1999

Eve und der letzte Gentleman (1999)

Regie: Hugh Wilson
Original-Titel: Blast from the Past
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Rom-Com, Liebesfilm
IMDB-Link: Blast from the Past


Ich bin halt ein alter Romantiker. Wenn ein junger Herr mit guten Manieren auftaucht, sagen wir mal, von Brendan Fraser gespielt, und er öffnet einer junger Dame wie Alicia Silverstone galant die Türen, dann freue ich mich einfach darüber, dass Werte wie Respekt und Anstand hochgehalten werden. Auch beim Porno warte ich immer darauf, dass am Ende geheiratet wird, aber ich sage euch: Dieses Genre ist sowas von enttäuschend! Also lieber bei der Rom-Com bleiben, und in diesem Genre ist „Eve und der letzte Gentleman“ ein durchaus gelungener Beitrag, der vielleicht ein wenig Patina angesetzt hat in den letzten 23 Jahren, aber hey, wer nicht? Allein die Story ist schon entzückend: Als ein Jet nach einem Unfall auf sein Haus knallt, geht der leicht neurotische Wissenschaftler Calvin Webber (Christopher Walken) mit seiner Ehefrau (Sissy Spacek) in den Luftschutzkeller, und weil er vom Jet nichts weiß, sondern glaubt, dass die Sowjets eine Atombombe über L.A. gezündet hätten, bleibt das Ehepaar 35 Jahre lang abgeschottet von der Außenwelt da unten. Als ihr Sohn Adam (eben Brendan Fraser) sozusagen das Licht der Welt erblickt, da er losgeschickt wird, um neue Vorräte zu kaufen, und auf die kesse Eve (Alicia Silverstone) stößt, wirkt er nicht nur wie aus der Zeit gefallen, sondern ist dies wortwörtlich. Wie gesagt, fast ein Vierteljahrhundert nach Erscheinen des Films wirken manche Gags schon etwas angestaubt, und doch hat der Film seine Momente und kann auch heute noch gut unterhalten, was auch an der gut aufgelegten Besetzung liegt. Gute Screwball-Komödien sterben eben nie aus.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1999 New Line Cinema, Quelle http://www.imdb.com)

10 Dinge, die ich an dir hasse (1999)

Regie: Gil Junger
Original-Titel: 10 Things I Hate About You
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Komödie, Rom-Com, Liebesfilm
IMDB-Link: 10 Things I Hate About You


Es gibt Stoffe, die sind für die Ewigkeit gemacht. Der gute, alte William Shakepeare hat gleich eine ganze Reihe davon für die Nachwelt abgeliefert. Alle Verfilmungen von Shakespeare-Stoffen zu sehen, wäre eine Lebensaufgabe. Wie zeitlos die Geschichten sind, zeigt sich auch daran, dass die meisten Stoffe ohne Probleme in die heutige Zeit übertragen werden können und dort auch noch wunderbar funktionieren. Wie am Beispiel des Stücks „Der Widerspenstigen Zähmung“, das mit Julia Stiles und Heath Ledger in den Hauptrollen als „10 Dinge, die ich an dir hasse“ schlicht an eine amerikanische High School transferiert wurde. Wer aber fürchtet, dass hier nun Teenager altbackene Verse deklamieren (obwohl auch das funktionieren kann, wie beispielsweise Baz Luhrmanns „Romeo und Julia“ beweist), kann beruhigt sein – lediglich der Handlungsrahmen ist Shakespeare, der ganze Rest vom Typus „freche Teenie-Komödie der 90er“. Temporeich und mit viel Gespür für Witz und Timing inszeniert Gil Junger das zunächst monetär indizierte Werben des Slackers Patrick Verona um die feministische, auf Krawall gebürstete Anwaltstochter Kat, die wiederum Druck von ihrer jüngeren Schwester bekommt, denn die darf nicht zum Abschlussball, wenn die an amourösen Verwicklungen so gut wie gar nicht interessierte Kat nicht ebenfalls ein Date aufweisen kann. Natürlich rückt der geschäftliche Aspekt des Buhlens bald in den Hintergrund, schwebt aber wie ein Damoklesschwert über allen Beteiligten. „10 Dinge, die ich an dir hasse“ ist ein gutes Beispiel, wie man Figuren witzig und mit Marotten zeichnen kann, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Man merkt den Respekt vor der Vorlage und vor den Protagonisten. Gleichzeitig schafft der Film es aber, etwas komplett Eigenständiges zu sein. Dazu haben Ledger und Stiles eine wirklich gute Chemie miteinander. Ein Film, der auch fast ein Vierteljahrhundert nach seinem Erscheinen nichts von seinem Unterhaltungswert eingebüßt hat.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1999 – Touchstone Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Fight Club (1999)

