Science Fiction

Alien: Covenant (2017)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Alien: Covenant
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Science Fiction, Horror
IMDB-Link: Alien: Covenant


Mit „Prometheus – Dunkle Zeichen“ erfolgte 2012 ein erster Aufschlag, die Vorgeschichte zur Alien-Saga zu erzählen. „Alien: Covenant“ aus 2017 führt diese Geschichte nun fort, und wieder sitzt Ridley Scott im Regie-Stuhl. Während man allerdings „Prometheus – Dunkle Zeichen“ als einen fast zurückhaltenden Sci-Fi-Thriller bezeichnen kann (jedenfalls im Vergleich zu den restlichen Alien-Filmen), dreht Scott in der Fortsetzung dieser Vorgeschichte die Regler wieder höher und bietet dem geneigten Fan der außerirdischen Schlabbertanten wieder mehr Gore-Content. Die Alien-Reihe ist halt immer noch klassischer Bodyhorror, und „Alien: Covenant“ erinnert daran. Es geht aber nicht nur ums fröhliche Metzeln argloser Weltraumreisender. Vielmehr bietet „Alien: Covenant“ auch eine klug gesponnene Geschichte, die die Vorgeschichte aus „Prometheus“ konsequent weitererzählt und vor allem Michael Fassbender die Möglichkeit gibt, alle Facetten seines Könnens zu zeigen. Katherine Waterston darf hier nun statt Noomi Rapace die weibliche Hauptrolle übernehmen, und wie immer in diesen Filmen beweist sich auch hier wieder: Hätte man doch nur auf die Frau gehört! Waterstons Figur der Terraforming-Wissenschaftlerin Daniels ist allerdings etwas anders angelegt als die ikonische Ripley von Sigourney Weaver oder auch Noomi Rapaces Dr. Shaw – beides Figuren, die im Angesicht der Bedrohung ihre innere Härte entdecken. Daniels hingegen ist weicher, sensibler, und prinzipiell ist das von Waterston auch gut gespielt, doch fehlt den Aliens dadurch erstmals ein echtes Gegengewicht. Dies wiederum führt in weiterer Konsequenz dazu, dass „Alien: Covenant“ zu dem Ende kommen kann, das es schließlich findet. In diesem Sinne ist „Alien: Covenant“ in sich rund und stimmig und lässt genügend Raum für mögliche Fortsetzungen, auch wenn sich Scott diesbezüglich nun doch recht lange bitten lässt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Mark Rogers – © TM & © 2017 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Prometheus – Dunkle Zeichen (2012)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Prometheus
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Science Fiction
IMDB-Link: Prometheus


