1896

The Cabbage Fairy (1896)

Regie: Alice Guy
Original-Titel: La fée aux choux
Erscheinungsjahr: 1896
Genre: Fantasy, Kurzfilm
IMDB-Link: La fée aux choux


Die Brüder Lumière, D. W. Griffith, Ferdinand Zecca, Edwin S. Porter, der von mir so hochgeschätzte Georges Méliès – man möchte meinen, die Anfänge des Films wären eine reine Herrendomäne gewesen. Dabei kommt der vielleicht weltweit erste Fantasy-Film von einer Frau, nämlich der Filmpionierin Alice Guy (später Alice Guy-Blaché). Und auch viele Kolleginnen schufen frühe Meisterwerke des Kinos, die in Sachen Kreativität, Witz und teils auch handwerklichem Geschick jenen ihrer männlichen Kollegen um nichts nachstanden, sie sogar übertrumpften. Es ist halt leider immer noch unfairer Bestandteil unserer Rezeption, dass die talentierten Damen gerne vergessen werden, während die Werke der Herren im Gedächtnis bleiben. „The Cabbage Fairy“, jener frühe Fantasy-Film von Alice Guy, mag vielleicht auf den ersten Blick nicht sonderlich erinnerungswürdig wirken, aber wenn wir auf das Jahr der Entstehung schauen, nämlich 1896, als die Technik des Films gerade einmal ein gutes Jahr alt war, ist das schon ein erstaunlicher Wurf. In diesem kurzen, einminütigen Film tanzt eine gutgelaunte Fee adrett durch ein Gemüsefeld und erntet dort unerwartete Früchte. Viel mehr passiert zwar nicht, aber es ist fast unmöglich, sich der Faszination dieses frühen Films zu entziehen, wenn man sich bewusst vor Augen hält, mit wie viel spielerischer Leichtigkeit und Witz das Thema schon in diesem frühen Anfangsstadium des Mediums umgesetzt wurde. Dafür gibt’s meine Bewunderung, die sich diesmal nicht in Kürbissen widerspiegelt, aber man muss natürlich festhalten, dass das Werk heute nur noch im Kontext seiner historischen Einordnung funktioniert und nicht mehr gut allein für sich stehen kann.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Eine schreckliche Nacht (1896)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Une nuit terrible
Erscheinungsjahr: 1896
Genre: Kurzfilm, Komödie, Horror
IMDB-Link: Une nuit terrible


Das ist der Albtraum aller Insektenphobiker: Man legt sich gemütlich zur Nachtruhe und da krabbelt plötzlich etwas die Decke entlang. Dieses Etwas entpuppt sich als überdimensionaler Käfer. Wenn ich an meine Freundin denke, dann wäre in einem solchen Fall ein Schrei zu erwarten, der die Katzen an die Zimmerdecke fliegen und in ganz Simmering die Lichter angehen lässt. Ob der im Schlaf Gestörte in diesem Frühwerk Georges Méliès‘ ebenfalls panisch aufschreit, lässt sich nicht sagen – der Tonfilm kam erst Jahrzehnte später. Jedenfalls geht der Mann aber energisch auf Insektenjagd und schlägt den ungebetenen Bettgenossen platt. „Eine schreckliche Nacht“ aus dem Jahr 1896 ist einer der frühesten Filme von Georges Méliès. Filmhistorisch damit hochgradig interessant und auch relevant. Der krabbelnde Käfer stellt eine Meisterleistung dar – Méliès nutzte den von ihm entwickelten Stopptrick, um ihn lebensecht krabbeln zu lassen. Klar, es gibt spannendere und auch bessere Filme von Méliès, aber für einen solch frühen Film ist „Eine schreckliche Nacht“ schon erstaunlich.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Ein Kartenspiel (1896)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Une partie de cartes
Erscheinungsjahr: 1896
Genre: Kurzfilm
IMDB-Link: Une partie des cartes


Es war der 22. März 1895, als die Brüder Lumière mit der ersten Vorführung des Films „Arbeiter verlassen die Lumière-Werke“ den Bildern das Laufen lernten. Einer, der diese neue Technik mit Begeisterung aufnahm, war der Zauberkünstler und Filmpionier Georges Mélìes, der mit Die Reise zum Mond ein sehr frühes Meisterwerk der Science Fiction drehte. Zunächst aber musste er sich mit dem neuen cinematografischen Verfahren vertraut machen – was seine erste Fingerübung „Ein Kartenspiel“ aus dem Jahr 1896 noch recht ungelenk erscheinen lässt. In dem einminütigen Kurzfilm geschieht nicht viel. Drei Männer spielen Karten, die Kellnerin bringt ihnen Getränke, sie lachen und freuen sich. Man kann dieses frühe Werk des Films durchaus mit einer über 100 Jahre alten Flasche Wein vergleichen: Auch diese kann man heute, wenn gut gelagert, durchaus noch trinken, doch einen wirklichen Genuss ziehen wohl nur die geeichten und hartgesottenen Mägen daraus. Gleichzeitig aber ist man voller Ehrfurcht über dieses historische Erzeugnis, das 125 Jahre der Geschichte überdauert hat und Zeugnis gibt von einer Epoche, die nicht einmal mehr unsere Urgroßväter und -mütter miterlebt haben. Und was Georges Méliès betrifft: Der gab schon kurz nach seinem Regiedebüt richtig Gas und lotete das neue Medium dank seiner Kreativität und magischen Tricks komplett neu aus. „Ein Kartenspiel“ ist so etwas wie das erste Räuspern, ehe man zum großen Gesang ansetzt.


4,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)