1943

Im Schatten des Zweifels (1943)

Regie: Alfred Hitchcock
Original-Titel: Shadow of a Doubt
Erscheinungsjahr: 1943
Genre: Krimi, Thriller
IMDB-Link: Shadow of a Doubt


Gemäß des alten Spruchs „Besuch bereitet immer Freude – entweder beim Kommen oder beim Gehen“ wird das Kleinstadtleben der Familie Newton in Santa Rosa, Kalifornien, gründlich auf den Kopf gestellt, als sich der Bruder der Mutter, Charlie (Joseph Cotten), zu einem überraschenden Besuch einfindet. Dieser lebt eigentlich in New York, aber da ihm zwei finstere Gestalten auf den Fersen sind, richtet er es sich erst einmal bei seiner Schwester ein – sehr zur Freude der nach dem Onkel benannten ältesten Tochter (Teresa Wright). Die hat nämlich das Kleinstadtleben satt – und wenn dann so ein waschechter und manierlicher New Yorker Onkel vorbeischaut, tut sich endlich mal was. Aber sein nervöses und teils abweisendes Verhalten lässt bald erste Zweifel aufkochen. Was, wenn der nette Onkel ein paar Probleme von der Ostküste mitgebracht hat? „Im Schatten des Zweifels“ ist ein grundsolider Thriller, der davon lebt, wie Kleinstadtidylle und großstädtische Kriminalität aufeinanderprallen. Die heile Welt wird von Alfred Hitchcock nach und nach genüsslich demontiert, was der Zuseher durch die Augen der unglaublich naiven Charlie verfolgen kann. Dabei gibt es – wie für Hitchcock üblich – einige herausragende Kamerafahrten zu bewundern, vor allem gleich zu Beginn, als Charlie in New York vor seinen beiden Verfolgern flüchtet. Aus heutiger Sicht mag der Plot nicht mehr ganz so taufrisch wirken, da haben sich andere Klassiker von Hitchcock aus meiner Sicht besser gehalten, aber dennoch versteht es der Meister des Suspense, das Interesse am Film aufrecht zu halten. Ein Großteil der Ehre gebührt dabei auch Teresa Wright, deren Charisma jeden Film sehenswert machen kann. Wie gut für uns alle, dass sie in die Zeitmaschine gestiegen ist, um 1985 in „Zurück in die Zukunft“ Martys Mutter zu spielen.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Meshes of the Afternoon (1943)

Regie: Maya Deren und Alexander Hammid
Original-Titel: Meshes of the Afternoon
Erscheinungsjahr: 1943
Genre: Kurzfilm, Experimentalfilm
IMDB-Link: Meshes of the Afternoon


Unter den „1001 Filmen, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist“ befindet sich auch der avantgardistische Kurzfilm „Meshes in the Afternoon“ von Maya Deren und Alexander Hammid. Darin beschäftigt sich das Ehepaar Deren/Hammid mit Depressionen und Träumen aus der Perspektive einer Frau. Interessant sind vor allem die stilistischen und handwerklichen Mittel, die zum Einsatz kommen: Doppelungen und Spiegelungen, Zeitlupen, sehr subjektive Kameraperspektiven, Stop-Motion – hier wird alles aufgefahren, was filmtechnisch in der damaligen Zeit möglich war. Allein das schon macht „Meshes of the Afternoon“ zu einem sehenswerten und filmhistorisch interessanten Stück. Tatsächlich ist es aber die rätselhafte und verschachtelte Handlung als Sinnbild für Depression und Melancholie, die dem Film auch heutzutage Relevanz verleiht. Der Film lädt dazu ein, sich bei einem Glas Wein in einem verrauchten Kaffeehaus mit Freunden heftigste Diskurse über mögliche Interpretationen zu liefern. Ich weiß. „I feel so bohemian like you …“ Ich möchte mit meiner Filmbesprechung und der Einladung zum gemeinsamen Philosophieren wirklich nicht die nächste Generation an Hipstern heranzüchten. Aber Rotwein (beispielsweise ein Gläschen Monastrell „Finca Bacara Time Waits for No One Red Skull 2017“) passt tatsächlich hervorragend zu diesem gut gealterten cineastischen Meilenstein. In diesem Sinne: Prost!


7,5
von 10 Kürbissen