Abenteuerfilm

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (2023)

Regie: John Francis Daley und Jonathan Goldstein
Original-Titel: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves


Gefühlt gibt es bei den Hollywood-Großstudios aktuell zur zwei Stoßrichtungen: Entweder bekannte Geschichten durch Prequels, Sequels oder Remakes auszulutschen, oder alternativ irgendwas mit Drachen machen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ fällt definitiv in die zweite Kategorie. Unter der Regie von John Francis Daley und Jonathan Goldstein, denen wir schon das durchaus amüsante Game Night verdanken (sie haben offensichtlich ein Faible für Spiele) versucht Chris Pine zusammen mit Michelle Rodriguez, Justice Smith und Sophia Lillis, wieder eine Bindung zu seiner Tochter aufzubauen, nachdem er die letzten Jahre aus beruflichen Gründen – der Mann ist Dieb und saß nach einem missglückten Coup ein – verhindert war und sich der Spross zusehends entfremdet hat. Onkel Hugh Grant (mit dem nur ihm möglichen breiten Grinsen) hat Papa den Rang abgelaufen, und weil das so nicht geht, muss Papa einen neuen Coup planen, um der Tochter klarzumachen, dass er zwar Scheiße gebaut hat, aber auch in die Pfanne gehaut wurde. Dazu braucht er eben seinen Trupp – eine kriegerische Barbarin mit goldenem Herz, einen talentbefreiten Zauberer und eine mürrische Gestaltwandlerin mit spitzen Ohren. Das klingt trashig, und das ist es auch. Aber Daley und Goldstein wissen das, und sie machen das Beste daraus: Einfach klotzen, Spaß haben und viel Ironie reinbringen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ ist nicht der intellektuellste Film des Jahres, aber er fährt ein hohes Tempo, bietet humorvolle Unterhaltung (ohne zu spoilern, aber auf die Idee mit dem Drachen muss man erst einmal kommen!) und ist irgendwie charmant-verpeilt. Allein die Geschichte rund um die Oberbösewichte, die roten Zauberer, hätte es so gar nicht gebraucht. Im Grunde tragen diese stereotypischen Finsterlinge rein gar nichts zur Story bei und sind oft sogar ein ärgerliches Hindernis auf einem sonst erfrischend lockeren Weg. Das versaut dann doch ein wenig eine (durchaus mögliche) höhere Bewertung. Aber für einen netten Popcorn-Abend ist der Film schon in Ordnung.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Paramount Pictures and eOne/Paramount Pictures and eOne – © 2022 Par. Pics. TM Hasbro., Quelle http://www.imdb.com)

Die drei Musketiere – D’Artagnan (2023)

Regie: Martin Bourboulon
Original-Titel: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Historienfilm
IMDB-Link: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan


