1997

Alien – Die Wiedergeburt (1997)

Regie: Jean-Pierre Jeunet
Original-Titel: Alien: Resurrection
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien: Resurrection


Die Alien-Filme mit Sigourney Weaver als Ripley in der Hauptrolle sind eine Trilogie in vier Teilen. Denn eigentlich hätte nach dem dritten Film Schluss sein können, ja, Schluss sein müssen. Aber Joss Whedon hatte noch ein paar Ideen, die in ein Drehbuch für einen vierten Film mündeten. Was tun mit einem Charakter, der sich ganz Terminator-like am Ende des letzten Films in ein reinigendes Feuer geworfen hat? Die Antwort Hollywoods auf eine solche Frage lautet wie immer: Klonen. Und so entsteht eine neue Ripley aus der wenigen verbliebenen DNA der alten Ripley, und Sigourney Weaver bekommt die Gelegenheit, neue Facetten zu zeigen, da Ripley 2.0 dank des Beisatzes von Alien-DNA ein paar zusätzliche Features verliehen bekommen hat. Zudem ist sie grantig wie ein Wiener, der im Kaffeehaus sitzend erfährt, dass die Kaffeemaschine defekt ist. Olles oarsch. Selbst eine Winona Ryder mit ihren Rehaugen kann keine positiven Emotionen hervorlocken. Und ja, wenn man gerade auf einem Schrott-Schiff hockt, auf dem sich eine neue Generation von Aliens austobt, während man selbst erst einmal verarbeiten muss, dass man nur existiert, weil irgendwelche perversen Arschlöcher Gott spielen wollten, ist es schwierig bis unmöglich, sich ein sonniges Gemüt zu bewahren. Das versteht man ja. Und dann erst noch die Gesellschaft, in der man sich befindet! Winona mit den wässrigen Augen ist da ja noch mit Abstand die angenehmste Erscheinung, da die einzige, die über Tischmanieren verfügt. Ron Perlman, Dominique Pinon, Michael Wincott & Co. sehen so aus, als hätten sie sich zwei Jahre lang nicht mehr gewaschen, und ihre bevorzugte Kommunikation erfolgt mittels Grunzen, das maskulin wirken soll, aber dazu führt, dass man unweigerlich beginnt, den hungrigen Außerirdischen die Daumen zu drücken. Die sabbern zwar auch wie Sau, aber wenigstens reden sie nicht so einen macho-getränkten Blödsinn. Am Ende ist „Alien – Die Wiedergeburt“ der erwartbare Film: Ein Weltraum-Pirat nach dem anderen beißt ins Gras, und hätte man mal eher auf die Frauen gehört, wäre daraus nur ein fröhlicher Kurzfilm geworden. „Alien – Die Wiedergeburt“ ist ein bisschen der unerwartete (und unbeliebte) vierte Gast, wenn man nur für drei gedeckt hat. Aber er gehört dann doch dazu, und wenn man sich mal mit ihm beschäftigt, stellt man fest, dass er eigentlich eh ganz okay ist.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Bean – Der ultimative Katastrophenfilm (1997)

Regie: Mel Smith
Original-Titel: Bean
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Komödie
IMDB-Link: Bean


Niemand kam in den 90ern an Rowan Atkinsons genialer Kunstfigur Mr. Bean vorbei. Der chaotisch-anarchische Pedant mit dem Gemüt eines Kleinkinds, der selbst die harmlosesten Situationen allein durch seine Präsenz in Katastrophen zu stürzen vermag, entwickelte sich zu einem weltweiten popkulturellen Phänomen, das schließlich nicht einmal die Amerikaner übersehen konnten. Kein Wunder also, dass ein Film vor amerikanischer Kulisse herhalten musste. Und auch kein Wunder, dass der verschrobene britische Humor, für den es fast keine Worte brauchte, mehr in amerikanischen Slapstick verdreht wurde. Im Mittelpunkt steht eine Verwechslungsgeschichte: Während das britische Museum seinen schlechtesten Wärter, das es jemals hatte, einfach nur loswerden möchte und ihn daher gemeinsam mit einem sündteuren Gemälde auf die Reise in die USA schickt, glaubt man dort, mit ihm einen vielleicht etwas schrulligen, aber renommierten Experten für eben dieses Meisterwerk mitgeliefert bekommen zu haben. Ein fataler Irrtum, der dafür sorgt, dass die Kunstszene in Los Angeles bald im kompletten Chaos versinkt. Wie gesagt, der Film kommt nicht an den staubtrockenen britischen Humor der Originalserie heran, doch spätestens dann, wenn Mr. Bean nach einem kleinen Missgeschick damit beginnt, das millionenschwere Gemälde auf seine Weise zu restaurieren, hilft auch die kritischste Einstellung nichts: Wenn Rowan Atkinson in seiner Paraderolle so richtig aufdreht, bleibt wohl kein Auge trocken. Kein Meisterwerk wie die TV-Serie, aber witzig genug, um auch bei erneuten Sichtungen zumindest stellenweise gut zu unterhalten.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2015 Disney. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt (1997)

