Abenteuerfilm

Ishtar (1987)

Regie: Elaine May
Original-Titel: Ishtar
Erscheinungsjahr: 1987
Genre: Komödie, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Ishtar


5,5 Kürbisse – so die Vorhersage für „Ishtar“ auf Moviepilot. Diese Internetdatenbank ist der festen Überzeugung, dass die Abenteuerkomödie von Elaine May kaum meinen Geschmack trifft. Ich muss sagen: Es ist ein beruhigendes Gefühl, dass Algorithmen manchmal so dermaßen danebenhauen können. So wird es noch eine Weile dauern bis zur kompletten Übernahme der Weltherrschaft durch die Maschinen. „Ishtar“ ist schlicht grandios, auch wenn das viele Kritiker anders sehen. Dustin Hoffman und Warren Beatty tingeln als talentbefreites Musiker-Duo, das sich für genialer als Simon & Garfunkel hält, durch die marokkanische Wüste, um in versifften Clubs ihre Künste darzubieten. Dabei werden sie in einen kuriosen Plot zwischen CIA (Charles Grodin) und Rebellen (Isabelle Adjani), die den diktatorischen Emir stürzen wollen, hineingezogen – auf verschiedenen Seiten. „Ishtar“ ist pure Comedy. Allein die Songs, die die beiden Dilettanten in ihrem Anflug kreativen Wahnsinns komponieren, reichen aus, um ihn zu einem der lustigsten Filme, die ich jemals gesehen habe, zu machen. Der aberwitzige Plot, der immer absurder und konfuser wird, trägt das Seinige dazu bei, dass der Film das Tempo hoch hält und ein Lachanfall den nächsten jagt. Die Darsteller haben sichtlich Freude an diesem Wahnsinn. Vor allem Warren Beatty ist komplett gegen den Strich besetzt – der Beau gibt hier einen Simpel ohne Selbstbewusstsein, der an den einfachsten Dingen im Leben glorios scheitert. Apropos „glorios scheitern“: An den Kinokassen war der Film ein Flop, und Elaine May bekam die Goldene Himbeere für die schlechteste Regie zugesprochen. Was sagt das nun über meinen Geschmack aus, wenn ich diesen Film so feiere? Ich schieb’s mal darauf, dass May ihrer Zeit voraus war und das richtige Publikum für dieses kleine Meisterwerk einfach noch nicht existierte. Mein erster Film von ihr, aber mit Sicherheit nicht mein letzter.


8,5 Kürbisse

(Foto: (c) Viennale)

Das Vermächtnis der Tempelritter (2004)

Regie: Jon Turteltaub
Original-Titel: National Treasure
Erscheinungsjahr: 2004
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: National Treasure


Nicolas Cage ist selbst ein „National Treasure“. Ganz ehrlich: Es gibt sonst keinen Schauspieler, der einen derartigen Enthusiasmus gepaart mit brutalstem Overacting selbst in den miesesten Filmen und kleinsten Rollen ins Feld wirft. Wenn man sich seine Glanzleistungen wie zB in Prisoners of the Ghostland ansieht, dann ist sein Spiel in „Das Vermächtnis der Tempelritter“ (original eben „National Treasure“) fast schon als subtil, ja beinahe lethargisch zu bezeichnen. Natürlich fehlt es nicht an weit aufgerissenen Augen und bedeutungsvollen Blicken, auch Diane Kruger wird hinreichend angeschmachtet, aber man hat das alles schon expressiver gesehen. Vielleicht hat sich der gute Cage ein Vorbild an Harrison Fords Indiana Jones genommen, der ja eher den Typus „sarkastischer Stoiker“ verkörpert. Insgesamt ist „Das Vermächtnis der Tempelritter“ ganz klar der Versuch, die erfolgreichen Indiana Jones-Filme zu imitieren und dabei eine Prise „Da Vinci Code“ reinzubringen, und phasenweise geht das auch ganz gut auf. Es macht Spaß, Cage, Kruger und Justin Bartha als humorvollem Sidekick beim Lösen alter Rätsel zuzuschauen. Es gibt Särge, Skelette, Kirchen, alte Schriften mit geheimen Karten darauf, es gibt Codes zu knacken und etwas zu stehlen, was man eigentlich gar nicht stehlen kann (hier kommt ein bisschen „Ocean’s Eleven“ dazu), das Tempo ist gut, Sean Bean darf mal wieder den Bösen spielen (eine Routineübung für den Herrn), Jon Voight wie immer finster schauen, auch Christopher Plummer sagt zu Beginn zwei Sätze, die Action ist solide inszeniert, das Setting geheimnisvoll und voller morscher Holzbretter, beleuchtet wird durch Fackeln und man spürt förmlich den Hauch der Geschichte, der eben diese Fackeln zum Zucken bringt. Nichts davon ist irgendwie auch nur ansatzweise originell oder neuartig, aber dank Jon Turteltaubs routinierter Regie ist der Film kurzweilig und in seinem offensichtlichen Versuch, den ausgetretenen Pfaden abenteuerlicher Filmklassiker zu folgen, durchaus sympathisch.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Disney Enterprises, Inc./Jerry Bruckheimer, Inc, Quelle http://www.imdb.com)