Die Tatsache, dass Alexandre Dumas der Ältere nicht zählen konnte, verhinderte nicht, dass die Geschichte der drei Musketiere Athos, Porthos, Aramis und D’Artagnan zu wohl einer der ikonischsten der Menschheitsgeschichte wurde, gleichbedeutend mit der Odyssee, Krieg und Frieden und The Room. Es verwundert nicht, dass der Stoff zu den meistverfilmten überhaupt gehört, beginnend bereits 1921. Die Qualität dieser Verfilmungen kann man als uneinheitlich betrachten. Während nichts über die Comicserie „D’Artagnan und die 3 MuskeTiere“ aus den 80ern geht, Tim Curry in der Verfilmung von 1993 immer noch den besten Kardinal Richelieu ever mimte und ich eine unerklärliche Schwäche für „Der Mann in der eisernen Maske“ mit Leonardo DiCaprio habe, gibt es auch Beiträge, über die man lieber den (Leder-)Mantel des Schweigens breitet. Das ambitionierte zweiteilige französische Projekt unter der Regie von Martin Bourboulon reiht sich jedoch ein in die Reihe der gelungenen Verfilmungen, was zwei klugen Entscheidungen zu verdanken ist: Zum Einen versucht Bourboulon ein akkurates Bild des 17. Jahrhunderts zu zeigen, und da war nun mal nicht alles auf Hochglanz poliert, sondern die Straßen dreckig und matschig, vor allem, wenn es davor geschüttet hat wie aus Eimern. Zum Anderen ist der Cast perfekt besetzt. Ob Schönling François Civil als arroganter Jüngling D’Artagnan, Vincent Cassel als mit inneren Dämonen kämpfender Athos, Romain Duris mit einer Glanzleistung als moralisch flexibler Aramis, Louis Garrel als König Ludwig XIII. oder Eva Green in ihrer Evergreen-Rolle als Femme Fatale Milady de Winter – fast durchgängig kann der Cast überzeugen und facettenreiche, interessante Charaktere erschaffen. Allein Pio Marmaï als Porthos fällt etwas zurück, was aber auch der im Vergleich doch eher eindimensionalen Rolle geschuldet ist, und Vicky Krieps, die schon wieder eine Königin spielen darf, erhält auch nicht viel Gelegenheit, um zu zeigen, was in ihr steckt. Die Geschichte selbst ist soweit sattsam bekannt, die muss nicht erneut durchgekaut werden. Interessant sind immerhin die Abweichungen von der literarischen Vorlage, wenn in dieser neuen Variante nun Athos‘ Kopf auf dem Spiel steht und die verbliebenen Musketiere ihren inneren Sherlock Holmes channeln müssen, um den Lebensmüden davor zu retten, seinen Wunsch erfüllt zu bekommen. Die große Frage bei Neuverfilmungen ist ja immer: Schaffen diese Mehrwert? Und auch wenn wir erst bei der Halbzeit sind (Teil 2 kommt im Dezember 2023 in die Kinos), kann man als Zwischenfazit ziehen: Diese hier durchaus.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The King’s Man: The Beginning (2021)

Regie: Matthew Vaughn
Original-Titel: The King’s Man
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The King’s Man


Alles hat einen Anfang, und gerade, wenn es um die Ursprünge geheimnisvoller Agentenbündnisse geht, die im Untergrund operieren und sich von teuren Herrenschneidern einkleiden lassen, zeichnen sich schon bald Fragen ab, die in alter Hollywood-Traditionen mit einem eigenen Film oder gar einer eigenen Filmreihe geklärt werden müssen. Das zahlende Publikum dankt’s. Gleich mal vorweg: Ich bin ein großer Fan des ersten „Kingsman“-Films von 2014, der seinen großen Unterhaltungswert daraus bezogen hat, dass ein Vorstadt-Prolet von Colin Firth zum Top-Agenten geschliffen wird, während Samuel L. Jackson den vielleicht dämlichsten Plot zur Zerstörung der Welt entworfen hat, der jemals über eine Leinwand geflimmert ist. Der Film war von Anfang bis Ende over the top inklusive einer denkwürdigen Szene, in der zu Lynyrd Skynyrds „Free Bird“ fröhlich Kirchgänger gemetzelt werden. Kurz: Der Film hat eine wundervolle Scheißdrauf-Attitüde gezeigt. Das Prequel „The King’s Man“, in dem nun Ralph Fiennes die Anfänge des Kingsman-Geheimbundes begleiten darf, versucht nun einerseits, diese herrlichen Gaga-Momente der Kingsman-Filme zu übernehmen (Rhys Ifans, ich schaue dich an!), schlägt aber andererseits teils auch ernstere Töne an. Hier geht es viel um Verlust und Trauerbewältigung. Gerade dieser Versuch, der Geschichte mehr Substanz zu geben, erweist sich aber als Rohrkrepierer und bringt den Film aus der Balance. Plötzlich zieht sich das alles wie ein Kaugummi. Figuren treten auf, treten wieder ab, die Story wird immer verworrener, man verliert das Interesse. Selbst Ralph Fiennes Leinwandpräsenz rettet den Film nicht über den Durchschnitt hinaus, und gäbe es da nicht die eine Szene mit der Ziege, die wieder fröhlich an den anarchischen Unsinn im ersten Kingsman-Film erinnert, so würde kaum ein Bild aus „King’s Man: The Beginning“ hängenbleiben.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: 20th – © 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Avatar: The Way of Water (2022)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Avatar: The Way of Water
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Avatar: The Way of Water


