2018

Chaos im Netz (2018)

Regie: Phil Johnston und Rich Moore
Original-Titel: Ralph Breaks the Internet
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Animation
IMDB-Link: Ralph Breaks the Internet


Ralph aus Ralph reichts ist mit seinem Leben sehr zufrieden. Er hat sich mit seiner Arbeit, die darin besteht, ein Gebäude zu zerstören, das sein Kumpel Fix-It Felix wieder aufbauen muss, abgefunden, und mit Vanellope hat er eine richtig gute Freundin an seiner Seite. Seit sechs Jahren läuft alles super. Doch Vanellope langweilt sich. In ihrem Spiel Sugar Rush ist sie unangefochtene Nummer Eins und gewinnt die Rennen spielend. Eine Challenge wäre fein. Und Ralph, ganz der gute Freund, der er immer schon sein wollte, besorgt ihr diese – nicht ahnend, damit eine Kette von Ereignissen loszutreten, die nicht nur sein Leben, sondern das aller Menschen verändern wird. Denn Vanellope und Ralph landen im Internet, wo sie versehentlich Chaos verursachen. Die Grundidee von „Ralph reichts“ war dermaßen originell, dass es eine Fortsetzung erst einmal schwer hat. Und es braucht auch eine Weile, bis „Chaos im Netz“ in die Gänge kommt. Dann aber macht der Film zunächst verlorenes Terrain locker wieder wett durch eine herrliche Scheiß-mir-nix-Attitüde und ungeahnte Selbstironie beim großen Mäusekonzern. Die zweite Hälfte des Films ist frech, turbulent und saukomisch. Die Story selbst bleibt zwar recht konventionell, die Jagd nach einem MacGuffin gehört nun wirklich nicht zu den modernsten Erfindungen des Kinos, aber dank des zügellosen Witzes funktioniert „Chaos im Netz“ sowohl als Fortsetzung als auch als eigenständiger Film. Und wartet auf die Abspannszene – da pfeifen die Produzenten noch mal so richtig auf Political Correctness und Disneys Wertekatalog und beenden den Film wortwörtlich mit einem Knall.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Tomb Raider (2018)

Regie: Roar Uthaug
Original-Titel: Tomb Raider
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Abenteuerfilm, Action
IMDB-Link: Tomb Raider


Herrschaftszeiten! Jetzt habe ich schon in Die Mumie geschrieben, dass man besser keine antiken Gräber öffnet, und was macht nun dieses ungestüme Mädel namens Lara Croft? Ja, genau das! Und dann rennen wieder alle wieder wie aufgescheuchte Hühner durch die Gegend, ballern sich gegenseitig ab und haben alle Hände voll zu tun, das eigene Überleben zu sichern, während man gleichzeitig das Ende der Welt abwenden muss. Geschieht euch recht! Aber immerhin hat das Publikum was zum Staunen, denn der Sixpack, den sich Alicia Vikander für ihre Interpretation des feuchten Gamer-Traums antrainiert hat, ist nicht von schlechten Eltern. Damit lässt es sich ganz ausgezeichnet im Dschungel herumhüpfen und harte Kerle im Nahkampf auf die Matte legen. Dass das selbst einer Lara Croft nicht automatisch einprogrammiert ist, sondern sie erst zur toughen Heldin reifen muss und gelegentlich auch mal falsche Entscheidungen trifft, macht die Sache glaubwürdig und sehr sympathisch. Überhaupt ist die Action zwar rasant inszeniert, aber nicht so over the top, dass physikalische Grundgesetze außer Kraft gesetzt werden. Das alles wirkt recht organisch. Die Story selbst, so fantastisch sie auch anmutet, bekommt am Ende auch noch einen schönen Twist, den man gerne mitgeht. Viel Liebe hat die Neuauflage der Lara Croft-Verfilmungen ja nicht bekommen, aber objektiv betrachtet macht diese Origin-Story im Rahmen ihres Genres (rasanter Abenteuerfilm ohne großen Anspruch) nicht viel falsch und unterhält zwei Stunden lang sehr gut. Ja, Angelina Jolie hatte die größeren Hupen, aber Jungs, das allein macht eben keinen guten Film aus. Alicia Vikander kann gerne Lara Croft bleiben.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Ilzek Kitshoff – © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Maze Runner – Die Auserwählten in der Todeszone (2018)

