Horror

Tucker and Dale vs. Evil (2010)

Regie: Eli Craig
Original-Titel: Tucker and Dale vs. Evil
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Satire, Komödie, Horror
IMDB-Link: Tucker and Dale vs. Evil


Einige College-Kids machen Urlaub in einem entlegenen Wald. Was als unschuldiger Abenteuerurlaub beginnt, endet genregerecht in einem Gemetzel. Mitten drin statt nur dabei: Die beiden Hillbillies Tucker und Dale (Alan Tudyk und Tyler Labine), die mit Sensen und Kettensägen bewaffnet den Jugendlichen nachstellen. Was die Kids halt nicht wissen: Die beiden Rednecks sind ausgesprochen gutmütige und nette Zeitgenossen, die nur helfen wollen, doch irgendwie klebt ihnen das Pech an ihnen, und so schnalzt der Bodycount rapide in die Höhe. „Tucker and Dale vs. Evil“ ist ein erzählerischer Geniestreich. Grandios wird das Genre der Teenie-Slasher-Filme auf den Kopf gestellt. Tudyk und Labine spielen das ahnungslose Duo, das ständig über neue Leichen stolpert, warmherzig und saukomisch. Nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Sympathiewerten werden Erinnerungen an Terence Hill & Bud Spencer wach, doch während die beiden Italowestern-Helden die Coolness für sich gepachtet haben, überzeugen Tudyk und Labine durch ein komödiantisches Timing, das zu hysterischen Lachanfällen beim Publikum sorgt. Und nie waren verschwitzte, verdreckte Landeier feinfühliger und gutherziger als diese beiden, was den Kontrast zu dem blutigen Gemetzel noch stärker hervortreten lässt. Im letzten Drittel geht dem Film ein wenig die Luft aus, doch bleibt „Tucker and Dale vs. Evil“ eine glasklare Empfehlung für Freunde der überdrehten Unterhaltung.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Dan Power – © Hillbilly Hero Productions Ltd., Quelle http://www.imdb.com)

Der Unsichtbare (2020)

Regie: Leigh Whannell
Original-Titel: The Invisible Man
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Drama, Horror, Thriller
IMDB-Link: The Invisible Man


Unsichtbar zu sein hat viele Vorteile. So muss man sich beispielsweise keine Gedanken über einen möglichen Bad Hair-Day machen und kann im Pyjama herumlaufen. Im Büro kann man endlich mal in Ruhe seine Sachen abarbeiten. Oder man kann seine psychotischen Neigungen ausleben und seine Exfreundin stalken und bedrohen. Jeder nach seinem Gusto. Nur blöd, wenn man die besagte Exfreundin ist, denn dann wird’s ungemütlich – zunächst für Elisabeth Moss in der Rolle der an ihrem Verstand Zweifelnden, dann aber für den Tunichtgut, der einfach ungeniert in ihrem Schlafzimmer herumlümmelt, ohne gesehen werden zu können. „Der Unsichtbare“ von Leigh Whannell geht auf einen ziemlich alten Stoff zurück. H. G. Wells schuf die literarische Vorlage, James Whale mit einer ersten Verfilmung 1933 einen Klassiker des Horrorgenres. Ziemlich große Fußstapfen also, in der Whannell mit seiner Verfilmung des Stoffs treten wollte. Man muss ihm hoch anrechnen, dass der Film wirklich gut geworden ist und jedenfalls für sich stehen kann. Mit einer feministischen Ermächtigungsgeschichte bringt Whannell eine zeitgemäße und intelligente eigene Note hinein, die von Elisabeth Moss, einer grandiosen Könnerin ihres Fachs, kongenial getragen wird. So ist diese Neuverfilmung nicht nur ein spannend inszenierter Nägelbeißer, sondern wartet auch noch mit einer klaren Botschaft an die Machos da draußen auf, die meinen, eine Freundin würde in die Kategorie des persönlichen Besitzes fallen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures – © 2020 Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Das Waisenhaus (2007)

Regie: J. A. Bayona
Original-Titel: El orfanato
Erscheinungsjahr: 2007
Genre: Drama, Horror
IMDB-Link: El orfanato


