Horror

The Businessman (2022)

Regie: Nathan Ginter
Original-Titel: The Businessman
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Kurzfilm, Horror
IMDB-Link: The Businessman


Das Schöne an Filmfestivals ist es, dass man hier Filme entdecken kann, auf die man sonst im Leben nicht gestoßen wäre, da sie einfach nicht verfügbar sind hierzulande. Nathan Ginters „The Businessman“, der als Vorfilm zu Blaze seine Weltpremiere auf dem SLASH Filmfestival hatte, ist so ein Beispiel dafür. Der fiese, mit einfachen Mitteln effektive Horrorfilm zeigt eine Begegnung eines jungen Schulmädchens im Wald mit einem Geschäftsmann, adrett im Anzug gekleidet mit einem Aktenkoffer bei sich, der dem Mädchen einen Deal anbietet. Der Horror spielt sich hierbei im Kopf der Zuseher:innen ab. „The Businessman“ zeigt auf, dass es auch mit geringem Budget gelingen kann, dem Auditorium das Gruseln zu lehren. Alles, was es dafür braucht, ist eine gute Idee und einen Darsteller, der so spielen kann, dass man seiner Figur keine zwei Zentimeter weit traut. Mit Steve Gamble hat Nathan Ginter einen solchen Schauspieler gefunden, und deshalb funktioniert der Grusel auch. Natürlich, unterm Strich ist „The Businessman“ nicht viel mehr als ein kurze Episode mit bitterer Pointe, aber diese Limitation liegt auch am Genre des Kurzfilms selbst. Immerhin wird man 9 Minuten lang gut unterhalten, und das ist schon mal nicht wenig, wie ich finde.


6,0 Kürbisse

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022)

Regie: Sam Raimi
Original-Titel: Doctor Strange in the Multiverse of Madness
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Fantasy, Horror, Action
IMDB-Link: Doctor Strange in the Multiverse of Madness


Als hätte es Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) nicht gereicht, mit der Zeit herumzuspielen, nein, der arrogante Zauberer, der die Drecksarbeit in der Regel seinem fliegenden Cape überlässt, muss auch noch durch verschiedene Paralleluniversen fliegen. Wie blöd so etwas ausgehen kann, hat er ja schon in Spider-Man: No Way Home gesehen. Fairerweise muss man dazusagen, dass das fröhliche Hüpfen durch unterschiedliche Welten diesmal nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern er der jungen Dame America Chavez (Xochitl Gomez) diese Spontanurlaube verdankt. Denn die kann nämlich, wenn sie unter Stress ist, die Tore zu anderen Welten öffnen. Wenig überraschend weckt diese Fähigkeit Begehrlichkeiten, und schon bald hat sie jemanden auf ihren Fersen, der sich dieses Talent für eigene Zwecke aneignen möchte. Doctor Strange, sein treues Cape und Sorcerer Supreme-Buddy Wong (Benedict Wong) haben alle Hände voll zu tun, diese finsteren Pläne zu vereiteln und werden dabei blöderweise auch noch über diverse Parallelwelten verteilt, was die Sache nicht einfacher macht. „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ steht ganz im Zeichen des üblichen Marvel’schen Rezepts, das aus Action, Humor und bunten Fantasiewelten besteht. Mit Sam Raimi auf dem Regiestuhl kommt allerdings eine weitere Komponente hinzu, nämlich eine ordentliche Portion Horror, und das tut dem Film sichtlich gut. Überhaupt fühlt sich das zweite Doctor Strange-Soloabenteuer mehr wie ein Sam Raimi-Film als ein weiterer MCU-Film an. Gekonnt verbindet er die bunte Welt seiner Spider-Man-Trilogie (jene mit Tobey Maguire, und ja, es ist kompliziert mit den Spider-Man-Filmen) mit dem absurden Horror seiner Tanz der Teufel-Filme. Und das passt auch ganz gut zusammen, ohne dass der neueste Doctor Strange zu einem klassischen Horrorfilm werden würde. Aber die gelegentlichen Einsprengsel von Grusel und Schauer passen gut ins Konzept und geben den Humoreinlagen ein stabiles Gegengewicht. Das eigentliche Highlight des Films ist aber der Bösewicht, über den an der Stelle nichts verraten sei – das wäre ein massiver Spoiler. Es sei aber gesagt, dass die schurkischen Ambitionen ausnahmsweise einmal gut nachvollziehbar sind und der Figur Tiefe verleihen. Unterm Strich befindet sich „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ vielleicht nicht unter den allerbesten MCU-Filmen, aber er unterhält auf hohem Niveau und ist durchaus etwas Eigenständiges innerhalb des Comicfilmuniversums.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Courtesy of Marvel Studios/Courtesy of Marvel Studios – © Marvel Studios 2022, Quelle http://www.imdb.com)