Regie: Wes Ball
Original-Titel: Maze Runner: The Death Cure
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Science Fiction, Action, Abenteuerfilm
IMDB-Link: Maze Runner: The Death Cure


Teil 2 der „Maze Runner“-Trilogie war eine ziemliche Zumutung, und man sollte meinen, dass es danach nur bergauf gehen könne. Aber falsch gedacht. Das Chaos, das Wes Ball im zweiten Teil im Kopf der Zuseher gestiftet hat, findet in Teil 3 seine konsequente Fortsetzung, und schnell wird klar, dass die eigentlich interessante Eingangsprämisse aus Teil 1 vollends gekübelt wird zu Gunsten eines Actionfeuerwerks, das wirklich niemand gebraucht hat. Beim Zusehen beschleicht einen das Gefühl: Die Produzenten haben das Ding zu Ende gebracht, weil es immer noch ein bisschen Geld einspielt und der harte Kern der Fanbase, der tatsächlich bis zum Schluss durchgehalten ist, sonst nervös wird. Story? Brauchen wir nicht. Es reicht, wenn es fetzt und kracht und am Ende Häuser einstürzen und die hölzernen Protagonistinnen und Protagonisten bedeutungsvoll ins Leere blicken können. Emotionen hätten dem Film wohl gut getan, doch soweit kommt es an keiner Stelle, wurscht, wer gerade ins Gras beißt. Selbst das dramatische Finale löst bestenfalls Schulterzucken aus – zu egal ist einem das ganze Tschimmbumm geworden. Da kann sich das Drehbuch noch so sehr bemühen, Kapriolen zu drehen und Twists wie Maschinengewehrsalven rauszuschießen – man ist dessen irgendwo zwischen Teil 1 und Teil 2 einfach müde geworden. Und ganz ehrlich: Ein Drehbuch, das versucht, nur über möglichst unvorhersehbare Twists zu punkten, die sich auch noch gegenseitig ständig übertrumpfen müssen, kaschiert damit mehr schlecht als recht nur die eigene Leere. Wes Ball hat mich mit seiner Trilogie jedenfalls nur von einem überzeugen können: Keinen Wes Ball-Film mehr in absehbarer Zukunft sehen zu wollen. Operation gelungen, Patient tot.


3,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Photo Credit: Courtesy Twentieth – © TM & © 2017 Twentieth Century Fox Film Corporation. Quelle http://www.imdb.com)

Spider-Man: A New Universe (2018)

Regie: Bob Persichetti, Peter Ramsay und Rodney Rothman
Original-Titel: Spider-Man: Into the Spider-Verse
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Animation
IMDB-Link: Spider-Man: Into the Spider-Verse


