2023

Victim/Suspect (2023)

Regie: Nancy Schwartzman
Original-Titel: Victim/Suspect
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Victim/Suspect


Sexuelle Belästigung bzw. Vergewaltigung ist ein traumatisierendes Erlebnis, das tiefe Wunden in die Seelen schlägt. Zusätzliches Salz wird in diese Wunden gestreut, wenn man dem Opfer keinen Glauben schenkt. Doch wie verstörend und ungerecht muss es sich anfühlen, wenn man im Zuge der Ermittlungen, weil man mutig genug war, einen solchen Vorfall zur Anzeige gebracht zu haben, selbst vom Opfer zum Täter gemacht wird, wenn einem die ermittelnden Polizisten (und ja, ich bleibe hier bewusst bei der männlichen Form) unterstellen, man hätte die ganze Geschichte nur erfunden. Und plötzlich klicken die Handschellen, und man findet sich wegen angeblicher Falschaussage vor Gericht wieder. So ist es Hunderten von Opfern in den letzten Jahren in den Vereinigten Staaten ergangen. Anhand einiger exemplarischer Beispiele rollt hier die Journalistin Rachel De Leon diese Vorfälle auf und zeigt Missstände der polizeilichen Ermittlungen auf. Die Logik, die hier angedeutet wird, beläuft sich darauf: Wenn eine Verhaftung vorgenommen wird, ist der Ermittlungsakt erst einmal geschlossen, und man muss sich nicht länger damit beschäftigen. Und wenn ein Täter schon nicht greifbar ist, versucht man eben, das Opfer in Widersprüche zu verstricken, um dann eben eine Verhaftung aufgrund von Falschaussagen vornehmen zu können. Natürlich: Man möchte nicht unterstellen, dass diese Methodik im ganzen Land System hat, aber Rachel De Leon legt dar, dass es solche Fälle eben gibt. Leider ist die filmische Verarbeitung des Themas durch Nancy Schwartzman nur mäßig gelungen. True Crime ist ja derzeit ein sehr beliebtes Genre, doch wird der Dokumentarfilm nur allzu routiniert und spannungsarm heruntergearbeitet, was dem brisanten Thema leider auch die Schärfe nimmt. Man hätte hier durchaus mehr in die Tiefe gehen, die einzelnen Fälle konzentrierter bearbeiten können – es hätte für dieses Thema vielleicht eine eigene Mini-Serie gebraucht, die sich die Zeit nimmt, um einerseits den Opfern gerecht zu werden, und andererseits auch die Seite der polizeilichen Ermittlungen und der weiteren Verfolgung der Fälle vor Gericht näher zu beleuchten. Dies fehlt aber fast komplett. Insofern bearbeitet „Victim/Suspect“ als Dokumentarfilm zwar ein wichtiges Thema, man hat aber zu selten das Gefühl, dass der Film sein Thema so ernst nimmt, wie es eigentlich sein sollte.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat:© 2023 Netflix, Inc , Quelle http://www.imdb.com)

Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben (2023)

Regie: Robert Schwentke
Original-Titel: Seneca: On the Creation of Earthquakes
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Satire, Historienfilm, Biopic, Experimentalfilm
IMDB-Link: Seneca: On the Creation of Earthquakes


