Regie: Lois Weber
Original-Titel: Suspense
Erscheinungsjahr: 1913
Genre: Kurzfilm, Thriller
IMDB-Link: Suspense
Mit Rezensionen von Kurzfilmen ist es so eine Sache. Meistens dauert es länger, sie zu schreiben, als den ganzen Film zu sehen. „Suspense“ von Lois Weber ist so ein Fall. Konsumiert hat man den in knackigen zehn Minuten – und das auch noch kostenlos auf Youtube. Diese zehn Minuten kann wohl wirklich jeder aufbringen, warum also eine Rezension vorab lesen, ob sich die Sichtung lohnt oder nicht? Bei einem 7,5-Stunden-Knüller wie Satanstango sieht die Sache natürlich anders aus, da hilft so eine erste Einschätzung, ob man stattdessen nicht lieber etwas Sinn Stiftendes wie beispielsweise einen ausgedehnten Frühjahrsputz, eine Wanderung auf eine Alm oder die Sichtung einer kompletten Staffel Game of Thrones bewerkstelligten sollte. Aber bei zehn Minuten Laufzeit? Da dauert mancher Klogang länger. Aber weil ich gerade nicht am Häusl hocke und die Zeit habe, kann ich ein paar Zeilen schreiben über diese Pionierarbeit des Films. In „Suspense“ geht es um eine Hausfrau, die allein zuhause hockt, als sie einen Tramp sieht, der um ihr Haus schleicht. Anders als Charlie Chaplins berühmte Figur ist dieser eher von der ungepflegten Art, weshalb die Dame des Hauses gleich mal ihren im Büro weilenden Göttergatten anruft. Doch da ist der Tramp schon im Haus, kappt die Telefonleitung und schleicht durch die Räume. Der Gemahl kapert panisch ein Auto und wetzt mit Volldampf nach Hause, wild verfolgt von der Polizei, die natürlich den Autodieb stellen möchte. Wird er es schaffen, den Gesetzeshütern zu entkommen und rechtzeitig bei seiner Frau zuhause sein, um das Schlimmste zu verhindern? Das erfahrt ihr ab Minute 9. So viel Zeit muss sein. Was an diesem Frühwerk ungemein positiv auffällt, sind die Schnitttechnik, die durchaus als modern zu bezeichnen ist, und die Kameraeinstellungen. Vielleicht war Lois Weber ihrer Zeit diesbezüglich sogar voraus – so sehr bin ich filmgeschichtlich nicht bewandert, als dass ich dazu eine valide Aussage treffen könnte. Aber ob nun Alleinstellungsmerkmal oder nicht: „Suspense“ ist einfach gut und visuell überzeugend gemacht – das Ding fetzt. Da kann man die hanebüchene Story getrost in der Pfeife rauchen, die zehn Minuten kann man dennoch getrost investieren. Und hiermit ist die verdammte Rezi vermutlich länger als der Film selbst.
7,0
von 10 Kürbissen