2002

Lilo & Stitch (2002)

Regie: Dean DeBlois und Chris Sanders
Original-Titel: Lilo & Stitch
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Animation
IMDB-Link: Lilo & Stitch


Wenn die Wissenschaft moralische und ethische Überlegungen beiseite wischt, geht das selten gut aus. In diesem Fall büxt die vom außerirdischen Forscher Dr. Jumba geschaffene Kreatur Nr. 626 aus und flüchtet auf den Planeten Erde, um Chaos anzurichten. Denn sie hat einen klar definierten genetischen Code: Sie ist auf Zerstörung programmiert. Verfolgt von Dr. Jumba und Agent Pliiklii, die den Flüchtigen wieder einfangen und zurückbringen sollen, geht das Wesen aus dem All zwangsweise eine Allianz mit dem Waisenmädchen Lilo ein. Die hält 626 für einen etwas seltsamen Hund und tauft ihn auf den Namen Stitch. Das unwahrscheinliche Duo rauft sich zusammen, was Disney eine gute Gelegenheit eröffnet, eines seiner Lieblingsthemen zu verhandeln: Wer gehört zur Familie und was macht eine Familie aus? Der jähzornige Stitch, der erst lernen muss, wie man sich zivilisiert benimmt, sorgt für die Komik im Film, die Hintergrundgeschichte von Lilo für die Tragik. Beides geht gut und organisch zusammen und ergeben einen wirklich süßen, sehenswerten Film, der vielleicht das ältere Publikum ein wenig unterfordert, dieses Manko aber durch viel Herz ausgleicht. Was nicht gut gealtert ist, sind die hawaiianischen Klischees. Davon abgesehen ist „Lilo & Stitch“ aber auch heute noch ein Vergnügen für die ganze Familie.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2002 Walt Disney Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Minority Report (2002)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Minority Report
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Drama, Science Fiction, Thriller, Krimi
IMDB-Link: Minority Report


Wenn der Jäger zum Gejagten wird: Kein neues Sujet in der Filmgeschichte, doch immer wieder spannend. Wenn dieses Thema noch gewürzt wird mit einer dystopischen Vorlage aus der Feder von Philip K. Dick, einem der größten Science Fiction-Autoren des letzten Jahrhunderts, niemand Geringerer als Steven Spielberg auf dem Regiestuhl Platz nimmt und der ewige Actionheld Tom Cruise durchs Bild rennen darf, stehen die Vorzeichen für einen bombastischen Film schon mal sehr gut. „Minority Report“ aus dem Jahr 2002 arbeitet mit einer cleveren Ausgangsidee: In einer nicht allzu fernen Zukunft werden dank übersinnlich begabter Medien Verbrecher aus dem Verkehr gezogen, noch ehe sie ihr Verbrechen begehen. John Anderton ist Leiter dieses Spezialtrupps der Polizei, die künftige Morde verhindern soll, ehe sie geschehen. Doch eines Tages spuckt das System einen Namen, mit dem er selbst am wenigsten gerechnet hätte, als künftigen Mörder aus: seinen eigenen. Und schon beginnt die wilde Jagd, denn natürlich lässt sich das nicht geheim halten. Ihm auf den Fersen: Detective Witwer (Colin Farrell), der die ganze Verbrechensprävention auf Basis von drei seltsamen Schwimmern, die schlechte Träume haben, eh am liebsten einstampfen würde. Der gejagte Anderton ist im Zwiespalt – einerseits wäre es für ihn nicht übel, könnte er seine (zukünftige) Unschuld beweisen, denn niemand atmet gerne gesiebte Luft. Andererseits würde er damit seinen Job abschaffen. Dieses moralische Dilemma kommt vielleicht im Zuge des groß angelegten Actiongedöns etwas zu kurz, doch dafür ist der Film trotz stattlicher Laufzeit von fast 2,5 Stunden sehr kurzweilig und unterhaltsam. Doch aufgrund seiner moralischen und ethischen Grundsatzfragen bleibt der Film auch weiterhin interessant, und so ist „Minority Report“ mittlerweile zu einem gut gealterten Science Fiction-Klassiker geworden.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