Wenn man nicht mehr weiß, wie man eine Geschichte noch weitererzählen kann, gibt es immer noch die Möglichkeit, zurückzukehren zu den Anfängen der Geschichte. Nach „Sequels“ hat Hollywood das zweite Zaubermittel zur wundersamen Geldvermehrung entdeckt, das sich „Prequels“ nennt. Wobei das jetzt schon arg fies vom Kürbis eures Vertrauens war, denn es gibt viele exzellente Beispiele für gelungene Prequels wie auch Sequels. Die Frage ist immer: Ist der/die Umsetzende wirklich an der Geschichte interessiert, oder geht es nur um das schnelle Geld? Im Fall der Alien-Saga, die seit „Prometheus“ wieder in festen Händen von Ursprungs-Regisseur Ridley Scott ist, kann man jedenfalls künstlerische Absichten unterstellen. Wir wissen ja aus den ersten vier Alien-Filmen, was diese außerirdischen Wüteriche zu tun imstande sind. Doch wissen wir nicht, woher sie kommen und warum sie so eine Wut im Bauch tragen. „Prometheus – Dunkle Zeichen“ ist der erste Teil, der zu einer Erklärung ansetzt, die ausnahmsweise auch nicht wie an den Haaren herbeigezogen wirkt, sondern innerhalb der Grenzen dieser Geschichte bzw. ihrer Welt plausibel und durchdacht wirkt. Ohne zu spoilern, aber dieser Erklärungsansatz, woher die Aliens kommen, beantwortet so einige offene Fragen, ohne den Kreaturen ihre mystische Bedrohlichkeit zu nehmen. Diesmal wird ein illuster und engagierter Cast bestehend aus (unter anderem) Michael Fassbender, Noomi Rapace, Charlize Theron, Idris Elba und Guy Pearce den Außerirdischen zum Fraß vorgeworfen. Dabei geht es aber im Vergleich zu den ersten vier Alien-Filmen zunächst recht zahm zur Sache. Ridley Scott ist in diesem Prequel eindeutig interessierter daran, eine logische und in sich stimmige Science Fiction-Geschichte aufzubauen, als das Grauen, das er im ersten Alien-Film schon heraufbeschworen hat, noch einmal originalgetreu zu wiederholen. Allerdings führt diese Entscheidung auch dazu, dass „Prometheus – Dunkle Zeichen“ bei aller Ambition zuweilen etwas langsam, fast träge wirkt und nicht einen solchen Sog entfaltet wie seine Vorgänger. Doch wenn die anderen Alien-Filme ungehobelte Gorillas sind, die dir mit Wumms in die Magengrube schlagen, ist „Prometheus – Dunkle Zeichen“ daneben der schmalbrüstige Intellektuelle mit dem fiesen Lächeln, dem du aber auch keinen Zentimeter weit trauen möchtest, da du dir sonst leicht ein Messer im Rücken einfängst.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo: Courtesy Twentieth Centur – © 2012 – Twentieth Century Fox Film Corporation. All rights reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Alien – Die Wiedergeburt (1997)

Regie: Jean-Pierre Jeunet
Original-Titel: Alien: Resurrection
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien: Resurrection


Die Alien-Filme mit Sigourney Weaver als Ripley in der Hauptrolle sind eine Trilogie in vier Teilen. Denn eigentlich hätte nach dem dritten Film Schluss sein können, ja, Schluss sein müssen. Aber Joss Whedon hatte noch ein paar Ideen, die in ein Drehbuch für einen vierten Film mündeten. Was tun mit einem Charakter, der sich ganz Terminator-like am Ende des letzten Films in ein reinigendes Feuer geworfen hat? Die Antwort Hollywoods auf eine solche Frage lautet wie immer: Klonen. Und so entsteht eine neue Ripley aus der wenigen verbliebenen DNA der alten Ripley, und Sigourney Weaver bekommt die Gelegenheit, neue Facetten zu zeigen, da Ripley 2.0 dank des Beisatzes von Alien-DNA ein paar zusätzliche Features verliehen bekommen hat. Zudem ist sie grantig wie ein Wiener, der im Kaffeehaus sitzend erfährt, dass die Kaffeemaschine defekt ist. Olles oarsch. Selbst eine Winona Ryder mit ihren Rehaugen kann keine positiven Emotionen hervorlocken. Und ja, wenn man gerade auf einem Schrott-Schiff hockt, auf dem sich eine neue Generation von Aliens austobt, während man selbst erst einmal verarbeiten muss, dass man nur existiert, weil irgendwelche perversen Arschlöcher Gott spielen wollten, ist es schwierig bis unmöglich, sich ein sonniges Gemüt zu bewahren. Das versteht man ja. Und dann erst noch die Gesellschaft, in der man sich befindet! Winona mit den wässrigen Augen ist da ja noch mit Abstand die angenehmste Erscheinung, da die einzige, die über Tischmanieren verfügt. Ron Perlman, Dominique Pinon, Michael Wincott & Co. sehen so aus, als hätten sie sich zwei Jahre lang nicht mehr gewaschen, und ihre bevorzugte Kommunikation erfolgt mittels Grunzen, das maskulin wirken soll, aber dazu führt, dass man unweigerlich beginnt, den hungrigen Außerirdischen die Daumen zu drücken. Die sabbern zwar auch wie Sau, aber wenigstens reden sie nicht so einen macho-getränkten Blödsinn. Am Ende ist „Alien – Die Wiedergeburt“ der erwartbare Film: Ein Weltraum-Pirat nach dem anderen beißt ins Gras, und hätte man mal eher auf die Frauen gehört, wäre daraus nur ein fröhlicher Kurzfilm geworden. „Alien – Die Wiedergeburt“ ist ein bisschen der unerwartete (und unbeliebte) vierte Gast, wenn man nur für drei gedeckt hat. Aber er gehört dann doch dazu, und wenn man sich mal mit ihm beschäftigt, stellt man fest, dass er eigentlich eh ganz okay ist.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alien 3 (1992)

