2016

10 Cloverfield Lane (2016)

Regie: Dan Trachtenberg
Original-Titel: 10 Cloverfield Lane
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Thriller, Horror, Science Fiction
IMDB-Link: 10 Cloverfield Lane


Eine junge Frau (Mary Elizabeth Winstead). Ein junger Mann (John Gallagher Jr.). Ein Gastgeber (John Goodman). Eine nette, gemütliche Wohnung mit einer Jukebox, jede Menge Gesellschaftsspiele, Puzzles – so kann man die Zeit verbringen. Muss man auch, denn nach Ansicht von Howard (Goodman) ist die Erde aktuell nach einer Attacke nicht bewohnbar. Die Wohnung befindet sich daher in einem Bunker unter der Erde. Und während Emmett (Gallagher Jr.) freiwillig die Gastfreundschaft von Howard angenommen hat, ist Michelle (Winstead) nicht aus freien Stücken hier. Und sie zweifelt an Howards Aussagen über die Luftqualität da draußen. „10 Cloverfield Lane“ baut sehr lose auf dem Horror-Sci Fi-Film „Cloverfield“ von Matt Reeves auf, geht aber komplett eigene Wege, indem er als Kammerspiel-Thriller inszeniert ist. Die Besetzung besteht so gut wie ausschließlich aus den drei genannten Darstellern, und 90 Prozent des Films spielen in der Bunkerwohnung. Als Zuseher darf man mit Michelle fröhlich mitraten, ob sie nun in die Fänge eines Psychopathen geraten ist oder Howard tatsächlich Recht hat und da draußen seltsame Dinge vor sich gehen. Lange lässt der Film diese Frage unbeantwortet. Daraus bezieht er seine Spannung. Wie befriedigend man nun das tatsächliche Ende empfindet, bleibt den persönlichen Präferenzen überlassen – ich selbst fand es gut und stimmig. Aber das ist wohl jener Aspekt des Films, an dem sich die Geister am meisten scheiden. Am besten macht man sich selbst ein Bild und bildet sich sein Urteil.


7,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle imdb.com)

Mimosas (2016)

Regie: Oliver Laxe
Original-Titel: Mimosas
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Drama
IMDB-Link: Mimosas


Gott ist groß, und mit Gottes Hilfe findet man einen Weg – sei es auch zu Fuß durchs karge und verschneite Atlasgebirge mit einem toten Scheich, zwei Maultieren und keiner Ahnung von der örtlichen Topographie. So jedenfalls die Meinung von Shakib (Shakib Ben Omar), einem aus der Zeit (und einem Taxi) gefallenen Narren, der eine Karawane durch die Berge anführen soll, um eben jenem Scheich ein Begräbnis in seinem Land zukommen zu lassen. Ahmed und Said (Ahmed Hammoud und Said Aagli), seine Begleiter, sind da weniger hoffnungsvoll. Vor allem Ahmed ist ein Zweifler, der auf dem Weg schweren Prüfungen unterzogen wird. Was ist nun „Mimosas“ genau? Ein Road (bzw. vielmehr Rock) Movie? Ein Selbstfindungstrip? Ein Märchen? Ein Abenteuer? Eine Parabel? Wenn Taxis wie scheue Tiere durch die Wüste brettern, wenn Jahrhunderte ineinandergreifen und Handlungsebenen ineinander verschwimmen, dann versagen alle Definitionsversuche und man kann nur noch eines tun: Sich zurücklehnen und den Film einfach wirken lassen. Die Landschaftsaufnahmen gehören zu den schönsten, die ich in den letzten fünf Jahren gesehen habe, die (Laien)Darsteller überzeugen durch die Bank, ein hochinteressantes und mitreißendes Stück Kino, fremd und in vielerlei Hinsicht unverständlich vielleicht. Bezeichnend: Die häufigste Antwort des Regisseurs auf die Fragen des Publikums beim Q&A damals auf der Viennale 2016, als ich den Film zum ersten Mal sichten konnte, war „I don’t know“. Aber „Mimosas“ ist ein Film, der mir definitiv geblieben ist, der sich immer wieder in meine Gedanken schleicht mit seinen rätselhaften Bildern und dem Gefühl einer Reise ins Nirgendwo, vielleicht ins tiefste Innere des Menschseins an sich, aber wer weiß das schon?