Regie: David Fincher
Original-Titel: Fight Club
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Thriller, Drama
IMDB-Link: Fight Club


Die erste Regel des Fight Clubs: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club! Die zweite Regel des Fight Clubs: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club!

Daher ein Rezept für 2 kg Seife. Ihr braucht:
650 g Kokosfett
650 g Sonnenblumenöl
650 g klares Olivenöl
290 g Natronhydroxid
1 Liter Mineralwasser

Zubereitung:
Schutzbrille und Schutzhandschuhe anziehen.
Zuerst das Kokosfett in einen Topf geben und zusammen mit dem restlichen Öl auf 35°C – 36,5°C erwärmen.
Parallel dazu die Natronhydroxid in einem Frischhaltebeutel abwiegen. Dieser wird am Schluss entsorgt.
Das Wasser in einen ausreichen großen Plastikeimer geben.
Anschließend das Natronhydroxid in mehreren kleinen Mengen nacheinander in das Wasser geben, um Laugenwasser/Natronlauge zu erhalten. (Achtung: Keinesfalls anders herum zusammenschütten!) Der erste Schwung Wasser, der mit dem Natronhydroxid in Berührung kommt, würde auf einen Schlag sehr stark erhitzen und heftig verdampfen. Ein Hinweis: Bei Zugabe des Pulvers in das Wasser erhitzt dieses sich schnell und stark. Dabei kann es überkochen (-> daher der große Behälter) und Dampf entwickeln. Macht diesen Arbeitsschritt also nach Möglichkeit unter freiem Himmel (Balkon oder Terrasse) oder zumindest bei offenem Fenster und steht nicht direkt über dem Behälter. Schutzbrille und Handschuhe ebenfalls nicht vergessen.
Nun kommt der komplizierteste Schritt: Sowohl das Öl als auch das Laugenwasser müssen sehr genau auf 35-36°C erwärmt bzw. abgekühlt werden. Arbeitet zum gezielten Abkühlen am besten mit einem kalten Wasserbad. Passt die Temperatur beim Zusammenschütten nicht, klappt die Verseifung nicht. Wenn die Temperatur stimmt, das Laugenwasser in das Öl geben und ununterbrochen rühren, bis die Mischung dickflüssig wird und sich “eine Spur bildet”. Das kann nach ein paar Minuten schon passieren, kann aber auch mal eine dreiviertel Stunde dauern. Hat man eine übrig, kann man auch eine alte Küchenmaschine mit Knethaken auf niedrigster Stufe nutzen.
Abschließend gebt ihr die Rohseife in eine eingefettete oder mit Backpapier ausgelegte Form zum Erhärten. Achtung: Zu diesem Zeitpunkt ist die Rohseife ebenfalls noch ätzend! Die Rohseife dann mit einem Karton als Deckel und eingewickelt in ein paar Handtücher einen bis drei Tage an einem ruhigen und kühlen Ort und außerhalb des Zugriffs von Kindern und Haustieren stehen lassen. Die Handtücher werden benötigt, damit die Seife ihre Wärme langsam und gleichmäßig abgibt, was sich positiv auf Aussehen und Struktur auswirkt.
Mit bestem Dank an Habe ich selbstgemacht – Foodblog München.