Regie: David Fincher
Original-Titel: Alien³
Erscheinungsjahr: 1992
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien³


Blasphemie! Sakrileg! Häresie! Da stellt sich der Filmkürbis, der Ahnungslose, hin und behauptet, dass „Alien³“ besser wäre als „Aliens – Die Rückkehr“! Wie? Was? Knüpft ihn auf, den Ketzer! Oder werft ihn dem Hunde-Xenomorph zum Fraß vor, der dafür sorgt, dass die Schwerverbrecher, die in der Strafkolonie ihre lebenslange Haft verbüßen, diese vorzeitig beenden dürfen. Aber jetzt mal ehrlich: Warum kommt der dritte Alien-Film unter der Regie von David Fincher, später ein gefeierter Meister seines Fachs, nur auf eine IMDB-Durchschnittsbewertung von 6,4? Liegt es an Sigourney Weavers rasiertem Kopf? (Ich persönlich finde ja, dass ihr der sehr gut steht. Ripley war ohnehin immer Bad-Ass.) Oder an der Tatsache, dass Charles Dance mal ausnahmsweise einen von den Guten (bzw. um korrekt zu sein: einen von den Besseren oder Nicht-ganz-so-Schlechten) spielen darf? Oder eben am Alien selbst, das sich nun vorzugsweise auf vier Beinen fortbewegt, allerdings den gleichen Appetit zeigt wie seine zweibeinigen Kollegen aus den ersten Filmen? Denn wenn man sich auf den Film einlässt, bietet der noch mehr Nervenkitzel als der ebenfalls exzellente Vorgänger, eine noch düsterere Atmosphäre, kluge soziale Betrachtungen über diese Gesellschaft von Ausgestoßenen, die sich wie ein Kult, wie eine Religion organisieren, und einen bitteren Fatalismus, den sich nicht einmal die ersten beiden Filme getraut haben. Jeder Alien-Film hat eine andere Tonalität, einen anderen Fokus, und David Finchers Zugang, den Stoff als dystopischen Thriller in Endzeit-Atmosphäre anzugehen, kann ich ohne zu zögern folgen. Die Reihe hätte mit diesem Film auch gut beendet sein können. Es wäre ein würdiger Schlusspunkt gewesen.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1992 Twentieth Century Fox. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Aliens – Die Rückkehr (1986)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Aliens
Erscheinungsjahr: 1986
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Aliens


