1899

Aschenputtel (1899)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Cendrillon
Erscheinungsjahr: 1899
Genre: Kurzfilm, Fantasy
IMDB-Link: Cendrillon


Macht euch doch mal den Spaß, und zählt auf IMDB die Filme mit „Cinderella“ als Titel. Man könnte damit ein ganzes Filmfestival-Programm füllen, ohne auch nur einen einzigen Film mit anderem Titel aufnehmen zu müssen. Kaum ein anderes Märchen hat die Fantasie von Kunst- und Filmschaffenden so sehr befeuert wie jenes des armen Waisenmädchens, das von einer gutherzigen Fee die einmalige Chance bekommt, aus dem Elend auszubrechen. Oder wie es die EAV zusammenfasste: „Es lebte einst ein armes Mädel / Cinderella war sein Nam‘ / und es wartete vergebens / auf den Prinz‘, der niemals kam. / Sie schlief im Kohlenkeller / trotzdem war sie bettelarm / weil sie von der vielen Kohle / die da lag, zu wenig nahm.“ Ob Klaus Eberhartinger jemals den ersten Cinderella-Film überhaupt, eben jenen aus 1899 von Georges Méliès, sichtete, ist nicht überliefert. Man kann es nur vermuten. Was allerdings überliefert ist, ist der Ideenreichtum dieser allerersten Verfilmung. Und dieser Ideenreichtum beschränkt sich nicht ausschließlich auf die für Méliès üblichen gewitzten Spezialeffekte, sondern auch auf die Ausstattung und die Fantasie, mit der er die Szenerie gestaltet und das Märchen erzählt. Wenn sich um Mitternacht die Gehilfinnen der Feen in Uhren verwandeln, die daraufhin zu tanzen beginnen, dann geht das weit über die praktische Anwendung von Spezialeffekten hinaus. Hier erzählen die Effekte selbst die Geschichte. Ein frühes Meisterwerk – und witzigerweise übertraf Méliès einige Jahre später mit einem Remake noch einmal selbst die Qualität dieser ersten Aschenputtel-Verfilmung. Der Mann stand eben nie still.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von A7A09064_005.JPG – © Archives du 7e Art/DR, Quelle http://www.imdb.com)

Das geheimnisvolle Porträt (1899)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Le portrait mystérieux
Erscheinungsjahr: 1899
Genre: Kurzfilm, Fantasy
IMDB-Link: Le portrait mystérieux


Als Film, rein in der Frage nach dem Unterhaltungswert beurteilt, ist „Das geheimnisvolle Porträt“ von Georges Méliès eine recht durchschnittliche Angelegenheit. Der Kurzfilm, der nur 1,5 Minuten dauert, zeigt Méliès, wie er einen Bilderrahmen aufstellt, der durch Magie zum Leben erweckt wird. Künstler und Porträt sitzen plötzlich von Angesicht zu Angesicht. Viel mehr passiert hier nicht. Aber schaut mal auf das Jahr, aus dem der Film stammt. Wir schreiben noch nicht einmal das zwanzigste Jahrhundert, das Medium Film steckt noch nicht mal in den Kinderschuhen, sondern hängt noch an der Brust ihrer Mütter (der Brüder Lumière und eben Georges Méliès), und doch zeigt Méliès in diesem frühen Werk fast schon Perfektion in der Ausübung der (teils von ihm entwickelten) Spezialeffekte, die ihn schließlich weltberühmt machen sollten. Er war ein früher Meister des Stopptricks und der Doppelbelichtung – das zeigt dieser Beitrag aus dem Jahr 1899 sehr deutlich. Andere frühe Regisseure und Regisseurinnen mögen das narrative Erzählen des Films stärker vorangetrieben haben, aber Méliès, der Zauberkünstler, der zum Film fand, war derjenige, der die Magie des Kinos als erster begriffen hat.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der geheimnisvolle Ritter (1899)

Regie: Georges Méliès
Original-Titel: Le chevalier mystère
Erscheinungsjahr: 1899
Genre: Kurzfilm, Fantasy
IMDB-Link: Le chevalier mystère


Ritter der Tafelrunde mal anders. In diesem Fall ist die Tafel eckig, und der edle Herr, der davor sitzt, malt einen Ritterkopf auf eben diese. Durch Magie wird der zum Leben erweckt und guckt plötzlich recht freundlich aus der Tafel heraus. Damit nicht genug, pflückt der Herr den Kopf, jongliert mit ihm, erschafft aus dem Nichts heraus einen ganzen Ritter, ehe er ihn wieder auf die Tafel verbannt. „Der geheimnisvolle Ritter“ von Georges Méliès ist eine Zauberdarbietung innerhalb des neuen Mediums Film. Wie kein anderer hat Georges Méliès verstanden, Zauberei und Film miteinander zu verbinden. Die Kreativität, die in diesen fantasievollen Kurzfilmen steckt, ist enorm, und die Effekte können selbst heute noch überzeugen. Kein Wunder, dass Méliès zu den bedeutendsten Filmpionieren der Geschichte gehört und ihm selbst Martin Scorsese mit „Hugo Cabret“ ein Denkmal gesetzt hat. „Der geheimnisvolle Ritter“ zeugt jedenfalls von der Brillanz der Méliès’schen Spezialeffekte. Auch wenn der Film im Grunde keine Handlung aufweist und etliche andere Filme des Meisters noch witziger, noch unterhaltsamer sind, kommt man aus dem Staunen kaum heraus.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)