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall (1999)

Regie: Dean Parisot
Original-Titel: Galaxy Quest
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Komödie, Satire, Science Fiction, Action
IMDB-Link: Galaxy Quest


Bei Grabthars Hammer – an dem Film scheiden sich die Geister. Für die Einen ist diese unverblümte Raumschiff Enterprise-Parodie (inklusive stilechter Papplandschaften) eine erfrischende, lustige Satire mit einer großartigen Besetzung, die sichtlich Spaß hat an der Sache, für die Anderen ist der Film doof und unlustig und rückt viel zu sehr Sigourney Weavers Brüste in den Fokus. Ich bekenne: Ich gehöre zur ersten Fraktion. Ich mochte den Film schon mit der ersten Sichtung als Jugendlicher, und daran hat sich nichts geändert. Ich lachte vielleicht mit fast 40 über andere Stellen, aber ich lache trotzdem. Die Story: Die Darsteller einer allmählich in Vergessenheit geratenen Science Fiction-Serie geraten auf einer Comic Convention an Außerirdische, die die Fernsehübertragungen erhalten haben und glauben, dass alles darin echt sei, und die Crew des Raumschiffes ihnen helfen kann, einen Krieg gegen böse Unterdrücker zu gewinnen. Natürlich dauert es eine Weile, bis a) die Schauspieler begreifen, dass sie für echt gehalten werden und b) die Außerirdischen begreifen, dass sie sich vielleicht die falsche Hilfe gesucht haben. Die Slapstick-Szenen, die daraus resultieren, sind rasend komisch. „Galaxy Quest“ ist keine anspruchsvolle Komödie, sie ist zuweilen etwas einfach gestrickt und derb, aber die Chemie zwischen allen Darsteller:innen stimmt, der Film ist keinen Moment langweilig und die Parodie auf Star Trek mehr als gelungen. Vor allem Tim Allen als sich selbst maßlos überschätzender Hauptdarsteller/Captain macht seine Sache sehr gut, aber ihm steht mit der schon angesprochenen Sigourney Weaver, Alan Rickman, Tony Shalhoub, Sam Rockwell und Daryl Mitchell eine hochkarätige Crew zur Seite, die alle ihre komödiantischen Momente haben. Kurz zusammengefasst: „Galaxy Quest“ ist vielleicht der unterhaltsamste Star Trek-Film.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1999 Paramount HE, Quelle http://www.imdb.com)

Franck Spadone (1999)

Regie: Richard Bean
Original-Titel: Franck Spadone
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Thriller
IMDB-Link: Franck Spadone


Woran erkennt man einen miesen Film? Nun, es gibt dafür viele Anzeichen. Eines wäre zum Beispiel, dass die Protagonisten die meiste Zeit nur herumsitzen oder -stehen und sich anschweigen und selbst auf Fragen nicht reagieren. Das ist in „Franck Spadone“, einem viertklassigen Thriller aus Frankreich, der Fall. Ich glaube, niemand von den Darsteller:innen musste mehr als zehn Zeilen Text lernen. Ein anderes Anzeichen für einen richtig schlechten Film: Dümmliche Dialoge. Auch hier können wir bei Franck Spadone unser Häkchen setzen. Wenn die Charaktere mal den Mund aufkriegen, kommt meistens nichts besonders Intelligentes dabei heraus. Ein drittes Charakteristikum wäre dann noch ein komplett misslungener Spannungsaufbau. Und auch hierfür kann man „Franck Spadone“ getrost als Musterbeispiel nehmen. Der größte Thrill des Thrillers zieht sich aus der Frage, wer als erster das kollektive Schweigen durchbricht. Aber mitfiebern mit der von Stanislas Merhar gespielten, nein, herumstehenden Hauptfigur eines Taschendiebs, der sich in Unterwelt-Angelegenheiten hineinziehen lässt? Fehlanzeige. Selbst Monica Bellucci kann da nichts rausreißen, die steht genauso sinnlos in der Gegend herum wie der restliche Cast, nur dass sie dabei meistens leichter bekleidet ist. Dabei war die Dame kurz nach der Jahrtausendwende richtig gut im Geschäft – mit „Der Zauber von Malèna“, „Pakt der Wölfe“ und „Irreversibel“ hat sie drei ihrer allerbesten Filme in den zwei Jahren nach „Franck Spadone“ herausgebracht. Vielleicht ihr Glück, dass kaum jemand diesen komplett verkorksten Film vor den Castingentscheidungen der folgenden Filme gesehen hat. Die sich damals anbahnende Weltkarriere wäre sich sonst wohl eher nicht ausgegangen.