Es ist ja schon mal recht ungut, wenn man als einzige Überlebende nach einem ungünstig verlaufendem Zusammenstoß mit einer fremden Lebensform auf die Erde zurückkehrt. Noch blöder ist es, wenn einem niemand Glauben schenken möchte. Und so richtig eklig wird es, wenn man erfährt, dass auf dem Mond, von dem man gerade mit knapper Not zurückgekommen ist, nun eine ganze Kolonie existiert – ein wortwörtlich gelungenes Fressen für außerirdische Xenomorphe, die auf dem Mond zurückgeblieben sind. Also muss sich Lt. Ripley (Sigourney Weaver) erneut dem Kampf stellen, diesmal aber in Begleitung schwerbewaffneter Marines, die ihr ganzes Hirn aber im Abzugsfinger geparkt zu haben scheinen. Es kommt, wie es kommen muss. Zunächst will niemand auf die Verrückte hören, die vor tödlichen Aliens warnt, dann kommt das große Gemetzel, und plötzlich hört man der Dame dann doch genau zu. Man hätte sich das Spritzen der Gedärme ja sparen können, hätte man von Anfang an auf die Frau gehört – ein Motiv, das sich durch die ersten Alien-Filme zieht. Den Xenomorphen, die im zweiten Teil im Rudel auftreten, ist das aber nur recht, also wird gemeuchelt, was das Zeug hält. James Cameron meinte zu „Aliens“, dass dieser Film seine Version des Vietnam-Kriegs sei. Wenn er seine testosterongesteuerten Soldaten wie wild um sich ballern lässt, diese aber dennoch der Reihe nach dezimiert werden, liegt die Analogie klar auf der Hand. Um es in Camerons eigenen Worten zu sagen: „Die Parallelen zur Kampfsituation in Vietnam sind klar: Volles Rohr und nichts im Kopf!“ In „Aliens“ zeigt sich, welch Horror der Krieg ist. Und dass die Gräuel auch nicht vor Unschuldigen Halt machen – in diesem Fall vor der kleinen Rebecca, genannt „Newt“, derer sich Lt. Ripley annimmt und die sie zu beschützen versucht. Doch wer einmal dem Grauen ins Auge geblickt hat, trägt dieses den Rest seines Lebens mit sich. Aufgrund der überzeichneten Dummheit der Marines ist für mich der zweite Teil der Alien-Saga nicht ganz auf dem (überirdischen) Niveau des ersten Films, dennoch mit Recht einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist und ein eigenständiger Klassiker seines Genres.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Alien
Erscheinungsjahr: 1979
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien


Man muss Jennifer Lawrence ja unendlich dankbar sein, dass sie den Weg für Frauen als Actionheldinnen geebnet hat. Ursprünglich sollte die Hauptrolle in Ridley Scotts Science Fiction-Schocker „Alien“ ja an Paul Newman gehen, aber nachdem Scott die couragierte Leistung von Lawrence in „Die Tribute von Panem“ gesehen hatte, konnte er nicht anders, als der damals noch unbekannten Darstellerin Sigourney Weaver die Rolle anzubieten. Gerüchten zufolge wollte Scott eigentlich Jennifer Lawrence selbst als Ripley besetzen, doch die hatte aufgrund des Drehs zu „Silver Linings Playbook“ keine Zeit. Immerhin gelang Scott der Besetzungscoup, den höchsttalentierten Xenomorph aus fernen Welten zu seiner ersten Filmrolle zu bewegen, und auch wenn die Figur erst einmal nur als Nebenrolle angelegt war, so hinterließ der Nachwuchsdarsteller einen ordentlichen Eindruck. (Auch wenn die Gerüchteküche besagt, dass er am Set nicht allzu beliebt war, da er ständig das Essen seiner restlichen Cast-Mitglieder, darunter John Hurt, Ian Holms, Tom Skerritt und Harry Dean Stanton, ansabberte.) Man muss froh darüber sein, dass die ursprüngliche erste Besetzungswahl für den Außerirdischen mit den schlechten Manieren keine Zeit hatte, aber Elon Musk war gerade mit der Übernahme von Twitter beschäftigt. Der Schaden der Filmfans sollte es nicht gewesen sein. „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ ist der Monsterhorrorfilm schlechthin und einer der besten und atmosphärisch dichtesten Filme aller Zeiten. Dieser Film warf das unschuldige Science Fiction-Genre aus der Kinderstube direkt in den Dreck und Schlamm der dunklen Seitengässchen im gefährlichsten Viertel der Stadt. Phaser auf Betäubung? Nein, hier kommen die Flammenwerfer!