Regie: Barry Levinson
Original-Titel: Wag the Dog
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Satire, Politfilm
IMDB-Link: Wag the Dog


Der Anlass für diesen Re-Watch ist ein trauriger, denn vor wenigen Tagen schied die talentierte Schauspielerin Anne Heche nach einem von ihr verursachten Unfall aus dem Leben. „Wag the Dog“ von Barry Levinson ist in meinen Augen der beste Film, in dem sie je mitgewirkt hat. Und auch unabhängig von ihrem tragischen Tod sollte man dieser Tage mal wieder einen genaueren Blick auf diesen machen. Was Barry Levinson und die Autoren Mitte der 90er-Jahre vorweggenommen haben, ist nicht weniger als die politische Realität unserer Zeit, in der bei Bekanntwerden schlechter Nachrichten prominente Kettenhunde der Parteien ausziehen, um möglichst effektive Nebelgranate zu zünden, die von dem eigentlichen Problem ablenken. Das ist gelebte Praxis, und wir in Österreich sitzen diesbezüglich leider erste Reihe fußfrei, um diesen ganzen Scheiß mitanzusehen. Diese Praxis noch gewürzt mit Fake News, und wir haben die politische Unkultur unserer Zeit auf den Punkt gebracht. „Wag the Dog“ war bei seinem Erscheinen vor 25 Jahren noch eine bitterböse Satire. Heute könnte der Film fast schon als Lehrstück über die politische Realität durchgehen. Der Inhalt: Da der Präsident der Vereinigten Staaten nicht einmal zwei Wochen vor der möglichen Wiederwahl über ein Schulmädchen stolpert, muss besagte Nebelgranate her. Auftritt Conny Brean (Robert De Niro), der als Troubleshooter für Ablenkung sorgen soll. Zusammen mit der Beraterin des Präsidenten, Winifred Ames (Anne Heche), und dem preisgekrönten Hollywood-Produzenten Stanley Motss (Dustin Hoffman) inszeniert er nicht weniger als einen fiktiven Krieg gegen Albanien. Der Zynismus trieft hier aus allen Poren. Jedes Mittel ist recht in der Politik und in Hollywood, um ans Ziel zu gelangen. Ob das Ziel erstrebenswert oder zumindest moralisch in Ordnung ist, fragt hier niemand. Bezeichnend, dass Motss gegen Abschluss der Fake News-Kampagne von der besten Arbeit seines Lebens spricht. Damals, als ich den Film zum ersten Mal vor etwa zwanzig Jahren sah, fand ich ihn grandios. Heute halte ich ihn – mit Schaudern – für prophetisch.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1997 New Line Cinema, Quelle http://www.imdb.com)

Der Dummschwätzer (1997)

Regie: Tom Shadyac
Original-Titel: Liar Liar
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Komödie
IMDB-Link: Liar Liar


