2015

Codename U.N.C.L.E. (2015)

Regie: Guy Ritchie
Original-Titel: The Man from U.N.C.L.E.
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Action, Komödie
IMDB-Link: The Man from U.N.C.L.E.


Guy Ritchie hat eine Nische für sich gefunden: Er dreht Guy Ritchie-Filme. Was ich damit sagen will: Der britische Regisseur pflegt einen derart einzigartigen Stil, dass er nicht Gefahr läuft, irgendwann einmal durch halbgare Copycats vom Thron der lakonischen schwarzhumorigen Thriller gestoßen zu werden, die allesamt im Zwielicht zwischen Legalität und Illegalität (immer ein wenig mehr in Richtung zweiteres geneigt) spielen. Im Grunde dreht er fast immer den gleichen Film, und nur selten wagt er sich in andere Genres vor wie beispielsweise in Aladdin. Sein Metier bleiben eben die Agenten- und Ganoven-Thriller. Harte Kerle mit perfekten Manieren, die selbst während gewagten Stunts immer noch einen lockeren Spruch auf den Lippen haben. Kommt euch bekannt vor? Klar, James Bond tickt genauso. Kein Wunder, dass Henry Cavill, der in „Codename U.N.C.L.E.“ neben Armie Hammer die Hauptrolle geben darf, immer wieder als nächster James Bond-Kandidat in den Ring geworfen wird. Aber James Bond ist zwar ein sarkastischer Bastard mit Manieren, gerät aber nie in derart schräge Bredouillen wie die Helden aus Ritchies Filmen. In diesem Fall müssen sich am Höhepunkt des Kalten Krieges ein amerikanischer und ein russischer Geheimagent zusammentun, um einem finsteren Weltuntergangsszenario Einhalt zu gebieten. Nun ja, raffiniert ist der Plot nicht. Aber die sich zart entwickelnde Bromance zwischen Cavill und Hammer macht vieles wett – sogar das überraschend hölzerne Spiel von Alicia Vikander, die es eigentlich besser kann, in diesem Film aber schnell in Vergessenheit gerät. „Codename U.N.C.L.E.“ gehört nicht zu Ritchies stärksten Filmen, ist aber ein typischer Ritchie. Wer dessen sehr eigenwilligen Stil mag, wird hier gut bedient.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Daniel Smith – © 2013 Warner Bros. Entertainment Inc., Quelle http://www.imdb.com)

James Bond 007: Spectre (2015)

Regie: Sam Mendes
Original-Titel: Spectre
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Action, Thriller
IMDB-Link: Spectre


Alle Vorzeichen des vierten James Bond-Abenteuers mit Daniel Craig in der Titelrolle standen auf Grün: Mit Sam Mendes war der Regisseur des grandiosen Vorgängerfilms Skyfall wieder mit an Bord, Christoph Waltz war als Bösewicht gecastet, Monica Bellucci durfte mal den Altersschnitt der Bond-Girls etwas anheben und die reiferen Schönheiten repräsentieren, die Story sollte alle Fäden der vorigen Filme zusammenführen, kurz: „Spectre“ sollte ein Volksfest für Bond-Aficionados werden. Doch wie so oft im Leben halten die tatsächlichen Ereignisse der Erwartungshaltung nicht stand. Es verhält sich ungefähr wie beim Besuch des Louvre, um endlich mal die Mona Lisa zu sehen: Im Vorfeld denkt man schon voller Vorfreude daran, wie einen die mysteriöse Dame anlächeln wird, während man über man DaVincis Genie kontempliert, doch dann latscht du erst mal stundenlang durch Gemäldegalerien, bis die Füße schmerzen, stehst am Ende vor einer riesigen Menschentraube, und außer Selfie-Sticks siehst du nichts. Man wollte halt einfach zu viel. Und ganz ehrlich: Die anderen Gemälde, die man im Vorbeihasten nur flüchtig mit Blicken gestreift hat, wären eh interessanter gewesen. So ist das eben auch bei „Spectre“. Der Film möchte alles Dagewesene in Sachen James Bond toppen und wird von Sam Mendes als pompöses Eventkino aufgezogen, doch es ist von allem ein bisschen zu viel. Zu viel Action, zu viel Drama, zu viele Verwicklungen und Verstrickungen, die einem per deus ex machina anspringen – das alles ist nicht rund. Und Christoph Waltz? Der ist tatsächlich verschenkt. So ist „Spectre“ unter den ersten vier Daniel Craig-Bonds trotz Vorschusslorbeeren der schwächste Film. Natürlich ist er immer noch unterhaltsam, aber es fehlt ihm an eigenständigen Charakter, was die Vorgängerfilme allesamt noch aufwiesen – selbst der nicht gänzlich geglückte Ein Quantum Trost.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by jonathan olley – © SPECTRE2015 Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc., Danjaq, LLC and Columbia Pictures Industries, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Der Marsianer – Rettet Mark Watney (2015)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: The Martian
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Martian


