Ballade von der weißen Kuh (2020)

Regie: Behtash Sanaeeha und Maryam Moghadam
Original-Titel: Ghasideyeh gave sefid
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Drama
IMDB-Link: Ghasideyeh gave sefid


Es ist ein harter Kampf an der Spitze. Noch hat Österreich (vor allem dank der unermüdlichen Beiträge von Michael Haneke) die Nase vorn im Rennen um die Feel-Bad-Film-Nation der Welt, aber der Iran lässt sich nicht lumpen und zückt mit der „Ballade von der weißen Kuh“ ein Ass. Der Film beginnt gleich mal mit einem Besuch in einem äußerst trostlosen Gefängnis, in dem Mina (Maryam Moghadam, die auch gleich am Drehbuch und der Regie mitgewirkt hat) ihren Ehemann zum letzten Mal sieht. Kurze Zeit später ist derselbige tot, und Mina muss sich mit ihrer gehörlosen Tochter allein abkämpfen. Die Wohnung ist winzig, das Geld ist alle, und als Witwe eines verurteilten und hingerichteten Mörders hat man nicht unbedingt ein erfülltes Sozialleben. Und weil alles eh schon so scheiße ist, kommt plötzlich auch noch die Nachricht, dass die Verurteilung und Exekution des Gatten auch noch ein Justizirrtum war. Auftritt Reza (Alireza Sanifar), ein traurig blickender Mann, dessen Sohn sich gerade zum Militärdienst verabschiedet hat, und der dem Verstorbenen noch was schuldete. Zwischen den beiden einsamen Seelen entwickelt sich eine freundschaftliche Zuneigung – vielleicht das bisschen Licht in dieser dunklen Welt, das es in diesem Moment braucht. Aber: Das iranische Regieduo macht seine Sache gründlich, und was ein Haneke kann, können die beiden auch. Also geht mal lieber nicht davon aus, dass am Ende alle happypeppy sind, der verstorbene Ehemann als fröhlicher Geist Stepptänze aufführt und die ganze Familie glücklich ins Disneyland fährt. Wäre natürlich auch eine Variante gewesen, den Film ausklingen zu lassen, aber das Ende passt schon so, wie es ist. Die Welt ist eben mancherorts und manchmal so deprimierend. Und damit ist die „Ballade von der weißen Kuh“ ein konsequenter Film, über den man noch lange diskutieren kann. Eine Empfehlung von mir. Und der Haneke zuckt wohl auch schon ganz nervös im Kinosessel.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Amin Jafari, Quelle http://www.imdb.com)

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