Animation

Ab durch die Hecke (2006)

Regie: Tim Johnson und Karey Kirkpatrick
Original-Titel: Over the Hedge
Erscheinungsjahr: 2006
Genre: Animation
IMDB-Link: Over the Hedge


Hätte ich nach optischen Ähnlichkeiten zwischen Bruce Willis und einem Tier gesucht, mir wäre der Waschbär nicht eingefallen. Wohl eher eine Schildkröte, aber die war in der Dreamworks-Produktion „Ab durch die Hecke“ schon durch Garry Shandling besetzt. Also musste Bruce eben den Waschbären sprechen. Dieser heißt Richie und hat eine kleinkriminelle Ader, die ihn in einen Konflikt mit dem Bären Vince (unverkennbar die Stimme von Nick Nolte) geführt hat. Er schuldet dem Bären dessen Vorräte an Süßigkeiten, Spielzeug und anderem Kram, was Bären eben so brauchen. Auf seinem Weg, die Gegenstände zu beschaffen, stößt er auf eine Gruppe von Wildtieren, die es sich im Wald gemütlich gemacht hat. Dieser Wald ist durch eine Hecke von einer Siedlung abgetrennt. Und der gerissene Waschbär Richie weiß: In einer Siedlung gibt es jede Menge Zeug und Vorräte. Warum also nicht die Führung des verschlafenen Trupps übernehmen und mit ihnen auf Raubzug gehen? Natürlich läuft nichts so, wie geplant, und Richie stürzt die tierische Diebesbande in Chaos, bevor am Ende der Story die Epiphanie wartet. „Ab durch die Hecke“ ist kein großer Wurf, doch sympathisch und temporeich erzählt. Mit der recht unverhohlenen Kapitalismuskritik erhält der Film eine zweite Ebene, sodass „Ab durch die Hecke“ auch für ein älteres Publikum interessant ist, doch geht es vorrangig um die Unterhaltungswerte, die vor allem durch rasantem Slapstick erzeugt werden. Damit mag der Film weniger gut altern als andere Animationsfilme seiner Zeit, die sich dann auf eben diese tiefere Ebene stützen können, aber das ist okay. Er ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein einfach gestricktes tierisches Vergnügen.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Rango (2011)

Regie: Gore Verbinski
Original-Titel: Rango
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Animation, Western
IMDB-Link: Rango


Chamäleons sind ja sehr anpassungsfähig. Vielleicht gehören sie nicht zu den mutigsten Tierarten, aber wenn man bei Gefahr immer schön mit dem Hintergrund verschmelzen kann, ist Mut auch gar nicht nötig. Doch ein verträumter Vertreter dieser Spezies wird eines Tages damit konfrontiert, dass man sich eben nicht aus jeder Situation wegducken kann, als er unversehens während einer Übersiedlungsfahrt aus dem Wagen geschleudert wird und in der Wüste landet. Dort trifft er schon bald auf die Einwohner einer heruntergekommenen Westernstadt, deren wichtigste Währung, Wasser, zu versanden droht. Auch der Bürgermeister kann hier nichts ausrichten, doch ernennt er Rango, wie sich die Echse nun nennt, zum Sheriff der Stadt, nachdem diese etwas zu sehr mit (erfundenen) Abenteuern geprahlt hat. Und Rango muss nun etwas in sich entdecken, das er bislang nie benötigt hat, nämlich den besagten Mut. „Rango“ von Gore Verbinski ist eine liebevoll animierte Western-Hommage, die das Thema des einsamen Retters in rauen Zeiten aufgreift und mit einem humorvollem Unterton belegt. „Rango“ ist kein Westernheld, und wenn ihm mal etwas Heldenhaftes gelingt, dann durch Zufall und Glück. Was aber nicht bedeutet, dass er nicht an diesen Erfahrungen wachsen kann. Gleichzeitig versieht Verbinski seinen Film aber mit einer klaren Kritik an Kapitalismus und Verschwendung, was „Rango“ auch elf Jahre später immer noch aktuell wirken lässt. Ja, den Western-Topos muss man mögen, damit der Film zündet, er ist damit schon recht speziell auf eine engere Zielgruppe zugeschnitten, aber wenn man sich darauf einlässt, ist an ihm nichts auszusetzen.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2011 – Paramount Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Pets (2016)

Regie: Chris Renaud und Yarrow Cheney
Original-Titel: The Secret Life of Pets
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Animation
IMDB-Link: The Secret Life of Pets