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Edge of Tomorrow (2014)

Regie: Doug Liman
Original-Titel: Edge of Tomorrow
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Action, Science Fiction, Kriegsfilm
IMDB-Link: Edge of Tomorrow


Die Kombination von Kriegsfilm und Science Fiction hat uns einige der trashigsten Filme ever, aber auch Meisterwerke beschert – und Paul Verhoevens „Starship Troopers“, das beides gleichzeitig ist. „Edge of Tomorrow“ erinnert in seinem Aufbau zunächst sehr an Verhoevens subversives Trash-Fest. Auch hier haben insektenähnliche Aliens die Erde überrannt, die nun, militärisch hoch aufgerüstet, in einem schier aussichtslosen Kampf um jeden Zentimeter kämpft. Tom Cruise möchte sich als PR-Offizier eigentlich gemütlich auf sein Hinterteil zurückziehen, was ihm aber als Ungehorsam ausgelegt wird. Kurzerhand erwacht er, als Deserteur gebrandmarkt und seines Rangs beraubt, am Vorabend einer großen Schlacht inmitten einer Einheit von Infanterie-Soldaten, die an die vorderste Front geschickt werden. Da er über keine nennenswerte militärische Ausbildung verfügt, schwant ihm schon, dass dieses Frontabenteuer wohl ein kurzes Vergnügen für ihn werden wird. Und tatsächlich: Am nächsten Tag hält er keine fünf Minuten durch. Soldat tot, Film aus. Oder etwa doch nicht? Denn kurz vor dem Abnippeln ist er noch in Kontakt mit dem Blut eines Alpha-Aliens geraten, das ihm eine nicht unnütze Fähigkeit mitgegeben hat: Jedes Mal, wenn er nun das Zeitliche segnet, wird die Uhr um einen Tag zurückgedreht. Also wie in Und täglich grüßt das Murmeltier, nur mit tödlichen Aliens statt Andie MacDowell. Während Bill Murry in der Kultkomödie die Endlosschleife damit verbracht hat, fließend Fremdsprachen und die Fähigkeit, Pokerkarten in einen Hut zu schnipsen, zu erlernen, lernt Tom Cruise, Aliens zu killen, was nicht weiter schwierig ist, wenn man in jeder Sekunde genau weiß, was passiert. Man braucht nur ein gutes Gedächtnis. Und die Unterstützung der von Emily Blunt gespielten Kriegsveteranin Rita Vrataski, die angesichts der Zeitschleife ein Déjà-vu hat. „Edge of Tomorrow“ ist spannend inszeniertes und intelligentes Science Fiction-Kino. Endlich mal ein Science Fiction-Drehbuch, das jemand mit Köpfchen geschrieben hat. Dazu kommt die Star-Power von Tom Cruise und Emily Blunt, die sich beide nicht zu schade sind, sich auf der Leinwand erschießen, erstechen, in die Luft sprengen, ertränken, ersticken und auf jede andere erdenkliche Weise zu Tode kommen zu lassen. Die Meisterleistung von Liman besteht darin, dass der Film trotz vielfacher Wiederholung von Szenen nie langweilig wird – im Gegenteil: Jeder Schritt weiter treibt die Spannung in die Höhe. Erst gegen Ende hin geht dem Film ein wenig die Luft aus, doch der Weg dahin kann sich sehen lassen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von David James – © 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.- U.S., Canada, Bahamas & Bermuda (c) 2013 Village Roadshow Films (BVI) Limited, Quelle http://www.imdb.com)

Everything Everywhere All at Once (2022)

Regie: Dan Kwan und Daniel Scheinert
Original-Titel: Everything Everywhere All at Once
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Komödie, Fantasy, Science Fiction, Drama
IMDB-Link: Everything Everywhere All at Once


