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Meine Filme des Jahres 2022

Ganz ehrlich: 2022 war ein Scheißjahr. Wie das finsterste Mittelalter (eine weltweite Pandemie, Krieg in Europa, in den Häusern ist es kalt), nur mit besseren Hygienestandards. Wobei: Wenn ich mir in den Öffis so manche FFP2-Masken ansehe und die Kulturen, die darin entwickelt wurden, streiche ich den letzten Halbsatz lieber wieder. Fazit des Jahres: Es kann nur besser werden.

Meine Kinobesuche haben sich wie im Vorjahr in Grenzen gehalten. 34 zähle ich – ein großer Anteil entfällt wieder wie üblich auf die Viennale. Wie auch im Vorjahr finden sich auch dieses Jahr wieder einige Filme, die dieses Jahr neu auf Streaming-Plattformen wie Netflix oder Disney+ erschienen sind, auf meiner Jahresbestenliste. Für meine Auswahl der üblichen Top30-Filme bleiben auf diesem Wege 59 Neuerscheinungen übrig, die ich eben entweder in diesem Jahr neu im Kino gesehen habe oder die mit Erscheinungsjahr 2022 via Streaming veröffentlicht wurden. (Darunter befinden sich etliche Gurken, die eine gesonderte Erwähnung verdient hätten. Netflix, quo vadis?) Für die Statistiker unter euch: 9 von meinen Top30 Filmen wurden von Frauen gedreht, was immerhin eine bessere Quote als für die Gesamtliste aller gesehenen Filme bedeutet. Die ist nach wie vor ausbaufähig.

Aber nicht lange gefackelt – das sind meine 30 Filme des Jahres:

Platz 1: Licorice Pizza (von Paul Thomas Anderson) – 9,0 Kürbisse
Ich bin ja schon so ein großer Fan von Paul Thomas Andersons Filmen, aber die haben oft eine gewisse Schwere und Tragik an sich. „Licorice Pizza“ ist hingegen ein unglaublich charmanter, fast fluffiger Film über eine unwahrscheinliche Liebesbeziehung, die sich aber dennoch durch und durch echt anfühlt.

Platz 2: The Banshees of Inisherin (von Martin McDonagh) – 8,5 Kürbisse
Eine Meisterleistung von Colin Farrell und Brendan Gleeson, die Martin McDonaghs skurril-schwarzhumorigem Film zeigen, dass auch Freundschaften nicht ewig halten müssen. Dazu viel irisches Lokalkolorit und eine treffende Allegorie auf den Nordirland-Konflikt, den, so wie der Konflikt in diesem Film, keiner versteht.

Platz 3: The House (von Paloma Baeza, Emma de Swaef, Niki Lindroth von Bahr und Marc James Roels) – 8,0 Kürbisse
Ich habe ja ein Herz für Stop-Motion-Filme, und der Episodenfilm „The House“ ist nicht nur tricktechnisch äußerst gelungen mit einer ganz individuellen Optik, sondern unterhält auch mit kuriosen und schaurigen Geschichten, die auch nach Ausschalten des Fernsehers durch die eigene Fantasie noch lange weitergesponnen werden.

Platz 4: Bullet Train (von David Leitch) – 8,0 Kürbisse
Brad Pitt in einer herrlich humorvollen Rolle kämpft sich durch einen ganzen Zug, ohne wirklich zu verstehen, was da überhaupt abgeht. David Leitchs „Bullet Train“ ist einfach nur komplett überdrehte, teils saukomische Actionunterhaltung, der nicht mehr sein will, als sie ist, aber gerade dadurch so gut gelungen ist.

Platz 5: The Whale (von Darren Aronofsky) – 8,0 Kürbisse
Das große Comeback von Brendan Fraser, der nie besser war als in der Rolle des schwer übergewichtigen Creative Writing-Lehrers, der sich den großen Traumata seiner Vergangenheit stellen muss. Ein berührender, mitreißender Film, der lange nach dem Abspann nachhallt.

Platz 6: Die Königin des Nordens (von Charlotte Sieling) – 8,0 Kürbisse
Einer der ersten Filme, die ich in diesem Jahr gesehen habe, und ich wusste gleich: Der wird am Ende des Jahres wieder unter den Top10 auftauchen. Charlotte Sieling zeichnet ein konzentriertes, spannend erzähltes und schauspielerisch überragend umgesetztes Portrait von Königin Margrethe von Dänemark, die die Länder des Nordens unter sich vereinte.

Platz 7: The Batman (von Matt Reeves) – 8,0 Kürbisse
Ja, Robert Pattinson ist ein großartiger Batman. Wer davor gezweifelt hat, wurde durch Matt Reeves düstere Neuverfilmung der Fledermaus mit Technik-Fetisch eines Besseren belehrt. „The Batman“ erfindet das Genre nicht neu, bringt aber einen düsteren Goth-Schick ein, der dem finsteren Helden gut steht.

Platz 8: Blond (von Andrew Dominik) – 8,0 Kürbisse
Vielleicht jener Film in meinen Top10, über den es sich am kontroversesten diskutieren lässt, aber ich persönlich fand „Blond“ mit Ana de Armas in der Rolle eine völlig kaputten Marilyn Monroe erfrischend anders und faszinierend vielschichtig – wenn man sich von dem Gedanken verabschiedet, ein Bio-Pic sehen zu wollen. Denn das ist dieser Film nicht.

