2009

Selbst ist die Braut (2009)

Regie: Anne Fletcher
Original-Titel: The Proposal
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Rom-Com
IMDB-Link: The Proposal


Kaum ein Komödiensujet ist älter als das Thema „Paar wider Willen“. So ziemlich jede Screwball-Komödie bezieht ihren Stoff aus diesem Topos. In diesem Fall erwischt es Sandra Bullock und Ryan Reynolds, die in „Selbst ist die Braut“ von Anne Fletcher weniger durch das Schicksal, sondern eher durch einen sehr egoistischen Boss-Move zusammenfinden müssen. Die Verlagsleiterin Margaret hat nämlich ein Problem: Das Visum der gebürtigen Kanadierin läuft in Kürze aus, sodass sie New York verlassen und ihren tollen Job (toll für sie, weniger für ihre Angestellten) aufgeben muss. Doch die Lösung für das Problem klopft schon an der Tür, denn sie hat ihren Assistenten Andrew fest in der Hand. Es wird geheiratet, oder er kann sich seine Zukunft in der Verlagsbranche abschreiben. (Hier bekommt das Thema „sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“ eine komplett neue Dimension.) Andrew ist wenig begeistert, aber noch weniger begeistert ihn die Aussicht, einen anderen Job suchen zu müssen, also macht er gute Miene zum guten Spiel. Ein Wochenendtrip zur Familie in Alaska soll das junge Glück besiegeln bzw. zumindest für ein ausreichendes Kennenlernen sorgen, sodass man sich den investigativen Fragen der Einwanderungsbehörde stellen kann, ohne gleich a) nach Kanada und b) ins Gefängnis zu müssen. Anne Fletchers Komödie ist ein ziemliches Leichtgewicht, auch wenn man mal wohlwollend der Komödie willen über die schon erwähnte sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hinwegsieht. Sandra Bullock und Ryan Reynolds machen ihre Sache ordentlich und haben auch eine überraschend gute Chemie miteinander. Allerdings ist man beim Klischee-Bingo leider sehr schnell bei einem „Bingo!“ – es wird einfach abgearbeitet, was man in diesem Genre erwarten kann. Manches davon ist dynamischer und charmanter in Szene gesetzt als anderswo, manches auch ein wenig uninspiriert und müde, das Grundproblem ist aber immer das Gleiche: All das hat man in anderen Settings und mit anderer Besetzung schon x-fach gesehen.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Fall 39 (2009)

Regie: Christian Alvart
Original-Titel: Case 39
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Horror
IMDB-Link: Case 39


Ein typisches Topos im modernen Horrorfilm ist es, unschuldige Dinge oder Gegenstände zu nehmen und ins Groteske und Schauerliche zu verkehren. Beispielsweise Kinderpuppen, Clowns oder geliebte Haustiere. Manchmal aber besinnt man sich auf das urtümlich Dämonische, da muss man den Teufel gar nicht groß verzerren wie in „Fall 39“ von Christian Alvart. Denn was ist furchteinflößender als ein pubertierendes Kind? Renée Zellweger ist da zunächst anderer Meinung, und bereitwillig nimmt sie als Sozialarbeiterin Emily das misshandelte Waisenmädchen Lillith bei sich auf. Man rauft sich ganz gut zusammen, doch lässt sich bald nicht verleugnen, dass mit dem Eintritt von Lillith in Emilys Haus seltsame Dinge geschehen. Ist sie etwa nicht allein gekommen? „Fall 39“ ist ein recht klassisch angelegter Schauerfilm. Wer, so wie ich, Schiss vor Jump-Scares hat, hat nicht allzu viel zu befürchten – diesbezüglich gibt sich der Film recht zahm. Er vertraut mehr auf ein diffuses Gefühl der Bedrohung, das sich nicht fassen lässt. So weit, so gut. Nur spult der Horrorthriller sein Programm leider allzu routiniert ab, sodass selbst Zuseher wie ich, die nicht allzu bewandert sind im Horrorgenre, jede Wendung schon auf drei Kilometer Entfernung voraus riechen. Und das ist halt fad. Selbst ein hochkarätiger Cast, der neben Zellweger auch mit Bradley Cooper, Ian McShane und Callum Keith Rennie (letzterer wurde bekannt, als er in „Ein Mountie in Chicago“ von einem Husky an die Wand gespielt wurde) aufwarten kann, ist nicht die Lösung des Problems. Ein uninspiriertes Drehbuch kann eben nicht einmal schauspielerische Grandezza retten. Wobei man auch dazusagen muss, dass wirklich niemand der Beteiligen allzu viel Enthusiasmus und Herzblut in diesen Film gelegt haben dürfte. So kommt am Ende eben Durchschnittskost heraus. Nicht schlecht, aber weder bemerkenswert noch merkenswert.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Avatar
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Avatar


