1971

Vier Fäuste für ein Halleluja (1971)

Regie: Enzo Barboni
Original-Titel: Continuavano a chiamarlo Trinità
Erscheinungsjahr: 1971
Genre: Western, Komödie, Action
IMDB-Link: Continuavano a chiamarlo Trinità


Eigentlich ist die Handlung der meisten Terence Hill und Bud Spencer-Filmen wirklich völlig irrelevant. Ob sie nun mexikanische Viehdiebe zum Schutz von gottesgläubigen Siedlern verprügeln (wie in Die rechte und die linke Hand des Teufels) oder, wie in „Vier Fäuste für ein Halleluja“, eine Verbrecherbande, die ein Kloster als Zwischenlager für die erbeuteten Schätze nutzt, spielt wirklich keine Rolle. Hauptsache, Betonwatschen, wohin das Auge reicht, und schnoddrige Sprüche, die in die Filmgeschichte eingegangen sind („Mach schon Platz, ich bin der Landvogt!“). Das ist mindestens immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe! Das gesagt, darf aber durchaus kritisch angemerkt werden, dass die Handlung für den Spaßfaktor dieser Filme zwar keine große Rolle spielt, es aber trotzdem irgendwie besser ist, wenn es eine Handlung gibt (wie eben in „Die rechte und die linke Hand des Teufels“) als gar keine nachvollziehbare (wie in „Vier Fäuste für ein Halleluja“). Zwar ist es amüsant anzusehen, wie das ungleiche Brüderpaar mit Geheimagenten aus Washington verwechselt werden, und die adrette Blondine, die dem linkischen Terence Hill ein bisschen zu tief in dessen graublaue Augen blickt, darf auch nicht fehlen, aber unterm Strich ist der zweite Teil der Trinity-Filme ganz klar der schwächere. Nichts gegen Episodenfilme, aber auch die dürfen einen roten Faden aufweisen, der aus mehr als aus Bohnen und Prügeleien besteht. Insofern fällt die Bewertung diesmal etwas schaumgebremster aus. Unterhaltsam ist das aber allemal und allein für die Szene, in der Terence Hill dem falsch spielenden Pokerprofi Wildcat Hendricks ein paar neue Tricks zeigt, gehört dem Film ein Denkmal gebaut.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Flucht vom Planet der Affen (1971)

Regie: Don Taylor
Original-Titel: Escape from the Planet of the Apes
Erscheinungsjahr: 1971
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: Escape from the Planet of the Apes


Nach zwei Teilen, in denen Menschen in die Zukunft auf den Planet der Affen reisten, drehten die Macher im dritten Teil den Spieß mal um und schickten die Affen in die menschliche Vergangenheit. Was prinzipiell nach einem billigen Taschenspielertrick klingt, rettete der Filmreihe noch mal kurzfristig den Allerwertesten, ehe dann Teile 4 und 5 die ursprünglich bittere Satire ins Lächerliche verzerrten. Aber soweit sind wir noch nicht – erst mal schauen wir uns an, was die Filmreihe zur Halbzeit abliefert, als das aus den ersten beiden Teilen bekannte Wissenschaftlerpärchen Dr. Zira und Cornelius samt einem dritten Kumpanen, der allerdings bald dem alten Konflikt zwischen Schimpansen und Gorillas zum Opfer fällt, wortwörtlich auf die Erde unserer Zeit fällt. Anfängliche Skepsis über das Eintreffen dieser seltsamen Gäste aus dem All weicht allmählich so etwas wie Euphorie, und es ist sehr witzig und gleichermaßen entlarvend zu sehen, wie die beiden Affen von den Menschen vereinnahmt werden und schon bald in der hohen Gesellschaft herumgereicht werden wie Celebrities. Da macht der Film vieles richtig und zieht bissig über die Sensationslust der Menschen vom Leder. Doch dass diese Idylle nicht lange währen kann, ist keine große Überraschung. Denn spätestens, als sie vom Heimatplaneten und dessen Schicksal erzählen, klingeln bei einigen militärisch gut vernetzten Menschen die Alarmglocken. Die Geschichte nimmt ihren befürchteten Verlauf, und schon bald müssen Zira und Cornelius feststellen, dass wir Menschen halt schon recht wankelmütige Gfraster sind. Es kommt, wie es kommen muss – und das Ende überzeugt durch eine bittere Konsequenz, die in ihrer Kompromisslosigkeit an Teil 2 erinnert, hier jedoch organischer eingearbeitet und damit weniger aufgesetzt wirkt. So kommt der dritte Teil der Affen-Saga qualitativ annähernd an den ersten Film heran und hält alle weiteren Filme der Reihe deutlich auf Distanz. Es wäre besser gewesen, man hätte es nach diesem Film sein lassen, aber Hollywood schmiedet eben seine Eisen, solange sie heiß sind, und so müssen wir uns hier in diesem Blog in den nächsten Tagen mit den Teilen 4 und 5 herumplagen. Aber wir stehen das gemeinsam durch!