Platz 9: Close (von Lukas Dhont) – 8,0 Kürbisse
Ein Film, den man in stabiler Gemütslage sehen sollte, denn leichte Kost ist der Film von Lukas Dhont über eine enge Jungenfreundschaft, die auf tragische Weise nach einer von Mitschülern geäußerten Vermutung, die beiden Jungs wären homosexuell, zu Ende geht.

Platz 10: Triangle of Sadness (von Ruben Östlund) – 8,0 Kürbisse
Ruben Östlund ist nicht für Subtilität bekannt. Sein „Triangle of Sadness“ trägt demnach vielleicht auch manchmal zu dick auf, und über die Laufzeit lässt sich streiten, und doch hatte ich bei dieser bitterbösen, schwarzhumorigen Komödie über das neue Mischen der Karten zwischen Arm und Reich nach einem unerwarteten Ereignis mein Vergnügen.

Platz 11: Top Gun: Maverick (von Joseph Kosinski) – 7,5 Kürbisse

Platz 12: She Said (von Maria Schrader) – 7,5 Kürbisse

Platz 13: Tori and Lokita (von Jean-Pierre und Luc Dardenne) – 7,5 Kürbisse

Platz 14: Sonne (von Kurdwin Ayub) – 7,5 Kürbisse

Platz 15: Apollo 10 1/2: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter (von Richard Linklater) – 7,5 Kürbisse

Platz 16: Das Licht, aus dem die Träume sind (von Pan Nalin) – 7,5 Kürbisse

Platz 17: Dreizehn Leben (von Ron Howard) – 7,5 Kürbisse

Platz 18: Blaze (von Del Kathryn Barton) – 7,5 Kürbisse

Platz 19: Macbeth (von Joel Coen) – 7,5 Kürbisse

Platz 20: Im Westen nichts Neues (von Edward Berger) – 7,5 Kürbisse

Platz 21: Broker (von Hirokazu Koreeda) – 7,5 Kürbisse

Platz 22: Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse (von David Yates) – 7,5 Kürbisse

Platz 23: Corsage (von Marie Kreutzer) – 7,0 Kürbisse

Platz 24: Spencer (von Pablo Larraín) – 7,0 Kürbisse

Platz 25: Unicorn Wars (von Alberto Vázquez) – 7,0 Kürbisse

Platz 26: Doctor Strange in the Multiverse of Madness (von Sam Raimi) – 7,0 Kürbisse

Platz 27: Other People’s Children (von Rebecca Zlotowski) – 7,0 Kürbisse

Platz 28: Nightmare Alley (von Guillermo del Toro) – 7,0 Kürbisse

Platz 29: Salaryman (von Allegra Pacheco) – 7,0 Kürbisse

Platz 30: Stars at Noon (von Claire Denis) – 7,0 Kürbisse

Das war’s für dieses Jahr. Ich wünsche euch einen guten Rutsch in ein hoffentlich glückliches, erfolgreiches und vor allem gesundes Jahr 2023! Und wie immer: Mitdiskutieren über die Filme ist stets erwünscht!

Lebt denn der alte Holzmichl noch?

Aufmerksame Leser:innen dieses Blogs werden festgestellt haben, dass es hier in der letzten Zeit nichts zu lesen gab. Ich bin mal so egozentriert und gehe davon aus, dass sich mancher vielleicht die Frage gestellt hat: Gibt es den Filmkürbis überhaupt noch, oder geht dieser Blog sang- und klanglos in die ewigen Jagdgründe des Internets ein? Jenen kann ich aber Entwarnung geben mit einem Zitat von John Lennon: „Life is what happens while you’re busy making other plans.“ Und so sind im Real Life gerade eben andere, größere Prioritäten gesetzt als das Füttern dieses Blogs mit Content. Die freudige Nachricht: In etwas mehr als einer Woche, am 11.6. nämlich, heiratet der Kürbis eures Vertrauens und verbindet sich mit einer wunderhübschen Zucchini zu einer g’schmackigen Gemüsepfanne. Gleichzeitig ist auch ein großer Umzug geplant. Das heißt, Kisten wollen gepackt werden, Katzen auch, und man verflucht sich jeden Tag ein bisserl dafür, so ein arger Sammler zu sein mit Blick auf die ca. 1.000 Bücher und je 500 CDs, DVDs und Weinflaschen (man ist nämlich nicht nur Sammler, sondern auch Säufer). Wenn das alles dann zur Zufriedenheit aller Beteiligten erledigt ist, wird es hier auch wieder regelmäßige Film-Reviews geben. Versprochen! Bis dahin bleibt gesund und geht mal raus an die frische Luft! Wir lesen uns.