Jim Carrey. In vielen Filmen in den 90ern zu sehen, in fast ebenso vielen nur schwer ertragbar. Dabei ist Carrey ein wirklich begnadeter Darsteller. Siehe „Die Truman Show“, „Der Mondmann“, aber auch seine Mini-Rolle in The Bad Batch. Das Problem ist halt: Hat man so ein Gummigesicht wie Jim Carrey, wird das natürlich monetarisiert. „Der Dummschwätzer“ von Tom Shadyac aus dem Jahr 1997 ist ein Beispiel dafür. 83 Minuten lang geht es darum, Jim Carrey möglichst viele Grimassen schneiden zu lassen. Dabei weist der Film eine wirklich nette Prämisse auf: Carrey spielt den verlogenen Anwalt Fletcher Reede, der, nach einem weiteren, von Ausreden übertünchten Vergessen des Geburtstages, von seinem schwer enttäuschten Sohn in die Bredouille gebracht wird. Der wünscht sich nämlich zum Geburtstag nichts Anderes, als dass der liebe Papa einen ganzen Tag lang nicht lügen kann. Und genau das widerfährt Fletcher nun. Blöd, dass er gerade kurz vor der Beförderung zum Partner seiner Anwaltskanzlei steht und einen wichtigen, sprich: finanziell lukrativen Fall vertritt, und zwar auf der moralisch falschen Seite des Gerichtsstands. Diese 24stündige Wahrheitspflicht kommt Fletcher natürlich nicht wirklich recht, aber, Hollywood sei Dank, sie bieten immerhin ausreichend Zeit zur Läuterung. Unter den mäßigen Komödien Jim Carreys ist „Der Dummschwätzer“ (bzw. „Liar Liar“, wie er im Original heißt) eine, die zumindest nicht noch negativer abfällt. Der Film hat seine Momente, und Jim Carrey kann mit seinen Gesichtsausdrücken halt grandios unterhalten, wenn er sie richtig einsetzt. Dennoch gibt es deutlich bessere Familienkomödien und, mit Verweis auf die oben genannten Filme, auch viel, viel bessere Jim Carrey-Filme.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Getty Images/Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)

Titanic (1997)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Titanic
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Drama, Historienfilm, Liebesfilm
IMDB-Link: Titanic


Ehre, wem Ehre gebührt. James Cameron hat 1997 mit Titanic einen monumentalen Zwitter aus Katastrophenfilm und Liebesfilm vorgelegt, der seine jeweiligen Genres definiert bzw. auf ein komplett neues Level gehoben hat. Vergesst Romeo und Julia – hier sind Jack und Rose! Gibt es irgendwen, der den Film nicht kennt? „Titanic“ war ein Ereignis – selbst meine Großeltern, die wirklich nie ins Kino gegangen sind, haben sich aufgerafft und die drei Stunden im Kinosessel durchgedrückt. „So schee!“, das einhellige Urteil damals. Doch auch jetzt, fast ein Vierteljahrhundert später, kann man nur den Hut ziehen vor diesem ambitionierten Mammutprojekt, das neue Maßstäbe gesetzt hat. Seien es die eindrucksvollen Aufnahmen des Riesenschiffs, wenn die Kamera über die Decks gleitet, seien es die Ausstattung und Kostüme, die diese historische Epoche kurz nach der Jahrhundertwende wieder zum Leben erwecken oder die grandiosen und bahnbrechenden Spezialeffekte, wenn das Schiff den schicksalshaften Eisberg gerammt hat und langsam zu sinken beginnt. Was aber fast am meisten Eindruck auf mich macht, sind die ungeschönten Darstellungen von Chaos und Panik, als auch die letzten begreifen, dass es kein Entrinnen gibt und sie wohl sterben werden. Ständig fallen Menschen von der Reling ins eiskalte Wasser, zerkleschen an den gewaltigen Antriebsrädern oder ertrinken qualvoll in ihren Kajüten. James Cameron gelingt es tatsächlich, die Schauwerte hochzuhalten und gleichzeitig Entsetzen und Mitgefühl beim Zuseher auszulösen. Da braucht es nicht einmal die tragische Liebesgeschichte der reichen, unglücklichen Aristokratentochter mit dem bettelarmen Zeichner – die emotionale Wucht, die der Film vor allem in der zweiten Hälfte entfaltet, sucht heute noch ihresgleichen. Dabei ist die erste Hälfte, die sich auf die Anbahnung der Beziehung von Jack und Rose konzentriert, ebenfalls auf herausragendem Niveau. Vielleicht ein bisschen schnulzig, das kann man dem Film vorwerfen, aber eine solche Liebesgeschichte muss nun mal episch inszeniert werden. Das wusste schon Shakespeare, und wer wagt es, sich mit dem Meister anzulegen? Geschmäcker sind subjektiv, keine Frage, aber ganz nüchtern betrachtet handelt es sich bei „Titanic“ um einen der besten Filme aller Zeiten.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1997 – Paramount Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Single Bells (1997)