Der folgende Text ist in der Stimme von David Attenborough zu lesen: „Hier sehen Sie nun einen Na`vi-Familienverband. Um der Aufmerksamkeit ihrer natürlichen Feinde, der Sky People, zu entgehen, migriert diese Familie von den schützenden Höhlen des Berglands an die Küste und schließt sich einem fremden Verband an. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, sich der neuen Lebensweise anzupassen, integriert sich die Familie schließlich mit Erfolg. Hier nun die Darstellung eines Initiationsritus, bei dem eines der jungen Mitglieder der Familie vom Nachwuchs des Häuptlings des Verbands vor eine Mutprobe gestellt wird. Im Zuge dessen erwirbt der junge Na’vi das Vertrauen eines Exemplars der Wasserspezies der Tulkun aus der Familie der Walartigen. Wie Sie sehen werden, geschätztes Publikum, wird diese aufkeimende Freundschaft später noch eine wichtige Rolle spielen. Aber nun richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die sich nähernden Sky People, die mit unethischen Jagdmethoden versuchen, die migrierte Familie der Na’vi aus ihrem Versteck in eine offene Umgebung zu locken.“ Was James Cameron in diesem Leben wohl nicht mehr lernen wird, ist, komplexe Geschichten zu erzählen. Selbst seine Meisterwerke wie beispielsweise die ersten beiden Terminator-Filme verzichten in ihrem heroischen Versuch, das Publikum nicht zu überfordern, auf Kapriolen, die den Einsatz von Hirnwindungen erfordern. Teil 1: Roboter reist in die Vergangenheit, um eine Frau zu töten. End of story. Teil 2: Roboter reist in die Vergangenheit, um anderen Roboter daran zu hindern, den Sohn der Frau zu töten. End of story. Das hat super funktioniert. Man konnte sich dadurch auf die Action konzentrieren. (Ab Teil 3 und dem misslungenen Versuch, die Geschichte aufzupeppen, liefen die Dinge dann irgendwie aus dem Ruder.) Also ja, man braucht nicht unbedingt eine wahnsinnig gewundene, hochintellektuelle Geschichte, um einen guten Film zu drehen. Ein bisschen mehr Fleisch an den Rippen hätte „Avatar: The Way of Water“ allerdings vertragen. Das Ganze wirkt nun wie eine Naturdokumentation, die im Mittelteil durch eine Variation von „Moby Dick“ abgelöst wird, ehe James Cameron ein paar nicht benötigte Aufnahmen von Titanic findet, die er am Ende des Films wiederverwenden kann. Was immerhin bleibt, sind einige der eindrucksvollsten Bilder, die CGI jemals hervorgebracht hat. In diesem Aspekt des Filmemachens ist James Cameron ein Besessener, ein Getriebener, der Grenzen auslotet und überschreitet. Unbedingt auf einer großen Leinwand in 3D sehen, denn wie auch der erste Avatar-Film lebt der zweite Teil von seinen überragenden Bildern.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Master & Commander – Bis ans Ende der Welt (2003)

Regie: Peter Weir
Original-Titel: Master and Commander: The Far Side of the World
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Historienfilm, Kriegsfilm, Drama, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Master and Commander: The Far Side of the World


Ein in meinen Augen unterschätztes Kleinod ist Peter Weirs Abenteuerfilm „Master & Commander – Bis ans Ende der Welt“. Vielleicht liegt es daran, dass eine Verfolgungsjagd via Schiff halt weniger spektakulär und rasant ausfällt als mit aufgemotzten Sportwagen. Auf „Verfolgen Sie dieses Schiff!“ folgt halt erst einmal „Holt den Anker ein!“ – „Setzt die Segel!“ – „Zwölf Grad Backbord!“ Und so weiter. Bis man den verfolgten Kahn eingeholt hat, ist eine Galapagos-Schildkröte locker mal um die ganze Insel gelaufen. Apropos Galapagos: Die spielen hier eine nicht minder wichtige Rolle als Russell Crowe und Paul Bettany. Denn sie kommen den gegensätzlichen Plänen des Kapitäns des Kriegsschiffs HMS Surprise und dessen Freund und Schiffsarzt in die Quere. Der Schiffsarzt möchte verständlicherweise Inselurlaub machen, um unerforschte Arten zu entdecken. Der grimmige Kapitän aber hat den Auftrag, das französische Kriegsschiff Acheron zu kapern. Und weil es immer so ist, dass der Ober den Unter sticht, kann sich Bettany seine neuen Arten wortwörtlich aufzeichnen. Aber er ist ohnehin bald damit beschäftigt, von Kanonenkugeln zerfetzte Leiber wieder zusammenzuflicken. „Master & Commander“ ist ein ruhiger, handlungsarmer, aber dafür umso intensiverer Kriegsfilm. Gezeigt wird ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem britischen und dem französischen Schiff, wobei nicht immer klar ist, wer gerade die Katze und wer die Maus ist. Russell Crowe und Paul Bettany als befreundete Offiziere haben eine gute Chemie. Dazu kommt, dass das raue Leben an See so dreckig und ungeschönt gezeigt wird, wie es nun mal war. Es ist schade, dass Peter Weirs Film aus dem Jahr 2003 das einzige Abenteuer von Kapitän Aubrey und Schiffsarzt Dr. Maturin blieb. Die literarischen Vorlagen dazu hätten wohl noch so viel mehr hergegeben.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2003 Twentieth Century Fox Film Corporation and Universal Studios and Miramax Film Corp. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Das Vermächtnis des geheimen Buches (2007)