Wenn Schweigen eine Antwort ist

Nichts ist komplett unpolitisch. Weitestgehend frei von Ideologie vielleicht, aber niemals zur Gänze unpolitisch. Auch ein Filmblog nicht. Wie wohl fast alle Menschen in Europa bin auch ich erschüttert von dem Leid, das seit gestern über die Bevölkerung der Ukraine und auch jener von Russland gebracht wird. Menschen sterben, Familien werden zerrissen, Existenzen vernichtet, und selbst nachfolgende Generationen werden noch die Wunden spüren, die sich durch ihre Familien ziehen. Ja, Film und Fernsehen bieten Ablenkung, und wir Menschen brauchen solche Ablenkungen von Sorgen und Nöten. Man kann auch in diesen Zeiten nicht alles stehenlassen und in Lethargie verfallen. So zynisch es auch klingen mag, aber das Leben geht weiter, für uns, selbst für die betroffene Bevölkerung in der Ukraine. Dennoch möchte ich ein kleines Zeichen setzen. Einmal kurz innehalten und still sein. Nicht so tun, als wäre nichts gewesen, sondern die Wunden sichtbar machen, indem ich mich selbst für einen Moment unsichtbar mache. In diesem Sinne werde ich zwei Wochen lang nichts auf dem Blog posten. Möge diese kleine Lücke, die dadurch entsteht, als Mahnmal gegen den Krieg und das Leid, das dieser über die Menschen bringt, verstanden werden.

Rückblick 2021 – Meine Top30-Filme des Jahres

Erst einmal das Wichtigste: Ich hoffe, ihr seid alle gesund und unfallfrei im neuen Jahr angekommen. Jahr 3 der Pandemie – yeah! Dass sich die so ziehen würde wie ein Strudelteig, hätte Anfang 2020 wohl niemand geahnt. Auch pandemiebedingt war 2021 mein Filmjahr sehr stark geprägt von Streaming und weniger von Kinobesuchen. Inklusive Viennale reichte es gerade mal für 43 Kinotickets. 237 weitere Filme wurden im Patschenkino konsumiert, also entweder via Streaming oder DVD. Schändlicherweise ist dieses Jahr meine Quote an Filmen, die von Frauen gedreht wurde, extrem abgerutscht – gerade mal 17% der neu gesichteten Filme wurden von Frauen gedreht, wenn man die wiederholten Sichtungen einbezieht, liegt die Quote gerade mal bei 11% und ist damit wieder auf dem Boden der Realität angekommen. Memo an mich selbst (auch Neujahrsvorsatz genannt): Das geht 2022 besser!

Aber gut, sehen wir uns nun die Reihung meiner Top30-Filme des Jahres an. Dafür in Frage kommen ausschließlich neue Filme (aus 2020 oder 2021), die ich 2021 im Kino gesehen habe, oder Filme, die 2021 ihre Premiere auf Streaming-Anbietern hatte. 51 Filme bleiben nach dieser Kriterien in der Wertung, und das sind meine Top30 daraus. (Aufgrund dieser doch eher geringen Anzahl an Filmen schaffen es dieses Jahr auch Filme mit einer Wertung von 6,5 Kürbissen in die Top30. Auch in dieser Hinsicht darf 2022 durchaus wieder besser werden.)

Platz 1: Promising Young Woman (von Emerald Fennell) – 8,5 Kürbisse
Hui, was für ein fieser, großartig inszenierter Film! Carey Mulligan spielt grandios, aber es ist vor allem das kompromisslose und konsequente Drehbuch, das den Film zum Ereignis werden lässt. Völlig verdient heimste Emerald Fennell dafür den Oscar für das beste Original-Drehbuch ein.

Platz 2: Dune (von Denis Villeneuve) – 8,5 Kürbisse
Das Buch konnte mich nicht mitreißen, der Film hingegen schon. Visuell wohl die großartigste Erfahrung, die man 2021 im Kino machen konnte, auch das Sounddesign und der Soundtrack sind hervorragend – das ist Kino für die große Leinwand, und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

Platz 3: The Suicide Squad (von James Gunn) – 8,5 Kürbisse
Der Spaßmacher des Jahres. Einfach mal tun, worauf man Lust hat, egal, wie abgedreht es zu sein scheint – das war wohl James Gunns Motto für das Reboot des Suicide Squads, und zumindest bei mir hat diese Prämisse ausgezeichnet funktioniert. Es liegt wohl an meinem infantilen Humor, aber keinen anderen Film des Jahres fand ich so witzig wie diesen.

Platz 4: Ali & Ava (von Clio Barnard) – 8,5 Kürbisse
Ein überraschendes Highlight der diesjährigen Viennale. Eine Liebesgeschichte, die komplett unprätentiös kulturelle und altersbedingte Barrieren überspringt und zudem mit einem grandiosen Soundtrack aufwartet. Ein kleiner Film, der viel mehr Beachtung finden sollte.

Platz 5: Lamb (von Valdimar Jóhannsson) – 8,0 Kürbisse
Einer der (im positiven Sinne) seltsamsten Filme des Jahres. Die Isländer sind ja schon per se ein merkwürdiges Völkchen, und wenn sie dann noch verquere Mythologie in ein Familienhorrordrama packen, dann wird es so richtig seltsam. Aber auf eine gute Weise.