Irgendwer hat sich mal den Spaß erlaubt, nachzurechnen, was es der Welt gekostet hätte, Matt Damon aus all den misslichen Lagen zu retten, in die er in seinen Filmen wie „Der Soldat Private Ryan“, „Interstellar“ oder eben „Der Marsianer“ gerutscht ist. Das war schon ein erkleckliches Sümmchen – dagegen muten die Steuergeldverschwendungen der türkisen ÖVP wie ein Lercherlschaß an. Und wir alle wissen, wie teuer uns diese Bande bislang schon zu stehen kam. In „Der Marsianer“ hat der von Matt Damon gespielte Biologe und Astronaut Mark Watney eben das Pech, nach einem überstürzten Notaufbruch zurückgelassen zu werden. Nun ist der Mars ja nicht unbedingt für seine wirtlichen Bedingungen bekannt. Zum Glück ist Mark Watney aber ein Sprücheklopfer mit einem brillanten Hirn, sodass wir ihm dann zwei Stunden lang dabei zusehen können, wie er sich dort oben gemütlich einrichtet und den Mars kolonialisiert, während unten auf der Erde die Köpfe rauchen, wie man den Gestrandeten wieder zurück auf heimischen Boden bringt. Eines gleich vorweg: Nach der Lektüre von Andy Weirs brillanten Roman war mir nicht klar, wie man diese One-Man-Show, die nur von Logbuch-Einträgen getragen wird, auf Film bannen möchte. Doch ich habe Altmeister Ridley Scott gnadenlos unterschätzt. Ihm gelingt es mit seiner Verfilmung tatsächlich, die launige Komik des Buchs auf die große Leinwand zu übertragen und das auch noch sauspannend zu inszenieren, ohne sich aber gegenüber der Romanvorlage verbiegen zu müssen. Das ist ganz große Regiekunst. Dazu liefert Matt Damon die wohl beste Leistung seit „Good Will Hunting“. Somit ist „Der Marsianer“ einer der besten Science Fiction-Filme der vergangenen zwanzig Jahre – ungemein unterhaltsam, zum Nägelbeißen spannend, exzellent gespielt und technisch/handwerklich höchstklassig umgesetzt. So muss Science Fiction aussehen.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © TM &2015 Twentieth Century Fox Film Corporation, Quelle http://www.imdb.com)

Chappie (2015)

Regie: Neill Blomkamp
Original-Titel: Chappie
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Drama, Science Fiction, Action
IMDB-Link: Chappie