Wie passend, dass im Radio nach der Heimfahrt vom Kinobesuch „Bad Moon Rising“ von Creedence Clearwater Revival gespielt wurde. Der Text des Songs bietet eine wunderbare Zusammenfassung von Robert Schwentkes gewagtem Historien-Experimentalfilm, vor allem die Stelle „Hope you got your things together. Hope you are quite prepared to die“. Denn dieses Schicksal erwartet Seneca, Senator Roms, Lehrer Neros und allseits beliebter Gastgeber von Reich und Schön, die sich seine Lebensweisheiten reinziehen, bevor sie zu omnipräsenten Kalendersprüchen wurden. Denn Seneca ist in Ungnade gefallen, und der Bote Roms, der an seiner Haustür anklopft, stellt ihn vor die Wahl: Am nächsten Morgen kommt er wieder, um Senecas Leiche einzusammeln, oder aber er setzt Neros Wunsch persönlich um, was dann allerdings, wie er andeutet, einen grauslichen und langwierigen Leidensweg bedeuten würde. „Hope you got your things together. Hope you are quite prepared to die.“ Auch einen wortwörtlichen bad moon gibt es zuvor, denn Seneca hat für sein extravagantes Partyvolk vorab noch ein Theaterstück zum Besten gegeben, um ihnen ihre Dekadenz vor Augen zu führen, wobei er nicht vor drastischen Mitteln zurückschreckt, und genau am Höhepunkt dieser Inszenierung schiebt sich der Mond wie ein böses Omen vor die Sonne und verdunkelt die Welt. Doch ist Seneca ein Erleuchteter oder nicht vielmehr ein Heuchler, ein Hypokrit, wie im Buche steht? Selbst unermesslich reich geworden predigt er über Tugend, Anstand und Gnade, und sich nicht zum Sklaven des Reichtums zu machen, sondern Herr darüber zu sein. John Malkovich in der Titelrolle spielt diese zweideutige Gestalt, die vor dem reichen Publikum auf dicke Hose macht, doch im Grunde nur ein aufgeblasener, eitler Gockel ist, mit einer Präsenz, die es unmöglich macht, den Blick von der Leinwand zu wenden. Allerdings eine Warnung: Wer einen klassischen Historienfilm erwartet, ist hier falsch. Denn „Seneca – Oder: Über die Geburt von Erdbeben“ ist vielmehr eine auf Film gebannte Theaterinszenierung, in die immer wieder, wie als fernes Echo, die moderne Welt hineinhuscht – sei es durch Sonnenbrillen, Graffiti von Panzern oder der eindrücklichen Schlussszene, als Senecas Körper von einem Bagger verscharrt wird. Jede dieser Szenen bietet unterschiedliche Lesarten an, und es liegt am Zuseher selbst, was er daraus macht. Als gebürtiger Salzburger komme ich nicht umhin, Parallelen zu Hugo von Hofmannsthals Stück „Jedermann“ zu ziehen, in dem es ebenfalls über das Sterben des reichen Mannes geht. Am Ende sind wir allein und auf unsere intimsten Ängste und Instinkte zurückgeworfen, ganz gleich, wer man im Leben war. Um noch einen Songtext zu zitieren – hier nun die Erste Allgemeine Verunsicherung: „Der Tod ist ein gerechter Mann, ob’st oarm bist oder reich. ‚G’sturbn is g’sturbn‘, sagt der Wurm. Als Leich‘ is jeder gleich.“


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Lilli Kuschel, Quelle http://www.imdb.com)

Air: Der große Wurf (2023)

Regie: Ben Affleck
Original-Titel: Air
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Sportfilm, Biopic, Drama
IMDB-Link: Air


Zugegeben, ich habe einen kleinen Bogen um Ben Afflecks neuen Film gemacht. Wie spannend kann die Geschichte rund um die Entwicklung eines Sportschuhs sein? Und wird daraus nicht einfach nur ein Werbefilm für Nike? Tatsächlich ist der Stoff aber bei Affleck in guten Händen. Zusammen mit seinem alten Spezi Matt Damon in der Hauptrolle des Basketball-Gurus Sonny Vaccaro gelingt es ihm, daraus eine Geschichte von einem unkonventionellen Underdog zu machen, der den angestaubten Platzhirschen (in diesem Fall Converse und Adidas) mit Chuzpe die Stirn bietet. 1984 ist Nike nur die Nummer 3 unter den Basketballschuh-Herstellern. Die Aussicht auf Stars als lukrative Testimonials für das eigene Schuhwerk ist gering. Man begnügt sich mit den Krümeln, die Converse und Adidas übrig lassen. Genannter Sonny Vaccaro will genau das ändern. Er sieht in dem Rookie Michael Jordan das vielleicht größte Talent aller Zeiten und darin die große Chance für Nike. Alleiniges Problem: Michael Jordan will nicht mit Nike reden und trägt lieber Adidas. Der größte Clou von „Air: Der große Wurf“ ist es, das eigentliche Zentrum des Films, den kommenden Superstar Michael Jordan, komplett außen vor zu lassen. Er ist höchstens mal eine Silhouette im Hintergrund, verdeckt durch seine eigene Mutter (Viola Davis), die alleinige Ansprechpartnerin für Vaccaro und sein Team (darunter Ben Affleck als CEO Phil Knight, Jason Bateman als Marketingchef Rob Strasser sowie Chris Tucker als Howard White). „Air: Der große Wurf“ bietet in jeglicher Hinsicht deutlich weniger Heldenverehrung, als man erwarten würde – eine sehr emotionale, aber dramaturgisch großartig begleitete Rede von Vaccaro ausgenommen. Vielmehr erzählt der Film davon, wie man mit Mut, Witz und einer klaren Vision das scheinbar Unmögliche möglich machen kann, wenn man an sich selbst glaubt. Dazu gelingt es Affleck, die Zeit, in der der Film spielt, für den Zuseher wieder greifbar und erlebbar zu machen – ein Talent, das er schon in Argo unter Beweis stellen konnte. Er begnügt sich nicht damit, ein paar Gimmicks aus den 80er Jahren und einen entsprechenden Soundtrack aufzuwarten, sondern jede Kameraeinstellung, jedes Produktionsdesignelement atmet den Geist dieser Epoche. Allein diese Hingabe zum Detail macht „Air: Der große Wurf“ schon sehenswert. Alles in allem eine positive Überraschung und weitaus mehr als das erwartbare Marken-Pleasing. Ich bin nun schon gespannt auf die filmische Umsetzung der dramatischen Geschichte, wie aus Raider Twix wurde.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von ANACARBALLOSA/Ana Carballosa/Amazon Studios – © ANA CARBALLOSA, Quelle http://www.imdb.com)