James Cameron ist ein Besessener. Er macht keine halben Sachen. So entwickelte er für sein Sci-Fi-Abenteuer „Avatar“ komplett neue 3D-Kameratechniken, um seine bunte Vision möglichst eindrucksvoll auf die Leinwand zu bringen. Dass er sich für die Fortsetzung des Erfolgsfilms ein Jahrzehnt Zeit gelassen hat, ist nur konsequent. Aber zurück zu „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ bzw. „Pocahontas im Weltraum“, so der inoffizielle Titel. Wir erleben hier eine klassische Kolonialisierungsgeschichte, in der der weiße Mann zu den Natives überläuft, um sie gegen Ausbeutung und Tod durch die finsteren Kolonialmächte zu beschützen. Dass sich dabei auch noch eine Romanze entwickelt, gehört zum Topos wie der Kartoffelsalat zum Wiener Schnitzel. Die Suppe mag zwar ziemlich dünn sein, und bei allen Auszeichnungen für Cameron und Avatar – ein Oscar für das beste Drehbuch wäre vermessen gewesen – aber auch heute noch, 13 Jahre später und selbst auf einem kleinen Fernseher statt auf der großen Kinoleinwand, strahlen die Bildwelten, die Cameron geschaffen hat, eine beeindruckende Magie aus. In Sachen Creature Design, Set Design und generell Weltenbau ist „Avatar“ auch jetzt noch vorbildhaft für alles, was da sonst noch im Science Fiction-Genre existiert. Das ist Überwältigungskino, dem man Schwächen in der Story gerne verzeiht. Ob Cameron diese Qualität nicht nur beim Ende 2022 erscheinenden zweiten Teil, sondern auch bei den weiteren drei Filmen, die dann bis 2028 noch folgen sollen, halten kann, wird sich weisen. Ich verweise allerdings auf meinen Eingangssatz. James Cameron macht keine halben Sachen, und daher darf man gespannt sein.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat:Foto von Courtesy of WETA – © 2007 Twentieth Century Fox – All Rights Reserved. Quelle http://www.imdb.com)

Inglourious Basterds (2009)

Regie: Quentin Tarantino
Original-Titel: Inglourious Basterds
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Kriegsfilm, Action
IMDB-Link: Inglourious Basterds


Auftritt Christoph Waltz. Kaum bekannt aus deutschen und österreichischen Produktionen selbst im Heimatland (obwohl schon preiswürdig als Roy Black in Du bist nicht allein – Die Roy Black-Story), wird er von Tarantino in einer bedeutenden Rolle als SS-Offizier in „Inglourious Basterds“ gecastet, und der Rest ist Filmgeschichte. Mittlerweile braucht der gute Mann wohl schon ein eigenes Haus nur für seine Filmpreise. Es wäre aber vermessen, „Inglourious Basterds“ ausschließlich auf Christoph Waltz zu beschränken, auch wenn er jede Szene stiehlt, in der er zu sehen ist. Die Qualität des Films liegt in einer unglaublich dichten Inszenierung, die Tarantino seinen episodenhaft angelegten Szenen zukommen hat lassen. Klar, es gibt auch schwächere Passagen, und insgesamt wirkt der Film eben aufgrund seiner episodenhaften Erzählweise nicht ganz in sich geschlossen, doch die Meisterschaft Tarantinos liegt im Detail. Die vielleicht beste Szene des ganzen Films ist der Versuch einer Abordnung der Basterds und einem britischen Offizier, mit einer deutschen Filmikone, die für Großbritannien arbeitet, in einer kleinen französischen Kneipe Kontakt aufzunehmen und sich unerwartet in einer Feier von deutschen Soldaten wiederfindet. Die Atmosphäre in dieser Szene ist so dicht, dass man sie mit dem Messer schneiden kann. Und dann noch das Ende des Films. Darüber ist schon viel gesprochen und geschrieben worden. Wie auch zehn Jahre später in Once Upon a Time … in Hollywood negiert Tarantino die historischen Ereignisse einfach und bastelt sich seine eigene Welt, in der die Kraft des Kinos jeden Schrecken bezwingen kann. So gesehen ist „Inglourious Basterds“ (auch) ein sehr blutrünstiges, rabenschwarzes Märchen. Vor einigen wirklich blutigen Szenen sei gewarnt, wobei: Muss man das bei einem Tarantino-Film extra erwähnen? Fazit: Ein moderner Klassiker, nicht zuletzt dank der herausragenden Darstellung von Christoph Waltz, aber nicht nur ausschließlich deshalb.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen (2009)