Thor: Love and Thunder (2022)

Regie: Taika Waititi
Original-Titel: Thor: Love and Thunder
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Action
IMDB-Link: Thor: Love and Thunder


Ich bin ja ein großer Fan von Taika Waititis bisherigem Schaffen. What We Do in the Shadows und JoJo Rabbit sind absurd-komische (und in zweiterem Falle auch teils tragische) Meisterwerke. Und auch sein Einstand im Marvel Cinematic Universe mit „Thor: Tag der Entscheidung“, das immerhin schon dritte Abenteuer rund um den Gott des Donners, hat mir sehr gut gefallen. Ich mag diese schnoddrige, respektlose Art, sich Stoffen zu nähern und diese ad absurdum zu führen. Im nun vierten Thor-Film geht der Schuss aber nun erstmals so richtig nach hinten los. Denn plötzlich geht es nur mehr darum, fetzige Bilder zu zeigen, die dann von ironischen oder selbstironischen Sprüchen unterlaufen werden, während aus den Boxen Guns’n’Roses donnern. Immer und immer wieder. Die Story? Egal. Die Figuren? Werden auf dem Altar der Selbstironie geopfert. Und wenn es dann plötzlich dazu kommt, dass sie Tiefe zeigen müssen, können wir nicht mit ihnen mitleiden, da wir den ganzen Film lang über sie gelacht haben. Autsch! Visuell ist auch der vierte Thor-Film schön anzusehen und gelegentlich sogar spektakulär. Und mit Gorr, dem Götterschlächter, hat man auch einen Schurken an der Hand, der einem das Gruseln lehren kann, was nicht zuletzt daran liegt, dass er von niemand Geringerem als Christian Bale verkörpert wird. Aber Waititi nutzt dieses gewaltige Potential nicht aus, er findet einfach keine Balance zwischen der Komik und der Tragik in den Figuren. Und so ist „Thor: Love and Thunder“ eine uneinheitliche Collage mal mehr, mal weniger gelungener Szenen und muss sich komplett auf seinen Schauwert verlassen, denn etwas anderes hat der Film nicht zu bieten. Schade drum. Man sieht leider überdeutlich, dass sich Waititis Schmäh langsam abnutzt. Die Frische, die er mit dem dritten Thor-Film ins Franchise gebracht hat, ist nun aufgebraucht. Immerhin Guns’n’Roses-Fans werden ihre Freude mit dem Film haben.


4,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Jasin Boland/Jasin Boland – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Horror, Action
IMDB-Link: Doctor Strange in the Multiverse of Madness