Mit dem oscarnominierten „District 9“ hat Neill Blomkamp einen der besten Science Fiction-Filme der letzten 15 Jahre vorgelegt. Meine Erwartungshaltung an „Chappie“ war dementsprechend positiv. Darin geht es um einen Polizeiroboter, der ein Eigenleben, eine Seele entwickelt und lernen muss, sich in einer harten, unbarmherzigen Welt zu behaupten. Ihm dabei zur Seite steht ein Verbrecherduo (Yolandi und Ninja von der südafrikanischen Elektro-Band Die Antwoord) und der Wissenschaftler Deon Wilson (Dev Patel). Die Gegenseite besteht aus Hugh Jackman, der sichtlich Freude daran hat, mal böse sein zu dürfen, und Sigourney Weaver. Das Herzstück des Films ist aber der Roboter Chappie, der tatsächlich als Projektionsfläche für allerlei Emotionen funktioniert. So geht der Film in seinen besten Momenten auch sehr an die Nieren und reißt den Zuseher mit. Allerdings hat „Chappie“ drei gewaltige Probleme: Erstens: Man hat das alles schon in den 80ern Jahren in „Nummer fünf lebt“ gesehen. „Chappie“ wirkt fast schon wie ein Remake des Kultklassikers und hat wenig eigene Ideen. Zweitens: Die beiden Nasen von Die Antwoord können einfach nicht spielen, so lustig sie auch aussehen. Aber neben ihren oscarnominierten Kollegen Weaver, Jackman und Patel (auch wenn die in diesem Film keine Glanzrollen hinlegen) gehen sie nicht nur komplett unter, vielmehr stören sie oft auch das Filmgeschehen mit ihrem unbeholfenen Spiel. Und drittens: „Chappie“ weiß nicht, ob er ein Plädoyer für Diversität und Selbstbestimmung sein möchte, oder ein harter Actionkracher. Der Versuch, beides zu sein, geht daneben, denn dadurch wird der Film unrund und anstrengend. So bleibt es bei vielen guten Ansätzen, die aber insgesamt keinen sonderlich guten Film ergeben. Sehenswert ist „Chappie“ dennoch, aber er verschenkt eben viel Potential und kommt nie auch nur ansatzweise in die Situation, am Stuhl von „District 9“ als Blomkamps Meisterwerk zu sägen.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 2015 CTMG, Inc. All rights reserved. Courtesy of Columbia Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste (2015)

Regie: Wes Ball
Original-Titel: Maze Runner: The Scorch Trials
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Science Fiction, Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Maze Runner: The Scorch Trials


Während der erste Teil der Maze Runner-Trilogie noch ganz gut vom Mysterium, das das Labyrinth, in dem Thomas (Dylan O’Brien) und seine Gefährten eingesperrt waren, lebte, versinkt die Geschichte ab Teil 2 in völliger Konfusion. Science Fiction-Dystopie meets Zombie-Horror meets Rebellensaga meets Action-Film mit Möchtegern-Mad Max-Ambiente meets Kriegsfilm meets was weiß ich noch was. Den Inhalt auch nur ansatzweise nachzuerzählen, sprengt jeglichen Rahmen. Die Autoren auf Wikipedia brauchten nicht weniger als 1.300 Wörter, um das alles zusammenzufassen. Ich habe schon Erzählungen geschrieben, die kürzer waren, und ich neige prinzipiell zum Schwafeln. Aber grob zusammengefasst: Alles rennet, rettet, flüchtet. Wer wem nachläuft oder vor wem davonläuft, ist ab einem bestimmten Punkt des Films eh schon egal, da gefühlt nicht einmal die Drehbuchautoren selbst den Überblick behalten konnten. Die Wendungen, die überraschen und Spannung aufbauen sollen, geraten ins Lächerliche. Der Film hat alle Probleme, die Filme haben, die ganz einfach zu viel wollen. Das olympische Motto „Höher. Schneller. Weiter.“ ist halt nicht auf alles gleichermaßen anzuwenden. Und so stellt sich bald gepflegte Langeweile ein. Für die einzigen Unterhaltungsmomente sorgen absurde und unfreiwillig komische Handlungsstränge oder Szenen, die einfach keinen Sinn machen oder völlig over the top sind. Der zweite Teil der Trilogie ist der beste Beweis, wie man möglichst schnell eine an sich interessante Ausgangsidee komplett gegen die Wand fahren kann. Und Spoiler: Der dritte Teil kriegt die Kurve dann auch nicht mehr – im Gegenteil.