 


7,5
von 10 Kürbissen

Love & Friendship (2016)

Regie: Whit Stillman
Original-Titel: Love & Friendship
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Komödie, Historienfilm, Liebesfilm
IMDB-Link: Love & Friendship


„Love & Friendship“ ist die Verfilmung von Jane Austens „Lady Susan“. Kate Beckinsale spielt auf unnachahmliche, oscarverdächtige Weise eben diese, eine durchtriebene und äußerst lebensfrohe Witwe, die sich zwischen ihren dem Amusement dienenden amourösen Verwicklungen auch noch darum kümmern muss, ihre Tochter möglichst vorteilhaft unter die Haube zu bringen. Und das ist schön anzuschauen (diese gut aussehenden Menschen in ihren vorteilhaften Garderoben!), schön anzuhören (diese gewitzten und geschliffenen Dialoge!) und darüber hinaus ein herrliches Spiel mit doppeltem Boden mit dem Medium Film an sich. Denn wenn zB eine neue Figur eingeführt wird, so wird diese dem Publikum erst mal in einer Frontalaufnahme präsentiert samt Namen, Verwandtschafts- bzw. Bekanntschaftsverhältnis sowie einer sarkastischen Anmerkung zur Person. Jeder bekommt sein Fett weg. Und so versteht sich der Film nicht nur als akkurates Kostümdrama, sondern gleichzeitig als augenzwinkernder und phasenweise extrem witziger Kommentar auf das ganze Genre. Eine sehr gelungene Jane Austen-Verfilmung, mit der wohl die Autorin selbst auch ihren Spaß gehabt hätte, und eine große Rolle für Kate Beckinsale, um die es in den letzten Jahren leider sehr still geworden ist. Man wünscht sich, dass sie mehr von diesen wunderbaren Rollen angeboten bekommt.

 


7,5
von 10 Kürbissen

Neruda (2016)

Regie: Pablo Larraín
Original-Titel: Neruda
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Biopic, Krimi, Drama, Komödie
IMDB-Link: Neruda


Luis Gnecco spielt Pablo Neruda, den großen Volksdichter Chiles und einen der bedeutendsten Vertreter des Kommunismus. Dieser tritt in den Augen der Machthaber etwas zu vehement gegen das herrschende Regime auf und wird so seines Amtes als Senator enthoben und soll verhaftet werden. Neruda flüchtet, geht mit seiner Frau Delia (Mercedes Morán) in den Untergrund, unterstützt von seinen Parteifreunden. Der Polizist Oscar Peluchonneau, gespielt von Gael García Bernal, heftet sich an seine Fersen. Der sinnliche Liebes- und Lebensmensch Neruda hat keine Lust darauf, sich wie ein Käfer zu verkriechen, und so entspinnt sich rasch ein amüsantes wie spannendes Katz-und-Maus-Spiel. Ich muss zugeben, ich tat mir anfangs trotz der großartigen Darstellerleistungen und der extrem intelligenten Dialoge etwas schwer, in den Film hineinzufinden, denn Vieles schien mir überzeichnet zu sein, maßlos übertrieben, überdramatisiert. Aber dann fiel der Groschen: „Neruda“ ist nicht einfach ein politisches Bio-Pic, sondern vielmehr (auch) eine vergnügliche Hommage an den Film Noir und die Hard-Boiled-Detektivgeschichten der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Spätestens wenn der knallharte, wortkarge Polizist Peluchonneau (herrlich missverstanden in einer Szene, als ein Mann seinem Gutsherrn die Ankunft des Polizisten ankündigt und auf dessen Frage, was denn der für einer sei, antwortet mit: „Halb Idiot, halb Arschloch“) über seine eigene Rolle in Nerudas Geschichte zu reflektieren beginnt, löst sich das Vexierspiel zwischen den Genres auf, und der Film steuert auf einen grandiosen Showdown im Schnee der Anden hin. Kluges, großes und herrlich selbstironisches Kino.