Als hätte es Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) nicht gereicht, mit der Zeit herumzuspielen, nein, der arrogante Zauberer, der die Drecksarbeit in der Regel seinem fliegenden Cape überlässt, muss auch noch durch verschiedene Paralleluniversen fliegen. Wie blöd so etwas ausgehen kann, hat er ja schon in Spider-Man: No Way Home gesehen. Fairerweise muss man dazusagen, dass das fröhliche Hüpfen durch unterschiedliche Welten diesmal nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern er der jungen Dame America Chavez (Xochitl Gomez) diese Spontanurlaube verdankt. Denn die kann nämlich, wenn sie unter Stress ist, die Tore zu anderen Welten öffnen. Wenig überraschend weckt diese Fähigkeit Begehrlichkeiten, und schon bald hat sie jemanden auf ihren Fersen, der sich dieses Talent für eigene Zwecke aneignen möchte. Doctor Strange, sein treues Cape und Sorcerer Supreme-Buddy Wong (Benedict Wong) haben alle Hände voll zu tun, diese finsteren Pläne zu vereiteln und werden dabei blöderweise auch noch über diverse Parallelwelten verteilt, was die Sache nicht einfacher macht. „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ steht ganz im Zeichen des üblichen Marvel’schen Rezepts, das aus Action, Humor und bunten Fantasiewelten besteht. Mit Sam Raimi auf dem Regiestuhl kommt allerdings eine weitere Komponente hinzu, nämlich eine ordentliche Portion Horror, und das tut dem Film sichtlich gut. Überhaupt fühlt sich das zweite Doctor Strange-Soloabenteuer mehr wie ein Sam Raimi-Film als ein weiterer MCU-Film an. Gekonnt verbindet er die bunte Welt seiner Spider-Man-Trilogie (jene mit Tobey Maguire, und ja, es ist kompliziert mit den Spider-Man-Filmen) mit dem absurden Horror seiner Tanz der Teufel-Filme. Und das passt auch ganz gut zusammen, ohne dass der neueste Doctor Strange zu einem klassischen Horrorfilm werden würde. Aber die gelegentlichen Einsprengsel von Grusel und Schauer passen gut ins Konzept und geben den Humoreinlagen ein stabiles Gegengewicht. Das eigentliche Highlight des Films ist aber der Bösewicht, über den an der Stelle nichts verraten sei – das wäre ein massiver Spoiler. Es sei aber gesagt, dass die schurkischen Ambitionen ausnahmsweise einmal gut nachvollziehbar sind und der Figur Tiefe verleihen. Unterm Strich befindet sich „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ vielleicht nicht unter den allerbesten MCU-Filmen, aber er unterhält auf hohem Niveau und ist durchaus etwas Eigenständiges innerhalb des Comicfilmuniversums.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse (2022)

Regie: David Yates
Original-Titel: Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore


Albus Dumbledore: Das ist jener großer Zauberer, der in den 1930er-Jahren fesche dreiteilige Anzüge trug und sich einen adretten, gepflegten Bart stehen ließ, ehe er irgendwann beschloss, dass das äußere Erscheinungsbild nachrangig ist – gemütliche Pyjamas, ein verfilzter Hut und ein Bart, der selbst dann noch alles verdeckt, wenn er nackig herumläuft, tun es auch. Im dritten Teil der auf fünf Filme angelegten Fantastic Beasts-Reihe legt er aber noch Wert auf einen schicken Auftritt – immerhin steckt Jude Law in der Rolle, und der würde es wohl im Leben nie zulassen, verlottert herumzulaufen. Aber eigentlich ist Jude Law, auch wenn seine Figur des Albus Dumbledore gleich reißerisch im Titel auftaucht, gar nicht der Star dieses dritten Films. Diese Ehre gebührt Mads Mikkelsen als Gegenspieler Gellert Grindelwald. Nicht, weil er massiv viel mehr Screentime bekommt als Jude Law oder Eddie Redmayne als Newt Scamander, um den die Filmreihe eigentlich aufgebaut ist, sondern weil er die Rolle als Grindelwald dermaßen rockt, dass wohl jeder scharf nachdenken muss, wenn die Frage gestellt wird, wer im zweiten Teil die Rolle des Bösewichts übernommen hat. Ach ja, der Depp war’s. Aber während Depps Grindelwald eher eine milde Karikatur war, bekommt die Rolle unter Mikkelsen deutlich mehr Tiefe. Das hilft dem Film weiter, und das allmählich absackende Interesse nach dem zweiten Film wird wieder neu geweckt und macht Lust auf den vierten Teil der Reihe. Auch positiv ist, dass man sich wieder mehr an die Welt von Harry Potter erinnert fühlt – auch Hogwarts bekommt hier wieder seinen Auftritt. Oft ist es ja langweilig, ausgetretenen Pfaden zu folgen. In diesem Fall sorgt dieser Kniff aber dafür, sich wieder heimeliger zu fühlen, wenn man als Harry Potter-Fan mit dem zweiten Film ein wenig gefremdelt hat. Auch der dritte Teil der Reihe bleibt deutlich hinter dem grandiosen und charmanten Auftakt zurück, ist aber insgesamt ein Schritt in die richtige Richtung.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Uncharted (2022)

Regie: Ruben Fleischer
Original-Titel: Uncharted
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Uncharted