Platz 6: Red Rocket (von Sean Baker) – 8,0 Kürbisse
Hach, Sean Baker. Der hat mit „The Florida Project“ einen meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre vorgelegt, und auch wenn „Red Rocket“ knapp hinter der Klasse seines vorigen Films zurückbleibt, so ist der einerseits ein großer und frecher Spaß und andererseits auch eine sehr genaue Betrachtung der mittellosen Gesellschaftsschicht im Süden der USA.

Platz 7: Spider-Man: No Way Home (von Jon Watts) – 8,0 Kürbisse
Der Abschluss der Spider-Man Homecoming-Trilogie ist bestes Fan-Pleasing. Spider-Man-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, doch auch der Rest der Welt bekommt gut gemachte und kurzweilige Unterhaltung serviert. Und Tom Holland ist ohnehin ein extrem sympathischer Spider-Man.

Platz 8: Cruella (von Graig Gillespie) – 8,0 Kürbisse
Zugegeben, von diesem Film habe ich mir nicht allzu viel erwartet. Doch Craig Gillespie hat einen flott inszenierten und von Emma Stone perfekt getragenen Film vorgelegt, der mehr an das freche Biopic „I, Tonya“ erinnert als an Disney-Filme.

Platz 9: The French Dispatch (von Wes Anderson) – 8,0 Kürbisse
Wie schon in meiner Kritik geschrieben: Das ist wohl der Wes Anderson-Film für Wes Anderson-Hardcore-Nerds, also für Leute wie mich. Allen anderen mag er in seiner Stilistik vielleicht zu extrem sein, auch zünden nicht alle Episoden gleichermaßen, aber für mich als Fan dieses ganz speziellen Zugangs zum Medium Film ist der ein wahres Fest.

Platz 10: The Power of the Dog (von Jane Campion) – 7,5 Kürbisse
Aktuell der Frontrunner in Sachen Oscars, und ja, von dem Film werden wir in den nächsten Wochen berechtigterweise noch viel hören und lesen. Jane Campion ist ein ganz fieser Western gelungen, der Erwartungshaltungen konsequent aufbaut und genauso konsequent unterläuft. Mir hat’s gefallen.

Platz 11: Titane (von Julia Ducournau) – 7,5 Kürbisse

Platz 12: Free Guy (von Shawn Levy) – 7,5 Kürbisse

Platz 13: A Chiara (von Jonas Carpignano) – 7,5 Kürbisse

Platz 14: Encanto (von Jared Bush und Byron Howard) – 7,5 Kürbisse

Platz 15: Alien on Stage (von Lucy Harvey und Danielle Kummer) – 7,5 Kürbisse

Platz 16: The Witches of the Orient (von Julien Faraut) – 7,5 Kürbisse

Platz 17: Minari – Wo wir Wurzeln schlagen (von Lee Isaac Chung) – 7,5 Kürbisse

Platz 18: Wife of a Spy (von Kiyoshi Kurosawa) – 7,5 Kürbisse

Platz 19: Luca (von Enrico Casarosa) – 7,0 Kürbisse

Platz 20: Malcolm & Marie (von Sam Levinson) – 7,0 Kürbisse

Platz 21: Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (von Destin Daniel Cretton) – 7,0 Kürbisse

Platz 22: The Last Duel (von Ridley Scott) – 7,0 Kürbisse

Platz 23: Das Ereignis (von Audrey Diwan) – 7,0 Kürbisse

Platz 24: Lapsis (von Noah Hutton) – 7,0 Kürbisse

Platz 25: A Quiet Place 2 (von John Krasinski) – 7,0 Kürbisse

Platz 26: Black Widow (von Cate Shortland) – 7,0 Kürbisse

Platz 27: Don’t Look Up (von Adam McKay) – 6,5 Kürbisse

Platz 28: tick, tick … BOOM! (von Lin-Manuel Miranda) – 6,5 Kürbisse

Platz 29: James Bond 007: Keine Zeit zu sterben (von Cary Joji Fukunaga) – 6,5 Kürbisse

Platz 30: Hinterland (von Stefan Ruzowitzky) – 6,5 Kürbisse

Und was waren eure Filme des Jahres?

1000 Filmreviews

Wenn ich richtig mitgezählt habe, müsste meine nächste Review die 1.000ste auf diesem Blog sein. An dieser Stelle möchte ich euch, meinen treuen Leserinnen und Lesern, ein herzliches Dankeschön aussprechen. Ich freue mich über jedes Like und jeden Kommentar und noch mehr, wenn ich in den Dialog mit euch treten kann. Ich hoffe, ihr habt Spaß beim Lesen, so wie ich Spaß daran habe, meinen Senf zu den Filmen abzugeben. Denn das ist hier die Hauptsache. Es ging mir nie um große Reichweiten und tiefe Fußabdrücke, sondern einfach um die gute Unterhaltung, um vielleicht mal witzige, mal überraschende, mal polemische und manchmal auch einfach ehrfürchtige Filmkritiken, die von euch gern gelesen werden. Wenn mir das gelingt, bin ich zufrieden.

Und nun auf zu den nächsten 1000 Reviews.

Juhu – eine Coronajahr-Liste!