My Big Fat Greek Wedding – Hochzeit auf griechisch (2002)

Regie: Joel Zwick
Original-Titel: My Big Fat Greek Wedding
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Komödie, Rom-Com
IMDB-Link: My Big Fat Greek Wedding


Klischee olé! Doch wenn man Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Nia Vardalos Glauben schenken kann, dann ist diese Geschichte einer verliebten griechischen jungen Frau aus stockkonservativem Haus und ihrem künftigen Ehemann, der so ungriechisch ist, wie sich das der Papa in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen konnte, (so ähnlich) tatsächlich passiert. Die Produktionsgeschichte zu „My Big Fat Greek Wedding“ ist Stoff für Hollywood für sich: Nia Vardalos brachte ihre Liebesgeschichte als Ein-Personen-Stück ins Theater, wo es rasch zu einem Erfolg wurde und unter anderem von Rita Wilson gesehen wurde. Die zerrte ihren Gemahlen, der auf den Namen Tom Hanks hört, ins Theater, und beide waren so begeistert, dass sie daraus einen Kinofilm machten. Und da niemand besser für die Hauptrolle geeignet war als diejenige, der diese Geschichte widerfahren ist, verpflichteten sie Vardalos gleich auch für die Darstellung der aufgeweckten, leicht schusseligen Toula, die mehr mit ihrer eigenen Familie zu kämpfen hat als damit, das Herz ihres Auserwählten zu erobern. Das Ergebnis all dieser Bemühungen ist eine warmherzige und stellenweise sehr lustigen Komödie über interkulturelle Missverständnisse und das Aufeinanderprallen von Werten und Lebensarten, die auf den ersten Blick so gar nicht zusammenpassen wollen. Natürlich ist das alles ein bisschen überspitzt dargestellt, und Bonuspunkte für die Vermeidung allzu offensichtlicher Klischeefallen gibt es definitiv keine, aber das ist fast egal, wenn die Gags richtig zünden und man mit der grundsympathischen Toula mitfiebert, ob es ihr doch noch gelingt, ihrer verbohrten Familie den ungewünschten Schwiegersohn schmackhaft zu machen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002)

Regie: Chris Columbus
Original-Titel: Harry Potter and the Chamber of Secrets
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Fantasy, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Harry Potter and the Chamber of Secrets


Das erste Schuljahr war für Harry Potter bekanntlich kein Zuckerschlecken, aber statt sich im zweiten Schuljahr endlich ordentlich akklimatisieren zu können, fangen die Probleme für den Zauberschüler jetzt erst so richtig an. Es beginnt mit einem unerwarteten Besuch eines Hauselfen, der ihn davon abhalten möchte, wieder nach Hogwarts zurückzukehren, und zieht sich über einen recht turbulenten Autoflug hin zu seltsamen Stimmen in seinem Kopf. Noch dazu scheint etwas Grauenvolles in der Zauberschule umzugehen – immer mehr Schülerinnen und Schüler (sowie eine Katze und ein Hausgeist) werden paralysiert vorgefunden. Gut, dass Harry Potter mit Gilderoy Lockhart (Kenneth Branagh) einen solch kompetenten Defense against the Dark Arts-Lehrer zur Seite hat. Und außerdem wäre da noch dieses spannende Tagebuch, das bereitwillig alle Fragen beantwortet. Was soll da also schiefgehen? „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ ist einer meiner Lieblingsteile der Buchserie. Die Zweifel Harrys, ob er nicht allmählich dem Wahnsinn verfällt, seine Abkanzelung von den restlichen Schülern, das alles wird im Buch sauber auserzählt. Der Film hingegen leidet ein bisschen unter harten Sprüngen in der Handlung und der fehlenden Zeit, eben diese schlüssig aufzubauen (ein Faktum, das sich über die meisten der Harry Potter-Filme hinzieht). Chris Columbus konzentriert sich in seiner Verfilmung mehr auf die actionlastigen Szenen – für die innere Zerrissenheit Harrys bleibt da wenig Raum. Dennoch bietet auch der zweite Teil der Harry Potter-Filmreihe ein gut gemachtes Fantasy-Abenteuer, wenn auch mit weniger Tiefgang als die Buchvorlage.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2002 Warner Bros. All Rights Reserved. Harry Potter Publishing Rights/J.K.R, Quelle http://www.imdb.com)