2,5 Kürbisse

Die Mumie (1999)

Regie: Stephen Sommers
Original-Titel: The Mummy
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Mummy


Brendan Fraser ist an dem Punkt in seiner Karriere angekommen, an dem sich Quentin Tarantino für eine Wiederbelebung derselbigen interessieren könnte. Der Mann war in den 90ern jedenfalls groß im Geschäft, und er hatte alles, was man für einen Superstar braucht: das gute Aussehen, den Charme, die Selbstironie und in „Die Mumie“ von Stephen Sommers eine junge Rachel Weisz an seiner Seite. Aber nichts hält ewig, schon gar nicht die vielversprechende Hollywood-Karriere. In „Die Mumie“ befand sich Fraser aber auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Die Rolle des Abenteurers Rick O’Connell, der gemeinsam mit der hübschen Bibliothekarin Evie und dessen Bruder (John Hannah) versehentlich eine altägyptische Mumie samt Fluch heraufbeschwört und die Suppe dann auslöffeln darf, die er sich selbst eingebrockt hat, ist ihm wie auf den Leib geschrieben. „Die Mumie“ ist wunderbar altmodisches Abenteuerkino, das schon damals, als der Film in die Kinos kam, wie aus der Zeit gefallen schien und heute zusätzlich über eine große Portion Nostalgiecharme verfügt. „Die Mumie“ ist so was wie everybody’s guilty pleasure. Dabei ist der Film erstaunlich gut gealtert – neben der Zeitlosigkeit der Inszenierung können vor allem die Spezialeffekte auch heute noch überzeugen. Die „saftige“ Mumie, die immer mehr ihre menschliche Gestalt zurückerhält, sieht immer noch gut aus. Brendan Fraser selbst leider nicht mehr – aber ich hoffe ja doch auf ein großes Leinwand-Comeback im nächsten Tarantino-Film. Quentin, ich hoffe, du liest hier mit.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 1999 – Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Matrix (1999)

Regie: Lana und Lilly Wachowski (als Andy und Larry Wachowski)
Original-Titel: The Matrix
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: The Matrix


Was war das damals für ein Hype! Matrix hier, Matrix da, die Kritiker haben sich überschlagen, das Publikum hat den Kinoketten die Karten aus den Händen gerissen und für einen 17jährigen angehenden Film-„Kritiker“ war das neue Sci-Fi-Spektakel natürlich The Shit, den man unbedingt gesehen haben musste. Etwas über zwei Jahrzehnte später die Frage, was davon geblieben ist. Also reingesprungen in einen Re-Watch der Trilogie und dabei schon in den ersten Minuten die Feststellung: Die Action fetzt noch immer! Der Film sieht auch nach heutigen Maßstäben unglaublich gut aus und wirkt abgesehen von einigen mittlerweile überholten technischen Gadgets auch jetzt noch am Puls der Zeit. Das Tempo ist hoch, die Kampfszenen, die zum Teil in Slow Motion gezeigt werden, drücken den Zuseher in den Sitz, die Geschichte selbst ist auch heute noch ein Meilenstein der Science Fiction-Dystopien. Zumindest wenn man alles nach Teil eins ausblendet und die Fortsetzungen „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“ ignoriert. Denn während Teil 1 noch ein philosophisch angehauchtes Meisterwerk rund um den Erlöser Neo (Keanu Reeves), dessen Entourage (Carrie-Ann Moss und Laurence Fishburne) sowie dessen Nemesis in der künstlichen Matrix, Agent Smith (Hugo Weaving als ikonischer Bösewicht), und die Frage nach einem selbstbestimmten Leben und die Freiheit als höchstes Gut ist, sind Teil 2 und 3 nur noch gut gemachte, aber inhaltlich wertlose Action-Vehikel, die sogar im Nachhinein ein schlechtes Licht auf Teil 1 werfen. Davon später mehr. Wenn man ausblendet, was nach Teil 1 kam, ist und bleibt „Matrix“ ein Meilenstein der Science Fiction und ein nahezu perfekter Film, der auch zwanzig Jahre später nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.