Jurassic World: Ein neues Zeitalter (2022)

Regie: Colin Trevorrow
Original-Titel: Jurassic World Dominion
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Abenteuerfilm, Science Fiction, Action, Horror, Thriller
IMDB-Link: Jurassic World Dominion


Das Problem der Jurassic World-Trilogie wurde bereits im großen Finale des ersten Films der neuen Trilogie unverhohlen angesprochen: „We need more teeth!“ Mehr Zähne also. Mehr Furcht einflößende Saurier, die größer, fieser, intelligenter, tödlicher und hungriger sind. Darauf baut die ganze Jurassic World-Trilogie auf. Was man gerne vergisst: Im ikonischen ersten Jurassic Park-Film waren die Dinosaurier insgesamt nur 14 Minuten lang zu sehen, und sie waren keine Killerbestien, sondern einfach große Viecher, die nach ihren Instinkten gehandelt haben (mit Ausnahme der Raptoren, die waren von Anfang an als Intelligenzbestien angelegt). Die Spannung baut sich vielmehr auf dem auf, was man nicht sieht, als auf dem, was man sieht. Diese Tugend wurde im Verlauf der weiteren Filme über Board geworfen, und die Story wurde immer mehr aufgeblasen, immer epischer, und damit immer konfuser. Waren die ersten beiden Filme der neuen Trilogie schon storytechnisch ein Griff in einen großen Haufen Dino-Dung, fährt der dritte Teil den Karren nun endgültig an die Wand. Die Ausgangsbasis wäre großartig gewesen. Umso ärgerlicher ist es, dass Colin Trevorrow dermaßen wenig daraus gemacht hat. Wir erinnern uns: Am Ende von Jurassic World: Das gefallene Königreich geht eine Auktion fürchterlich schief, und die Dinos marschieren los, um es sich neben den Menschen gemütlich zu machen. Vier Jahre später sind Dinosaurier in der freien Wildbahn zuhause und Teil unseres Planeten. Aus dieser Idee hätte man so viel rausholen können! Es hätte gereicht, die reaktivierte alte Garde rund um Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum dabei zuzusehen, wie sie versuchen, Dinos einzufangen, sodass diese in einem geschützten Habitat ausgesetzt werden können (und nein, damit meine ich nicht die Tropen in den Dolomiten). Die nicht unspannende Nebengeschichte rund um einen Agrarkonzern, der den Hals nicht vollbekommt und damit die ganze Nahrungskette auf Erden gefährdet (Monsanto, schaut ihr eh gut hin?), hätte man da gut reinmischen können. Stattdessen gibt es aber eben „more teeth“ und den Verdacht, dass Colin Trevorrow heimlich ein Mash-Up aus einem James Bond-Film und dem neuesten Indiana Jones-Film drehen wollte, nur eben mit Dinosauriern. Dieses verhunzte Irgendwas ist im besten Fall dümmlich, im schlimmsten Fall ärgerlich, v.a. wenn man an das vergebene Story-Potential denkt. So bleibt unterm Strich das Fazit: Trotz hoher Erwartungen und offenem Fan-Pleasing durch den Einbau des ursprünglichen Jurassic Park-Casts in tragenden Hauptrollen ist der dritte Teil der neuen Trilogie der schlechteste Film der ganzen Reihe. Einen halben Kürbis extra gibt es immerhin noch für Jeff Goldblum being Jeff Goldblum. Klappe zu. Saurier tot.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures and Amblin En – © 2021 Universal Studios and Storyteller Distribution LCC., Quelle http://www.imdb.com)

Eine schreckliche Nacht (1896)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Une nuit terrible
Erscheinungsjahr: 1896
Genre: Kurzfilm, Komödie, Horror
IMDB-Link: Une nuit terrible