8,0
von 10 Kürbissen

Radio Dreams (2016)

Regie: Babak Jalali
Original-Titel: Radio Dreams
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Komödie, Musikfilm
IMDB-Link: Radio Dreams


PARS Radio ist ein iranischer Radiosender in San Francisco, der die erste afghanische Alternative Rock-Band Kabul Dreams (gibt es wirklich) zu einer Session mit der US-Metal-Band Metallica (gibt es auch) eingeladen hat. Mr. Royani (Mohsen Namjoo), der Programmdirektor, war einst ein gefeierter Autor im Iran und muss sich nun mit amateurhaften Mitarbeitern, dummen Werbe-Einspielungen, einer Carlos Valderrama-Gedächtnis-Frisur in Grau und einem vagen Gefühl des Heimwehs herumplagen. Beckett hat einst „Warten auf Godot“ geschrieben. Dieser zauberhafte, sehr lakonische Film ist „Warten auf Metallica“. Der Tag vergeht. Das Programm geht zur Neige. Man muss improvisieren. Da draußen, außerhalb der sicheren Räume des Radiosenders, befindet sich eine fremde, einschüchternde Welt (was ausnahmsweise mal nicht an Metallica liegt). Und allmählich begreift man als Zuseher das Thema des Films: Das Fremde. Die Suche nach Identität, das Leben in der Diaspora, wo die Träume an den Mauern der Stadt zerschellen. „Radio Dreams“ ist witzig, hintersinnig und melancholisch. Und fühlt sich kurioserweise trotz aller Fremdheit trotzdem sehr vertraut an. Vielleicht, weil die Musik auch das Fremde miteinander verknüpft. Und das weiß schließlich auch Lars Ulrich, seines Zeichens nach Schlagzeuger von Metallica.

 


8,0
von 10 Kürbissen

Scarred Hearts – Vernarbte Herzen (2016)

Regie: Radu Jude
Original-Titel: Inimi cicatrizate
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Drama, Biopic
IMDB-Link: Inimi cicatrizate


Lose basierend auf dem Leben des jüdisch-rumänischen Schriftstellers Max Blecher erzählt Radu Jude in „Inimi Cicatrizate“ („Scarred Hearts – Vernarbte Herzen“) die Geschichte des Anfang zwanzigjährigen Dichters Emanuel, der 1937 in ein Sanatorium am Meer eingewiesen wird. Sein Krankheitsverlauf ist ein Auf und Ab, auch eine fragliche, undefinierbare Liebesgeschichte bahnt sich an, draußen in der Welt macht sich gerade ein gewisser Hitler daran, die Welt in Brand zu stecken, was aber innerhalb der geschützten Welt des Sanatoriums fast gleichgültig wegdiskutiert wird zwischen Juden und Antisemiten, die aufgrund ihrer eigenen persönlichen Krankheitsschicksale der Weltpolitik nicht übermäßig Beachtung schenken, man sitzt ja hier im gleichen Boot. Parallelen zu Thomas Manns „Zauberberg“ drängen sich auf. Die Dialoge sind toll und voller hintergründigem Witz (auch hier kann man durchaus den Quervergleich zu Thomas Mann ziehen), die Ausstattung spiegelt die Zeit, in der die Geschichte spielt, eindrucksvoll wider, und doch macht es der Film dem geneigten Zuseher schwer, Zugang zu finden. Zu viel will Radu Jude in seinem teils grotesk überzeichneten Biopic-Drama erzählen, zu langsam tut er es, zu wenig steckt dann letzten Endes dahinter. Nicht schlecht, aber wenn man nicht völlig fit in diese filmische Tour de Force über die Macht der Vergänglichkeit geht, droht Gefahr, im Verlauf der fast 2,5 Stunden Spielzeit selig wegzuschlummern.

 


6,0
von 10 Kürbissen

Yourself and Yours (2016)

Regie: Hong Sang-soo
Original-Titel: Dangsinjasinwa dangsinui geot
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Drama
IMDB-Link: Dangsinjasinwa dangsinui geot