Regie: Phil Lord und Chris Miller
Original-Titel: Cloudy with a Chance of Meatballs
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Animation
IMDB-Link: Cloudy with a Chance of Meatballs


Phil Lord und Chris Miller haben schon ihre eigene Sicht auf die Dinge. In ihren Animationswelten geht es immer besonders bunt und hektisch zu – nachzusehen in ihrem unerwarteten Meisterwerkt „The LEGO Movie“, aber auch in The Mitchells vs. The Machines, bei denen sie als Produzenten an Board waren. Nirgends geht es aber bunter zu als in „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, in der ein junger, enthusiastischer und von seinem Vater komplett missverstandener Wissenschaftler nach einer Lösung sucht, um mehr Geschmack in das Leben seiner Insel zu bringen, die außer Sardinen nichts kennt. Nach langer Forschung dann der Durchbruch: Eine Maschine, die aus Wasser geschmackhafte Speisen nach Wahl machen kann. Ein kleiner Unfall, und schon regnet es Burger vom Himmel. Das Himmelsgeschenk verändert das Leben aller auf der Insel und weckt auch das Interesse einer ambitionierten jungen Journalistin, die eigentlich nur übers Wetter berichten soll. Was außerordentlich schön ist an „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, das ist, das der Film seine Figuren und ihre Motivation ernst nimmt. Sei, wer du bist, könnte die Botschaft des Films zusammengefasst lauten, und das ist schon mal nicht schlecht. Aber auch die Animationen selbst überzeugen. Man bekommt richtig Appetit, wenn man durch die fantasievollen Essenslandschaften wandert, die der junge Flint mit seiner Maschine erzeugt. Gelegentliche Leerstellen verhindern eine noch höhere Bewertung, doch ist „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ein schöner Animationsfilm, der sein Herz am richtigen Fleck trägt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Whatever Works – Liebe sich wer kann (2009)

Regie: Woody Allen
Original-Titel: Whatever Works
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Komödie, Liebesfilm
IMDB-Link: Whatever Works


Die Paraderolle von Woody Allen ist jene des leicht verbitterten, intellektuellen, zynischen, jüdischen New Yorkers. Nein, falsch. Woody Allen ist der leicht verbitterte, intellektuelle, zynische, jüdische New Yorker. Dass sich eine ganze Karriere darauf aufbauen lässt, philosophierend herumzugranteln, lässt das Wiener Herz höherschlagen. In „Whatever Works“ (kein Mensch weiß übrigens, welchen Mehrwert dieser dämliche deutsche Titelzusatz einbringen soll) reicht er den Staffelstab an Larry David weiter, der nun den leicht verbitterten, intellektuellen, zynischen, jüdischen New Yorker vulgo Woody Allen spielen darf. Und das passt ganz gut. Denn wenn man sich die Biographien von Larry David und Woody Allen mal ansieht, dann sind die beiden mehr als Brüder im Geiste. Sie könnten, überspitzt formuliert, zwei Facetten der gleichen Person sein. Ein Larry Allen quasi. Also ist es unterm Strich wurscht, wer von den beiden in diesem Film als Boris Yelnikoff vor der Kamera steht. Was nicht wurscht ist, ist die Besetzung der weiblichen Hauptrolle, jene des naiven Landeis aus den Südstaaten, die irgendwie in Boris‘ Wohnung angeschwemmt wird und eine ungewöhnliche Zuneigung für den älteren Fast-Nobelpreisträger und Beinahe-Suizidalen entwickelt. Evan Rachel Wood ist nämlich perfekt in der Rolle. Unschuldig, süß, naiv, diese Attribute verkörpert sie perfekt und setzt sie äußerst gelungen als Kontrast zu Larry Davids Misanthropie ein. Kaum zu glauben, dass die junge Dame im privaten Leben mal mit Marilyn Manson liiert war. Aber auch dort gilt: Whatever works. Was auch immer für euch funktioniert. Und da Woody Allen diese Prämisse wirklich konsequent durch seinen Film zieht und gleich mehreren Charakteren ihre Katharsis in der Liebe angedeihen lässt, ist ausgerechnet der Film mit dem größten grantelnden Kotzbrocken als Hauptfigur vielleicht sein entspanntester, positivster und optimistischster.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Harry Potter und der Halbblutprinz (2009)