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Der Killer von Wien (1971)

Regie: Sergio Martino
Original-Titel: Lo strano vizio della Signora Wardh
Erscheinungsjahr: 1971
Genre: Thriller, Krimi
IMDB-Link: Lo strano vizio della Signora Wardh


Ich muss gestehen: Vor meiner Teilnahme an der Filmreisechallenge war mir das Genre des „Giallo“ kein Begriff. Im Rahmen der Challenge wurde mir aber nun eben auch dieses italienische Filmgenre aufgedrückt, in dem unter anderem Dario Argento für Furore gesorgt hat. Ein Giallo ist ein Krimi/Thriller, in dem stimmungsvoll und stilistisch ansprechend Mordserien mit sehr viel Ketchup und Kunstblut inszeniert werden, die einen Mehrwert durch frei hängende Tutteln attraktiver Schauspielerinnen erfahren. Und wenn einer dieser Filme schon unter dem Titel „Der Killer von Wien“ läuft, ist klar, welcher meiner erster Giallo sein muss. In diesem Streifen kommt die attraktive Signora Wardh (Edwige Fenech, wahnsinnig attraktiv und vom Schöpfer wohlgeformt) mit ihrem Bürokratengatten nach Wien, wo sie auf ihren sadistischen Ex-Lover, einen mysteriösen Macho und eine Mordserie an jungen Damen stößt – Ersteres wie Letzteres zu ihrem Leidwesen, Zweiteres zur Freude der Zuseher, wenn sich Fenech und George Hilton in den Bettlaken wälzen. Schon bald wird klar, dass der Meuchelmörder, der seine Opfer mit einem Rasiermesser aufschlitzt, etwas mit Signora Wardh zu tun hat. Bis es zum Showdown kommt, dürfen sich einige ansehnliche Nebendarstellerinnen mit Kunstblut beschmieren, und Kellner wie Portiere mit einem sehr authentischen Wiener Zungenschlag parlieren. Hierbei hat sich die Synchronisation wirklich etwas gedacht in Sachen Lokalkolorit. All das reicht schon mal aus, um 1,5 Stunden lang vergnügt mitzurätseln, a) wer der Killer ist, b) was er mit Signora Wardh zu schaffen hat und c) wie hoch der Booby Count noch wird. Was die Freude hingegen ein wenig trübt, sind das hölzerne Schauspiel der meisten Beteiligten, die wohl genre-üblichen Logiklöcher und fetzendepperten Handlungen der Damen, denen nachgestellt wird, sowie das Ende selbst. Die Auflösung soll schockieren mit einem genialen Twist. Stattdessen sorgt sie nur für Stirnrunzeln und den Wunsch, dass der Drehbuchautor mittlerweile wieder weg ist von dem Zeug, das ihm dieses Ende eingegeben hat.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 22 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


5,5
von 10 Kürbissen

Le Mans (1971)

Regie: Lee H. Katzin
Original-Titel: Le Mans
Erscheinungsjahr: 1971
Genre: Sportfilm
IMDB-Link: Le Mans