Bevor J. A. Bayona die Jurassic World-Reihe mit Fallen Kingdom versenken durfte, schuf er sich einen respektablen Namen mit seinem Regie-Erstling „Das Waisenhaus“, dem bis heute noch zweiterfolgreichsten spanischen Film aller Zeiten (hinter „Pans Labyrinth“). Keine schlechte Visitenkarte für Hollywood. Dass ihm sein erster Film so viele Türen öffnete, ist auch durchaus berechtigt. Denn in einem vielleicht nicht neuartigem oder originellem, aber intelligent umgesetzten Gruseldrama baut er einen Spannungsbogen auf, der die Zuseher an die Sitze fesselt. Die Auflösung ist böse und gewitzt und befriedigt somit auch den anspruchsvollen cineastischen Magen. Belén Rueda in der Hauptrolle der Laura, die einst selbst in einem Waisenhaus aufgewachsen ist und dieses nun mit ihrem Mann nun fortführen möchte, aber bald feststellen muss, dass seltsame Ereignisse darin vorgehen, spielt mit Leib und Seele. Das ist schon große Schauspielkunst. Erinnerungen an Nicole Kidman in „The Others“ werden wach. Auch in Sachen Atmosphäre und Stimmung sind die beiden Filme durchaus vergleichbar. Wer also „The Others“ mochte, kann gerne zum „Waisenhaus“ greifen und vice versa. Und auch für so kleine Horrorfilmschisser wie den Kürbis eures Vertrauens ist der Film gut verdaulich, da er auf Atmosphäre und eine intelligent erzählte Geschichte setzt und nicht auf Schockmomente. Der Blutdruck dankt’s.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Fall 39 (2009)

Regie: Christian Alvart
Original-Titel: Case 39
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Horror
IMDB-Link: Case 39


Ein typisches Topos im modernen Horrorfilm ist es, unschuldige Dinge oder Gegenstände zu nehmen und ins Groteske und Schauerliche zu verkehren. Beispielsweise Kinderpuppen, Clowns oder geliebte Haustiere. Manchmal aber besinnt man sich auf das urtümlich Dämonische, da muss man den Teufel gar nicht groß verzerren wie in „Fall 39“ von Christian Alvart. Denn was ist furchteinflößender als ein pubertierendes Kind? Renée Zellweger ist da zunächst anderer Meinung, und bereitwillig nimmt sie als Sozialarbeiterin Emily das misshandelte Waisenmädchen Lillith bei sich auf. Man rauft sich ganz gut zusammen, doch lässt sich bald nicht verleugnen, dass mit dem Eintritt von Lillith in Emilys Haus seltsame Dinge geschehen. Ist sie etwa nicht allein gekommen? „Fall 39“ ist ein recht klassisch angelegter Schauerfilm. Wer, so wie ich, Schiss vor Jump-Scares hat, hat nicht allzu viel zu befürchten – diesbezüglich gibt sich der Film recht zahm. Er vertraut mehr auf ein diffuses Gefühl der Bedrohung, das sich nicht fassen lässt. So weit, so gut. Nur spult der Horrorthriller sein Programm leider allzu routiniert ab, sodass selbst Zuseher wie ich, die nicht allzu bewandert sind im Horrorgenre, jede Wendung schon auf drei Kilometer Entfernung voraus riechen. Und das ist halt fad. Selbst ein hochkarätiger Cast, der neben Zellweger auch mit Bradley Cooper, Ian McShane und Callum Keith Rennie (letzterer wurde bekannt, als er in „Ein Mountie in Chicago“ von einem Husky an die Wand gespielt wurde) aufwarten kann, ist nicht die Lösung des Problems. Ein uninspiriertes Drehbuch kann eben nicht einmal schauspielerische Grandezza retten. Wobei man auch dazusagen muss, dass wirklich niemand der Beteiligen allzu viel Enthusiasmus und Herzblut in diesen Film gelegt haben dürfte. So kommt am Ende eben Durchschnittskost heraus. Nicht schlecht, aber weder bemerkenswert noch merkenswert.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Businessman (2022)

Regie: Nathan Ginter
Original-Titel: The Businessman
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Kurzfilm, Horror
IMDB-Link: The Businessman