Das ist der Albtraum aller Insektenphobiker: Man legt sich gemütlich zur Nachtruhe und da krabbelt plötzlich etwas die Decke entlang. Dieses Etwas entpuppt sich als überdimensionaler Käfer. Wenn ich an meine Freundin denke, dann wäre in einem solchen Fall ein Schrei zu erwarten, der die Katzen an die Zimmerdecke fliegen und in ganz Simmering die Lichter angehen lässt. Ob der im Schlaf Gestörte in diesem Frühwerk Georges Méliès‘ ebenfalls panisch aufschreit, lässt sich nicht sagen – der Tonfilm kam erst Jahrzehnte später. Jedenfalls geht der Mann aber energisch auf Insektenjagd und schlägt den ungebetenen Bettgenossen platt. „Eine schreckliche Nacht“ aus dem Jahr 1896 ist einer der frühesten Filme von Georges Méliès. Filmhistorisch damit hochgradig interessant und auch relevant. Der krabbelnde Käfer stellt eine Meisterleistung dar – Méliès nutzte den von ihm entwickelten Stopptrick, um ihn lebensecht krabbeln zu lassen. Klar, es gibt spannendere und auch bessere Filme von Méliès, aber für einen solch frühen Film ist „Eine schreckliche Nacht“ schon erstaunlich.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der höllische Kessel (1903)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Le chaudron infernal
Erscheinungsjahr: 1903
Genre: Kurzfilm, Horror
IMDB-Link: Le chaudron infernal


Der heutige Georges Méliès-Film, der auf diesem Blog vorgestellt wird, ist ein handkolorierter Horrorfilm aus dem Jahr 1903. Ein wohliger Schauer war immer schon Bestandteil der Unterhaltung, ob in Literatur, im Theater oder eben dann im Medium Film. Und wenn man solche Tricks im Ärmel hat wie Georges Méliès, der gelernte Zauberkünstler, kann man das frühe, noch nicht an das Kino gewöhnte Publikum ordentlich erschrecken. In diesem Kurzfilm treiben zwei Teufel ihr Unwesen. Arme, unschuldige Menschen werden in einen Kessel gestopft und bei lebendigem Leibe verbrannt. Doch damit nicht genug – nach einem dämonischen Spruch steigen die Seelen der Verstorbenen empor, ehe auch diese von den böswilligen Teufeln endgültig verbrannt werden. Ja, das alles ist natürlich herrlich naiv und unschuldig. Aber man kann sich schon vorstellen, welchen Schrecken die Bilder vor fast 120 Jahren beim Publikum erzeugt haben. Das große Plus dieses Werks von Méliès ist die aufwendige und bunte Handkoloration. Eindrucksvoll stechen die beiden Teufelsköpfe in tiefstem Rot aus dem Hintergrund hervor. Die Teufel selbst tanzen in Türkis – ein sehr frühes Foreshadowing auf die Lage in der österreichischen Politik mehr als ein Jahrhundert später? Aber ich schweife ab. „Der höllische Kessel“ kann auch heute noch gut unterhalten, und mit einer Laufzeit von unter 2 Minuten ist er eigentlich der perfekte Film für unsere ADHS-geschädigte Gesellschaft. So etwas geht sich auch schnell mal auf dem Handy aus.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Midsommar (2019)

Regie: Ari Aster
Original-Titel: Midsommar
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Horror, Thriller, Drama
IMDB-Link: Midsommar


Der legendäre Hans Huber wusste es schon lange, nachzusehen auf Youtube: „Die Schweeeeeeden sind ein ganz harter Brocken.“ Und so ist trotz schönstem Wetter und langer Tage während des Midsommar-Fests in einer entlegenen schwedischen Kommune bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein, wie Dani (Florence Pugh), die sich kurzerhand ihren Freunden bei diesem ethnologisch interessanten Trip angeschlossen hat, im Verlauf von Ari Asters Horrordrama feststellen muss. Dabei hätte Dani ein bisschen Ruhe und Abstand gebraucht, nachdem sich ihre depressive Schwester umgebracht hat und dabei auch noch gleich ihre Eltern mitgerissen hat. Freund Christian (Jack Reynor, das Ergebnis einer wilden Party der Gene von Chris Pratt und Chris Hemsworth) ist keine große Unterstützung. Immerhin bietet sich hier in der Kommune seines schwedischen Kumpels Pelle (Vilhelm Blomgren) die Möglichkeit einer interessanten Abschlussarbeit in Anthropologie. Doch Vorsicht, hätten sie bloß Herbert Prohaska dabei gehabt: Seine Warnung „Da san a poa Hurnkinda dabei“ wäre wohl nicht ungehört verhallt. Aber gut, der Mensch lernt durch Erfahrungen. Das einzige Problem: Diese Erfahrungen müssen erst mal überlebt werden, damit man von ihnen lernen kann. Ari Aster hat ein richtig stimmungsvolles und gleichzeitig abgründiges Horrordrama vorgelegt, das eingefleischte Horroraficionados ob des Mangels an Schreckmomenten wohl eher enttäuschen wird. Vielmehr schleicht sich das Grauen auf leisen Füßen ein. Es ist genau dieser Kontrast zwischen den in der Mittagssonne grell ausgeleuchteten Szenen und der rätselhaften Handlung, die die Stimmung immer bedrückender macht. „Midsommar“ ist kein Horrorfilm im klassischen Sinne, eher ein langsamer, aber unentrinnbarer Strudel ins Herz des Mystischen und der Folklore. In Schweden wird der Film angeblich als schwarze Komödie gefeiert. So kann man es auch sehen. Jedenfalls ist „Midsommar“ ein starker Film, der sich alle Zeit nimmt, die er für seine Geschichte braucht, doch die Zeit ist gut investiert, denn viele Bilder und Szenen lassen einen lange nicht mehr los.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Gabor Kotschy – © A24, Quelle http://www.imdb.com)

