Regie: Mischa Kamp
Original-Titel: LelleBelle
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Erotik
IMDB-Link: LelleBelle
Der Reserva 2012 von Bodegas Lan aus dem Weinbaugebiet Rioja, den ich an diesem Abend aufgemacht habe, überzeugt durch eine dunkelrote, fast ins Purpur gehende Farbe, eine vielschichtige Nase und einen Geschmack von Vanille, Lakritze, Johannisbeeren, ein wenig Waldboden und Sauerkirschen. Der Abgang hallt lange nach. Die 13,5 % Alkohol sind gut eingebunden, die Tannine halten das Gerüst straff zusammen, dennoch wirkt der Wein seidig und ausbalanciert. Könnte man Ähnliches nur über den Film sagen, den der Traubensaft begleitet hat. Aber „Sweet Desire – Süßes Verlangen“ gehört zu jenen Filmen, die eindrucksvoll – und ungewollt – zeigen, warum es so verdammt schwer ist, einen guten Erotikfilm zu machen. Ja, Sex gehört zum Leben dazu, Erotik ist was Tolles und Vielfältiges, aber irgendwie endet die Fantasie der in diesem Genre Produzierenden entweder bei feuchten Bubenträumen oder erhobenen Zeigefingern. Besonders ärgerlich, wenn beides zusammentrifft, und noch ärgerlicher, wenn das Ganze auch noch eine Frau inszeniert. Die Prämisse des Films: Junge, verklemmte Geigerin vom Land versucht, die Aufnahmeprüfung am Konservatorium in der Stadt zu bestehen, und stellt fest, dass sie nur ausdrucksvoll spielen kann, wenn sie davor sexuell erregt wird. Klischee Olé! Der Rest des Films sind gut aussehende Männer, die um sie buhlen, und Close-Ups ihrer Brüste. Natürlich sehen alle Menschen unglaublich gut aus, und sexuelle Belästigung wird hier nicht als solche wahrgenommen, sondern als Kompliment verstanden. Zwar versucht Mischa Kamp, die Regisseurin, das ganze Desaster einigermaßen geschmackvoll in Szene zu setzen und mit dem Einbau von The XX und Sigur Rós im Soundtrack den Anschein von Progressivität zu erwecken, aber gute Musik rettet keinen schlechten Film, vor allem, wenn diese so willkürlich hineingestückelt wird wie hier. An manchen Stellen wirkt der Film, als hätte eine Schulklasse versucht, einen Porno zu drehen, während die strenge Lehrerin im Hintergrund versucht, das Schlimmste zu verhindern. Darauf jetzt erst mal ein weiteres Glas vom Rioja.
3,0
von 10 Kürbissen
(Bildzitat: Quelle: imdb.com)