Weil es auch etwas Positives geben muss in diesem Scheiß-Jahr, hier der Jahresrückblick meiner Top30-Filme des Jahres. Gleich vorweg: Die Liste, aus der ich ausgewählt habe, war dieses Jahr deutlich kürzer als sonst. Was einfach daran liegt, dass die Kinos über weite Strecken des Jahres geschlossen hatten und sich viele Filmstarts ins Jahr 2021 verschoben haben. Wie gesagt, 2020 war großer Mist. Glücklicherweise trotzdem immer wieder aufgehellt von einigen filmischen Perlen. Die geringe Auswahl zeigt sich aber in der Liste selbst: Auch ein Film mit einer Bewertung von 6,0 hat es unter meine Top30-Filme des Jahres geschafft. Aber genug geschwafelt, jetzt rein in die Liste. Zur Erinnerung: Aufgenommen werden ausschließlich neue Filme aus 2019 oder 2020, die ich 2020 im Kino gesehen habe, oder Produktionen aus 2020, die dieses Jahr ihren Streaming-Start hatten.

  1. Waves von Trey Edwards Shults (9,0 Kürbisse)
    Irgendwie war „Waves“ ja so etwas wie ein Vorgeschmack auf das ganze Jahr 2020. Am Anfang ist alles friedlich und wunderbar, man lebt sein geregeltes, bürgerliches Leben – und dann tritt ein Ereignis eine Kette von beschissenen weiteren Ereignissen los und man ist nur noch Passagier. Am Ende wartet immerhin die Aussöhnung mit dem Schicksal – hoffen wir, dass 2021 diese auch bringen wird.
  2. The Gentlemen von Guy Ritchie (8,5 Kürbisse)
    Mister Guy Ritchie ist zurück – und er macht in „The Gentlemen“ das, was er am besten kann: Kleinganoven in aberwitzige Situationen hetzen, sich gegenseitig betrügen und dabei coole Dialogzeilen aufsagen. Der neueste Film von Ritchie ist ein Feuerwerk gewitzter und cooler Unterhaltung – und zeigt Hugh Grant einmal in einer komplett anderen Rolle als üblich.
  3. Tenet von Christopher Nolan (8,5 Kürbisse)
    Der Mindfuck des Jahres. Mitten in der Corona-Pandemie ließ es sich Christopher Nolan, der Cineast, nicht nehmen, seinen neuesten Film in die Kinos zu bringen. Und auch wenn gefühlt niemand im Kinosaal verstanden hat, was er da gesehen hat, so haben sich die unfassbaren Bilder dennoch ins Langzeitgedächtnis eingebrannt. Ein Film, den man auf der großen Leinwand gesehen haben sollte.
  4. Niemals Selten Manchmal Immer von Eliza Hittman (8,0 Kürbisse)
    Eine einfache Geschichte, ein Thema, auf das ich nicht unbedingt anspringe (Teenager-Schwangerschaft und Abtreibung), aber so gefühlvoll und lebensnah erzählt, dass man den Film unbedingt zu den ganz großen Highlights des Kinojahres zählen muss.
  5. Nomadland von Chloe Zhao (8,0 Kürbisse)
    Smells like Oscar nominations. „Nomadland“ von Chloe Zhao ist ein Meisterwerk mit einer einmal mehr überragenden Frances McDormand. Ohne auch nur ein Gramm Pathos erzählt Chloe Zhao von unfreiwilligen modernen Nomaden in den USA, die sich von Kurzzeit-Job zu Kurzzeit-Job hangeln und mit ihren Träumen abgeschlossen haben.
  6. Parasite von Bong Joon-ho (8,0 Kürbisse)
    Die Sensation der Oscar-Verleihung 2020, der erste fremdsprachige Film, der den Oscar als bester Film gewonnen konnte. „Parasite“ ist ein gewagtes Stück Kino, das zwischen allen Stühlen sitzt und scheinbar mühelos von einem Genre zum nächsten wechselt. Ein verdienter Sieger – und einer, der im Gegensatz zu manch anderen Filmen (ja, ich schaue dich an, Green Book!) auch bleiben wird.
  7. Aufzeichnungen aus der Unterwelt von Tizza Covi und Rainer Frimmel (8,0 Kürbisse)
    Ein paar verlebte Wiener Strizzis, eine Kamera, die die zerfurchten Gesichter in Schwarz-Weiß aufnimmt, mehr braucht es nicht für einen interessanten Film. „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ zeigt, wie spannend das Leben sein kann, wenn man die Leute reden lässt und ihnen zuhört. Denn die besten Geschichten schreibt das Leben selbst.
  8. 1917 von Sam Mendes (8,0 Kürbisse)
    Eine technische Meisterleistung und der Krieg so unmittelbar, wie man ihn seit der D-Day-Szene aus „Saving Private Ryan“ nicht mehr gesehen hat. Sam Mendes‘ Echtzeit-Kriegsdrama „1917“ gehörte zu den ganz großen Oscar-Favoriten und war letztlich doch geschlagen, was aber nichts daran ändert, dass der Film großartig gemacht ist.
  9. Gunda von Victor Kossakovsky (8,0 Kürbisse)
    Der kleinste Film in meinen Top10. Eine Sau, ihre Ferkeln, ein paar Hühner, ein paar Rinder. Tiere, die einfach nur dabei beobachtet werden, wie sie Tiere sind, und irgendwann im Laufe der Zeit verweist der Film allein durch die Betrachtung auf das größere Ganze, dessen Teil wir alle sind. Eine positive Überraschung meiner Viennale 2020.
  10. Systemsprenger von Nora Fingscheidt (7,5 Kürbisse)
    Der Film erzählt von dem Mädchen Benni, das nicht in unser System passt. Wie leicht hätte aus diesem Thema ein tränentriefendes, pathetisches Kitsch-Stück werden können. Dass der Film ernsthaft und konsequent ist, ist eine große Leistung, die auch verdientermaßen mit allerlei Preisen gewürdigt wurde.
  11. Little Women von Greta Gerwig (7,5 Kürbisse)
  12. Die Wütenden – Les Misérables von Ladj Ly (7,5 Kürbisse)
  13. Knives Out – Mord ist Familiensache von Rian Johnson (7,5 Kürbisse)
  14. Tragic Jungle von Yulene Olaizola (7,5 Kürbisse)
  15. The Old Man Movie von Oskar Lehemaa und Mikk Mägi (7,5 Kürbisse)
  16. Der Rausch von Thomas Vinterberg (7,5 Kürbisse)
  17. Intrige von Roland Polanski (7,5 Kürbisse)
  18. The World to Come von Mona Fastvold (7,5 Kürbisse)
  19. The Assistant von Kitty Green (7,0 Kürbisse)
  20. Vergiftete Wahrheit von Todd Haynes (7,0 Kürbisse)
  21. Die perfekte Kandidatin von Haifaa Al Mansour (7,0 Kürbisse)
  22. First Cow von Kelly Reichardt (7,0 Kürbisse)
  23. The Devil All the Time von Antonio Campos (7,0 Kürbisse)
  24. Pelikanblut von Katrin Gebbe (7,0 Kürbisse)
  25. On the Rocks von Sofia Coppola (7,0 Kürbisse)
  26. Marie Curie – Elemente des Lebens von Marjane Satrapi (7,0 Kürbisse)
  27. Kajillionaire von Miranda July (6,5 Kürbisse)
  28. Die Zahlen von Oleg Sentsov (6,5 Kürbisse)
  29. Die Frau, die rannte von Hong Sang-soo (6,5 Kürbisse)
  30. Schlaf von Michael Venus (6,0 Kürbisse)