Regie: Jon Turteltaub
Original-Titel: National Treasure: Book of Secrets
Erscheinungsjahr: 2007
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: National Treasure: Book of Secrets


Nach dem Erfolg des ersten Vermächtnis-Films war schnell klar, dass eine Fortsetzung gedreht werden würde. Natürlich darf man solche Unterfangen mit einer gewissen Sorge betrachten, zu oft melkt Hollywood Kühe bis zum letzten Tropfen, ohne sich um die Qualität zu scheren. Im Fall von „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ ist diese Sorge allerdings unbegründet. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass die zweite Indiana-Jones-Abenteuer-Kopie mit Nicolas Cage sogar noch besser gelungen ist als der schon unterhaltsame erste Teil. Die Geschichte glänzt zwar nicht durch besondere Originalität – wieder wird einer Reihe versteckter Hinweise nachgejagt, die am Ende zu einem verborgenen Schatz führen sollen – doch ist sie charmant, temporeich und in sich auch schlüssiger inszeniert, als das noch beim ersten Film der Fall war. Dazu kommt die Beteiligung von Ed Harris, der einen glaubwürdigeren und vielschichtigeren Gegenspieler als Sean Bean im ersten Film abgibt. Auch Helen Mirren veredelt den Film, und, ganz ehrlich, allein die Kabbeleien zwischen Mirren und Jon Voight als geschiedene Eltern des Schatzsuchers Benjamin Gates bieten mehr Unterhaltungswert als viele der Actionszenen. Mir ist bewusst, dass ich hier eine eher singuläre Meinung vertrete, wie beispielsweise die Nominierungen von Nicolas Cage und Jon Voight für die berüchtigte Goldene Himbeere zeigen, aber hey, vielleicht bin ich auch einfach nur leicht zu unterhalten. Mir macht der Film jedenfalls Spaß, und so fällt die Nachricht, dass es vielleicht auch noch einen dritten Film der Vermächtnis-Reihe geben soll, für mich nicht unter die Kategorie der Hiobsbotschaften.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von ROBERT ZUCKERMAN – © Disney Enterprises, Inc. and Jerry Bruckheimer, Inc. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Godzilla vs. Kong (2021)

Regie: Adam Wingard
Original-Titel: Godzilla vs. Kong
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Fantasy, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Godzilla vs. Kong