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben (2023)

Regie: John Francis Daley und Jonathan Goldstein
Original-Titel: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Dungeons & Dragons: Honor Among Thieves


Gefühlt gibt es bei den Hollywood-Großstudios aktuell zur zwei Stoßrichtungen: Entweder bekannte Geschichten durch Prequels, Sequels oder Remakes auszulutschen, oder alternativ irgendwas mit Drachen machen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ fällt definitiv in die zweite Kategorie. Unter der Regie von John Francis Daley und Jonathan Goldstein, denen wir schon das durchaus amüsante Game Night verdanken (sie haben offensichtlich ein Faible für Spiele) versucht Chris Pine zusammen mit Michelle Rodriguez, Justice Smith und Sophia Lillis, wieder eine Bindung zu seiner Tochter aufzubauen, nachdem er die letzten Jahre aus beruflichen Gründen – der Mann ist Dieb und saß nach einem missglückten Coup ein – verhindert war und sich der Spross zusehends entfremdet hat. Onkel Hugh Grant (mit dem nur ihm möglichen breiten Grinsen) hat Papa den Rang abgelaufen, und weil das so nicht geht, muss Papa einen neuen Coup planen, um der Tochter klarzumachen, dass er zwar Scheiße gebaut hat, aber auch in die Pfanne gehaut wurde. Dazu braucht er eben seinen Trupp – eine kriegerische Barbarin mit goldenem Herz, einen talentbefreiten Zauberer und eine mürrische Gestaltwandlerin mit spitzen Ohren. Das klingt trashig, und das ist es auch. Aber Daley und Goldstein wissen das, und sie machen das Beste daraus: Einfach klotzen, Spaß haben und viel Ironie reinbringen. „Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“ ist nicht der intellektuellste Film des Jahres, aber er fährt ein hohes Tempo, bietet humorvolle Unterhaltung (ohne zu spoilern, aber auf die Idee mit dem Drachen muss man erst einmal kommen!) und ist irgendwie charmant-verpeilt. Allein die Geschichte rund um die Oberbösewichte, die roten Zauberer, hätte es so gar nicht gebraucht. Im Grunde tragen diese stereotypischen Finsterlinge rein gar nichts zur Story bei und sind oft sogar ein ärgerliches Hindernis auf einem sonst erfrischend lockeren Weg. Das versaut dann doch ein wenig eine (durchaus mögliche) höhere Bewertung. Aber für einen netten Popcorn-Abend ist der Film schon in Ordnung.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Paramount Pictures and eOne/Paramount Pictures and eOne – © 2022 Par. Pics. TM Hasbro., Quelle http://www.imdb.com)

Die drei Musketiere – D’Artagnan (2023)

Regie: Martin Bourboulon
Original-Titel: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Abenteuerfilm, Historienfilm
IMDB-Link: Les Trois Mousquetaires: D’Artagnan