Viennale 2020 – Es geht wieder los

2020 ist ein Arschlochjahr. Daran gibt’s nichts zu rütteln. Erfreulich ist, dass die Viennale dieses ungute Jahr nun ein wenig in die Schranken weist. Mit Babyelefantenabständen, Masken und festen Sitzplätzen geht die diesjährige Ausgabe heute als Präsenzfestival wieder los. Und wenn sich alle brav an die Maßnahmen halten, können wir gemeinsam Corona den Finger zeigen. Ja, du bist da draußen unterwegs und hungrig auf uns, aber wir bereiten uns vor und zeigen dir, dass uns die Mama beigebracht hat, wie man Hände wäscht! (Gerade in Österreich, wo eine Hand die andere wäscht, sollten wir das wirklich intus haben.) Und Babyelefanten sind süße Tiere, dagegen kommt so ein Krönchen-Virus nicht an. Also: Passen wir aufeinander auf, nehmen wir die Sache ernst, aber lassen wir uns dadurch nicht den Filmgenuss vermiesen. Ich werde, was die Anzahl der Filme, die auf meinem Zettel steht, mal wieder eskalieren, und ihr dürft live dabei sein auf diesem Blog. 2020, du kannst uns mal!

Long time no see

Aktuell ist eigentlich Kürbis-Zeit. Umso tragischer ist es, dass ausgerechnet der Filmkürbis über Wochen hinweg in kontemplatives Schweigen versunken ist. Die Liste der Filme, über die ich noch schreiben möchte, wird länger und länger, auch wenn Corona-bedingt keine aktuellen Kino-Blockbuster darunter zu finden sind. Irgendwie ist die ganze Freizeitgestaltung ja immer noch on hold. Wein trinken geht. Und auf Netflix versumpern. Aber es ist Besserung in Sicht: Ab heute besuche ich insgesamt drei Filme des Slash-Festivals des fantastischen Films (natürlich unter strengster Einhaltung der geltenden Corona-Vorschriften): „Pelikanblut“ von Katrin Gebbe, „Schlaf“ von Michael Venus und „The Old Man Movie“ von Oskar Lehemaa und Mikk Mägi. Darüber werde ich dann berichten. Der Kürbis ist zurück nach seiner ungeplanten Sommerpause.

Oscars 2020: Wer kriegt die Goldmännchen, wer kriegt sie nicht, und wer sollte sie kriegen?

Hach, die Oscars. Der renommierteste Filmpreis der Welt. Wenngleich auch nicht der künstlerisch relevanteste. Wie jedes Jahr werde ich mir das Spektakel live im Kino geben, werde mich über unerwartete, aber verdiente Außenseiter-Siege freuen, die meiste Zeit aber über schimpfen und die Vorhersehbarkeit der meisten Entscheidungen bedauern. Im Gegensatz zu früheren Jahren fehlen mir tatsächlich einige Filmsichtungen, allen voran „Ford V Ferrari“, immerhin 4fach nominiert. Und „Little Women“ gibt es als traditionellen Vor-Oscar-Film am Sonntag um 11 Uhr nachts. Verzeiht bitte, wenn sich vor der Oscar-Verleihung dazu keine Review mehr ausgeht.