Was machen unsere Haustiere in der Zeit, in der wir nicht in der Wohnung sind? Meine These dazu war ja schon immer, dass unsere beiden Katzen die scharfen Miezen der Nachbarschaft einladen und eine heftige Party schmeißen. Anders ist nicht zu erklären, dass das Haus oft so derangiert aussieht, wenn wir nach Hause kommen, und die Katzen intensiv nach Kaffee und Speck riechen. Chris Renaud und Yarrow Cheney bestätigen in ihrem Animationsfilm „The Secret Life of Pets“ (der deutsche Titel hierzulande wurde eingedampft auf „Pets“) meine Theorie. Kaum sind die Besitzer außer Haus, gehen die Tiere ihren eigenen Interessen nach. Der majestätische Zuchtpudel entpuppt sich dabei schon mal als Metalhead, der Kanarienvogel sucht sich schöne Actionfilme a la „Top Gun“ raus und düst mit den Jets um die Wette, und die Katze gibt sich der Völlerei hin. Max, ein Jack Russell-Terrier mit Ödipus-Komplex, hat hingegen nichts Besseres zu tun, als sehnsüchtig auf die Heimkehr seiner Besitzerin zu warten. Und die kommt eines Tages mit einer bösen Überraschung nach Hause: Dem Neufundländer Duke, den sie aus dem Tierheim aufgegabelt hat und der es sich im trauten Heim so richtig gemütlich machen will, sehr zum Missfallen des eifersüchtigen Max. Der Versuch, sich des Problems zu entledigen, geht so richtig nach hinten los und plötzlich müssen sich Max und Duke durch die feindselige Stadt schlagen, mit debilen Häschern des Tierheims und einem wahnsinnigen Karnickel samt Entourage auf den Fersen. Zwergspitz Gidget, unsterblich in den faden Max verknallt (verstehe einer die Liebe!) trommelt ihrerseits einen bunten Rettungstrupp zusammen, um Max und Duke zu finden. „Pets“ ist ein harmloser Spaß, der Kinder gut unterhält und Erwachsene nicht komplett unterfordert, wenngleich er auch nie die Tiefe der zweiten Ebene eines Pixar-Films erreicht. Für eine Fortsetzung (die dann leider weniger geglückt ist, um es mal vorsichtig auszudrücken) hat es gereicht.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2016 – Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Cuties (2021)

Regie: Theo W. Scott
Original-Titel: Cuties
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Kurzfilm, Animation, Experimentalfilm
IMDB-Link: Cuties


Der handgezeichnete Kurzfilm „Cuties“ von Theo W. Scott ist durchaus als ambitioniertes Projekt zu bezeichnen. Innerhalb von nur 5 Minuten möchte Scott die conditio humana herausarbeiten, die inhärent in uns liegende Grausamkeit, zu der wir fähig sind, eingebettet in nicht weniger als die gesamte Menschheitsgeschichte. Man muss schon einen veritablen Knall oder überbordendes Selbstvertrauen haben, um sich so etwas zuzutrauen. In welche Kategorie Theo W. Scott fällt, kann ich nicht beurteilen, aber ich ziehe zumindest meinen Hut vor so viel Chuzpe. Und im Großen und Ganzen glückt das Experiment auch. „Cuties“ ist ein bunter und blutiger Trip, fast schon wie ein vorgelagertes Echo auf „Unicorn Wars“, der im Anschluss an diesen Kurzfilm im Rahmen des SLASH Filmfestivals gezeigt wurde. Für meinen persönlichen Geschmack ist „Cuties“ etwas zu verspielt, zu chaotisch, weniger wäre hier mehr gewesen (was sich allerdings nicht auf die Dauer des Films bezieht), aber dennoch eine interessante, surreale Erfahrung.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © Theo W. Scott, Quelle http://www.imdb.com)

Unicorn Wars (2022)

Regie: Alberto Vázquez
Original-Titel: Unicorn Wars
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Animation, Anti-Kriegsfilm
IMDB-Link: Unicorn Wars


Jeder findet Teddybären süß. Und Einhörner. Und bunte, quietschfidele Animationsfilme. All das bringt Alberto Vázquez in seinem Film „Unicorn Wars“ zusammen, doch dominiert schon bald eine ganz bestimmte Farbe auf der Leinwand: Blutrot. Denn er lässt seine putzigen Teddybären mit Pfeil und Bogen und Schwertern in den Krieg gegen die Einhörner ziehen, die die Teddys vor langer Zeit aus dem magischen Wald vertrieben haben. Seitdem verspüren die Bären Rachegelüste, und in ihrem heiligen Buch steht auch geschrieben, dass derjenige unsterblichen Ruhm erringen soll, der das letzte Einhorn getötet hat. Der Film folgt den beiden Teddybärenbrüdern Bluey und Tubby und deren Einheit auf ihrem Feldzug. Aus dem Pfadfinderausflug in den Wald wird schon bald blutiger Ernst, und es wird gemetzelt, dass selbst Quentin Tarantino überrascht die Augenbraue hebt. „Unicorn Wars“ ist auf den ersten Blick ein stilistisch sehr eigener, derber Spaß, der eine süß-klebrige Kinderwelt in einen Albtraum verwandelt. Doch den Film allein darauf zu beschränken, wäre zu kurz gegriffen. (Als ob die Behandlung von Genozid nicht schon genügend Tiefgang bieten würde.) Die kraftvolle Schlussszene macht nämlich noch einmal deutlich, worauf Vázquez eigentlich hinaus wollte mit seinem doch sehr speziellen Zugang. Und auch wenn das Ende etwas plakativ erscheint, so bietet es genügend Inhalt, um einerseits länger nachzuhallen und andererseits auch Diskussionen zu entfachen. Vielleicht einer der schrägsten Filme des Jahres, und sicherlich nicht für jeden Geschmack gedacht. Vor allem Einhornfans sollten sich gut überlegen, ob sie sich auf diesen Film einlassen möchten. Lohnen würde es sich jedoch schon.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle Slash Festival)