Das Schöne an Filmfestivals ist es, dass man hier Filme entdecken kann, auf die man sonst im Leben nicht gestoßen wäre, da sie einfach nicht verfügbar sind hierzulande. Nathan Ginters „The Businessman“, der als Vorfilm zu Blaze seine Weltpremiere auf dem SLASH Filmfestival hatte, ist so ein Beispiel dafür. Der fiese, mit einfachen Mitteln effektive Horrorfilm zeigt eine Begegnung eines jungen Schulmädchens im Wald mit einem Geschäftsmann, adrett im Anzug gekleidet mit einem Aktenkoffer bei sich, der dem Mädchen einen Deal anbietet. Der Horror spielt sich hierbei im Kopf der Zuseher:innen ab. „The Businessman“ zeigt auf, dass es auch mit geringem Budget gelingen kann, dem Auditorium das Gruseln zu lehren. Alles, was es dafür braucht, ist eine gute Idee und einen Darsteller, der so spielen kann, dass man seiner Figur keine zwei Zentimeter weit traut. Mit Steve Gamble hat Nathan Ginter einen solchen Schauspieler gefunden, und deshalb funktioniert der Grusel auch. Natürlich, unterm Strich ist „The Businessman“ nicht viel mehr als ein kurze Episode mit bitterer Pointe, aber diese Limitation liegt auch am Genre des Kurzfilms selbst. Immerhin wird man 9 Minuten lang gut unterhalten, und das ist schon mal nicht wenig, wie ich finde.


6,0 Kürbisse

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Horror, Action
IMDB-Link: Doctor Strange in the Multiverse of Madness


Als hätte es Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) nicht gereicht, mit der Zeit herumzuspielen, nein, der arrogante Zauberer, der die Drecksarbeit in der Regel seinem fliegenden Cape überlässt, muss auch noch durch verschiedene Paralleluniversen fliegen. Wie blöd so etwas ausgehen kann, hat er ja schon in Spider-Man: No Way Home gesehen. Fairerweise muss man dazusagen, dass das fröhliche Hüpfen durch unterschiedliche Welten diesmal nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern er der jungen Dame America Chavez (Xochitl Gomez) diese Spontanurlaube verdankt. Denn die kann nämlich, wenn sie unter Stress ist, die Tore zu anderen Welten öffnen. Wenig überraschend weckt diese Fähigkeit Begehrlichkeiten, und schon bald hat sie jemanden auf ihren Fersen, der sich dieses Talent für eigene Zwecke aneignen möchte. Doctor Strange, sein treues Cape und Sorcerer Supreme-Buddy Wong (Benedict Wong) haben alle Hände voll zu tun, diese finsteren Pläne zu vereiteln und werden dabei blöderweise auch noch über diverse Parallelwelten verteilt, was die Sache nicht einfacher macht. „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ steht ganz im Zeichen des üblichen Marvel’schen Rezepts, das aus Action, Humor und bunten Fantasiewelten besteht. Mit Sam Raimi auf dem Regiestuhl kommt allerdings eine weitere Komponente hinzu, nämlich eine ordentliche Portion Horror, und das tut dem Film sichtlich gut. Überhaupt fühlt sich das zweite Doctor Strange-Soloabenteuer mehr wie ein Sam Raimi-Film als ein weiterer MCU-Film an. Gekonnt verbindet er die bunte Welt seiner Spider-Man-Trilogie (jene mit Tobey Maguire, und ja, es ist kompliziert mit den Spider-Man-Filmen) mit dem absurden Horror seiner Tanz der Teufel-Filme. Und das passt auch ganz gut zusammen, ohne dass der neueste Doctor Strange zu einem klassischen Horrorfilm werden würde. Aber die gelegentlichen Einsprengsel von Grusel und Schauer passen gut ins Konzept und geben den Humoreinlagen ein stabiles Gegengewicht. Das eigentliche Highlight des Films ist aber der Bösewicht, über den an der Stelle nichts verraten sei – das wäre ein massiver Spoiler. Es sei aber gesagt, dass die schurkischen Ambitionen ausnahmsweise einmal gut nachvollziehbar sind und der Figur Tiefe verleihen. Unterm Strich befindet sich „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ vielleicht nicht unter den allerbesten MCU-Filmen, aber er unterhält auf hohem Niveau und ist durchaus etwas Eigenständiges innerhalb des Comicfilmuniversums.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)

Regie: Colin Trevorrow
Original-Titel: Jurassic World Dominion
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Action, Horror, Thriller
IMDB-Link: Jurassic World Dominion