Aber wer sind nun die Favoriten, wer wird meiner Meinung nach gewinnen und wer sollte stattdessen gewinnen? Hier eine kurze Einschätzung zu den Kategorien Bester Film, Beste Regie und die vier Darsteller-Kategorien. Es gäbe noch viel mehr zu erzählen, noch viel mehr spannende Kategorien, aber so viel Text möchte ich euch dann doch nicht aufbürden. Seht euch einfach selbst die Filme und die Verleihung an. Ein bisschen Zeit habt ihr ja noch.

Bester Film

Keine Frage, der Sieg führt hier nur über 1917. Parasite und Once Upon A Time … in Hollywood könnten Sam Mendes als aussichtsreichste Herausforderer noch die Party versauen, zwei frühe Favoriten, die mittlerweile nur noch als gefährliche Außenseiter ins Rennen gehen, sind zudem The Irishman und Joker, aber ich denke nicht, dass es reichen wird. „1917“ scheint nach den letzten Preisverleihungen eine sichere Bank zu sein. Generell kann ich aber festhalten, dass dieser Jahrgang verdammt stark ist. Von den 7 Filmen, die ich bislang gesehen habe, wurde The Irishman mit immer noch sehr guten 7,5 Kürbissen von mir am schlechtesten bewertet.

Auf wen würde ich wetten? 1917. Ein technisches Meisterwerk, das auch dramaturgisch punkten kann.

Wen würde ich auszeichnen? Joker. Oft wird er auf Joaquin Phoenix‘ Leistung reduziert, aber der Film funktioniert als zeitgemäße Kritik an einer mitleidlosen Neid- und Spaßgesellschaft auch für sich.

Und was wäre meine sentimentale Wahl? JoJo Rabbit. Ein wunderbar ambivalenter Film, der moralische Überzeugungen auf den Prüfstand stellt, und Humor wie Schrecken gleichermaßen zulässt.

Und wer fehlt (mir) am meisten? The Last Black Man in San Francisco. Ein Film des Jahres für mich, ein Regiedebüt mit so viel Seele und gleichzeitig virtuoser Inszenierung, dass man nur Beifall klatschen kann.

Beste Regie

Lassen wir die (wohl berechtigte) Aufregung rund um Greta Gerwigs Nicht-Nominierung beiseite, zu der ich noch nichts sagen kann, da ich „Little Women“ erst am Sonntag sehen werde. Es gibt aber darüber hinaus eh genug zu diskutieren in dieser hart umkämpften Kategorie. Lange Zeit hat es so ausgesehen, als wäre Scorsese der Frontrunner. Das Blatt hat sich mittlerweile gewendet. Das Duell dürfte Sam Mendes vs. Quentin Tarantino lauten. Tatsächlich aber ist das eine Kategorie, in der man den Oscar einfach gerecht durch fünf teilen sollte, und jeder geht mit einem Arm oder einem Bein des Goldmannes nach Hause, und Tarantino darf von mir aus den (blutigen) Kopf haben.

Auf wen würde ich wetten? Sam Mendes für 1917. Er wurde in den vergangenen Preisverleihungen dann doch etwas öfter ausgezeichnet als die Kollegen.

Wen würde ich auszeichnen? Ebenfalls Sam Mendes. Der Aufwand, der für diesen Film betrieben wurde, ist enorm – und hier die Fäden fest in der Hand zu halten, ist eine Meisterleistung.

Und was wäre meine sentimentale Wahl? Martin Scorsese für The Irishman. Das mag überraschen, weil ich den Film zwar gut fand, aber nicht so abgefeiert habe, aber ich würde es dem Altmeister sehr gönnen, seine Oscar-Anzahl zu verdoppeln. Denn eigentlich sollte er ohnehin schon viel mehr davon zuhause stehen haben.

Und wer fehlt (mir) am meisten? Taika Waititi für JoJo Rabbit. Die Nominierung (und Favoritenstellung) für das beste Drehbuch ist nur eine schwache Entschädigung angesichts dieser couragierten und aberwitzigen Regie-Leistung.

Beste Hauptdarstellerin

Ich muss gleich gestehen, dass ich bislang nur Judy und Marriage Story gesehen habe, also nur zwei von fünf Nominierten. Tatsächlich ein großes Versäumnis, aber was will man machen, wenn die Filme bei uns so spät starten? Beide Leistungen – sowohl von Scarlett Johansson als auch von Renée Zellweger – waren aber überragend, und es scheint ausgemacht zu sein, dass eine von beiden das Goldmännchen mit nach Hause nehmen darf.

Auf wen würde ich wetten? Renée Zellweger für Judy. Der Oscar scheint eine klare Sache zu sein. Ihre Leistung war grandios. Und Hollywood liebt Filme über seine Stars.