9,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat:  © Warner Bros. Ent., Quelle http://www.imdb.com)

Durchgeknallt (1999)

Regie: James Mangold
Original-Titel: Girl, Interrupted
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Drama, Biopic
IMDB-Link: Girl, Interrupted


Es ist schon eine Weile her, dass Angelina Jolie den Oscar als beste Nebendarstellerin in Empfang nehmen durfte. Durch besondere schauspielerische Leistungen ist sie seither eher selten aufgefallen, wenngleich ihre Karriere natürlich als stattlich bezeichnet werden muss und sie für viele volle Kinosäle gesorgt hat im Laufe der letzten zwanzig Jahre. Eine solch unverbrauchte, frische, im besten Sinne dreckige Leistung wie die Rolle der Psychiatrie-Insassin und Soziopathin Lisa lässt sich aber auch nur schwer wiederholen. Dagegen wirkt Winona Ryder, obwohl auch mit einer der besten Leistungen ihrer Karriere, in der Hauptrolle der junge Susanna, die nach einem Selbstmordversuch/Unfall eingewiesen wird, fast schon blass. Unterm Strich ist „Durchgeknallt“ von James Mangold eine Two-Women-Show – ein Kampf der Gegensätze, die sich dann doch wieder voneinander angezogen fühlen. Wie es der menschlichen Psyche geht, wird eben auch oder vielleicht zur Gänze bestimmt von den zwischenmenschlichen Begegnungen. Was „Durchgeknallt“ auch ist: Ein Akt der Befreiung – von inneren Dämonen, schlechten äußeren Einflüssen und den starren Konventionen einer Gesellschaft, die noch nicht bereit ist für das Andersartige, aus der Norm Fallende. Einige Kritiken zu diesem Film monieren eine Richtungslosigkeit des Drehbuchs, eine Meinung, der ich mich nicht anschließen kann. Denn was das Drehbuch immer im Blick behält, ist dieser Kampf um Akzeptanz, und dieser rote Faden zieht sich bis zum Ende durch. Dass der Film dadurch manche Länge aufweist und vielleicht das eine oder andere Klischee bedient – geschenkt. Ein sehenswerter Film, nicht nur für Fans von Angelina Jolie und/oder Winona Ryder, die diese beiden am Höhepunkt ihrer Kunst sehen möchten.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 1999 – Columbia Pictures, Inc., Quelle: imdb.com)

Blair Witch Project (1999)

Regie: Daniel Myrick und Eduardo Sánchez
Original-Titel: The Blair Witch Project
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Horror
IMDB-Link: The Blair Witch Project