Das Problem der Jurassic World-Trilogie wurde bereits im großen Finale des ersten Films der neuen Trilogie unverhohlen angesprochen: „We need more teeth!“ Mehr Zähne also. Mehr Furcht einflößende Saurier, die größer, fieser, intelligenter, tödlicher und hungriger sind. Darauf baut die ganze Jurassic World-Trilogie auf. Was man gerne vergisst: Im ikonischen ersten Jurassic Park-Film waren die Dinosaurier insgesamt nur 14 Minuten lang zu sehen, und sie waren keine Killerbestien, sondern einfach große Viecher, die nach ihren Instinkten gehandelt haben (mit Ausnahme der Raptoren, die waren von Anfang an als Intelligenzbestien angelegt). Die Spannung baut sich vielmehr auf dem auf, was man nicht sieht, als auf dem, was man sieht. Diese Tugend wurde im Verlauf der weiteren Filme über Board geworfen, und die Story wurde immer mehr aufgeblasen, immer epischer, und damit immer konfuser. Waren die ersten beiden Filme der neuen Trilogie schon storytechnisch ein Griff in einen großen Haufen Dino-Dung, fährt der dritte Teil den Karren nun endgültig an die Wand. Die Ausgangsbasis wäre großartig gewesen. Umso ärgerlicher ist es, dass Colin Trevorrow dermaßen wenig daraus gemacht hat. Wir erinnern uns: Am Ende von Jurassic World: Das gefallene Königreich geht eine Auktion fürchterlich schief, und die Dinos marschieren los, um es sich neben den Menschen gemütlich zu machen. Vier Jahre später sind Dinosaurier in der freien Wildbahn zuhause und Teil unseres Planeten. Aus dieser Idee hätte man so viel rausholen können! Es hätte gereicht, die reaktivierte alte Garde rund um Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum dabei zuzusehen, wie sie versuchen, Dinos einzufangen, sodass diese in einem geschützten Habitat ausgesetzt werden können (und nein, damit meine ich nicht die Tropen in den Dolomiten). Die nicht unspannende Nebengeschichte rund um einen Agrarkonzern, der den Hals nicht vollbekommt und damit die ganze Nahrungskette auf Erden gefährdet (Monsanto, schaut ihr eh gut hin?), hätte man da gut reinmischen können. Stattdessen gibt es aber eben „more teeth“ und den Verdacht, dass Colin Trevorrow heimlich ein Mash-Up aus einem James Bond-Film und dem neuesten Indiana Jones-Film drehen wollte, nur eben mit Dinosauriern. Dieses verhunzte Irgendwas ist im besten Fall dümmlich, im schlimmsten Fall ärgerlich, v.a. wenn man an das vergebene Story-Potential denkt. So bleibt unterm Strich das Fazit: Trotz hoher Erwartungen und offenem Fan-Pleasing durch den Einbau des ursprünglichen Jurassic Park-Casts in tragenden Hauptrollen ist der dritte Teil der neuen Trilogie der schlechteste Film der ganzen Reihe. Einen halben Kürbis extra gibt es immerhin noch für Jeff Goldblum being Jeff Goldblum. Klappe zu. Saurier tot.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures and Amblin En – © 2021 Universal Studios and Storyteller Distribution LCC., Quelle http://www.imdb.com)

Eine schreckliche Nacht (1896)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Une nuit terrible
Erscheinungsjahr: 1896
Genre: Kurzfilm, Komödie, Horror
IMDB-Link: Une nuit terrible


Das ist der Albtraum aller Insektenphobiker: Man legt sich gemütlich zur Nachtruhe und da krabbelt plötzlich etwas die Decke entlang. Dieses Etwas entpuppt sich als überdimensionaler Käfer. Wenn ich an meine Freundin denke, dann wäre in einem solchen Fall ein Schrei zu erwarten, der die Katzen an die Zimmerdecke fliegen und in ganz Simmering die Lichter angehen lässt. Ob der im Schlaf Gestörte in diesem Frühwerk Georges Méliès‘ ebenfalls panisch aufschreit, lässt sich nicht sagen – der Tonfilm kam erst Jahrzehnte später. Jedenfalls geht der Mann aber energisch auf Insektenjagd und schlägt den ungebetenen Bettgenossen platt. „Eine schreckliche Nacht“ aus dem Jahr 1896 ist einer der frühesten Filme von Georges Méliès. Filmhistorisch damit hochgradig interessant und auch relevant. Der krabbelnde Käfer stellt eine Meisterleistung dar – Méliès nutzte den von ihm entwickelten Stopptrick, um ihn lebensecht krabbeln zu lassen. Klar, es gibt spannendere und auch bessere Filme von Méliès, aber für einen solch frühen Film ist „Eine schreckliche Nacht“ schon erstaunlich.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der höllische Kessel (1903)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Le chaudron infernal
Erscheinungsjahr: 1903
Genre: Kurzfilm, Horror
IMDB-Link: Le chaudron infernal