Der südkoreanische Film „Dansisitzgmpftz Dingsda …“ (ich glaube, ich halte mich lieber an den englischen Verleihtitel „Yourself and Yours“) behandelt ein junges Paar. Sie trinkt offenbar gerne mal einen über den Durst, er findet das nicht so toll, und als er Gerüchte aufschnappt, dass sie trotz gegenteiligem Versprechen öfter mal ohne ihn einen zwitschert, konfrontiert er sie damit, sie streiten, sie streitet alles ab, schreitet von dannen und fortan bestreitet er seine Tage allein, jammert seine Freunde mit traurigen Liebeskummersonaten voll, und einen verletzten Fuß hat er plötzlich auch noch – vielleicht ist ihm ja der Liebeskummer in den großen Zeh gefahren. Sie wiederum verhält sich seltsam, kennt ihre Bekannten nicht mehr, um dann doch mit ihnen in die Kiste zu springen, die Geschichte plätschert vor sich hin, ohne wirklich Gefahr zu laufen, interessant zu werden, es werden Nudeln geschlürft, manchmal darf man schmunzeln, und südkoreanische Tauben sehen genauso aus wie Wiener Tauben. Eh ganz okay. Warum Hong Sang-soo aber zu den renommiertesten südkoreanischen Regisseuren dieser Tage gezählt wird und regelmäßig Einladungen zu den Wettbewerben der größten Filmfestivals der Welt erhält, erschließt sich mir anhand dieses Films jedenfalls nicht so ganz.

 


5,0
von 10 Kürbissen

Graduation (2016)

Regie: Cristian Mungiu
Original-Titel: Bacalaureat
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Drama, Krimi
IMDB-Link: Bacalaureat


Cristian Mungiu zählt zu den renommiertesten rumänischen Regisseuren derzeit. Überhaupt passiert cineastisch in den letzten Jahren viel Spannendes in jenem Land, das man sonst in der Regel erst mal mit einem bleichen, spitzzahnigen Grafen mit einem eher ungewöhnlichen Appetit verbindet. Abseits von Gothic Horror präsentiert sich das rumänische Kino aber mit sozialrealistischen und viel diskutierten Beiträgen auf den Filmfestivals und in den Kinos dieser Welt. In Cristian Mungius „Bacalaureat“ geht es um eine Familie in Cluj (Siebenbürgen, womit wir wieder beim gut gekleideten Grafen mit dem Blutdurst wären), der Vater ein anerkannter Arzt, die Tochter kurz vor ihren Abschlussprüfungen und mit einem Stipendium für Cambridge in der Tasche, sofern sie diese Prüfungen nicht versaut, die Mutter depressiv. Am Tag vor der ersten Abschlussprüfung wird das Mädchen auf dem Schulweg von einem Unbekannten angegriffen und beinahe vergewaltigt. Als Folge dessen ist sie verständlicherweise neben der Spur und bringt nicht die für das gute Abschlusszeugnis nötige Leistung bei der Prüfung. Der Vater beschließt, einzugreifen. Wir sind ja schließlich in Rumänien, und auch wenn der Vater versucht, ein aufrechtes und ehrbares Leben zu führen (Dass er eine jüngere Geliebte hat? Na ja, man kann ja trotzdem noch anständig sein. Hüstel) und gegen die Korruption anzukämpfen, wenn es um die eigene Tochter geht, muss man sich solche Dinge wie Ehre und Anstand halt noch mal genau durchdenken. Und so entspinnt sich ein Drama rund um moralische Werte und deren, sagen wir mal, „Flexibilität“, und im großen Ganzen dann auch um die um sich greifende Korruption. Wobei: Nein, korrupt ist hier keiner, alle sind nur freundlich zueinander. Der Film wirft viele wichtige Fragen auf, ist gut gespielt und hat auch eine interessante Story. Dennoch ist er nicht frei von Schwachpunkten. Zum Einen mal wieder die Länge. Die Geschichte hätte man durchwegs kompakter erzählen können. Zum Anderen hatte ich mit dem Film das gleiche Problem wie mit allen rumänischen Filmen, die ich bisher gesehen habe: So dramatisch und einschneidend auch die Ereignisse sind, die Geschichte wird immer sehr distanziert und kühl erzählt, ich werde einfach nicht emotional mitgenommen. Es sind gute, wohl auch wichtige Filme, aber sie bleiben dennoch nicht so richtig hängen bei mir.