Regie: David Yates
Original-Titel: Harry Potter and the Half-Blood Prince
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Fantasy, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Harry Potter and the Half-Blood Prince


Es spitzt sich zu. Während Lord Voldemort allerlei sinistere Pläne schmiedet, startet Dumbledore seine Gegenoffensive. Und die beinhaltet einmal mehr Harry Potter, der sich diesmal an Voldemorts ehemaligen Lehrer Horace Slughorn (Jim Broadbent) heranmachen soll. Denn dieser kennt ein Geheimnis, in dem vielleicht der Schlüssel zu Voldemorts Fall liegen könnte. Beim sechsten Teil von Film- und Buchreihe geht es mir genau gegenteilig zu Teil 4, „Harry Potter und der Feuerkelch“. Letzterer ist wohl mein Lieblingsband der ganzen Buchreihe, aber die Verfilmung funktioniert für mich nur so mäßig. „Harry Potter und der Halbblutprinz“ bleibt für mich als Buch doch hinter den anderen Bänden zurück, doch ist der Film dank einer sehr konzentrierten Regie von David Yates und der Fokussierung auf die richtigen Momente gut gelungen. Nach einer noch eher unspektakulären ersten Hälfte dreht der Film gegen Ende hin so richtig auf. Die Atmosphäre ist dicht, und der letzte Teil des Films weist deutliche Horrorelemente auf. Mit diesem Zeitpunkt ist die Harry Potter-Filmreihe erwachsen geworden. Auch Michael Gambon liefert als Dumbledore seine persönliche Bestleistung innerhalb der Reihe ab. Bei diesem Film stimmt einfach vieles, was in Band/Film 4 (noch) nicht funktioniert hat. Übertroffen wird der „Halbblutprinz“ meiner Meinung nach nur von „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ und dem ersten Teil der „Heiligtümer des Todes“, zu dem ich morgen kommen werde. Als Vorbereitung auf das große Finale ist dieser Film perfekt.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2009 Warner Bros. Ent./JKR., Quelle http://www.imdb.com)

Tannöd (2009)

Regie: Bettina Oberli
Original-Titel: Tannöd
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Drama, Krimi, Historienfilm
IMDB-Link: Tannöd


Auf dem Land geht es zuweilen finster zu – Geheimnisse werden in den Schatten dichter Wälder begraben, die eng miteinander verwobene Dorfgemeinschaft belauert sich gegenseitig, und Abgründe der Menschen treten hervor, die andernorts verborgen geblieben wären. In Perfektion umgesetzt hat diese düstere Atmosphäre Andreas Prochaska in dessen Bauernwestern Das finstere Tal, doch auch Bettina Oberlis „Tannöd“ bleibt nicht weit davon entfernt. Vorlage für Roman und Verfilmung war ein realer Mordfall in den 20er Jahren in Bayern, der nie aufgeklärt werden konnte. Als zwei Jahre später eine Magd stirbt, reist deren Tochter in das Dorf und wirbelt dort alten Staub auf. Was nach dem schrecklichen Mehrfachmord an der Familie Danner und deren Magd in der Dorfgemeinschaft unausgesprochen blieb, kommt nun an die Oberfläche. Und auch alte Geheimnisse bahnen sich ihren Weg ans Licht. „Tannöd“ ist ein langsamer, atmosphärisch unglaublich dichter Film, der nur am Rande an dem Mordfall interessiert ist. Vielmehr beschäftigt sich Oberli mit den seelischen Abgründen der Familie Danner, dem verkommenen Vater, der Lieblosigkeit und Härte, mit denen er allen Menschen begegnet ist, und das Ergebnis daraus: dass die Familie Danner von allen im Dorf gehasst wurde. Es sind diese sozialen Geflechte und ihre Risse darin, die Oberli besonders interessieren. Und so ist „Tannöd“ weniger ein spannendes Krimispektakel als eine Erforschung der sozialen Strukturen einer Zwangsgemeinschaft, wie man sie eben im Dorf findet. Wenn man mit der entsprechenden Erwartungshaltung an den Film herangeht, wird man reich belohnt. „Tannöd“ ist ein düsterer, gut gespielter Anti-Heimatfilm. Was der Film hingegen nicht ist: Ein nervenaufreibender Thriller.