Der Herr der Ringe: Die zwei Türme (2002)

Regie: Peter Jackson
Original-Titel: The Lord of the Rings: The Two Towers
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: The Lord of the Rings: The Two Towers


Es geht drunter und drüber in Mittelerde. Die Gefährten aus Teil 1 sind in alle Winde verstreut, Frodo spürt allmählich die Belastung als Ringträger und hat die undurchschaubare Kreatur Gollum an seiner Backe (sehr zum Missfallen von Samweis), Merry und Pippin müssen sich mit teilnahmslosen Bäumen herumschlagen, Aragorn und seine Freunde sind irgendwie in sämtliche Gemetzel verwickelt, die zwischen dem Auenland und Mordor stattfinden, und wohin man auch blickt: Intrigen und Verrat. Es hat keiner gesagt, dass es einfach werden würde, so einen blöden Ring ins Feuer des Schicksalsberges zu werfen. Aber lasst uns an dieser Stelle mal über Andy Serkis reden. Dieser Schauspieler ist die personifizierte Motion-Capturing-Technik, dank derer eine Figur wie Gollum, der vom Ring Besessene und Verratene, erst zum Leben erweckt werden konnte. Sein Gollum ist eine Meisterleistung des Schauspiels, Technik hin oder her. Denn ohne entsprechende Vorlage kann selbst die beste Technologie einer Figur keine Seele verleihen, und Gollum in all seiner Ambivalenz hat genau das: eine Seele. Ich hoffe, dass Serkis zumindest irgendwann mal mit einem Oscar für sein Lebenswerk geehrt wird, denn er hat entscheidend dabei mitgewirkt, dass diese Art der Darstellung heute überhaupt möglich ist, und gleichzeitig hat er das Motion Capturing-Verfahren gleich im ersten Wurf schon perfektioniert. Der Rest ist (Film)Geschichte. Der zweite Teil ist mit seiner düsteren Grundstimmung und der epischen Schlacht um Helms Klamm mein Lieblingsteil der Saga, auch wenn ich nicht sagen kann, dass er eine noch größere Qualität als die ebenfalls grandiosen Teile 1 und 3 aufweist.


9,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Catch Me If You Can (2002)

Regie: Steven Spielberg
Original-Titel: Catch Me If You Can
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Biopic, Krimi
IMDB-Link: Catch Me If You Can


Leonardo DiCaprio zählt heute zu den profiliertesten Schauspielern überhaupt und wird oft in einer Reihe mit den Allzeitgrößten genannt. 2002, fünf Jahre nach seinem Megaerfolg mit „Titanic“, war seine Karriere gerade so richtig am Durchstarten. Da hatte er schon eine ganze Reihe gewichtiger und vielbeachteter Rollen auf seinem Buckel, aber die Zusammenarbeit mit den Meistern Martin Scorsese („Gangs of New York“) und Steven Spielberg (eben in „Catch Me If You Can“) hat dem weiteren Verlauf seiner Karriere sicherlich nicht geschadet, um es mal so zu formulieren. „Catch Me If You Can“ schultert er trotz seiner renommierten Nebenleute (Tom Hanks, Christopher Walken, Martin Sheen, Amy Adams etc.) quasi im Alleingang. Als Hochstapler Frank Abagnale Jr. macht er den großen Reibach als falscher Pilot, als falscher Arzt, als falscher Anwalt und nutzt gnadenlos die Schwächen eines Systems aus, in dem mehr Wert auf Schein als auf Sein gelegt wird. Selbst sein Widersacher Carl Hanratty (Tom Hanks), der ihm immer auf den Fersen, aber meist einen Schritt zu spät ist, hegt eine gewisse Bewunderung für den charmanten und gerissenen jungen Mann, der nicht nach den Regeln spielen will, sondern lieber seine eigenen erfindet. Wie von Spielberg gewohnt, ist die Story dynamisch und nuanciert umgesetzt mit von einer gewissen Leichtfüßigkeit getragen, die vielen seiner Filme innewohnt, jedenfalls seinen Komödien und familiengerechten Unterhaltungsfilmen. Da fallen auch die fast 2,5 Stunden Spieldauer nicht arg ins Gewicht. Allerdings: Auch wenn ich den Film mag und gerne sehe und er auch schauspielerisch über alle Zweifel erhaben ist, irgendwie hatte ich trotzdem immer das Gefühl, dass „Catch Me If You Can“ eine Art bessere Fingerübung des Meisters war. Für mich ein guter Spielberg, der bei allem Unterhaltungswert nicht ganz die Brillanz seiner besten Filme erreicht.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2002 – Dreamworks LLC, Quelle http://www.imdb.com)