Ein wenig überraschend war es ja schon, dass „Spider-Man: A New Universe“ bei der Oscarverleihung 2019 die hoch gehandelte Konkurrenz von Disney („Chaos im Netz“) und Pixar („Die Unglaublichen 2“) in die Schranken weisen konnte und das Trio Bob Persichetti, Peter Ramsay und Rodney Rothman den Goldjungen mit nach Hause nehmen durften. Zumal selbst der ehemalige Viennale- und Filmmuseum-Direktor Alexander Horwath den Film mit Wohlwollen aufgenommen hat – und dessen Geschmack überschneidet sich nur gelegentlich mit jenem der Academy, wie schon in unzähligen Oscarnacht-Moderationen bewiesen. Aber gut, „Spider-Man: A New Universe“ war für die Academy der beste Animationsfilm des Jahres 2018. Und diese Einschätzung kann ich auch gut nachvollziehen, wenngleich mein haushoher Favorit Wes Andersons Meisterwerk Isle of Dogs gewesen wäre. Aber „Spider-Man: A New Universe“ ist ein klug gemachter, origineller Croudpleaser. Klug gemacht und originell deshalb, weil er es als vielleicht erster breitenwirksamer Animationsfilm verstanden hat, das Medium Comic auf das Medium Film zu übertragen, ohne zu deutliche Kompromisse eingehen zu müssen. Und ein Croudpleaser war er allein schon wegen seines Themas: Alle lieben Spider-Man, die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft. Und dazu kommt, dass die Story mit Blick auf Diversität und Inklusion umgesetzt ist, ohne das aber dick auftragen zu müssen. Miles Morales ist einfach ein sympathischer Teenager, der meist das Richtige will, aber gelegentlich halt auch mal das Falsche macht. Witzig wird es vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem er unerwartete Unterstützung aus parallelen Universen bekommt. Die Action ist temporeich umgesetzt, der Film höchst unterhaltsam, und ich reihe mich ein in die Riege jener, die schon gespannt auf die Fortsetzung warten – mit der leichten Sorge, dass diese fast zwangsweise nicht mehr die Originalität des ersten Films erreichen kann. Aber lassen wir uns überraschen.


7,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

The Christmas Chronicles (2018)

Regie: Clay Kaytis
Original-Titel: The Christmas Chronicles
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Komödie, Weihnachtsfilm, Abenteuerfilm
IMDB-Link: The Christmas Chronicles


Im Leben eines profilierten Schauspielers kommt unweigerlich der Punkt, an dem er sich einen Bart wachsen lässt und Santa Claus spielt. Nun ist Kurt Russell dran, und abgesehen von der fehlenden Wampe (die im Film auch exzessiv thematisiert wird) gibt er einen richtig guten Santa Claus ab. Ein bisschen grimmig, ein bisschen arg von sich überzeugt, aber auf der Höhe der Zeit und mit der Schnelllebigkeit des modernen Lebens vertraut. Und alles würde seinen gewohnten Gang nehmen wie jedes Jahr zu Weihnachten, würden nicht die beiden Kinder Teddy und Kate (Judah Lewis und Darby Camp) mit ihrem Versuch, den Weihnachtsmann auf Video zu bannen, dazwischenfunken. Kurze Zeit später liegt der Schlitten in Trümmern, die Rentiere sind über ganz Chicago verstreut und der Sack mit den Geschenken ist verloren. Um Weihnachten noch zu retten, müssen sich Santa und seine beiden unfreiwilligen Gefährten zu einem Team zusammenraufen. „The Christmas Chronicles“ beginnt vielversprechend, und die erste halbe Stunde ist tatsächlich sehr charmant und stellenweise witzig. Dann nimmt der Film aber eine Talfahrt auf, die selbst Franz Klammer vor Neid erblassen lassen würde. Spätestens in der Szene, als die Kinder zum ersten Mal auf die Weihnachtselfen stoßen, hat mich der Film komplett verloren. Diese Elfen sind der Stoff, aus dem Kinderalbträume sind. Zudem passen sie nicht im geringsten zum Rest des Films. Dazu kommt noch eine komplett entbehrliche Musikeinlage im Knast, und so gut wie jede Szene schreit förmlich: „Seht mich an, ich bin verdammt noch mal der Weihnachtszauber, ihr hirnlosen Zombies vor der Glotze!“ Und darauf antworte ich: „Danke, aber nein danke.“ Dann lieber doch Hans Gruber zuschauen, wie er vom Dach des Nakatomi Towers fällt.