Der unheimliche Gast (1944)

Regie: Lewis Allen
Original-Titel: The Uninvited
Erscheinungsjahr: 1944
Genre: Thriller, Drama, Horror
IMDB-Link: The Uninvited


Das Setting klingt sehr vertraut: Ein einsames Haus an der Küste mit einer rätselhaften Vergangenheit und einem tragischen Todesfall, ein Paar (in diesem Fall: ein Geschwisterpaar), das sich in dieses Haus verliebt und das Hals über Kopf kauft, und schon geht der ganze Spuk los. Im Dachzimmer ist es seltsam kalt, Blumen verwelken, der Hund traut sich nicht die Stiegen hoch, und in der Nacht hört man ein fürchterliches Wimmern. „Der unheimliche Gast“ ist so etwas wie die Großmutter aller Spukhaus-Filme. Und bei Oma geht es eben ein bisschen gemütlicher zu. Heutzutage kann der Film nicht mehr schocken, dazu sind wir erstens zu abgebrüht, zweitens ein schnelleres Storytelling gewöhnt und drittens haben die Experten für Spezialeffekte mehr Tricks drauf als damals. Dennoch muss am Lewis Allen und seinem Team zu Gute halten, dass sie aus den geringen Möglichkeiten, die sie damals hatten, wohl ein Maximum herausgeholt haben. Da schwebt dann auch schon mal ein nebelhafter Geist durch das Haus, und Buchseiten blättern sich von selbst um. Soweit, so gut. Das eigentlich Bedauerliche an diesem Film ist aber, dass die Geschichte selbst unnötig kompliziert erzählt wird und gegen Ende hin – wie es so oft in diesem Genre passiert – die eine oder andere Kapriole zu viel schlägt. Damit nimmt sich der Film selbst einiges an Wirkungskraft. Nicht immer ist es kompliziert besser. Gerade im Horrorgenre hat sich gezeigt, dass die einfachen Storys oft die gruseligsten sind – wenn man das Grauen sieht und auch weiß, woher es kommt, es aber dennoch nicht aufhalten kann.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Cabin in the Woods (2011)

Regie: Drew Goddard
Original-Titel: The Cabin in the Woods
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Horror, Satire
IMDB-Link: The Cabin in the Woods


Einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, bevor das Leben vorbei ist, ist „The Cabin in the Woods“ von Drew Goddard, der gemeinsam mit Joss Whedon auch das Drehbuch geschrieben hat. Und ja, auch wenn der Film unter Horror-Fans vielleicht zwiespältig aufgenommen wird, so befindet sich diese Meta-Horror-Komödie meiner Ansicht nach zurecht auf dieser Liste. Denn „The Cabin in the Woods“ ist nicht bloß ein unterhaltsamer Horrorfilm, sondern er zerlegt mit Freude die gängigsten Klischees des Genres und baut aus diesen selbstironisch einen eigenen Plot. Darin fahren einige befreundete Studenten gemeinsam auf Urlaub zu einer entlegenen Waldhütte – und natürlich ist diese unheimlich und düster, und natürlich machen die spaßsüchtigen jungen Leute gleich mal alles falsch, was man falsch machen kann – Warnungen in den Wind schlagen, in fremden Kellern herumstierln, eben genau das, was in Horrorfilmen mit Sicherheit ins Verderben führt. Die Meta-Ebene des Films wird aber schnell aufgeblättert, und so ist „The Cabin in the Woods“ mehr ein Kommentar auf das aktuelle Horrorfilmgenre als Horrorfilm per se. Das alles ist wahnsinnig witzig und temporeich inszeniert. Der Film hat so gut wie keine Längen. Die Horrorelemente sind so gut dosiert, dass auch ein Hosenschisser wie ich ohne Herzinfarkt durch den Film kommt. Von mir eine klare Empfehlung, vom oben genannten Büchlein mit den 1001 Filmen ebenfalls.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Diyah Pera – © 2011 – Lionsgate, Quelle http://www.imdb.com)