Ein Produktionsbudget von 60.000 USD, ein Einspielergebnis von 248.000.000 USD an den Kinokassen, da muss es doch mit Hexerei zugegangen sein! Was natürlich hilft: Ein geschicktes Marketing, das Gerüchte in die Welt setzt, bei dem gefundenen Aufnahmen von drei im Wald verschollenen Studenten handle es sich um einen realen Fall. So simpel, aber so clever! Was daraufhin folgte, war ein unfassbarer Hype, der „Blair Witch Project“ zum Film mit der besten Umsatzrentabilität aller Zeiten machte (wenn man den Porno „Deep Throat“ außer Acht lässt). Und tatsächlich ist an diesem Film nicht nur die Idee gut, sondern auch – mit Abstrichen – die Umsetzung. Wenn wir nämlich als Zuseher drei verpeilten Studenten folgen, die mit Wackelkamera durch den Wald laufen, ist das erst einmal fad. Und paradoxerweise bezieht der Film genau daraus seine Spannung. Er wiegt den Zuseher erst mal in Sicherheit. Da baut sich keine dramatische Hintergrundmusik auf, da sind keine Jump-Scares (hach, wie ich diese Dinger hasse!) zu erwarten, nein, es laufen einfach nur drei Vollidioten durchs Gemüse. Und weil sie wirklich strunzdumm sind, verirren sie sich auch noch. Doch immer wieder tauchen einzelne Bilder oder Momente auf, die einen stutzen lassen. Hinter der Harmlosigkeit von zufällig aufgehäuften Steinen oder seltsam zusammengebundenen Ästen lauert etwas, das sich nicht zeigt und das nicht benannt werden kann. Fast unmerklich ziehen Daniel Myrick und Eduardo Sánchez die Daumenschrauben fester. Reimen sich da drei Vollhonks einfach etwas zusammen und betrachten wir sie dabei, wie sie langsam durchdrehen, oder ist da tatsächlich etwas in den Wäldern, vor dem man sich fürchten muss? Der Film hält zwischen diesen beiden Gedanken gut die Balance. Und genau deswegen funktioniert er. Dass man dadurch auch Leerläufe und viel Kameragewackel in Kauf nehmen muss, gehört zum Konzept. Dadurch ist Blair Witch Project“ nicht immer einfach anzusehen, aber stimmig und in sich geschlossen. Ein konsequenter Film.


6,5
von 10 Kürbissen

The Virgin Suicides (1999)

Regie: Sofia Coppola
Original-Titel: The Virgin Suicides
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Drama
IMDB-Link: The Virgin Suicides


Sofia Coppolas Output ist qualitativ durchaus schwankend. „Lost in Translation“ ist ein Meisterwerk und gehört für mich wohl zu den besten 30 Filmen, die ich je gesehen habe. Am anderen Ende des Spektrums stehen solche Sachen wie „The Bling Ring“ – Filme, die ihre Intention allzu plakativ in die Welt schreien und dabei vergessen, interessant zu sein. „The Virgin Suicides“ gehört zu den gelungenen Coppola-Filmen. Anders als „Lost in Translation“ ist auch „The Virgin Suicides“ nicht subtil erzählt, aber hier funktioniert das Arrangement sehr gut. Es geht um fünf Schwestern, die von ihren bürgerlichen Eltern in den 70ern allzu hohe Moralvorstellungen übergestülpt bekommen und daran und an der dadurch verursachten Isolation zugrunde gehen. Beobachtet werden sie von etwa gleichaltrigen Burschen, die Jahre später aus deren (unvollständiger) Perspektive die Geschichte der Schwestern erzählen. Der Fokus liegt hier ganz klar auf der kleinbürgerlichen Scheinmoral und den gefährlichen Resultaten allzu strenger Repressalien. Irgendwann explodiert der Druckkochtopf eben, wenn man nicht aufpasst und der Druck nicht entweichen kann. Interessant ist, dass „The Virgin Suicides“ trotz des doch sehr düsteren Themas leichtfüßig und durchaus mit Humor erzählt wird. Und darin liegt die große Stärke des Films. Er überdramatisiert die ohnehin dramatischen Ereignisse nicht. Gerade dadurch entwickelt der letzte Teil des Films dann eine besondere Wucht. Was man vielleicht kritisieren kann, ist die Tatsache, dass mit Ausnahme von Lux (Kirsten Dunst) keine weitere Figur der Geschichte wirklich viel Profil erhält. Das mag auch damit zusammenhängen, dass Coppola jede Menge Personal über die Leinwand scheuchen musste – die fünf Schwestern, deren Eltern, die fünf Freunde, dazu weitere Nebenfiguren – sodass für eine schärfere Profilierung vieler Charaktere einfach keine Zeit blieb. Aber als Ensemble-Film funktioniert „The Virgin Suicides“ ja trotzdem – also was soll’s?


7,5
von 10 Kürbissen