4,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Michael Gibson, Quelle http://www.imdb.com)

I Feel Pretty (2018)

Regie: Abby Kohn und Marc Silverstein
Original-Titel: I Feel Pretty
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Komödie
IMDB-Link: I Feel Pretty


Hollywood gaukelt uns vor, dass Menschen so aussehen wie Scarlett Johansson und Brad Pitt. Die meisten sehen aber aus wie Elfie Maier und Karl Pospisil. Elfie hat Hüftspeck, einen knallrot gefärbten Pagenkopf, der vielleicht irgendwann mal wieder modern werden könnte, und der violette Nagellack blättert schon leicht ab. Karl konnte sich nie von seiner Rotzbremse trennen, während oben das Haar schon schütter wird und die Augen hinter 8 Dioptrien-Aquarienbecken hervorstehen wie bei einem Toon aus „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“, wenn diesem ein Klavier auf den Kopf fällt. Und das ist auch gut so. Die meisten von uns sind eben mehr Elfie und Karl und weniger Scarlett und Brad. Renee (Amy Schumer), die für die im Keller gehaltene online-Abteilung eines Modegiganten arbeitet, hat damit aber ein Problem. Ihr fällt dann zwar kein Klavier auf den Kopf, aber a leichta Stessa, wie man bei uns sagt, am Fitnessgerät tut’s auch. Seitdem sieht sie sich selbst als die hübscheste, begehrenswerte Frau der Welt inklusive Modelfigur. Und voila: Ihr neues Auftreten öffnet ihr auch neue Türen, die beruflich bis zur Chefin des Kosmetikkonzerns selbst (eine herrlich verpeilte Michelle Williams) und privat zu Dates mit dem sympathischen Ethan (Rory Scovel) führen. Die sympathische Botschaft des Films ist: Du brauchst nicht die Bestätigung von außen, um mit dir zufrieden zu sein. Es ist alles auch eine Frage der Einstellung sich selbst gegenüber. Andererseits verschenkt der Film auch Potential, indem er sich so sehr auf die äußere Hülle und deren Wahrnehmung konzentriert und damit stellenweise seine eigene Botschaft unterläuft. Ja, der Film hat seine Momente, seine witzigen, die einen lauthals auflachen lassen, seine sympathischen, bei denen einem das Herz aufgehen. Unterm Strich ist „I Feel Pretty“ aber nichts, woran ich mich besonders lange erinnern werde.


5,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat:  Photo by Mark Schfer/Courtesy of STXfilms – © Motion Picture Artwork 2017 STX Financing, LLC, Quelle http://www.imdb.com)

Bird Box – Schließe deine Augen (2018)

Regie: Susanne Bier
Original-Titel: Bird Box
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Horror
IMDB-Link: Bird Box


Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass „Bird Box“ zum ultimativen Darwin Award-Bewerbungsverfahren wurde. Mit verbundenen Augen stürzte sich die Crème de la Crème der menschlichen Rasse in Schluchten, von Häusern und in Flüsse, nur weil gerade ein Hashtag #BirdBoxChallenge im Trend lag. Selbst Netflix warnte davor. Und das alles nur, weil Sandra Bullock mit zwei jungen Gfrastern mit verbundenen Augen einen Fluss hinunterfährt. Womit die Haupthandlung dann auch schon grob umrissen wäre. Der Rest ist Vorgeschichte, wie es zu diesem idyllischen Paddeltrip kam. Auslöser war fünf Jahre davor ein Massensuizid-Phänomen, das man schon bald mit seltsamen, vielleicht außerirdischen Wesen assoziierte. Wer auch immer diese Dinger ansah, schlug sich Sekunden später an der nächsten Tischplatte den Schädel ein. Die einzige Möglichkeit, dem zu entkommen: Nicht hinschauen. Also versammeln sich einige Überlebende (darunter John Malkovich und Jacki Weaver, die auch schon mal motivierter gespielt haben) in einem Haus und verdunkeln die Fenster. Passt soweit, immerhin hat man es kuschelig und ist nicht einsam. Auch die Fahrt zum nächstgelegenen Supermarkt gelingt dank GPS-Signal im Auto ganz leidlich, aber man sollte halt aufpassen, wen man sich ins Haus holt und wen besser nicht. Und so wird die Truppe erwartungsgemäß dezimiert, bis schließlich Sandra Bullock und die zwei Kids im Boot sitzen. Und das ist schon mal ein Problem, das der Film hat: Man weiß von Beginn an, worauf alles hinausläuft und wie die Geschichte ausgehen wird – der Mitleidfaktor mit den Protagonisten hält sich also in Grenzen. Dass das Ganze dann über eine Laufzeit von mehr als zwei Stunden ausgerollt wird, wirkt sich ebenfalls negativ aus. Hier wäre eine kürzere, prägnantere Erzählweise stimmiger gewesen. Und schließlich weist der Film genretypisch Logiklöcher auf, die ich von einer Könnerin wie Susanne Bier, immerhin Oscar-prämiert für „In einer besseren Welt“, nicht unbedingt erwartet hätte. Allerdings ist der Film als Horrorfilm gut verdaulich und kommt ohne böse Jump-Scares aus, was ich ihm hoch anrechne. So kann auch ein Schisser wie ich mal einen Horrorfilm genießen.