3,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Jurassic World (2015)

Regie: Colin Trevorrow
Original-Titel: Jurassic World
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Action, Abenteuerfilm, Thriller
IMDB-Link: Jurassic World


Unverantwortliche Park-Besitzer, die Gott spielen, lassen aufgrund Fehler im Sicherheitssystem die Attraktionen das eigene Publikum verspeisen, doch (Spoiler!) die nervigen Kinder werden nicht gesnackt. Kommt euch das bekannt vor? Und da wären wir gleich bei meinem Hauptkritikpunkt an „Jurassic World“, dem Reboot der Dinosaurier-Filmreihe unter Colin Trevorrow. Denn originelle Ideen sucht man vergeblich. Gut, die in den ersten drei Teilen noch so fiesen Raptoren sind ausnahmsweise mal nicht das größte Problem dank Clicker-Trainings durch ihren Pfleger (Chris Pratt), aber ansonsten kann man die Drehbücher zu Jurassic Park und „Jurassic World“ übereinander legen und wird nicht viele Unterschiede finden. Die beiden größten Abweichungen (neben den Katzen-Raptoren): Es gibt mehr Futter für die Dinos, da der Park im Vollbetrieb läuft, und mit dem genetisch designten Indominus Rex einen Wechsel an der Spitze der Nahrungskette. Da muss sich dann selbst ein T-Rex hinten anstellen. Ansonsten: Der unverantwortliche Parkbetreiber sieht nun aus wie eine 20jährige Betriebswirtschafts-Studentin, die das College abgebrochen hat um in Daddys Firma gleich in der Chef-Etage anzufangen (Bryce Dallas Howard) – aber immerhin ist sie fit genug, um den hungrigen Dinosauriern in Stöckelschuhen davonzulaufen. Ein John Hammond hätte das nicht geschafft. Zumindest auf dieser Ebene verbucht „Jurassic World“ einen Punktsieg. Aber ansonsten ist der Film ein müder Abklatsch des Meisterwerks von 1993, der alles größer, spektakulärer und gefräßiger machen möchte, aber dabei vergisst, wie man Suspense erzeugt. Immerhin gibt es coole Dinos, einen sympathischen Chris Pratt und ein hübsches Park-Design, das man auf der Playstation nachbauen kann.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Chuck Zlotnick – © 2015 – Universal Picturessney Studios., Quelle http://www.imdb.com)

The Big Short (2015)

Regie: Adam McKay
Original-Titel: The Big Short
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Komödie, Drama
IMDB-Link: The Big Short


Gut, ich bin nicht Margot Robbie, die sich nackt in der Badewanne räkelt, während sie dem Publikum die Hochfinanz und deren abgekartete Spielchen erklärt. Aber in aller Kürze – soweit ich das Thema selbst verstanden habe: Von einer „Short-Position“ spricht man an der Börse, wenn man auf fallende Aktienkurse spekuliert. Den großen Reibach macht man hier also mit den Verlusten Anderer. Genau das passierte 2007/2008, als Michael Burry (Christian Bale) und ein paar weitere Insider erkannten, dass der komplette US-Immobilienmarkt auf wackeligen Beinen stand, da die Kredite für die Häuser nicht sauber besichert waren. Vielmehr herrschte unter den Investmentbanken Goldgräberstimmung, quasi jeder Kredit wurde bewilligt – Hauptsache, er brachte Kohle rein. So heizte sich der Markt auf, bis es zum großen Knall kam – der Rest ist nachzulesen in sämtlichen Büchern, die sich mit der jüngeren Finanzgeschichte beschäftigen. Jedenfalls gab es hier ein paar vife Burschen (darunter die von Ryan Gosling, Steve Carell und Brad Pitt gespielten Finanzexperten), die erkannten, dass die Blase bald platzen würden und per Shorts gegen den Immobilienmarkt wetteten. Es kam, wie es kommen musste – die Bombe ging hoch und ein paar Leute wurden verdammt reich, während die große Masse der Hausbesitzer vor geplatzten Krediten und Delogierungen stand. Wie sehr dieses Trauma nachwirkt, zeigt sich daran, dass McKays zynischer, temporeicher und brillant inszenierter Film nicht der einzige ist, der sich mit der Thematik beschäftigt – auch 99 Homes von Ramin Bahrani aus dem Jahr davor haut in die gleiche Kerbe. Und ein paar Jahre später schlägt das Volk zurück. Siehe GameStop-Aktienspekulation via Reddit, als sich ein Haufen Kleinanleger und User zusammenschlossen, um Hedgefonds, die auf einen Short von GameStop spekulieren, durch explosionsartige Kursanstiege in die Knie zu zwingen. Die Manager eben jener Hedgefonds werden wohl insgeheim McKay und seinen Film verfluchen, der es geschafft hat, ein so komplexes wie dröges Thema nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern auch in einer Art und Weise aufzuarbeiten, dass es auch für Laien nachvollziehbar wird. Ob „The Big Short“ wirklich einen Einfluss auf die aktuellen Geschehnisse hatte, kann ich zwar nicht sagen. Aber der Gedanke, dass es so sein könnte, ist irgendwie recht befriedigend. 