Der heutige Georges Méliès-Film, der auf diesem Blog vorgestellt wird, ist ein handkolorierter Horrorfilm aus dem Jahr 1903. Ein wohliger Schauer war immer schon Bestandteil der Unterhaltung, ob in Literatur, im Theater oder eben dann im Medium Film. Und wenn man solche Tricks im Ärmel hat wie Georges Méliès, der gelernte Zauberkünstler, kann man das frühe, noch nicht an das Kino gewöhnte Publikum ordentlich erschrecken. In diesem Kurzfilm treiben zwei Teufel ihr Unwesen. Arme, unschuldige Menschen werden in einen Kessel gestopft und bei lebendigem Leibe verbrannt. Doch damit nicht genug – nach einem dämonischen Spruch steigen die Seelen der Verstorbenen empor, ehe auch diese von den böswilligen Teufeln endgültig verbrannt werden. Ja, das alles ist natürlich herrlich naiv und unschuldig. Aber man kann sich schon vorstellen, welchen Schrecken die Bilder vor fast 120 Jahren beim Publikum erzeugt haben. Das große Plus dieses Werks von Méliès ist die aufwendige und bunte Handkoloration. Eindrucksvoll stechen die beiden Teufelsköpfe in tiefstem Rot aus dem Hintergrund hervor. Die Teufel selbst tanzen in Türkis – ein sehr frühes Foreshadowing auf die Lage in der österreichischen Politik mehr als ein Jahrhundert später? Aber ich schweife ab. „Der höllische Kessel“ kann auch heute noch gut unterhalten, und mit einer Laufzeit von unter 2 Minuten ist er eigentlich der perfekte Film für unsere ADHS-geschädigte Gesellschaft. So etwas geht sich auch schnell mal auf dem Handy aus.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Midsommar (2019)

Regie: Ari Aster
Original-Titel: Midsommar
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Horror, Thriller, Drama
IMDB-Link: Midsommar


Der legendäre Hans Huber wusste es schon lange, nachzusehen auf Youtube: „Die Schweeeeeeden sind ein ganz harter Brocken.“ Und so ist trotz schönstem Wetter und langer Tage während des Midsommar-Fests in einer entlegenen schwedischen Kommune bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein, wie Dani (Florence Pugh), die sich kurzerhand ihren Freunden bei diesem ethnologisch interessanten Trip angeschlossen hat, im Verlauf von Ari Asters Horrordrama feststellen muss. Dabei hätte Dani ein bisschen Ruhe und Abstand gebraucht, nachdem sich ihre depressive Schwester umgebracht hat und dabei auch noch gleich ihre Eltern mitgerissen hat. Freund Christian (Jack Reynor, das Ergebnis einer wilden Party der Gene von Chris Pratt und Chris Hemsworth) ist keine große Unterstützung. Immerhin bietet sich hier in der Kommune seines schwedischen Kumpels Pelle (Vilhelm Blomgren) die Möglichkeit einer interessanten Abschlussarbeit in Anthropologie. Doch Vorsicht, hätten sie bloß Herbert Prohaska dabei gehabt: Seine Warnung „Da san a poa Hurnkinda dabei“ wäre wohl nicht ungehört verhallt. Aber gut, der Mensch lernt durch Erfahrungen. Das einzige Problem: Diese Erfahrungen müssen erst mal überlebt werden, damit man von ihnen lernen kann. Ari Aster hat ein richtig stimmungsvolles und gleichzeitig abgründiges Horrordrama vorgelegt, das eingefleischte Horroraficionados ob des Mangels an Schreckmomenten wohl eher enttäuschen wird. Vielmehr schleicht sich das Grauen auf leisen Füßen ein. Es ist genau dieser Kontrast zwischen den in der Mittagssonne grell ausgeleuchteten Szenen und der rätselhaften Handlung, die die Stimmung immer bedrückender macht. „Midsommar“ ist kein Horrorfilm im klassischen Sinne, eher ein langsamer, aber unentrinnbarer Strudel ins Herz des Mystischen und der Folklore. In Schweden wird der Film angeblich als schwarze Komödie gefeiert. So kann man es auch sehen. Jedenfalls ist „Midsommar“ ein starker Film, der sich alle Zeit nimmt, die er für seine Geschichte braucht, doch die Zeit ist gut investiert, denn viele Bilder und Szenen lassen einen lange nicht mehr los.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Gabor Kotschy – © A24, Quelle http://www.imdb.com)