Regie: Xaver Schwarzenberger
Original-Titel: Single Bells
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Weihnachtsfilm, Komödie
IMDB-Link: Single Bells


Weil die überspannte Karriere-Tussi ausgerechnet vor Weihnachten ihren überspannten Tusserich vor die Tür setzt, nachdem sie ihm nach achtjähriger Beziehung das Ultimatum gestellt hat: „Heiraten und Kinder kriegen, sonst ist’s aus!“ (als ob man nach so vielen Jahren der Gemeinsamkeit nicht wissen würde, was der Partner davon hält und darauf reagieren wird), schneit sie unverhofft bei der Familie ihrer Schwester am Land ein. Dort sorgt schon die ständig meckernde, sich überall einmischende Mutter des verwöhnen Göttergatten für vorweihnachtliche Unruhe, und als dann auch noch die komplett überdrehte Gucci-Mutter der beiden Schwestern überraschend vor der Tür steht, ist das Chaos komplett. Mehr braucht es nicht, um allen so richtig das Weihnachtsfest zu verhageln. „Single Bells“ ist zwar satirisch überspitzt, aber wenn man sich den Stress, den sich viele Familien zum Weihnachtsfest machen, vor Augen hält, dann wirkt das alles plötzlich gar nicht mehr so überzeichnet. Und das ist auch die besondere Stärke des Films: Die Katastrophen sind lustig, und es geht alles schief, was schiefgehen kann, und doch wird der Bogen nicht so überspannt, dass man nicht mehr mitgehen kann. Ich denke, in jeder Familie gab es die eine oder andere Situation aus dem Film schon 1:1 im realen Leben – in „Single Bells“ werden diese Missgeschicke halt nur geballt serviert. Die Besetzung kann zwar vielleicht nicht immer mit dem höchsten internationalen Standard mithalten, doch vor allem die großartige Inge Konradi als Omama, Mona Seefried als überforderte Hausfrau und der ewige Erwin Steinhauer spielen so authentisch und lebensnah, dass sie die ganze restliche Besetzung (die durchaus mit Kapazundern des deutschsprachigen Fernsehens gefüllt sind) mitreißen. Kein Wunder, dass der Film mittlerweile zu den ganz großen Weihnachtsklassikern in Österreich zählt. Und insgeheim hofft wohl jeder beim Ansehen, dass man selbst dieses Jahr verschont bleibt von den Reibereien, die hier so wunderbar dargeboten werden.


7,0 Kürbisse

Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat (1997)

Regie: Jay Roach
Original-Titel: Austin Powers – International Man of Mystery
Erscheinungsjahr: 1973
Genre: Komödie
IMDB-Link: Austin Powers – International Man of Mystery


Zugegeben, an diesem Film scheiden sich die Geister. Für die einen ist die Austin Powers-Filmreihe der größte Schrott, der jemals unter britischer Flagge auf das Festland losgelassen wurde, für die anderen eine gelungene und urkomische Persiflage auf biedere Agentenfilme der Marke James Bond. Der Humor ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, wenn sich Mike Myers als schärfster Geheimagent, den die 60er Jahre je gesehen haben, mit Penisverlängerungspumpe, falschen Zähnen, einem Brusttoupet, auf das jeder Grizzly stolz wäre, und debilem Dauergrinsen den politisch korrekten 90ern annähern muss. Dabei hat er noch Glück gehabt – man wage sich kaum auszumalen, was für einen Shitstorm er heute unter der Generation Instagram hervorgerufen hätte. Da wäre ihm als Berufswahl wohl nur noch Politiker in Österreich geblieben, denn als solcher kann man sich tatsächlich alles erlauben. Aber er wird ja zu seiner Erleichterung schon in den 90ern wieder aufgetaut, um seiner alten Nemesis Dr. Evil (ebenfalls Myers) ein für alle Mal den Garaus zu machen. Der findet sich in der neuen Welt zunächst auch nicht so leicht zurecht, entdeckt aber bald, dass gewisse Grundmechaniken des Geldverdienens die gesamte Menschheitsgeschichte überdauern. Erpressung ist und bleibt einfach ein gewinnbringendes Geschäftsmodell. Also haben Austin Powers und seine scharfe Kollegin Vanessa Kensington (Liz Hurley) alle Hände voll zu tun, um dem Oberschurken das Handwerk zu legen und Austin die grundlegenden Hygienemaßnahmen der 90er beizubringen. Noch mal zurück zu dem Eingangsstatement: Ich gehöre zur zweiten Gruppe, die ihren Spaß an der manchmal derben, aber augenzwinkernd umgesetzten Klamotte hat. Könnte der Film heute noch so in die Kinos kommen? Wohl kaum Zumindest nicht, ohne eine Heerschar entrüsteter Meinungsäußerungen in diversen Social Media-Kanälen hervorzurufen. Aber das heißt nicht, dass der Film nicht lustig ist.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by New Line Cinemas – © 1997 New Line Cinema, Quelle http://www.imdb.com)

