1955

Die Rache des Würgers (1955)

Regie: Ed Wood
Original-Titel: Bride of the Monster
Erscheinungsjahr: 1955
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Bride of the Monster


Ach, Ed Wood! So viel Leidenschaft fürs Kino, so viel Enthusiasmus, so viel Ausdauer und Beharrlichkeit und so wenig Talent – man muss den Mann lieben. Kein Wunder, dass es heute noch eine treue Ed Wood-Fangemeinde gibt, die seine B-Movies in Ehren hält. In „Bride of the Monster“ (bzw. „Die Rache des Würgers“ auf Deutsch – beide Titel haben im Übrigen so gut wie nichts mit dem Inhalt des Films zu tun) fährt Ed Wood sogar noch geballte Star Power in Form von Altstar Bela Lugosi auf. Der Mann, der einst Dracula verkörpert hat, war zu diesem Zeitpunkt schon am Ende seiner Kräfte. Pleite und drogenabhängig war „Bride of the Monster“ seine letzte Hauptrolle. Immerhin konnte er auf langjährige Schauspielerfahrung zugreifen – ein Asset, das ihn von allen anderen seiner „Schauspiel“-Kolleginnen und Kollegen im Film unterscheidet. Besonders lustig: Der ehemalige Wrester Tor Johnson als Monstergehilfe Lobo, dessen größtes Talent darin besteht, planlos im Set herumzustehen, bis ihn für alle merkbar eine Regieanweisung erreicht, woraufhin er beginnt, mit ausgestreckten Armen, aufgerissenen Augen und lautem Knurren durch die Kulisse zu schlurfen. Auch sehr schön: Der Gummikraken, mit dem etliche Figuren in diesem Film zu ringen haben – was weniger Schrecken erzeugt als vielmehr die Lachmuskeln trainiert. Die Story selbst? Ähm … diese einigermaßen kohärent wiederzugeben fällt mir sehr schwer. Aber die Story ist im Grunde auch wurscht. Insgesamt ist „Bride of the Monster“ ein irrsinnig schlechter Film, aber handwerklich noch einen Tick besser umgesetzt als Ed Woods „Meisterwerk“ Plan 9 from Outer Space, „Plan 9 from Outer Space“ holt das in der finalen Kürbis-Bewertung aber wieder auf, da der Film so verhunzt ist, dass es Sympathiepunkte für den höheren Unterhaltungsfaktor gibt, während „Bride of the Monster“ einfach nur ein schlechter Film ist.


3,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

La Pointe Courte (1955)

Regie: Agnès Varda
Original-Titel: La Pointe Courte
Erscheinungsjahr: 1955
Genre: Liebesfilm
IMDB-Link: La Pointe Courte


Agnès Vardas Debütfilm aus dem Jahr 1955 zerfällt eigentlich in drei Filme: Der eine zeigt eine naturalistische Beschreibung der Menschen in einem armen Fischerdorf. Der zweite ist eine eher mühsame Liebesgeschichte nach Art der Nouvelle Vague – also: Menschen laufen durch die Landschaft und sind furchtbar geschwätzig. Der dritte Film ist im Grunde die Vorwegnahme von Youtube-Katzenvideos. Agnès Varda mag Katzen. Das ist definitiv ein Pluspunkt für sie. Ansonsten bin ich recht unschlüssig, was ich von dem Film halten soll. Unbedarft sei sie an den Film herangegangen, unerfahren und ohne zu wissen, was ein Film wirklich sei, so Varda. Das ist natürlich durchaus spannend zu sehen, und genau diese Unerfahrenheit sorgt auch für viele schöne Momente. Immer dann, wenn die Kamera durch das Fischerdorf streift und die Menschen zeigt, ob nun beim (illegalen) Fischen oder bei einem Lanzenturnier mit Ruderbooten, ist man als Zuseher mitten drin im Leben. Doch wenn dann das Paar ins Spiel kommt, um das sich eigentlich alles dreht – der Mann, der in seine alte Heimat zurückgekehrt ist und seine Frau, die dort noch niemand kennengelernt hat, und die ihm nachgereist ist, um Schluss mit ihm zu machen, was sie nach vielen langen Gesprächen am Strand wieder revidiert – wenn die beiden also im Mittelpunkt stehen, deren Gespräche und Verhandlungen bewusst artifiziell konstruiert werden und damit das genaue Gegenteil der naturalistischen Darstellung des Dorfs und seiner Bewohner ausdrückt, dann wird es etwas mühsam – so wie dieser Satz, der einfach kein Ende finden will, der noch einen Gedanken und noch einen anhängt, und der ebenfalls artifiziell konstruiert ist, denn ehrlich: So spricht oder schreibt kein Mensch. Dann doch lieber mehr Fischer und Katzen. Aber insgesamt doch sehenswert und eine Vorwegnahme der Nouvelle Vague. Wenn man mit dieser Strömung also etwas anfangen kann, ist „La Pointe Courte“ wohl ein Pflichtfilm.