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Jaap Buitendijk – © 2015 Paramount Picture, Quelle http://www.imdb.com)

Crimson Peak (2015)

Regie: Guillermo del Toro
Original-Titel: Crimson Peak
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Horror, Fantasy
IMDB-Link: Crimson Peak


Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Bess’res findet. Die fantasiebegabte junge Schriftstellerin Edith Cushing (Mia Wasikowska) hätte das lieber mal beherzigen sollen. Denn sonst hätte sie sich vielleicht nicht Hals über Kopf in den schottischen Adeligen und Pleitegeier Thomas Sharpe (Tom Hiddleston) verguckt. Na ja, verguckt vielleicht schon, aber dann gleich beim ersten Heiratsantrag schwach werden und ihm in ein baufälliges Haus in die Einöde folgen, das zumindest hätte sie sich ersparen können. Denn in diesem Haus gehen die Probleme erst so richtig an. Auch fällt die stete Gegenwart von Thomas‘ Schwester Lucille (Jessica Chastain) eher unter Erschwerniszulage, aber so ist es halt: Die Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen, auch nicht, wenn sie angeheiratet ist. Also mal lieber schnell auf Mami hören, die zwar schon seit einiger Zeit tot ist, aber trotzdem noch viel zu sagen hat, und auf der Hut sein! „Crimson Peak“ trägt ganz klar die Handschrift von Guillermo del Toro, der ein Faible hat für das Übernatürliche und Monströse, verbunden mit großen Emotionen. Mit The Shape of Water hat er es damit sogar bis zu Oscar-Würden gebracht. „Crimson Peak“ stelle ich etwa auf eine Stufe mit seinem vielbejubelten Oscarfilm – was jetzt nicht heißt, dass ich „Crimson Peak“ als absolutes Meisterwerk erachte, dann dafür halte ich „The Shape of Water“ auch nicht. Beide Filme bieten aber sehr gute, spannende und atmosphärisch dichte Unterhaltung, wie sie typisch ist für del Toro-Filme. „Crimson Peak“ ist da eindeutig auf der düsteren Seite, insgesamt erwachsener und verhält sich zu „The Shape of Water“ ein wenig wie Tom Hiddleston zu Charlie Hunnam, der in „Crimson Peak“ den etwas naiven, unbedarften zweiten Love Interest geben darf. Wen von den beiden Schauspielern und Filmen man nun ansprechender findet, das sei jedem selbst überlassen, aber ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Kerry Hayes – © Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Die Tribute von Panem – Mockingjay: Teil 2 (2015)

Regie: Francis Lawrence
Original-Titel: The Hunger Games: Mockingjay – Part 2
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Science Fiction, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Hunger Games: Mockingjay – Part 2