Werewolves Within (2021)

Regie: Josh Ruben
Original-Titel: Werewolves Within
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Komödie, Horror
IMDB-Link: Werewolves Within


Ein Film, der auf einem Videospiel beruht, das auf einem Gesellschaftsspiel basiert. Was soll da schon schiefgehen? Theoretisch müsste man damit ja mindestens die halbe Weltbevölkerung ansprechen. Das dachten sich jedenfalls die Produzenten von „Werewolves Within“ und ließen Josh Ruben von der Leine. Die Grundidee ist ja eine vielversprechende: Der neue Ranger in der Kleinstadt darf sich gleich mal mit den seltsamen, leicht neurotischen Dorfbewohnern herumplagen, von denen einer wohl – wie schon bald vermutet wird – ein Werwolf sein könnte. Fortan regieren Misstrauen, Angst und Hysterie. Das Ganze ist gespickt mit viel Humor, mit dem das Werwolf-Genre auch gerne mal parodiert wird. Nur leider hat man auf eine entscheidende Zutat vergessen: Sympathische Charaktere. Gut, Ranger Finn (Sam Richardson) taugt als Identifikationsfigur und ist als netter Kerl natürlich derjenige, von dem man sich wünscht, dass er nicht als Abendessen endet, und auch Postlerin Cecily (Milana Vayntrub) als Love Interest hat ihre Momente, aber der gesamte Rest der Dorfgemeinschaft geht einem binnen weniger Minuten schon so auf den Keks, dass man fest dem Lykanthropen die Daumen drückt. Eine solche geballte Vielzahl an überzeichneten Charakteren gab’s am Slash Festival nicht mal bei First Date zu bewundern, und dort war es schon grenzwertig. Insofern plagt einem am Ende der Gedanke, dass „Werewolves Within“ noch viel cooler hätte sein können, wenn man sich ein bisschen beim Drehbuch und der Auswahl der Darsteller:innen bemüht hätte. Für den persönlichen Abschlussfilm des Festivals war’s schon in Ordnung, da der Film Tempo hat und auch nicht schlecht unterhält, aber viel bleiben wird davon wohl nicht.


5,5 Kürbisse

Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Lamb (2021)

Regie: Valdimar Jóhannsson
Original-Titel: Dýrið
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Horror, Drama
IMDB-Link: Dýrið


Die Isländer sind schon ein ganz eigenes Volk. Eigentlich bleiben sie ja lieber unter sich, außer es läuft im Fußball mal so richtig gut – da kann es auch schon mal passieren, dass die Hälfte der Bevölkerung des Landes in Paris weilt. In „Lamb“ von Valdimar Jóhannsson, der sich dafür mit dem bekannten Schriftsteller Sjón auf ein Packerl gehaut hat, gehen die Isländer jedoch wieder ihrer üblichen Beschäftigung nach: Schafe züchten und ins Weite starren. Star-Power hat sich Jóhannsson in Gestalt von Noomi Rapace geholt, die ihre Sache als traurige María auch ausgezeichnet macht. Gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet sie im Nirgendwo einen Hof, und dort kommt eines Tages auch ein ganz besonderes Lämmchen zur Welt. Was ich an „Lamb“ mag, ist, dass er konsequent Erwartungshaltungen unterläuft. Man ist ja schon aufgrund von langjährigem Kinogenuss bei bestimmten Themen oder Szenen in eine Richtung gepolt. Jóhannsson weiß das, und er geht dann lieber einen anderen Weg, der – im Nachhinein betrachtet – auch der stimmigere und realitätsnähere ist. So fühlt sich der Film trotz seiner Verankerung in der Fantastik sehr rund und menschlich an. Dazu kommen wunderschöne Aufnahmen der gewaltigen isländischen Landschaft, in der die Weite eine Beengung darstellt, und ein dazu passendes reduziertes, getragenes Tempo. Spannung bezieht der Film aus den leisen Untertönen. Der Zugang ist mehr ein philosophischer als ein auf Unterhaltung getrimmter. Das mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen, aber ich hatte mit dem Film meine Freude. Im Übrigen beweist der Film auch, dass Schafe ganz exzellente Schauspieler sein können.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © New Europe Film Sales, Quelle: http://www.imdb.com)