Zugegeben, ich habe die Spiele zu „Uncharted“ nie gespielt. Ob Ruben Fleischers Verfilmung der Vorlage gerecht wird, kann ich somit nicht beurteilen. Worüber ich mir aber meine Meinung bilden kann, ist die Frage, ob das actionreiche Abenteuer mit Tom Holland, Mark Wahlberg, Antonio Banderas, Sophia Ali und Tati Gabrielle in den Hauptrollen als Film mitreißt. Die Voraussetzungen wären ja nicht so schlecht – mit Tom Holland ein hochmotivierter Jungspund in der Hauptrolle, der sich anschickt, mit verpeiltem Charme das Erbe von Harrison Ford anzutreten. Dazu kommt, dass ich generell gerne Leuten zusehe, wie sie vergrabene Schätze ausbuddeln und dabei tödlichen Fallen ausweichen müssen. Und Sophia Alis Lächeln ist ein Hingucker. So weit, so gut. Doch leider zündet „Uncharted“ bei mir überhaupt nicht. Entweder die Szenen sind dermaßen absurd und over the top, dass man sich – bei aller Liebe zu fantastischen Settings und kindlichen Abenteuereien – nur noch an den Schädel greifen kann. Oder man hat das Gefühl, alles schon einmal woanders und vor allem besser gesehen zu haben, nämlich vor allen Dingen in der Indiana Jones-Reihe und in den James Bond-Filmen. Selbst Mark Wahlberg hat schon einmal inspirierter gespielt, was echt etwas heißt! Und Antonio Banderas als Schurke? Sagen wir so: Er war halt gerade verfügbar und hat die Kohle gerne mitgenommen. Einzig Tom Holland stemmt sich mit seinem spitzbübischen Charme gegen die Katastrophe, doch die lässt sich nicht abwenden. Unaufhaltsam läuft der Film seinem Schicksal, dem baldigen Vergessenwerden, entgegen. So etwas kommt halt raus, wenn man sich nicht entscheiden kann, ob man lieber einen James Bond-Film oder einen Indiana Jones-Film drehen möchte und dann einfach das Schlechteste von beidem miteinander vermengt, während man die guten Aspekte der jeweiligen Filmreihen gekonnt umschifft.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Clay Enos – © 2020 CTMG, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Die Reise zum Mittelpunkt der Erde (2008)

Regie: Eric Brevig
Original-Titel: Journey to the Center of the Earth
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction
IMDB-Link: Journey to the Center of the Earth


Ich musste 40 Jahre alt werden, um zu checken, dass Brandon Fraser trotz seiner kanadischen Staatsbürgerschaft nie in der 90er-Serie „Ein Mountie in Chicago“ mitspielte, obwohl ich sowohl Brandon Fraser als Darsteller sehr mag und viele seiner Filme kenne als auch die Serie damals mit Genuss sah. Dieser peinliche Fauxpas beruht darauf, dass die Hauptfigur in der Fernsehserie Benton Fraser hieß, aber eben nicht von Brandon Fraser, sondern von Paul Gross gespielt wurde. Nach diesem peinlichen Bekenntnis werfen wir nun aber einen Blick auf „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ – sehr frei interpretiert nach dem berühmten Roman von Jules Verne. Brandon Fraser war Ende der 90er und in den 00er-Jahren the shit. Mit lausbübischem Charme ausgestattet warf er sich altägyptischen Mumien entgegen, überlebte in „Eve und der letzte Gentleman“ eine vermeintliche Apokalypse, legte sich mit dem Teufel persönlich an und drang in Eric Brevigs Film von 2008 bis ins Erdinnere vor – in Begleitung seines Neffen (Josh Hutcherson, der später in der Tribute von Panem-Reihe als Peeta bekannt werden sollte) und einer scharfen Bergführerin (Anita Briem, die nie so richtig bekannt werden sollte). Es gibt da diesen wunderbaren Fernsehsender mit dem Namen Syfy, der neben einigen modernen Klassikern der Science Fiction-Fernsehgeschichte auch billige Katastrophenfilme mit hundsmiserablen Special Effects und noch schlechteren Darsteller:innen im Programm hat, die Trash-Aficionados bestens bedienen. Dieser Film bekäme dort seinen verdienten Platz im Sonntagnachmittagsprogramm. Ja, Brandon Frasers Charme funktioniert auch hier, und für die fantasievolle, aber völlig unlogische Welt im Erdinneren kann der Film nichts, da muss man sich schon an Jules Verne halten, aber der Film ist einfach in vielerlei Hinsicht dumm und uninspiriert und wirkt, wie von der Stange gedreht. Die Spezialeffekte sehen für einen Film, für den ein Special Effects-Künstler verantwortlich zeichnet, erstaunlich schwach aus. Vor allem der überdimensionierte Tyrannosaurus Rex im großen Finale ist dermaßen lächerlich CGI-animiert, dass man sich fragen kann, wie eine solche Evolutionsvolte rückwärts von Jurassic Park ausgehend überhaupt möglich sein kann. Als Trash-Fest ist „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ eine Perle, und wenn man mit dieser Erwartungshaltung an die Sichtung begibt, hat man auch viel Spaß. Qualitativ gut ist aber etwas anderes.