Es gibt Titel, die erklären den ganzen Film, und das ist auch gut so, denn man weiß genau, worauf man sich einlässt. „Snakes on a Plane“ ist so ein Beispiel. Oder auch „Godzilla vs. Kong“. Im Englischen gibt es dafür die Abkürzung WYSIWYG. What You See Is What You Get. Wer sich also bei diesem Filmtitel eine essayistische Bearbeitung Schopenhauer’scher Gedankenexperimente erwartet, liegt damit grundlegend falsch. Was man stattdessen erwarten darf: Eine ordentliche Keilerei zwischen zwei Supermonstern. Immer mitten in die Fresse rein, wie es schon die Ärzte so schön besangen. Das menschliche Personal wird hier zu Nebenfiguren degradiert und ist im Gesamtgefüge so wurscht wie der Versuch, die Gletscherschmelze durch das Streuen eines Eiswürfelkübels aufzuhalten. Hier prallen einfach zwei Gewalten aufeinander und was dazwischensteht, wird kurz und klein geschlagen. So einfach ist das Konzept von Adam Wingards Film. Kann das über zwei Stunden gut gehen? Nun ja, das hängt eben wieder von der eingangs erwähnten Erwartungshaltung ab. Wenn ich genau das erwarte, dann passt es auch. Da kann man sich dann entspannt im Fernseh- oder Kinosessel zurücklehnen und sich an den Schauwerten ergötzen, während man sich die zweite Packung Popcorn einverleibt. Das ist Eskapismus in Reinform. Suche ich aber nach einem tieferen Sinn oder einer zweiten Ebene, die sich intellektuell verarbeiten lässt, dann werde ich eher wütend ins Popcorn schnauben, sodass es in alle Richtungen davonspritzt. So ist auch die Wertung von 6 Kürbissen zu verstehen. Ja, es gibt bessere Filme, von denen man länger zehren kann, aber für das, was der Film sein möchte und letzten Endes auch ist, holt Adam Wingard so ziemlich das Optimum heraus. Jedenfalls ist „Godzilla vs. Kong“ weit besser als der völlig verunglückte Vorgänger Godzilla II: King of the Monsters.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Avatar
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Avatar


James Cameron ist ein Besessener. Er macht keine halben Sachen. So entwickelte er für sein Sci-Fi-Abenteuer „Avatar“ komplett neue 3D-Kameratechniken, um seine bunte Vision möglichst eindrucksvoll auf die Leinwand zu bringen. Dass er sich für die Fortsetzung des Erfolgsfilms ein Jahrzehnt Zeit gelassen hat, ist nur konsequent. Aber zurück zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ bzw. „Pocahontas im Weltraum“, so der inoffizielle Titel. Wir erleben hier eine klassische Kolonialisierungsgeschichte, in der der weiße Mann zu den Natives überläuft, um sie gegen Ausbeutung und Tod durch die finsteren Kolonialmächte zu beschützen. Dass sich dabei auch noch eine Romanze entwickelt, gehört zum Topos wie der Kartoffelsalat zum Wiener Schnitzel. Die Suppe mag zwar ziemlich dünn sein, und bei allen Auszeichnungen für Cameron und Avatar – ein Oscar für das beste Drehbuch wäre vermessen gewesen – aber auch heute noch, 13 Jahre später und selbst auf einem kleinen Fernseher statt auf der großen Kinoleinwand, strahlen die Bildwelten, die Cameron geschaffen hat, eine beeindruckende Magie aus. In Sachen Creature Design, Set Design und generell Weltenbau ist „Avatar“ auch jetzt noch vorbildhaft für alles, was da sonst noch im Science Fiction-Genre existiert. Das ist Überwältigungskino, dem man Schwächen in der Story gerne verzeiht. Ob Cameron diese Qualität nicht nur beim Ende 2022 erscheinenden zweiten Teil, sondern auch bei den weiteren drei Filmen, die dann bis 2028 noch folgen sollen, halten kann, wird sich weisen. Ich verweise allerdings auf meinen Eingangssatz. James Cameron macht keine halben Sachen, und daher darf man gespannt sein.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat:Foto von Courtesy of WETA – © 2007 Twentieth Century Fox – All Rights Reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Ishtar (1987)

Regie: Elaine May
Original-Titel: Ishtar
Erscheinungsjahr: 1987
Genre: Komödie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Ishtar