 


6,5
von 10 Kürbissen

Elle (2016)

Regie: Paul Verhoeven
Original-Titel: Elle
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Krimi, Thriller, Drama, Erotik
IMDB-Link: Elle


Die grandiose Isabelle Huppert spielt in Paul Verhoevens Film eine Frau, die scheinbar nichts aus der Fassung bringt. Sie ist erfolgreiche Managerin einer Entwicklungsfirma für Computerspiele, sarkastische Tochter, geduldige Mutter, souveräne Ex-Partnerin … und fast gleichgültiges Vergewaltigungsopfer. Soweit die Ausgangsbasis für einen Thriller, der zunächst mit einer unglaublich starken Frauenrolle aufwartet, dann aber mehr und mehr in konventionelle Muster verfällt und aus diesen dann nicht anders auszubrechen weiß als auf Verhoeven-Art: Provokant, möglichst verstörend und schockierend. Gähn. Immer wieder fühlt man sich an Basic Instinct erinnert, und Paul Verhoeven opfert die Glaubwürdigkeit und Authentizität seiner Figuren auf dem Altar des Schock-Moments. Das ist jammerschade, denn die erste Hälfte des Films ist wohl das Beste, was er jemals gedreht hat. Isabelle Huppert ist, wie gesagt, überragend, sie wurde für ihre grandiose Leistung auch mit einer Oscar-Nominierung gewürdigt, aber auch ihre Figur leidet am Ende unter dem Verhoeven’schen Ziel, das Publikum möglichst durchzurütteln. Ja eh. Kennen wir schon. Ein wenig mehr Altersmilde und Subtilität würde Verhoevens Werk wirklich gut tun, aber in diesem Film bringt er das (noch) nicht. Ein Film mit durchaus vielen guten Ansätzen und auch in den schwächeren Momenten durchaus sehenswert, aber zu deutlich sehe ich das Potential, das Verhoeven hier liegen gelassen hat.

 


7,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen)

Split (2016)

Regie: M. Night Shyamalan
Original-Titel: Split
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Thriller, Horror
IMDB-Link: Split


An kaum einem anderen Regisseur scheiden sich so sehr die Geister wie an M. Night Shyamalan. Während „The Sixth Sense“ zurecht als einer der besten Mystery-Thriller aller Zeiten bezeichnet wird, hat er mit „The Lady in the Water“ und anderem Unfug für größte Verwirrung unter dem Kinopublikum gesorgt. Um es mit einem beliebten Zitat aus „Forrest Gump“ zu sagen: „M. Night Shyamalans Filme sind wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man bekommt.“ Was man bei Split bekommt, sind zwar keine edel glacierten Trüffelpralinen, aber ein solides Stück Milchschokolade. Ein bisserl fad vielleicht, aber ja, zum Naschen zwischendurch reicht’s. Das liegt vor allem an James McAvoy, der als Mann (und gelegentlich Frau) mit 21 verschiedenen Persönlichkeiten, die sich einen Körper teilen, schauspielerisch so richtig aufdrehen darf. Für so eine Rolle braucht es einen Kapazunder wie den vielseitigen Schotten. Gut, ein Daniel Day-Lewis hätte vermutlich noch 30 Persönlichkeiten mehr herausgeholt, aber an James McAvoy liegt es nicht, dass auch dieses Werk von M. Night Shyamalan nur mit gemischten Kritiken aufgenommen wurde. Ein Problem ist die doch sehr vorhersehbare und überraschungsfreie Story. Gerade diesbezüglich hätte man vom Autor von „The Sixth Sense“ und „Unbreakable“ mehr erwartet. Auch die Schauspielerinnen, die die jungen Teenager-Mädels spielen, die in die Fänge des Herrn mit den vielen Facetten geraten, bieten keinen Mehrwert. Sie sehen hübsch aus. Aber sie sind austauschbar wie Figuren in einem handelsüblichen Teeny-Slasherfilm. Auch die Rückblenden in die Vergangenheit des einen Mädels, das ein bisschen mehr Hirn mitbringt, sind unnütz und tragen nicht zur Erhellung bei. Aber: „Split“ ist dennoch kein schlechter Film. Er unterhält, er hat mit der Darbietung von James McAvoy ein kleines schauspielerisches Glanzlicht und bietet ein interessantes Setting. Aber gemessen an dem, was Shyamalan schon gezeigt hat, ist er leider eine weitere Enttäuschung.


5,5
von 10 Kürbissen