3,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)

Regie: Colin Trevorrow
Original-Titel: Jurassic World Dominion
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Action, Horror, Thriller
IMDB-Link: Jurassic World Dominion


Das Problem der Jurassic World-Trilogie wurde bereits im großen Finale des ersten Films der neuen Trilogie unverhohlen angesprochen: „We need more teeth!“ Mehr Zähne also. Mehr Furcht einflößende Saurier, die größer, fieser, intelligenter, tödlicher und hungriger sind. Darauf baut die ganze Jurassic World-Trilogie auf. Was man gerne vergisst: Im ikonischen ersten Jurassic Park-Film waren die Dinosaurier insgesamt nur 14 Minuten lang zu sehen, und sie waren keine Killerbestien, sondern einfach große Viecher, die nach ihren Instinkten gehandelt haben (mit Ausnahme der Raptoren, die waren von Anfang an als Intelligenzbestien angelegt). Die Spannung baut sich vielmehr auf dem auf, was man nicht sieht, als auf dem, was man sieht. Diese Tugend wurde im Verlauf der weiteren Filme über Board geworfen, und die Story wurde immer mehr aufgeblasen, immer epischer, und damit immer konfuser. Waren die ersten beiden Filme der neuen Trilogie schon storytechnisch ein Griff in einen großen Haufen Dino-Dung, fährt der dritte Teil den Karren nun endgültig an die Wand. Die Ausgangsbasis wäre großartig gewesen. Umso ärgerlicher ist es, dass Colin Trevorrow dermaßen wenig daraus gemacht hat. Wir erinnern uns: Am Ende von Jurassic World: Das gefallene Königreich geht eine Auktion fürchterlich schief, und die Dinos marschieren los, um es sich neben den Menschen gemütlich zu machen. Vier Jahre später sind Dinosaurier in der freien Wildbahn zuhause und Teil unseres Planeten. Aus dieser Idee hätte man so viel rausholen können! Es hätte gereicht, die reaktivierte alte Garde rund um Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum dabei zuzusehen, wie sie versuchen, Dinos einzufangen, sodass diese in einem geschützten Habitat ausgesetzt werden können (und nein, damit meine ich nicht die Tropen in den Dolomiten). Die nicht unspannende Nebengeschichte rund um einen Agrarkonzern, der den Hals nicht vollbekommt und damit die ganze Nahrungskette auf Erden gefährdet (Monsanto, schaut ihr eh gut hin?), hätte man da gut reinmischen können. Stattdessen gibt es aber eben „more teeth“ und den Verdacht, dass Colin Trevorrow heimlich ein Mash-Up aus einem James Bond-Film und dem neuesten Indiana Jones-Film drehen wollte, nur eben mit Dinosauriern. Dieses verhunzte Irgendwas ist im besten Fall dümmlich, im schlimmsten Fall ärgerlich, v.a. wenn man an das vergebene Story-Potential denkt. So bleibt unterm Strich das Fazit: Trotz hoher Erwartungen und offenem Fan-Pleasing durch den Einbau des ursprünglichen Jurassic Park-Casts in tragenden Hauptrollen ist der dritte Teil der neuen Trilogie der schlechteste Film der ganzen Reihe. Einen halben Kürbis extra gibt es immerhin noch für Jeff Goldblum being Jeff Goldblum. Klappe zu. Saurier tot.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures and Amblin En – © 2021 Universal Studios and Storyteller Distribution LCC., Quelle http://www.imdb.com)

Jumanji (1995)

Regie: Joe Johnston
Original-Titel: Jumanji
Erscheinungsjahr: 1995
Genre: Abenteuerfilm
IMDB-Link: Jumanji


