klingt, ist Sandi Tan in den 90ern tatsächlich passiert. Dagegen war die Produktionsgeschichte von The Man Who Killed Don Quixote ein Klacks. Zweieinhalb Jahrzehnte später zeichnet sie diese unglaubliche Geschichte nach. In Interviews mit ihren damaligen Gefährtinnen und mit Bekannten des flüchtigen Filmprofessors rekonstruiert sie zum Einen die Dreharbeiten selbst und deren Bedingungen damals, die sicherlich nicht einfach waren, und zum Anderen, was mit dem Film nach dem Abschluss der Dreharbeiten geschehen ist, als er eigentlich nur noch geschnitten hätte werden sollen. Und so funktioniert die Dokumentation auf gleich mehreren Ebenen: Als Stück Zeitgeschichte über das Filmschaffen in Asien in den 90ern, als Dokumentation eines filmischen Schaffensprozesses per se, als Beweis einer psychischen Erkrankung und als Reflektion der Filmschaffenden über ihre ersten Schritte in der Filmindustrie und ihrer eigenen Fehltritte, die sie damals gemacht hat. Und man stellt fest, wie schade es ist, dass dieses erste Independent-Roadmovie aus Singapur niemals das Licht der Welt erblickt hat – denn bei einem solch übermäßigen Enthusiasmus der damals Beteiligten gepaart mit der Notwendigkeit für Improvisationen und der daraus resultierenden Kreativität wäre das Ergebnis mit Sicherheit sehenswert geworden. Die Dokumentation selbst entschädigt ein klein wenig dafür, hat aber auch seine Längen und ist mir persönlich in manchen Szenen ein wenig zu selbstreferentiell gehalten. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann dies aktuell auf Netflix tun.
6,5
von 10 Kürbissen