7,0 Kürbisse

Oben (2009)

Regie: Pete Docter
Original-Titel: Up
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Animation
IMDB-Link: Up


Pixar mal wieder. Wer diesem Blog regelmäßig folgt, wird vielleicht schon festgestellt haben, dass ich Faible für diese Animationsschmiede habe, die vor allem in den letzten 15 Jahren etliche kreative Meisterwerke auf die Leinwand gebracht haben, die nicht nur die Marschrichtung im gesamten Animationsgenre vorgegeben haben, sondern auch oft zu den besten Filmen des Jahres gezählt haben „Oben“ aus dem Jahr 2009 fügt sich da nahtlos ein. Mastermind dahinter ist mal wieder Pete Docter, der für etliche der allerbesten Pixar-Filme verantwortlich zeichnet. In „Oben“ lässt er ein sehr ungleiches Heldenduo zusammenfinden: Den übergewichtigen Pfadfinder Russell und den grantigen Witwer Carl Fredericksen. Eigentlich will Carl nur ein letztes Abenteuer erleben, das er seiner zu früh verstorbenen Frau versprochen hat – ein Versprechen, das er nie einlösen konnte. Russell kommt da eher zufällig dazu, aber mit Fortdauer des Films finden die beiden allmählich zueinander. Und sie brauchen einander auch, da im Dschungel unerwartete Gefahren lauern. So vieles an „Oben“ ist außergewöhnlich: Das geriatrisch-naive Buddyduo, die Wahl des Fortbewegungsmittels (auf das der Film mit seinem Titel verweist), der Antagonist und vor allem, dass es dem Team gelungen ist, in die ersten Minuten des Films ein ganzes Leben zu packen mit all den Glücksgefühlen und den Schicksalsschlägen, die dazugehören. Ganz ehrlich: Die Eingangssequenz von „Oben“ ist neben den ersten zwanzig Minuten von Wall-E das Beste, was jemals in einem Animationsfilm gezeigt wurde. Leider verflacht der Film mit Fortdauer der Spielzeit ein wenig, und die bittersüße Tonalität weicht einem kindlichen Abenteuer. Doch auch der Rest des Films bietet gute Unterhaltung für Groß und Klein. Somit ist „Oben“ ein weiterer gelungener Beitrag in Pixars Schaffen und zurecht ein Fan-Liebling, auch wenn er nicht ganz die Brillanz der allerbesten Filme erreicht.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: © Disney/Pixar, Quelle http://www.imdb.com)

Hangover (2009)

Regie: Todd Phillips
Original-Titel: The Hangover
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Hangover


Gleich mal ein Tipp zu Beginn: Wollt ihr coole Teenager cineastisch unterhalten, werft gerne mal einen Blick auf Todd Phillips‘ „Hangover“ – jener Film, der uns Bradley Cooper und Zach Galifianakis beschert hat, im Guten wie im Bösen. Mein Neffe jedenfalls, sonst eine Ausgeburt an indifferenter Coolness, kuderte fröhlich vor sich hin, und ich kann’s ihm nicht verdenken, ging es mir doch bei der ersten Sichtung im Kino damals sehr ähnlich. So ein Scheiß-mir-nix-Film war damals schon ungewöhnlich. Natürlich derb bis zum Äußersten, aber irgendwie muss das hier auch sein, denn nach dem Motto „Wer bremst, verliert“ wird hier gänzlich auf angezogene Handbremsen verzichtet. Was raus muss, muss raus, sei es banal, fatal oder rektal. Gefangene werden keine gemacht. Die Story ist schnell erzählt: Ein Junggesellenabschied in Las Vegas geht gehörig schief, als die feiernden Freude am nächsten Morgen sehr verkatert in einem komplett verwüsteten Hotelzimmer aufwachen, sich an nichts erinnern können und ausgerechnet der Ehemann in spe, der an diesem Tag noch heiraten soll, nicht aufzufinden ist. Der Rest des Films besteht aus derben Zoten, hysterischen Schreien von Ed Helms, einem sehr lässig blickenden Baby, Stripperinnen mit Herz, einem Tiger, Mike Tysons rechten Haken, nackten Asiaten und Close-Ups von Zach Galifianakis‘ Ranzen. Ach ja, und der vielleicht besten Version von „Candy Shop“, die je gesungen wurde. Anspruchsvoll ist das nicht, und man muss sich auf dieses Niveau auch erst mal herablassen können, aber wenn man dafür eine Antenne hat, macht der Film auch heute noch richtig viel Spaß, wie grumpy Teenager bestätigen können.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2009 Warner Bros. Ent., Quelle http://www.imdb.com)