Steve McQueen – der alte Bleifuß. Eigentlich wollte er nur ein paar Runden in Le Mans beim legendären 24-Stunden-Rennen drehen und seine bübische Freude dokumentarisch festhalten. Weil das aber dann doch etwas schwer zu vermarkten war, bastelte er einfach eine rudimentäre Geschichte drumherum um einen Rennfahrer, der nach einem schlimmen Unfall zurückkehrt auf die Rennstrecke, und die Witwe eines Freundes, der bei einem weiteren Rennunfall ums Leben gekommen ist. „Racing is life. Everything in between is just waiting“, heißt einer der wenigen Sätze, die in diesem Film gesprochen werden. Und genau das ist Programm hier. Das erste Wort eines Schauspielers wird nach 38 Minuten gestoppt. Ansonsten hört man nur das Publikum, die Kommentatoren aus Fernsehen und Radio – und natürlich die Motoren der Rennwagen. Diese sind hier die Hauptprotagonisten. Porsche gegen Ferrari, das ist Brutalität! Der Mensch hinter dem Steuer: eine Nebenfigur. Der Film interessiert sich genau Nüsse für die Rennfahrer. Steve McQueen fasst diese Grundeinstellung ja eh im oben zitierten Satz zusammen. Am Ende ist es sogar egal, ob man gewinnt oder verliert. Hauptsache, man hat seine Runden gedreht und den Tod, der ständig auf der Schulter mitfährt, ein weiteres Mal bezwungen. Denn natürlich waren die Rennfahrer in den 70er-Jahren wilde Hunde, die genau wussten, dass nicht alle von ihnen das Karriereende erleben. Das spiegelt sich in ihren stoischen Bewegungen, den kargen Worten, den ausdruckslosen Blicken. Jeder kleinste Fehler kann tödlich sein. Dies vermittelt „Le Mans“ in seinem dokumentarischen Stil durchaus gekonnt. Auch die Rennszenen sehen extrem realistisch aus und sind auch nach heutigem Maßstab atemberaubend spannend inszeniert. Das Problem, das der Film hat, ist ein hausgemachtes: Dadurch, dass er eben den Aufbau einer Bindung mit den Protagonisten konsequent verweigert, ist das Ergebnis dann eigentlich auch egal. Und wenn sich nicht gerade packende Rad-an-Rad-Duelle auf der Rennstrecke ereignen, läuft er oftmals einfach ins Leere und ist schlicht fad. Wie gesagt: „Racing is life. Everything in between is just waiting.“ Das haben Lee H. Katzian und Steve McQueen ein bisschen zu wörtlich genommen.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 31 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,0
von 10 Kürbissen

Harold und Maude (1971)

Regie: Hal Ashby
Original-Titel: Harold and Maude
Erscheinungsjahr: 1971
Genre: Komödie, Liebesfilm
IMDB-Link: Harold and Maude


Harold ist ein unglaublicher reicher junger Mann (Bud Cort), der unter der Fuchtel seiner Mutter steht und vom Tod besessen ist. Bei einem Begräbnis, seiner etwas morbiden liebsten Freizeitbeschäftigung, lernt er die 79jährige Maude (Ruth Gordon, unfassbar gut) kennen, die fortan wie ein Wirbelwind durch sein bislang tristes Leben fegt. Deren unkonventionelle Art, das Leben mit offenen Armen zu umarmen, lässt auch Harold einige Dinge anders sehen. Daraus entspinnt sich eine der ungewöhnlichsten Liebesgeschichten der Filmgeschichte.  Was „Harold und Maude“ so besonders macht, ist der vorurteilsfreie Blick. Man spürt: Beide Figuren haben ihre Geschichten in der Vergangenheit, die sie zu den Menschen gemacht haben, die sie sind, aber diese Entwicklung, die sie genommen haben, muss sich nicht rechtfertigen, wird nicht erklärt oder aufgerollt oder bewertet – der Film stellt die beiden einfach hin und sagt: „Sehet! Zwei Menschen. Und es ist mir als Film völlig egal, ob ihr Zuseher aufgrund gesellschaftlicher Konventionen der Meinung seid, dass die nicht so recht zusammenpassen wollen.  Lasst sie einfach Mensch sein. Lasst sie lachen und tanzen.“ Ein sehr zarter, lebensbejahender Film, musikalisch untermalt mit Songs von Cat Stevens. Zurecht ein Kultfilm. „I love you.“ – „Oh, that’s beautiful! Go and love some more!“


8,5
von 10 Kürbissen