Mäusejagd (1997)

Regie: Gore Verbinski
Original-Titel: Mousehunt
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Komödie
IMDB-Link: Mousehunt


Ich erinnere mich noch gut. „Mäusejagd“ von Gore Verbinski war damals die erste Dreamworks-Produktion, die ich im Kino gesehen habe. Das ist nun schon eine Weile her. Und die Frage bei solchen Jugendfilmen und -erinnerungen ist natürlich immer: Wie gut sind solche Filme gealtert? Im Fall von „Mäusejagd“ kann ich gleich einmal Entwarnung geben: Zwar war die Maus (animiert? trainiert? beides?) damals eine Sensation, während derlei Spezialeffekte heute zum Standard gehören, aber die Magie wirkt noch. Die kleine Maus, die sich mit den beiden Brüdern Smuntz (Nathan Lane und Lee Evans) anlegt, ist einfach wahnsinnig putzig geraten. Im Grunde ist „Mäusejagd“ eine 1:1-Kopie von Kevin – Allein zu Haus, nur dass statt eines Kinds nun ein Nagetier das Haus gegen Eindringlinge verteidigen muss. Auch wenn das Motiv der beiden Smuntz-Brüder weniger verwerflich ist als jenes der Einbrecher in „Kevin – Allein zu Haus“. Die beiden sind nämlich pleite und entdecken, dass die Bruchbude, die sie von ihrem Vater geerbt haben, ein verschollenes Architektenhaus mit unschätzbarem Wert ist. Und da lässt man sich doch nicht von so einem frechen Nager die anstehende Versteigerung sabotieren. Der Rest der Story ist zumindest gut abgekupfert. Die eher dümmlichen menschlichen Charaktere tappen in allerlei Fallen (vorzugsweise jene, die sie selbst gestellt haben), der Außenseiter hält sich mit Einfallsreichtum über Wasser. Nur das Ende ist versöhnlicher. Und „Mäusejagd“ hat noch einen zusätzlichen Joker, den es geschickt zieht: Christopher Walken als Kammerjäger. Er allein, so klein die Rolle auch ist, macht den Film schon unterhaltsam und auch heute noch sehenswert. Also: Daumen nach oben und Entwarnung: Man muss nicht 15 Jahre alt und leicht zu unterhalten sein, um den Film amüsant zu finden.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 1997 – Paramount Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Dante’s Peak (1997)

Regie: Roger Donaldson
Original-Titel: Dante’s Peak
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Thriller, Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Dante’s Peak