 


5,0
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: © 2018 – Netflix, Quelle: imdb.com)

Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit (2018)

Regie: Mimi Leder
Original-Titel: On the Basis of Sex
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Biopic, Drama, Politfilm
IMDB-Link: On the Basis of Sex


Vor Ruth Bader Ginsburg, die mit hartnäckiger Arbeit das ganze System ausgehebelt hat, das gesetzlich Frauen in den USA benachteiligt hat, und die es später sogar bis an den Supreme Court geschafft hat, ist fraglos eine eindrucksvolle Frau. Wer sich davon in Live-Bildern überzeugen möchte, dem lege ich sehr die Dokumentation RBG ans Herz. Fast zeitgleich mit dem dokumentarischen Porträt dieser außergewöhnlichen Dame erschien 2018 das Biopic „On the Basis of Sex“ von Mimi Leder mit Felicity Jones in der Hauptrolle. Darin geht es um den bedeutenden Fall aus den 70ern, als Bader Ginsburg einen Mann vor Gericht vertrat, der aufgrund seiner Geschlechtszugehörigkeit diskriminiert wurde – als es um den steuerlichen Abzug von Pflegegeld ging. So unscheinbar dieser Fall auch scheint, er war letztlich jener Stein, der die Abschaffung von Diskriminierung nach Geschlechtern ins Rollen gebracht hat. Und natürlich ist ein solcher Stoff ein dankbares Sujet, um ein flammendes Plädoyer für Gleichberechtigung zu halten, das in unserer heutigen Zeit immer noch notwendig erscheint. Insofern kann man dem Film nicht abstreiten, relevant zu sein. Leider ist die Umsetzung nur mäßig gelungen. Zu sehr folgt Mimi Leder den ausgetretenen Pfaden des Biopics und arbeitet brav Kapitel für Kapitel bis zum entscheidenden Punkt, nämlich der Urteilsverkündung, ab und folgt der Blaupause für biographische Filme bis auf den kleinsten Punkt. Das heißt nicht, dass der Film nicht unterhaltsam sein kann – eine mit Herz spielende Felicity Jones, ein gut aufgelegter Armie Hammer als Ehemann und Staranwalt im Steuerrecht sowie die inhaltliche Brisanz des Films an sich reichen aus, um über die volle Spielzeit von 2 Stunden gern dabei zu bleiben, aber leider gehört „On the Basis of Sex“ auch zu jenen Filmen, die man sofort nach dem Ansehen auch wieder vergisst. Dann lieber gleich die Doku ansehen, denn sowohl jener Film auch die echte Ruth Bader Ginsburg geben viel mehr her, als es Mimi Leders Film vermag.