6,0
von 10 Kürbissen

Tarantula (1955)

Regie: Jack Arnold
Original-Titel: Tarantula
Erscheinungsjahr: 1955
Genre: Horror, Fantasy
IMDB-Link: Tarantula


Dank der Filmreisechallenge, an der ich dieses Jahr teilnehme, stoße ich auf Filme, die ich mir sonst wohl kaum angesehen hätte. „Tarantula“, das kultige Horror-B-Movie von Jack Arnold aus dem Jahr 1955, ist so ein Film. Ja, ich wusste, dass es den gibt, aber ihn anzusehen wäre mir wohl eher nicht in den Sinn gekommen. Da allerdings die Sichtung eines B-Movies der 1950er ein Teil der Challenge ist, habe ich also gespannt die DVD in den Player geschoben in Erwartung eines Trash-Vergnügens – und wurde nicht enttäuscht. Eines vorweg: Spinnenphobiker sollten einen großen Bogen um diesen Film machen. Aber gut, wer sich als Spinnenphobiker einen Film namens „Tarantula“ reinzieht, wendet entweder todesmutig die Schocktherapie zur Bekämpfung der Phobie an, oder hat schlicht nicht alle Murmeln beisammen. Denn das Viech ist scheußlich. Dank eines schief gelaufenen Experiments wächst sie auf eine Größe an, die man nur noch schwer satt bekommen kann, und macht die Wüste rund um das idyllische Städtchen Desert Rock unsicher. Dort lebt der Arzt Dr. Hastings (John Agar), dem das verfrühte und ziemlich hässliche Ableben eines Wissenschaftlers, der draußen in der Wüste Experimente durchführt, zu schaffen macht. Verstärkung erhält er von seinem Freund, dem Sheriff (Nestor Paiva) und der schönen Biologie-Studentin (Mara Corday), die das Team der Wissenschaftler unterstützen soll. Das wird allerdings mehr und mehr dezimiert, und bald schon stellt sich heraus, dass sie alle ein großes (und hungriges) Problem an der Backe haben. Man sieht dem Film an, dass das Budget nicht sonderlich üppig war. Dennoch gelingt es Jack Arnold, eine Stimmung von Suspense zu erzeugen, auch wenn es schnell ins Lächerliche geht, wenn das Monster dann tatsächlich zur Tat schreitet (zu blöd stellen sich die Menschen dabei an). Alle Rollen sind aber durchwegs gut gespielt. Natürlich ist das alles aus heutiger Sicht recht amüsanter Horror-Klamauk, der weit davon entfernt ist, irgendwelche Ansprüche bedienen zu wollen außer zu unterhalten. Aber das gelingt dem Film ziemlich gut. Insofern ein B-Movie, das trotz unübersehbarer dramaturgischer und technischer Schwächen auch heute noch für einen unterhaltsamen Filmabend sorgen kann.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 18 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,0
von 10 Kürbissen