Die Tatsache, dass Alexandre Dumas der Ältere nicht zählen konnte, verhinderte nicht, dass die Geschichte der drei Musketiere Athos, Porthos, Aramis und D’Artagnan zu wohl einer der ikonischsten der Menschheitsgeschichte wurde, gleichbedeutend mit der Odyssee, Krieg und Frieden und The Room. Es verwundert nicht, dass der Stoff zu den meistverfilmten überhaupt gehört, beginnend bereits 1921. Die Qualität dieser Verfilmungen kann man als uneinheitlich betrachten. Während nichts über die Comicserie „D’Artagnan und die 3 MuskeTiere“ aus den 80ern geht, Tim Curry in der Verfilmung von 1993 immer noch den besten Kardinal Richelieu ever mimte und ich eine unerklärliche Schwäche für „Der Mann in der eisernen Maske“ mit Leonardo DiCaprio habe, gibt es auch Beiträge, über die man lieber den (Leder-)Mantel des Schweigens breitet. Das ambitionierte zweiteilige französische Projekt unter der Regie von Martin Bourboulon reiht sich jedoch ein in die Reihe der gelungenen Verfilmungen, was zwei klugen Entscheidungen zu verdanken ist: Zum Einen versucht Bourboulon ein akkurates Bild des 17. Jahrhunderts zu zeigen, und da war nun mal nicht alles auf Hochglanz poliert, sondern die Straßen dreckig und matschig, vor allem, wenn es davor geschüttet hat wie aus Eimern. Zum Anderen ist der Cast perfekt besetzt. Ob Schönling François Civil als arroganter Jüngling D’Artagnan, Vincent Cassel als mit inneren Dämonen kämpfender Athos, Romain Duris mit einer Glanzleistung als moralisch flexibler Aramis, Louis Garrel als König Ludwig XIII. oder Eva Green in ihrer Evergreen-Rolle als Femme Fatale Milady de Winter – fast durchgängig kann der Cast überzeugen und facettenreiche, interessante Charaktere erschaffen. Allein Pio Marmaï als Porthos fällt etwas zurück, was aber auch der im Vergleich doch eher eindimensionalen Rolle geschuldet ist, und Vicky Krieps, die schon wieder eine Königin spielen darf, erhält auch nicht viel Gelegenheit, um zu zeigen, was in ihr steckt. Die Geschichte selbst ist soweit sattsam bekannt, die muss nicht erneut durchgekaut werden. Interessant sind immerhin die Abweichungen von der literarischen Vorlage, wenn in dieser neuen Variante nun Athos‘ Kopf auf dem Spiel steht und die verbliebenen Musketiere ihren inneren Sherlock Holmes channeln müssen, um den Lebensmüden davor zu retten, seinen Wunsch erfüllt zu bekommen. Die große Frage bei Neuverfilmungen ist ja immer: Schaffen diese Mehrwert? Und auch wenn wir erst bei der Halbzeit sind (Teil 2 kommt im Dezember 2023 in die Kinos), kann man als Zwischenfazit ziehen: Diese hier durchaus.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Sterne unter der Stadt (2023)

Regie: Chris Raiber
Original-Titel: Sterne unter der Stadt
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Drama, Liebesfilm
IMDB-Link: Sterne unter der Stadt


Seien wir ehrlich: Viel Wienerischer als „Sterne unter der Stadt“ kann ein Film nicht sein. Es geht um schräge Typen, um glühende Perry Rhodan-Fans, die nach den Sternen greifen wollen, aber unter der Erde im Fundbüro arbeiten, es geht um U-Bahnen (okay, es ist „nur“ die U2, für das ungeschönte Wien-Feeling empfehle ich eine Fahrt mit der U6 zwischen Floridsdorf und Westbahnhof) und es geht natürlich um die Liebe und um den Tod. Fehlt eigentlich nur noch der Zentralfriedhof als Schauplatz, aber gut, man kann nicht alles haben. Aber eben fast alles. Und wenn dann noch Verena Altenberger, eine der Größten ihrer Zunft, die wir aktuell haben, den Film mit ihrem unprätentiösen Spiel veredelt, ist das grantelnde Wiener Herz schon so gut wie gewonnen. Beziehungsweise erst einmal das von Alexander (Thomas Prenn), der eigentlich geschworen hat, sich niemals zu verlieben, um nicht dem tragischen elterlichen Schicksal zu folgen. Aber erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Und so entwickelt sich eine zarte, ja, fast schon kitschige Romanze zwischen Gleis 1 und Gleis 2. Und kaum hat man es sich so richtig bequem gemacht im plüschigen Kinosessel und wohlwollend die „Amelie“-Vibes aufgenommen, kommt der Wienerische Hang zum Morbiden durch, und man plagt sich mit schweren Schicksalsschlägen herum. Was ist der Film nun? Mehr Liebesfilm oder mehr Drama? Nun, der Film hält gut die Waage. Wie es im Leben halt so ist: Es gibt gute Tage, und es gibt schlechte Tage. Und manchmal muss man springen, auch wenn man Angst hat. „Sterne unter der Stadt“ ist ein schöner, ein melancholischer, ein durch und durch kitschiger Film, der das Publikum wohl gespalten zurücklässt, aber manchmal muss ein bisschen Zuckerguss sein, manchmal müssen bunte Schmetterlinge durchs Zimmer flattern und Blicke eine tiefere Bedeutung entfalten, als sie das in der Realität tun. Manchmal braucht es den Blick der Träumer.