Bubba Ho-Tep (2002)

Regie: Don Coscarelli
Original-Titel: Bubba Ho-Tep
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Komödie, Horror
IMDB-Link: Bubba Ho-Tep


Elvis lebt. Ein bisschen alt ist er geworden und gebrechlich, und alle halten ihn für einen Elvis-Imitator, aber so leicht ist der King of Rock’n’Roll nicht aus dem Rhythmus zu bringen, auch wenn die Stimmung eher Blues als Rock ist. In seinem Altenheim, wo er mit seinem Kumpel John F. Kennedy (Ossie Davis) durch die Gänge schlurft, geschehen aber plötzlich merkwürdige Dinge. Eine als Redneck verkleidetet ägyptische Mumie saugt die Seelen der Alten im Schlaf aus deren Arschlöchern heraus. Das können Elvis und JFK nicht auf sich sitzen lassen und sagen dem Kerl, der schon deutlich über dem Verfallsdatum drüber ist, den Kampf an und ziehen auf Krücken und Rollstühlen in den Krieg. Ich glaube, viel bizarrer und absurder kann eine Filmidee nicht mehr werden. „Bubba Ho-Tep“ von Don Coscarelli basiert auf einer Kurzgeschichte von Joe R. Lansdale, und was Lansdale im Entstehungsprozess für die Befeuerung der Kreativität konsumiert haben muss, will ich lieber gar nicht erst wissen. Der Film ist eine Low-Budget-Perle, die nur wenige kennen, aber von den Wenigen geliebt wird. Und ganz klar: Der Film macht Spaß. Das ist vor allem Bruce Campbell zu verdanken, der einen besseren Elvis abgibt als Elvis selbst jemals geschafft hat. Die Performance ist auf den Punkt und verankert all das trashige Chaos. Überraschend ist, dass die Tonalität des Films eine recht melancholische ist. Aber gut, wenn alte Säcke, die kurz vor dem Abnippeln stehen und die auch niemand mehr für voll nimmt, in den letzten Krieg ausziehen, kann man schon mal kurz innehalten und über das Leben reflektieren. Viel kommt da eh nicht mehr, vor allem, wenn man davon ausgehen muss, dass der Endgegner deutlich fitter und mobiler ist als man selbst. Und so ist „Bubba Ho-Tep“ eine interessante Mischung aus Low-Budget-Horrorkomödie und Altenheim-Drama. Ganz gleich, wie man zu diesem Film steht: Etwas Ähnliches wird man so schnell nicht wieder finden.


7,0
von 10 Kürbissen

K-19: Showdown in der Tiefe (2002)

Regie: Kathryn Bigelow
Original-Titel: K-19: The Widowmaker
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Thriller, Historienfilm, Drama
IMDB-Link: K-19: The Widowmaker


