Regie: Mina Mileva und Vesela Kazakova
Original-Titel: Women Do Cry
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Drama
IMDB-Link: Women Do Cry
Nach Cat in the Wall bringen die beiden bulgarischen Regisseurinnen Mina Mileva und Vesela Kazakova mit „Women Do Cry“ nun eine Familiengeschichte ins Kino, die tief in der bulgarischen Seele verwurzelt zu sein scheint. Die Geschichte handelt von drei Schwestern, die allesamt aus diversen Gründen nicht glücklich sind, und den beiden Töchtern einer der Schwestern. Der Jüngsten, Sonja, wird eine erschütternde HIV-Diagnose gestellt, die sie in den Abgrund zu reißen scheint, dann aber zu einer schwesterlichen Solidarität führt, die stark genug scheint, um das Schicksal überwinden zu können. Soweit der Handlungsrahmen. „Women Do Cry“ ist im Kern ein politischer Film. Hier wird das bulgarische (das damit stellvertretend für fast alle anderen Länder steht) Patriachat gehörig zerpflückt und fast schon beiläufig das bulgarische Gesundheitswesen auch noch kritisch unter die Lupe genommen. Männer kommen kaum vor – und wenn, dann als Antagonisten wie ein erzkonservativer Gynäkologe, oder mit einer latenten Gewaltbereitschaft, wie sie der Großvater zeigt. Der Stil ist gelegentlich semi-dokumentarisch, die Kameraarbeit uneinheitlich, und auch die Handlung zerfranst immer wieder mal und scheint etwas unschlüssig umherzuspringen. Mehr Fokus hätte der Geschichte gut getan. Gleichzeitig wirkt der Aufbau beinahe schon kaleidoskopartig, und die verschiedenen Frauenschicksale verknüpfen und spiegeln sich. Der Film wirkt dadurch länger, als er ist. Das Thema ist relevant, die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank auch gut – so darf sich beispielsweise die durch den zweiten Borat bekannt gewordene Maria Bakalova als Sonja vielseitig und ausdrucksstark zeigen – und doch ist der Film anstrengend und wirkt nicht wie aus einem Guss. Dennoch gab’s von einem dankbaren Urania-Publikum nach einem sehr sympathischen (aber leider eher nichtssagenden) Interview für die beiden Regisseurinnen Standing Ovations. So weit würde ich nun nicht gehen, aber interessant ist „Women Do Cry“ trotz gelegentlicher Schwächen jedenfalls.

6,0 Kürbisse
(Foto: (c) Viennale)
Ein Kommentar