Die 90er waren eindeutig die Zeit von Pierce Brosnan und Katastrophenfilme. Die ultimative Kombination aus beidem stellt Roger Donaldson Vulkanfilm „Dante’s Peak“ dar. Mehr Brosnan geht nicht. Mehr Katastrophenfilm auch nicht. In diesem Film spielt Brosnan den Vulkanologen Dr. Harry Dalton, der – ein wenig panisch geworden nach einem Vulkanausbruch in Kolumbien, bei dem er seine Frau verloren hat – die Bevölkerung der zweitschönsten Kleinstadt der USA sowie seinen optimistischeren Kollegen vor einer drohenden Katastrophe zu warnen, während er der etwas überforderten Bürgermeisterin (Linda Hamilton, ausnahmsweise mal nicht Bad-Ass mit Pump-Gun in der Hand) schöne Augen macht. Das eine klappt weniger gut, das andere schon. Hätten sie bloß Dr. Ian Malcolm aus Vergessene Welt – Jurassic Park dabei gehabt. Der hätte auch gewusst, was auf die Einwohner von Dante’s Peak wartet: „Oh yeah. That’s how it always starts. Then later there’s running and screaming.“ Die Dinosaurier aus dem im gleichen Jahr erschienenen Film fehlen in „Dante’s Peak“ ein wenig. Menschen vor einer Staubwolke davonlaufen zu sehen ist nun mal nicht so spektakulär wie wenn sie vor einem T-Rex flüchten würden. Aber was soll’s. Mögen die Dialogzeilen noch so cheesy sein, manche Charaktere noch so fetzendeppert, irgendwie zündet der Film auch heute noch – und das noch vor der ersten Explosion. Im Gegensatz zu anderen Katastrophenfilmen Mitte der 90er wie „Twister“ und „Volcano“ hat sich „Dante’s Peak“ – wie auch Brosnan selbst – ganz gut gehalten.


6,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Sieben Jahre in Tibet (1997)

Regie: Jean-Jacques Annaud
Original-Titel: Seven Years in Tibet
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Drama, Abenteuerfilm, Biopic
IMDB-Link: Seven Years in Tibet


Das Wandern ist des Harrers Lust … Und weil das so ist und weil die Nazis ein paar Erfolgsmeldungen brauchen können, wird eben jener (Brad Pitt) zusammen mit einigen anderen erfahrenen Bergsteigern, darunter Peter Aufschnaiter (David Thewlis), zum Nanga Parbat geschickt, um den „Schicksalsberg“ der Deutschen ein für alle Mal in die Knie zu zwingen. Nun kommt ihnen eine Kleinigkeit dazwischen, ein Weltkrieg nämlich. Und die Briten, die ebenfalls gerade in der Gegend der Welt herumturnen, sacken die deutsch-österreichische Expedition gleich mal fröhlich ein und kerkern sie in Britisch-Indien ein. Nach Jahren können Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter flüchten und schlagen sich über den Himalaya bis ins ferne Tibet durch. Dort wurde gerade ein junges Bürschli (Jamyang Jamtsho Wangchuk) zum neuen Dalai Lama erkoren – eben jener, dessen Lebensweisheiten heute auf allen Zitate-Kalendern zu finden sind. Und weil das Leben manchmal die besten Geschichten schreibt, erfährt der arrogante Pimpf Harrer dort am Dach der Welt seine Läuterung, die in einer tiefen Freundschaft zum Dalai Lama mündet, die bis ans Lebensende von Harrer gehalten hat. Doch das Leben ist eben nicht nur bunter Fernsehkitsch, und die Spannungen zwischen China und dem friedliebenden, buddhistischen Tibet nehmen zu. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt, und die zeigt Jean-Jacques Annaud in seinem Monumentalepos auch in aller Brutalität. Insgesamt kann man am Film durchaus seine Einseitigkeit und Parteinahme kritisieren, auch seine Verkürzung der komplexen Historie, aber wirkungsvoll ist er, keine Frage. Etwas schmerzhafter ist wohl eher der österreichische Akzent, um den sich Brad Pitt und David Thewlis bemühen. Ab dem Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr versuchen, auf „Deutsch“ zu parlieren, wird’s besser. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass mit Harrers opportunistischer Einstellung zum NS-Regime etwas zu salopp umgegangen bzw. diese schlicht negiert wird. Und natürlich trieft zeitweise der Kitsch in diesem Film von den Bergwänden herunter. Aber gut, das waren halt die 90er, und damit ist Annaud ausreichend entschuldigt. Unterm Strich bleibt ein Film, der sein zentrales Thema, Freundschaft und Kameradschaft, mit eindrucksvollen Bildern zu untermalen weiß.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Archive Photos/Getty Images – © 2012 Getty Images, Quelle http://www.imdb.com)