Take Shelter – Ein Sturm zieht auf (2011)

Regie: Jeff Nichols
Original-Titel: Take Shelter
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Drama, Thriller
IMDB-Link: Take Shelter


Wir müssen mal über Michael Shannon reden. Dass ich ein großer Fan seiner Schauspielkunst bin, habe ich hier schon des Öfteren kundgetan. Aber wer nach der Sichtung von „Take Shelter“ immer noch nicht der Meinung ist, dass der gute Mann mit Oscars und Filmpreisen überschüttet gehört, mit dem muss ich wohl mal ein ernstes Wörtchen reden. Michael Shannons Stärke liegt in seinem Minimalismus. Es gibt hochgeschätzte Kolleginnen und Kollegen, wie zum Beispiel Daniel Day-Lewis (den ich nach wie vor für den besten Schauspieler ever halte), die ihre Rollen expressiv anlegen und mit jeder Faser ihres Körpers, mit jeder Bewegung pure Energie ausstrahlen. Man denke dabei an den überragenden „I drank your milkshake“-Monolog aus „There Will Be Blood“. Michael Shannon ist das genaue Gegenteil davon. Er wirkt stoisch, ein Monolith von einem Mann, an dem scheinbar alles abprallt. Und dann zuckt ein kleiner Muskel in seinem Gesicht, oder die Augen wandern mal kurz auf die Seite, die Lippen sind für einen Sekundenbruchteil zusammengekniffen, und plötzlich ist es einem, als blicke man direkt in seine Seele hinein. Alles, was der Mann tut, macht er mit den geringsten Mitteln, die gerade dadurch eine unheimliche Wucht entfalten. Wer wäre besser geeignet gewesen, einen Bauarbeiter zu spielen, der plötzlich nächtliche Visionen hat und an seiner eigenen geistigen Gesundheit zweifelt? Michael Shannon hatte schon viele glorreiche Momente, aber „Take Shelter“ ist sein Meisterstück. Dass der Film aber so dermaßen gut ist, liegt nicht an Michael Shannon allein. Das Drehbuch ist grandios und baut nach und nach eine bedrohliche Spannung auf, die von Jeff Nichols virtuos inszeniert wird. Jessica Chastain als liebende, aber zweifelnde Ehefrau zeigt ebenfalls ihr ganzes Können, und die Entscheidung, ein stilles Drama über die Grenzen des menschlichen Geists und die in uns schlummernden Urängste zu drehen statt eines effekthaschenden Actionkrachers (auch das wäre möglich gewesen), ist die Grundlage für die Größe dieses Films. Anschauen!


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2011 – Sony Pictures Classics, Quelle http://www.imdb.com)

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