Jetzt mal alle Hoch die Hände, die in den 1980ern geboren sind. Und ihr könnt die Patschhanderl gleich oben lassen, wenn ich gleich im Anschluss frage, wer in seiner Kindheit / Jugendzeit „Jumanji“ von Joe Johnston mit dem unvergessenen Robin Williams, einer blutjungen Kirsten Dunst sowie Bonnie Hunt und Bradley Pierce in den Hauptrollen gesehen hat. „Jumanji“ gehört einfach zum Aufwachsen in den 90ern dazu wie auch Jurassic Park (obwohl viele den ob seiner blutrünstigen Szenen nicht auf der großen Leinwand, sondern verschreckt unter den Polster gekauert zuhause im Patschenkino gesehen haben) oder Titanic. Apropos „Jurassic Park“: Eben jener Joe Johnston, der mit dem ersten Jumanji-Film ein vergnügliches Abenteuer für Groß und Klein auf die Leinwand gezaubert hat, ist verantwortlich für den dritten Jurassic Park-Film, der, selbst bei großer Liebe für Dinosaurier, in keinem Moment die Magie und Spannung der ersten beiden Filme erreichen konnte. Dass Johnston aber ein solider Regisseur ist, beweist er mit „Jumanji“ ausreichend. Das berühmte Brettspiel mit den übernatürlichen Kräften, das durch in Mark und Bein gehendes Trommeln auf sich aufmerksam macht und seine Spielzüge gefährliche Realität werden lässt, ist eine pfiffige Idee, die das Special Effects-Team vor einige Aufgaben gestellt hat. Manche sind grandios gelöst, andere halt durch die damaligen technischen Möglichkeiten limitiert. So sind einige Animationen heute nicht mehr wirklich State of the Art, aber das Schöne an dem Film ist, dass es bei einem so gut aufgelegten Robin Williams und der humorvollen, temporeichen und fast schon überdrehten Action eigentlich egal ist, ob die computeranimierten Affen nun klar als solche erkennbar sind oder das Krokodil aus Gummi ist. In diesem Sinne ist „Jumanji“ als Film deutlich besser gealtert als seine Technik, und es bereitet auch heute noch großes Vergnügen, in dieses witzige Abenteuer einzutauchen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Columbia/Tristar – © 1995 TriStar Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Red Notice (2021)

Regie: Rawson Marshall Thurber
Original-Titel: Red Notice
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Abenteuerfilm, Komödie, Krimi
IMDB-Link: Red Notice


Jessas, der Ryan Reynolds schon wieder! Über den und seine Filme habe ich in den letzten Monaten nicht zu selten geschrieben. Reynolds dürfte jedenfalls seine Seele an Netflix verkauft haben, denn es ist fast schon unmöglich, sich durch die Startseite des Streaming-Anbieters zu zappen, ohne sein Gesicht zu sehen. In „Red Notice“ von Rawson Marshall Thurber spielt Ryan Reynolds diesmal Ryan Reynolds, der als Ryan Reynolds Karriere als Superkunstdieb macht. Dwight „The Rock“ Johnson ist ihm als FBI-Profiler auf den Fersen, was immerhin einen netten Gag hergibt, da The Rock hier mal jemanden spielen muss, der befähigt zu sein scheint, auch sein Hirn und nicht nur Muskelkraft einsetzen zu können (was ihm aber ehrlicherweise nicht wirklich gelingt). Und da Gal Gadot als Gal Gadot dem Super-Dieb und dem Super-Profiler ein Schnippchen schlagen möchte, müssen sich die beiden ungleichen Herren zusammentun, um eben jene Super-Schurkin aufs Kreuz zu legen, was auch wieder nur mäßig gelingt, denn Gadot hat eine israelische Militärausbildung genossen, und wenn sie einen Roundhouse-Kick austeilt, geht der direkt in Reynolds Gesicht (und The Rocks Eier). Was soll man da sagen? Auf der positiven Seite: Alle haben sichtlich ihren Spaß mit dem Film, der ein bisschen wirkt, als hätte man Indiana Jones und James Bond verschmelzen wollen, Gal Gadot sieht sexy aus, Ryan Reynolds wirkt wieder hochgradig sympathisch und The Rock macht alle Defizite mit Selbstironie wett. Auf der negativen Seite: Gal Gadot hat ihre Talente (siehe Roundhouse-Kicks), aber schauspielern gehört leider nicht dazu, Ryan Reynolds spielt mal wieder sich selbst und The Rock wirkt im Anzug immer irgendwie, als hätte sich die zu eng geschnittene Hose in der Arschbacke verheddert und würde ihn irrsinnig zwicken. Aber was soll’s – das Teil bietet ein paar flotte Sprüche, kernige Action-Szenen und schöne Prügeleien, wie sie Bud Spencer und Terence Hill nicht besser hinbekommen hätten. Hirn aus, Film ab.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2021 – Netflix, Quelle http://www.imdb.com)