Wen würde ich auszeichnen? Scarlett Johansson für Marriage Story. Ja, Zellweger war toll, aber sie hatte ein reales Vorbild, an dem sie sich orientieren konnte. Wie Johansson aber ihre fiktive Nicole erschaffen hat, fand ich persönlich noch eindrucksvoller.

Und was wäre meine sentimentale Wahl? Ebenfalls Scarlett Johansson. Sie hat eine Reihe von großen Rollen vorzuweisen und glänzt eigentlich immer. Eine für mich immer noch unterschätzte Schauspielerin. Saoirse Ronan könnte sie als sentimentale Favoritin aber noch abfangen – denn die ist trotz ihrer junge 25 Lenze auch längst überfällig für einen Oscar.

Und wer fehlt (mir) am meisten? Beanie Feldstein für Booksmart. Ihr natürliches, sympathisches Spiel eines Nerd-Mädchens, das emotional überfordert Party machen möchte, war ganz, ganz groß.

Bester Hauptdarsteller

Hier gibt es etwas zu entscheiden? Hier ist doch schon seit Monaten längst alles entschieden. Vier Nominierte sind Staffage, damit es nicht ganz so blöd aussieht, wenn Joaquin Phoenix seinen ersten (!) Oscar entgegennimmt.

Auf wen würde ich wetten? Joaquin Phoenix für Joker. Und ich würde damit kaum Geld verdienen.

Wen würde ich auszeichnen? Joaquin Phoenix. Er hat für mich das Schauspiel noch mal auf eine neue Ebene gehoben. Seine Leistung ist etwas, was man sich an Filmschulen künftig standardmäßig anschauen wird.

Und was wäre meine sentimentale Wahl? Jonathan Pryce für The Two Popes. Ein durch und durch seelenvolles Spiel eines Darstellers, der mich immer wieder begeistert und immer noch viel zu wenig beachtet wird.

Und wer fehlt (mir) am meisten? Robert Pattinson für The Lighthouse. Ja, richtig gelesen. Pattinson. Der Robert Pattinson. Aber was soll man machen? Seine Leistung war einfach grandios; sehr physisch, sehr präsent, trotzdem lakonisch und auf dem Punkt.

Beste Nebendarstellerin

Auch hier: Bislang nur zwei Darstellungen gesehen, nämlich jene von Scarlett Johansson für JoJo Rabbit und Laura Dern für Marriage Story. Aber auch hier scheint der Bär schon erlegt und das Fell zerteilt zu sein. Prognose: Ein Film wird hier seinen einzigen Oscar holen. Wie so oft in den Nebendarsteller/innen-Kategorien.

Auf wen würde ich wetten? Laura Dern für Marriage Story. Sie ist bei den Buchmachern ganz hoch im Kurs, und ich kann es den Bookies nicht verdenken. Ihre Leistung war toll – wie einfach alle darstellerischen Leistungen in diesem Film.

Wen würde ich auszeichnen? Ebenfalls Laura Dern. Auch wenn es für mich eine knappe Kiste ist zwischen Laura Dern und Scarlett Johansson.

Und was wäre meine sentimentale Wahl? Scarlett Johansson für JoJo Rabbit. Allein schon für ihren sexy deutschen Akzent. Aber auch, weil die Frau – siehe oben – einen Oscar längst verdient hat.

Und wer fehlt (mir) am meisten? Adèle Haenel für Porträt einer jungen Frau in Flammen. Schade, dass es herausragende Leistungen in kleineren europäischen Produktionen über dem Teich meistens schwer haben. Verdient wäre eine Nominerung von Haenel jedenfalls – und das wäre schon öfter der Fall gewesen. Eine tolle Schauspielerin.

Bester Nebendarsteller

Weil sich Joe Pesci und Al Pacino für The Irishman wohl gegenseitig Stimmen wegnehmen, ist der Weg frei für Brad Pitt. Manche unken, dass er für seine Darstellung des lakonischen Stuntmans in Once Upon a Time … in Hollywood eher für seine bisherige Lifetime Achievement ausgezeichnet werden würde, aber ich sehe das nicht so. Er war das Highlight des Films. Es gäbe weitaus schlechtere Wahlen als ihn. Aber auch eine bessere.

Auf wen würde ich wetten? Brad Pitt für Once Upon a Time … in Hollywood. Dass Brad Pitt ein großartiger Schauspieler ist, weiß man schon länger. Und nun scheint es an der Zeit zu sein, dass dies auch mit großem Trara gewürdigt wird – in Form eines Oscars.

Wen würde ich auszeichnen? Joe Pesci für The Irishman. So gut Brad Pitt auch war (und ich liebe seine Darstellung), aber Joe Pesci war für mich noch mal einen Hauch besser.

Und was wäre meine sentimentale Wahl? Anthony Hopkins für The Two Popes. Wer Papst Benedikt XVI. humanistisch erscheinen lassen kann, hat jeden Preis der Welt verdient.

Und wer fehlt (mir) am meisten? Willem Dafoe für The Lighthouse. Was für eine arge, uneitle Darstellung! Dafoe ist einer der Größten, nur schade, dass offenbar zu wenige Jury-Mitglieder den Film gesehen haben.

Und wie seht ihr das? Was sind eure Favoriten, wer fehlt euch unter den Nominierten?