Wenn man sich die Filmographie von Kathryn Bigelow ansieht, dann stellt man fest, dass sie ein Faible für Genres hat, die man in einer ersten spontanen Eingebung eher männlichen Filmschaffenden zuordnen würde: Ob Kriegsfilm („The Hurt Locker – Tödliches Kommando“), Polizeithriller ohne politischer Dimension („Blue Steel“) oder mit (Detroit) oder im Surfer-Milieu („Gefährliche Brandung“) oder Polit-Thriller („Zero Dark Thirty“) – die Dame fühlt sich wohl im Kreise ihrer männlichen Kollegen. In „K-19: Showdown in der Tiefe“ von 2002 taucht sie nun mit ihrer ausschließlich männlichen Besatzung (angeführt von Harrison Ford und Liam Neeson) in einem russischen U-Boot ab. Das soll Anfang der 60er mitten im Kalten Krieg der ganze Stolz der Sowjetarmee werden, aber da man die tauchende Zigarre ein wenig zu früh ihre Raketen abschießen lässt (quasi ein militärischer ejaculatio praecox), darf man sich schon bald mit ein paar Problemchen herumplagen, die man auf einem U-Boot nicht so gerne hat: zum Beispiel mit einem Leck im Kühlkreis des Kernreaktors, der das Boot antreibt und der in Folge dessen in die Luft zu gehen droht. Und weil man gerade recht nahe an einer NATO-Basis herumschippert und somit weit weg ist von russischer Erde, ist man erst mal auf sich allein gestellt. Weil: Die Amis anrufen und denen die Malaise zu schildern, käme politisch gesehen nicht so toll, da verliert man doch ein bisschen das Gesicht. Ein U-Boot als Atombombe neben ihren Schiffen hochgehen zu lassen, kommt aber auch nicht so gut. Und auch wenn man ein treuer russischer Volksgenosse ist, möchte man doch irgendwann mal gemütlich in der Tundra auf seiner Veranda sitzen und den Enkelkindern beim Spielen zusehen. Also sind Kreativität und Mut und Schnelligkeit gefragt. Und die Bereitschaft, das eigene Leben für das Wohl der Kameraden aufs Spiel zu setzen. Denn irgendwer muss da hinein zu diesem blöden Reaktor und das Ding wieder zusammenflicken. Die Geschichte von „K-19: Showdown in der Tiefe“ beruht auf wahren Begebenheiten. Dieses Unglücksboot, das sich noch vor dem Stapellauf den Beinamen „The Widowmaker“ verdient und diesen dann mit Havarien wie der hier beschriebenen weiter einzementiert hat, gab es tatsächlich. Natürlich werden die Ereignisse von damals stark verkürzt und dramatisiert erzählt – das ist eben Hollywood. Das eigentliche Problem des ansonsten sehr passablen, aber recht routiniert abgespulten Thrillers liegt in der Besetzung. Ich kaufe weder Harrison Ford noch Liam Neeson die russischen Offiziere ab. Da können sie sich noch so sehr mit einem pseudo-russischen Akzent abmühen (der bei Ford nach keiner nachvollziehbaren Logik kommt und geht), die Diskrepanz ist einfach da und nicht wegzuwischen.


6,0
von 10 Kürbissen

Frida (2002)

Regie: Julie Taymor
Original-Titel: Frida
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Biopic, Drama
IMDB-Link: Frida


Frida Kahlo und Diego Rivera. Die große Liebesgeschichte Mexikos. Beide sind zu einem Teil der mexikanischen Identität geworden, ihre Geschichte ist größer als die Wirklichkeit selbst. Julie Taymor versuchte im Jahr 2002, diese Geschichte in Bilder zu fassen und Frida Kahlos wechselhaftes und an Schicksalsschlägen reiches Leben zu verfilmen. Und wer wäre für die Titelrolle geeigneter gewesen als Mexikos populärste Schauspielerin, Salma Hayek? Die ist auch wunderbar als Frida Kahlo, vielleicht sogar zu wunderbar, denn Hayeks klassische Schönheit überstrahlt immer wieder die eigentlich sperrige Strenge der realen Frida Kahlo, die mit Oberlippenflaum und buschigen Augenbrauen jegliche Schönheitsideale stolz beiseite wischte und gerade dadurch diese Aura von Unabhängigkeit und Stärke bekam. Hayek bemüht sich nach Kräften, diese Tugenden und diese Ausstrahlung zu verkörpern, und in vielen guten Momenten gelingt ihr das auch. Doch leider wird sie in ihren Bemühungen immer wieder torpediert vom Drehbuch, das mehr Interesse für den vor Vitalität strotzenden Diego Rivera (Alfred Molina) aufzubringen scheint als für die Hauptfigur selbst. So ist Frida in vielen Szenen die Nebenfigur ihrer eigenen Geschichte. Zu sehr legt der Film den Fokus auf die Liebesbeziehung zwischen Frida und Diego, und da ist, so ehrlich muss man sein, das oftmals erratische Verhalten des jeder Liebelei wie auch dem Kommunismus glühend zugeneigten Rivera für den Zuseher deutlich interessanter als Fridas Mischung aus Pragmatismus und Lebenskraft. Fridas eigene Leidenschaft, ihr eigenes Glühen, ihr eigenes Leiden, wird phasenweise erstickt vom Charisma ihres Partners. Und das ist jammerschade. Denn zu wenig erfährt der Zuseher von den großen Leistungen und der Stärke dieser Frau, die heute sinnbildlich für ganz Mexiko steht: Stolz, groß, schier unbesiegbar, und doch im Schatten Anderer. So ist „Frida“ ein schöner und gut gespielter Film, der uns aber die historische Figur der Frida Kahlo nicht wirklich näher bringen kann.

