The Assistant (2019)

Regie: Kitty Green
Original-Titel: The Assistant
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama
IMDB-Link: The Assistant


Gleich mal vorweg: Der Trailer zu Kitty Greens „The Assistant“ kann durchaus in die Irre führen. Was sich beim schnellen Zusammenschnitt anfühlt wie ein spannender Bürothriller rund um dunkle Machenschaften ist – beim genauen Hinsehen – eben genau das. Nur ganz anders als erwartet. Nämlich sehr subtil gestrickt und mit Schweinereien, die weniger mit Bankkonten und sinisteren Geschäften gemein haben, sondern mit Ausbeutung und Sexismus. Julia Garner spielt Jane, die Assistentin eines einflussreichen Filmmoguls. Dieser wird den ganzen Film über nicht gezeigt und auch nicht namentlich erwähnt, aber man braucht nicht viel Fantasie, um hier einen realen Namen einsetzen zu können. Dieser Filmmogul ist schwer beschäftigt, lässt die Angestellten nach seiner erratischen Pfeife tanzen, und am Abend, wenn die Lichter ausgehen, bleibt er gerne noch etwas länger im Büro – vorwiegend in Gesellschaft junger, hübscher, hoffnungsvoller Schauspielerinnen. Die eigentliche Schweinerei aber ist, dass Jane, seit zwei Monaten in dieser Stelle tätig, bei ihren Versuchen, die Machenschaften des Chefs aufzuzeigen, auf eine Wand des Schweigens und Vertuschens stößt. Jeder weiß, was los ist, keiner sagt etwas. Zu mächtig sind die Mächtigen, zu schmächtig die Untergebenen. Genau auf dieses strukturelle Problem hat es Kitty Green mit ihrem Film abgesehen. Wer sich einen schnellen, spannungsgeladenen Thriller erwartet, ist hier falsch, aber als hintersinniges Drama über die moralischen Zustände unter den oberen Zehntausend ist der Film absolut gelungen, gerade durch seinen bitteren Realismus und seiner Weigerung, die Handlung hollywoodmäßig dramatisch zuzuspitzen.


7,5
von 10 Kürbissen

(Foto: Polyfilm Verleih)

3 Kommentare

  1. So, wie du es beschrieben hast, lässt sich dieser Film natürlich auch wahrnehmen. :-) Mir persönlich war der triste Ist-Zustand leider zu wenig, auch weil Kitty Green in der ohnehin schon kurzen Dauer ihre Films viel zu sehr den Fokus auf die tägliche Arbeit in einem Büro legt, die ohnehin jeder von uns so oder ähnlich kennt. Der Aspekt mit dem Machtmissbrauch aus der Chefetage war dann fast nur noch Beiwerk – und auch die Conclusio Greens (und auch ihrer Protagonistin Jane) fand ich zu resignativ. Wie wir seit Me Too wissen, lässt sich hier sehr wohl einiges unternehmen, um diese – wie du treffend sagst – Schweinereien zu unterbinden.
    Hier meine andere Sicht der Dinge: https://filmgenuss.com/2020/10/30/the-assistant/

    Gefällt 1 Person

    1. Ja, da sind wir mal wieder ein wenig auseinander. Ich habe aber das Dilemma der Hauptfigur schon gut nachvollziehen können, auch die Resignation am Ende. Daher hat der Film bei mir wohl anders gezündet als bei dir.

      Gefällt 1 Person

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