Regie: Rebecca Zlotowski
Original-Titel: Une fille facile
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama, Erotik
IMDB-Link: Une fille facile
Eine der offenen Fragen der Menschheit: Wieviel wiegt so ein leichtes Mädchen eigentlich? Rebecca Zlotowski gibt darauf in ihrem neuen Film auch keine Antwort. Immerhin ist ihr mit der Besetzung ein Coup gelungen, der dafür sorgt, dass der Film ins Gespräch kommt, auch wenn er keine Antworten auf die schwerwiegenden Fragen geben kann: Mit Zahia Dehar verpflichtete die Regisseurin jene junge Dame, die vor einigen Jahren als minderjährige Prostituierte mit ein paar französischen Fußball-Stars unter die Bettdecke gehüpft ist. Sie spielt nun jenes leichte Mädchen, das sich in Cannes von älteren Herren auf Luxusyachten aushalten lässt. Als Kontrapunkt: Newcomerin Mina Farid als 15jährige Kusine, die als Anhängsel der lebensfrohen jungen Frau einen Sommer lang ebenfalls die Luft von Reich & Schön schnuppern darf, während sie die Entscheidung, welche Richtung ihr Leben nehmen soll, auf die lange Bank schiebt. Wäre der Film von einem Mann gedreht worden, hätte der erste empörte Hinweis auf einen „male gaze“ in Anbetracht der Inszenierung von Frau Dehars üppiger Oberweite nicht lange auf sich warten lassen. Auch eine der Grundprämissen des Films, nämlich dass Freiheit und Luxus durch Sex erlangt werden (können), wäre wohl heftiger diskutiert worden. Und dann schrammt der Film auch noch knapp an einem Lolita-Revival vorbei, denn die 15jährige Naima entwickelt ein Interesse am etwa fünfzigjährigen Philippe (Benoit Magimel), dem Mitarbeiter des Lebemannes und Yacht-Besitzers Andres Monteiro (Nuno Lopes), der die schöne Kusine vernaschen darf und sie dafür mit viel Blingbling in Form von sündteuren Handtaschen und Uhren entlohnt. Wie gesagt, wäre der Film von einem fünfzigjährigen Mann gedreht worden, hätte man erotische Gelüste hinein interpretieren können (ob nun zurecht oder nicht). Da der Film aber von einer Frau geschrieben und inszeniert wurde, scheint sich diese Diskussion zu erübrigen. Das macht den Film schon mal per se interessant. Allerdings schützt es ihn nicht davor, in einige wirklich unangenehme Klischee-Fallen zu tappen. Die Handlung ist so vorhersehbar wie das Ergebnis, wenn man sich zwei Stunden lang ohne Sonnenschutz an den Strand der Cote d’Azur setzt. Man hat das Gefühl, den Film bereits bei der ersten Sichtung mitsprechen zu können. Zwei- oder dreimal gelingt es der Regisseurin, kurz aus den bekannten Mustern auszubrechen, aber das reicht nicht aus, um den Film wirklich sehenswert zu machen. Am Ende ist es eine 08/15-Story mit prallen Brüsten und hübschen Booten.
5,0
von 10 Kürbissen
(Foto: Viennale)