Von den Titel gebenden Hunger Games sind wir im letzten Film der Reihe, „Mockingjay: Teil 2“, weit entfernt. Die ehemaligen Teilnehmer dieser Gladiatoren-Wettkämpfe sind zu Anführern einer Rebellion gegen das Kapitol und Präsident Snow (Donald Sutherland, immer noch gelangweilt und gedanklich beim Golfen) geworden, und im finalen Teil der Filmreihe geht es nun darum, das Regime zu stürzen und die zwölf Distrikte von Unterjochung und Ungerechtigkeit zu befreien. Eh ein hehres Motiv, und mit Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) kämpft auch eine der spannendsten weiblichen Actionfiguren der vergangenen Jahre an der Seite der Rebellen. Leider wirkt der Film dann aber doch phasenweise ein wenig unentschlossen und zaghaft, und vom zynischen Grundton der ersten beiden Filme ist nicht mehr viel übrig. Stattdessen befinden wir uns in einem altbekannten Topos der düsteren Rebellenfilme, in denen es zwischenzeitlich schlecht aussieht für die Helden, man aber dann doch das Schicksal auf seiner Seite hat. Immerhin gibt’s dann zum Ende hin doch ein paar Szenen, in denen die ganze Tragik der Unterwerfung durch das kaltherzige Regime spürbar werden. Da weist der Film die Konsequenz und auch den Zynismus auf, die man über weite Teile davor vermisst hat. Insgesamt sind die beiden Mockingjay-Filme aber etwas langatmig und zäh geraten. Der Abschluss der Tribute von Panem-Filmreihe (und vielleicht auch der Romantrilogie, aber ich habe die Bücher von Suzanne Collins nie gelesen, also traue ich mir auch nicht zu, das auf die Bücher bezogen zu beurteilen) zeigt vor allem eines: Wenn man eine gute, kleine Geschichte hat, dann ist es besser, dabei zu bleiben, als diese zu etwas Großem, Epischem aufzublasen und daran zu scheitern, indem man diese zu breit tritt und letztlich unter den eigenen Füßen zermantscht.


5,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2015 – Lionsgate. Quelle http://www.imdb.com)

Man lernt nie aus (2015)

Regie: Nancy Meyers
Original-Titel: The Intern
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Komödie
IMDB-Link: The Intern


In der Pension kann es rasch fad werden, vor allem, wenn man keine Familie mehr um sich hat. Das weiß auch Ben Whittaker (Robert De Niro), weshalb er sich kurzerhand bei einem „Senior Internship Programm“ bewirbt. Das „Senior“ ist hierbei durchaus wörtlich zu verstehen, weshalb er sich plötzlich in einem hippen Mode-Start-Up, geleitet von Kontrollfreak Jules (Anne Hathaway), wiederfindet. Nach anfänglichen Eingewöhnungs-Schwierigkeiten, die vor allem mit der Technik von heute zu tun haben, zeigt sich allmählich, dass der erfahrene und stets höfliche, ausgeglichene Ben tatsächlich eine große Hilfe ist. Und auch die anfangs skeptische Jules weiß ihren neuen Mitarbeiter bald zu schätzen. „Man lernt nie aus“ – im Original ganz simpel „The Intern“ – ist ein wundervoll warmherziger Film Marke Nancy Meyers. Das heißt, dass der Plot einigermaßen überraschungsfrei durchmarschiert, aber von so sympathischen Figuren getragen wird, dass es nichts ausmacht, wenn das eine oder andere Klischee bedient wird. Aber Nancy Meyers versteht es einfach, liebevolle, kleine Filme zu drehen, in denen die Welt gut ist und die meisten Schwierigkeiten überwunden werden können, ohne dass es dafür eine Zauberhand oder Deus Ex Machina braucht. Nancy Meyers glaubt fest an den Grundsatz „Durchs Reden kommen die Leute zusammen“, und das zieht sich durch all ihre Filme. Dazu kommt, dass Robert De Niro den alten Praktikanten entzückend spielt, als einen Sir des alten Stils, der aber kein Problem damit hat, auch Neues zu lernen. Am Ende des Films möchte man mit jeder einzelnen Filmfigur befreundet sein. Und das ist nicht das Schlechteste, was ein Film erreichen kann.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Francois Duhamel – © 2014 Warner Bros. Entertainment Inc. and Ratpac-Dune Entertainment LLC, Quelle http://www.imdb.com)