Diesen Durchmarsch hätten im Vorfeld wohl nicht viele erwartet. Aber am Ende der Oscarnacht 2023 standen 7 Goldmännchen für „Everything Everywhere All at Once“ zu Buche: Für die beste Hauptdarstellerin (Michelle Yeoh, sehr verdient), den besten Nebendarsteller (Ke Huan Quan mit einem eindrucksvollen Schauspiel-Comeback), die beste Nebendarstellerin (Jamie Lee Curtis, die den Oscar, bei allem Respekt vor ihrer kleinen, aber feinen Rolle, wohl auch für ihr Lebenswerk zugestanden bekommen hat), für das beste Drehbuch, den besten Schnitt, die beste Regie (die Daniels, die mich schon mit ihrem Vorgängerwerk „Swiss Army Man“ begeistert haben) und nicht zuletzt für den besten Film. Andere Kaliber wie Spielbergs The Fabelmans oder das herausragende The Banshees of Inisherin mussten sich geschlagen geben. Doch ist der Hype nun gerechtfertigt? Wie so oft im Leben ist die Antwort weder ein klares Ja noch ein klares Nein. Jein halt, die Lieblingshaltung der diplomatischen (man könnte auch sagen: opportunistischen) Österreicher. Denn während der Film einerseits volle Punktzahl für Originalität und die stilistisch atemberaubende Umsetzung seiner Idee verdient, hat er dennoch auch seine Längen und Problemzonen. (Und damit meine ich nicht Jamie Lee Curtis‘ Hüftspeck.) Zu Beginn wird man als Zuseher ins kalte Wasser geworfen, und es dauert eine Weile, bis man sich in der Geschichte zurechtfindet. Doch ist man dann an diesem Punkt angelangt, zeigt der Film auch unnötige Längen. Über den Inhalt darf man eigentlich nicht zu viel verraten, um den Spaß nicht zu verderben, nur soviel: Michelle Yeoh als überforderte Wäschereibesitzerin stellt fest, dass nicht nur eloquente Zauberkünstler mit rotem Umhang durch Multiversen reisen können. „Everything Everywhere All at Once“ ist dem (intelligenten) Fantasy- bzw. Science Fiction-Genre zuzuordnen. Umso überraschender kam der Oscar-Regen, da die Academy bei Genrefilmen für gewöhnlich eher die Nase rümpft. Diese bedingungslose Detailarbeit, mit der die Daniels ihr Multiversum umsetzen, während sie zusätzlich auch noch eine herzergreifende Familiengeschichte einbauen, beeindruckt allerdings und ist aller Ehren wert. Dies lässt den Preisregen durchaus nachvollziehen. Für einen perfekten Film hätte man das Geschehen allerdings noch etwas straffen und den Zuseher von Beginn an mehr an die Hand nehmen können. Anstrengend ist das alles nämlich schon. Das größte Mysterium rund um den Film erzeugen aber nicht die Daniels, sondern Michelle Yeoh. Wie kann es sein, dass die schon über 60 ist? Die Frau hat Gene!


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Allyson Riggs, Quelle http://www.imdb.com)

Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023)

Regie: Peyton Reed
Original-Titel: Ant-Man and the Wasp: Quantumania
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: Ant-Man and the Wasp: Quantumania