5,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)

Game Night (2018)

Regie: John Francis Daley und Jonathan Goldstein
Original-Titel: Game Night
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Komödie, Krimi
IMDB-Link: Game Night


„Game Night“ von John Francis Daley und Jonathan Goldstein hätte das Zeug zu einem absolut nervigen Film, denn dass der Film auch nur irgendeine Neuigkeit bringt, darauf wartet man vergebens. Hier entpuppt sich plötzlich ein Krimispiel mit Freunden als reales Abenteuer, und die hysterischen Spieler finden sich in Verfolgungsjagden mit Mafia-Gangstern wieder mit all den erwartbaren Verwechslungs-Slapstick-Momenten. „The Game“ von David Fincher lässt grüßen, nur dass der seinen Stoff gleich konsequent als Thriller angelegt hat und nicht als seichte Krimikomödie. Ob Rachel McAdams und Jason Bateman, die sich generell eher dem leichteren Unterhaltungsfach zugehörig fühlen (vor allem letzterer), unter der Regie von Fincher geglänzt hätten? Man kann darüber nur spekulieren. Aber in „Game Night“ funktioniert die Mischung aus spießigen Spielesüchtlern und Mafia-Action erstaunlich gut. Zwar ist der Plot wie zu erwarten sehr vorhersehbar und nicht alle Gags zünden, zumal viele von ihnen mit Ansage kommen, aber die Hauptfiguren sind sympathisch, gut besetzt und haben eine gute Chemie miteinander, das Tempo wird konsequent hoch gehalten und die Macher schrecken nicht vor dem Einsatz von Kunstblut zurück, wenn es das für die Geschichte braucht. Und plötzlich findet man sich kichernd vor dem Fernseher wieder und hat einfach eine richtig gute Zeit. Für einen Popcorn-Filmabend sicherlich nicht die schlechteste Wahl.


6,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat:  © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc., Quelle: imdb.com)

Maria Magdalena (2018)

Regie: Garth Davis
Original-Titel: Mary Magdalene
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama, Historienfilm, Biopic
IMDB-Link: Mary Magdalene


Da regen sie sich auf, die rechten Socken: Der Simon Petrus ist ein Neger, das gibt’s ja gar nicht, ab da war der Film mein absoluter Hassfilm, ganz schlimm, so was sollte verboten werden! Dabei könnte man bei Garth Davis‘ Bibelfilm/Biopic „Maria Magdalena“ tatsächlich so einiges kritisieren. Nämlich den zähen Erzählfluss zum Beispiel. Die Geschichte schleppt sich dahin wie Moses durch die Wüste. Oder auch die arg idealisierte Darstellung der Maria Magdalena (Rooney Mara), die einfach so makellos ist, dass selbst Jesus neben ihr wie der ärgste Strizzi wirkt. Oder Jesus selbst, von Joaquin Phoenix arg weinerlich dargestellt. (Das erste Mal, dass ich einer Leistung von Joaquin Phoenix nichts abgewinnen kann, der ist ansonsten für mich eine sichere Bank für Bombenleistungen.) Irgendwie stolpert der Film durch seine zweistündige Laufzeit wie eine angeschossene Milchkuh (Zitat des Biathleten Christoph Sumann nach seinem von Krämpfen geplagten Zieleinlauf beim Olympia-Rennen 2010 in Vancouver). Pflichtbewusst werden die wichtigsten Ereignisses des Neuen Testaments abgeklappert, und man glaubt, es wäre interessant und subversiv, wenn man die Figur der Maria Magdalena als moralisches Gewissen des Fischervereins aufbauen, Judas als Sympathieträger positionieren und Petrus als unsympathischen Nörgler und Zweifler darstellen würde. Nein, es macht einen Film nicht interessant, wenn man Figuren ein klein wenig gegen die bekannten Rollen bürstet, aber ansonsten einfach wie bei Malen nach Zahlen von einem Pflichtfeld zum nächsten hatscht – und das noch in einem wirklich langsamen Tempo. Dafür, dass der schwarze Petrus bei den ganzen FPÖ- und AfD-Jüngern Schnappatmung hervorruft, würde ich dem Film ja gerne noch einen Extrapunkt geben, aber dafür ist er dann doch zu simpel, zäh und schlecht geraten.


4,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Quelle: imdb.com)