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 41 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


5,5
von 10 Kürbissen

Richtung Zukunft durch die Nacht (2002)

Regie: Jörg Kalt
Original-Titel: Richtung Zukunft durch die Nacht
Erscheinungsjahr: 2002
Genre: Drama, Liebesfilm, Fantasy
IMDB-Link: Richtung Zukunft durch die Nacht


„People assume that time is a strict progression of cause to effect, but actually from a non-linear, non-subjective viewpoint – it’s more like a big ball of wibbly wobbly … time-y wimey … stuff.“ Soweit Doctor Who zu diesem Thema. Der 2007 viel zu früh verstorbene Filmemacher Jörg Kalt hatte dazu eine ähnliche Meinung. In „Richtung Zukunft durch die Nacht“ (mit einer österreichischen Best-Of-Besetzung: Simon Schwarz und Kathrin Resetarits in den Hauptrollen, dazu Georg Friedrich und Nicholas Ofczarek in kleinen Rollen) erzählt Kalt die recht simple Geschichte eines Kennenlernens in einer Bar und einer Reise durch die Nacht. Der arbeitslose Vorspeisenkoch Nick (Schwarz) trifft auf die asynchrone Filmstudentin Anna (Resetarits). Asynchron, weil manchmal ihre Worte erst zu hören sind, nachdem sie diese gesprochen hat. Nick kocht für sie, sie erleben absurde Abenteuer, sie verlieben sich ineinander. Doch dann, eine Beziehung ist aus dieser Nacht entstanden, wacht Nick eines Tages auf und während seine Zeit normal vorwärts läuft, läuft sie für alle anderen Menschen in seiner Umgebung rückwärts, auch für Anna. Die Beziehung, schon überschattet von Missverständnissen, entwickelt sich also zurück zu ihrem Ursprung. „Wibbly wobbly time-y wimey stuff“ eben. Und eine sehr erfrischende Idee, denn was sind Beziehungen denn tatsächlich? Wiederholungen bekannter Muster, an deren Anfang und an deren Ende die Einsamkeit, das Alleinsein steht. Das erzählt Jörg Kalt sehr unaufgeregt und in nur etwa einer Stunde Laufzeit. Warum mich „Richtung Zukunft durch die Nacht“ dennoch nicht wirklich mitreißen konnte, liegt neben der manchmal arg verkopften Herangehensweise auch an der sehr reduzierten, amateurhaft wirkenden Ausarbeitung in Bild und Ton. Auch das Schauspiel kommt meiner Meinung nach in seiner Vereinfachung und Reduzierung etwas zu kurz. Man kann es mit der Lakonie auch übertreiben. So ist „Richtung Zukunft durch die Nacht“ ein durchaus interessanter Werkbeitrag zum österreichischen Film mit einer spannenden Idee, aber leider einer schwachen Umsetzung, die dafür sorgt, dass ich hier einen Film der verpassten Möglichkeiten sehe – als wäre der Film eine reine Fingerübung eines Filmstudenten. Aber gut, vielleicht war er ja auch genau das.


5,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Polyfilm)