Das Marvel-Universum bietet eine seltsame Tierwelt. Da gibt es Spinnenmenschen, Schwarze Witwen, Bestien, Panther und eben auch einen Ameisenmenschen. Der macht sich gerne kleiner, als er ohnehin schon ist. Netter ist es ja auch, Auszeichnungen als „Angestellter des Jahrhunderts“ entgegenzunehmen und seine eigene Biografie zu signieren. Die Helden-Drecksarbeit dürfen gerne andere machen. Wenn einem die eigene Tochter die Ambitionslosigkeit an den Kopf wirft, wer kann es ihr verübeln? Durch ein schiefgelaufenes Experiment landen aber Ant-Man, seine Tochter, seine Partnerin und deren Eltern in einer Quantenwelt außerhalb von Raum und Zeit, ein Universum im Universum, und recht schnell wird klar, dass die Suche nach dem Heimweg nicht das einzige Abenteuer bleibt, das der Familienverband bestehen muss. Zwischenzeitlich müssen auch innerfamiliäre Differenzen ausgeräumt werden, wenn zum Beispiel Papa Ameise erfährt, dass seine Herzallerliebste, die selbst jahrzehntelang in der Quantenwelt verschollen war, dort nicht untätig geblieben und auf ihre Rettung gewartet hat. Bill Murray, mal wieder mit einem Kürzest-Auftritt, der allein schon ausreicht, um einen Film zu veredeln, kann ein Lied davon singen. Oder aber auch der Rivale, der am Horizont auftaucht und es den Helden der Avengers in den nächsten Filmen wohl schwermachen wird. „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“, das dritte Abenteuer von Paul Rudd und Evangeline Lilly unter der Regie von Peyton Reed, mag das Comichelden-Kino nicht neu erfinden und tut, was es tun soll: Den Auftakt zur nächsten Phase des Marvel Cinematic Universe einläuten und den neuen Hauptbösewicht vorstellen. Dass der Film aber so gemischt aufgenommen wird, ist aber nur schwer nachvollziehbar. Denn als spaciges Helden-Abenteuer im exotischen Setting mit grandioser Besetzung macht der neueste Ant-Man-Film vieles richtig. Teils wirkt er so, als hätte Peyton Reed einfach mal Lust gehabt, das kreative Creature Design der Star Wars-Filme in ein knallbuntes Universum zu packen und dieses mit einer guten Prise Humor zu würzen. Und ganz ehrlich: Das ist nicht die schlechteste Ausgangsbasis für einen Film. Wo man ein bisschen meckern darf: Der neue Oberschurke ist noch etwas uncharismatisch geraten. Aber gut, der wird jetzt wohl ein paar Filme Zeit bekommen, um sein Profil zu entwickeln und Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Mid- und End-Credit-Szenen deuten das schließlich schon mal an.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Jay Maidment/Jay Maidment – © 2022 MARVEL, Quelle http://www.imdb.com)

Minority Report (2002)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Minority Report
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Drama, Science Fiction, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Minority Report


Wenn der Jäger zum Gejagten wird: Kein neues Sujet in der Filmgeschichte, doch immer wieder spannend. Wenn dieses Thema noch gewürzt wird mit einer dystopischen Vorlage aus der Feder von Philip K. Dick, einem der größten Science Fiction-Autoren des letzten Jahrhunderts, niemand Geringerer als Steven Spielberg auf dem Regiestuhl Platz nimmt und der ewige Actionheld Tom Cruise durchs Bild rennen darf, stehen die Vorzeichen für einen bombastischen Film schon mal sehr gut. „Minority Report“ aus dem Jahr 2002 arbeitet mit einer cleveren Ausgangsidee: In einer nicht allzu fernen Zukunft werden dank übersinnlich begabter Medien Verbrecher aus dem Verkehr gezogen, noch ehe sie ihr Verbrechen begehen. John Anderton ist Leiter dieses Spezialtrupps der Polizei, die künftige Morde verhindern soll, ehe sie geschehen. Doch eines Tages spuckt das System einen Namen, mit dem er selbst am wenigsten gerechnet hätte, als künftigen Mörder aus: seinen eigenen. Und schon beginnt die wilde Jagd, denn natürlich lässt sich das nicht geheim halten. Ihm auf den Fersen: Detective Witwer (Colin Farrell), der die ganze Verbrechensprävention auf Basis von drei seltsamen Schwimmern, die schlechte Träume haben, eh am liebsten einstampfen würde. Der gejagte Anderton ist im Zwiespalt – einerseits wäre es für ihn nicht übel, könnte er seine (zukünftige) Unschuld beweisen, denn niemand atmet gerne gesiebte Luft. Andererseits würde er damit seinen Job abschaffen. Dieses moralische Dilemma kommt vielleicht im Zuge des groß angelegten Actiongedöns etwas zu kurz, doch dafür ist der Film trotz stattlicher Laufzeit von fast 2,5 Stunden sehr kurzweilig und unterhaltsam. Doch aufgrund seiner moralischen und ethischen Grundsatzfragen bleibt der Film auch weiterhin interessant, und so ist „Minority Report“ mittlerweile zu einem gut gealterten Science Fiction-Klassiker geworden.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)