7,0 Kürbisse

(Foto: http://www.filmladen.at)

Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023)

Regie: Peyton Reed
Original-Titel: Ant-Man and the Wasp: Quantumania
Erscheinungsjahr: 2023
Genre: Science Fiction, Action
IMDB-Link: Ant-Man and the Wasp: Quantumania


Das Marvel-Universum bietet eine seltsame Tierwelt. Da gibt es Spinnenmenschen, Schwarze Witwen, Bestien, Panther und eben auch einen Ameisenmenschen. Der macht sich gerne kleiner, als er ohnehin schon ist. Netter ist es ja auch, Auszeichnungen als „Angestellter des Jahrhunderts“ entgegenzunehmen und seine eigene Biografie zu signieren. Die Helden-Drecksarbeit dürfen gerne andere machen. Wenn einem die eigene Tochter die Ambitionslosigkeit an den Kopf wirft, wer kann es ihr verübeln? Durch ein schiefgelaufenes Experiment landen aber Ant-Man, seine Tochter, seine Partnerin und deren Eltern in einer Quantenwelt außerhalb von Raum und Zeit, ein Universum im Universum, und recht schnell wird klar, dass die Suche nach dem Heimweg nicht das einzige Abenteuer bleibt, das der Familienverband bestehen muss. Zwischenzeitlich müssen auch innerfamiliäre Differenzen ausgeräumt werden, wenn zum Beispiel Papa Ameise erfährt, dass seine Herzallerliebste, die selbst jahrzehntelang in der Quantenwelt verschollen war, dort nicht untätig geblieben und auf ihre Rettung gewartet hat. Bill Murray, mal wieder mit einem Kürzest-Auftritt, der allein schon ausreicht, um einen Film zu veredeln, kann ein Lied davon singen. Oder aber auch der Rivale, der am Horizont auftaucht und es den Helden der Avengers in den nächsten Filmen wohl schwermachen wird. „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“, das dritte Abenteuer von Paul Rudd und Evangeline Lilly unter der Regie von Peyton Reed, mag das Comichelden-Kino nicht neu erfinden und tut, was es tun soll: Den Auftakt zur nächsten Phase des Marvel Cinematic Universe einläuten und den neuen Hauptbösewicht vorstellen. Dass der Film aber so gemischt aufgenommen wird, ist aber nur schwer nachvollziehbar. Denn als spaciges Helden-Abenteuer im exotischen Setting mit grandioser Besetzung macht der neueste Ant-Man-Film vieles richtig. Teils wirkt er so, als hätte Peyton Reed einfach mal Lust gehabt, das kreative Creature Design der Star Wars-Filme in ein knallbuntes Universum zu packen und dieses mit einer guten Prise Humor zu würzen. Und ganz ehrlich: Das ist nicht die schlechteste Ausgangsbasis für einen Film. Wo man ein bisschen meckern darf: Der neue Oberschurke ist noch etwas uncharismatisch geraten. Aber gut, der wird jetzt wohl ein paar Filme Zeit bekommen, um sein Profil zu entwickeln und Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Mid- und End-Credit-Szenen deuten das schließlich schon mal an.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Jay Maidment/Jay Maidment – © 2022 MARVEL, Quelle http://www.imdb.com)