5,5 Kürbisse – so die Vorhersage für „Ishtar“ auf Moviepilot. Diese Internetdatenbank ist der festen Überzeugung, dass die Abenteuerkomödie von Elaine May kaum meinen Geschmack trifft. Ich muss sagen: Es ist ein beruhigendes Gefühl, dass Algorithmen manchmal so dermaßen danebenhauen können. So wird es noch eine Weile dauern bis zur kompletten Übernahme der Weltherrschaft durch die Maschinen. „Ishtar“ ist schlicht grandios, auch wenn das viele Kritiker anders sehen. Dustin Hoffman und Warren Beatty tingeln als talentbefreites Musiker-Duo, das sich für genialer als Simon & Garfunkel hält, durch die marokkanische Wüste, um in versifften Clubs ihre Künste darzubieten. Dabei werden sie in einen kuriosen Plot zwischen CIA (Charles Grodin) und Rebellen (Isabelle Adjani), die den diktatorischen Emir stürzen wollen, hineingezogen – auf verschiedenen Seiten. „Ishtar“ ist pure Comedy. Allein die Songs, die die beiden Dilettanten in ihrem Anflug kreativen Wahnsinns komponieren, reichen aus, um ihn zu einem der lustigsten Filme, die ich jemals gesehen habe, zu machen. Der aberwitzige Plot, der immer absurder und konfuser wird, trägt das Seinige dazu bei, dass der Film das Tempo hoch hält und ein Lachanfall den nächsten jagt. Die Darsteller haben sichtlich Freude an diesem Wahnsinn. Vor allem Warren Beatty ist komplett gegen den Strich besetzt – der Beau gibt hier einen Simpel ohne Selbstbewusstsein, der an den einfachsten Dingen im Leben glorios scheitert. Apropos „glorios scheitern“: An den Kinokassen war der Film ein Flop, und Elaine May bekam die Goldene Himbeere für die schlechteste Regie zugesprochen. Was sagt das nun über meinen Geschmack aus, wenn ich diesen Film so feiere? Ich schieb’s mal darauf, dass May ihrer Zeit voraus war und das richtige Publikum für dieses kleine Meisterwerk einfach noch nicht existierte. Mein erster Film von ihr, aber mit Sicherheit nicht mein letzter.


8,5 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

Das Vermächtnis der Tempelritter (2004)

Regie: Jon Turteltaub
Original-Titel: National Treasure
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: National Treasure


Nicolas Cage ist selbst ein „National Treasure“. Ganz ehrlich: Es gibt sonst keinen Schauspieler, der einen derartigen Enthusiasmus gepaart mit brutalstem Overacting selbst in den miesesten Filmen und kleinsten Rollen ins Feld wirft. Wenn man sich seine Glanzleistungen wie zB in Prisoners of the Ghostland ansieht, dann ist sein Spiel in „Das Vermächtnis der Tempelritter“ (original eben „National Treasure“) fast schon als subtil, ja beinahe lethargisch zu bezeichnen. Natürlich fehlt es nicht an weit aufgerissenen Augen und bedeutungsvollen Blicken, auch Diane Kruger wird hinreichend angeschmachtet, aber man hat das alles schon expressiver gesehen. Vielleicht hat sich der gute Cage ein Vorbild an Harrison Fords Indiana Jones genommen, der ja eher den Typus „sarkastischer Stoiker“ verkörpert. Insgesamt ist „Das Vermächtnis der Tempelritter“ ganz klar der Versuch, die erfolgreichen Indiana Jones-Filme zu imitieren und dabei eine Prise „Da Vinci Code“ reinzubringen, und phasenweise geht das auch ganz gut auf. Es macht Spaß, Cage, Kruger und Justin Bartha als humorvollem Sidekick beim Lösen alter Rätsel zuzuschauen. Es gibt Särge, Skelette, Kirchen, alte Schriften mit geheimen Karten darauf, es gibt Codes zu knacken und etwas zu stehlen, was man eigentlich gar nicht stehlen kann (hier kommt ein bisschen „Ocean’s Eleven“ dazu), das Tempo ist gut, Sean Bean darf mal wieder den Bösen spielen (eine Routineübung für den Herrn), Jon Voight wie immer finster schauen, auch Christopher Plummer sagt zu Beginn zwei Sätze, die Action ist solide inszeniert, das Setting geheimnisvoll und voller morscher Holzbretter, beleuchtet wird durch Fackeln und man spürt förmlich den Hauch der Geschichte, der eben diese Fackeln zum Zucken bringt. Nichts davon ist irgendwie auch nur ansatzweise originell oder neuartig, aber dank Jon Turteltaubs routinierter Regie ist der Film kurzweilig und in seinem offensichtlichen Versuch, den ausgetretenen Pfaden abenteuerlicher Filmklassiker zu folgen, durchaus sympathisch.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Disney Enterprises, Inc./Jerry Bruckheimer, Inc, Quelle http://www.imdb.com)