The House (2022)

Regie: Paloma Baeza, Emma De Swaef, Niki Lindroth von Bahr und Marc James Roels
Original-Titel: The House
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Animation, Fantasy, Episodenfilm
IMDB-Link: The House


Die Stop-Motion-Tricktechnik ist etwas für richtige Masochisten. Jedes einzelne Bild muss von Hand gebaut werden. Das ist nichts, was man schnell mal in zwei Wochen mit dem Handy abdrehen kann. Glücklicherweise finden sich auch heute noch genügend Spinner, die sich diese Arbeit antun. Denn die daraus resultierenden Ergebnisse sind oft von erstaunlicher Kreativität und einem ganz eigenen Charme – siehe Wes Andersons Meisterwerk Isle of Dogs oder das komplett irre The Old Man Movie aus Estland. „The House“, ein britischer Episodenfilm mit Beteiligung aus Belgien und Schweden, ist ein weiteres Beispiel dafür, dass diese Sisyphosarbeit, die mit einem Stop-Motion-Film einhergeht, oft ungeahnte Kreativität freisetzt, als würde die repetitive Arbeit, die Figuren Bild für Bild in minimalsten Bewegungsfortschritten in Szene zu setzen, einen Ausgleich in Originalität brauchen. Allein schon das Hauptperson der drei Episoden rund um ein herrschaftliches Prunkhaus ist so angelegt, wie man es heutzutage nur selten sieht. Hier bewohnen neben einer vierköpfigen Familie in der ersten Episode in weiterer Folge Ratten und Katzen in Menschengestalt das alte Haus. Erinnerungen an Kinderbücher von früher werden wach. Alle drei Episoden vereint, dass sie vom Niedergang erzählen. Niemand wird in dem Haus glücklich, und es ist Einfaches, in den Geschichten eine subtile Kritik am Drang nach Besitztum und Betongold zu sehen. Es wäre aber falsch, den Film nur darauf zu reduzieren. Denn es gibt so viel mehr zu entdecken. Da wären die unterschiedlichen stilistischen Ausrichtungen, die von viktorianischem Schauersetting in der ersten Episode über eine kühl-nüchterne, zeitgemäße Stilistik in Episode zwei bis zu einer dystopischen, am Ende auch an Steampunk erinnernde Ästhetik reicht – alles aber in den Gesamtkontext eingewoben, sodass das Werk wie aus einem Guss wirkt. Es gibt zwar einige Längen zu bemängeln, und nicht alles erschließt sich sofort beim ersten Ansehen – es bleiben Fragen offen, über die sich dann wunderbar diskutieren lässt – aber insgesamt ist „The House“ ein großer, mit viel Liebe für Details umgesetzter Wurf.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2021 Netflix, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

Apollo 10 1/2: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter (2022)

Regie: Richard Linklater
Original-Titel: Apollo 10 1/2: A Space Age Childhood
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Animation, Science Fiction, Komödie
IMDB-Link: Apollo 10 1/2: A Space Age Childhood


Wenn ich irgendwo Richard Linklaters Namen lese, werde ich schon mal hellhörig. Denn der Mann hat ein sehr gutes Gespür für emotional mitreißende Filme, die dabei jegliche Nähe zum Kitsch gekonnt vermeiden. Meistens witzig und originell und mit einer eigenen Sicht auf die Dinge. In „Apollo 10 1/2: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“ bedient sich Linklater mal wieder der Technik der Rotoskopie. Hierbei werden reale Aufnahmen in der Nachbearbeitung in einen Animationsstil überführt – das Verfahren selbst erinnert an das gute, alte Abpausen mit Transparentpapier. Im Falle von Linklater ist das Ganze natürlich ein wenig komplexer gehalten. Ziel ist es, die Realität auf das Wesentlichste zu reduzieren. Und apropos Reduktion: Die gibt auch die (sehr witzige) Hauptprämisse des Films vor. Die USA stehen kurz vor der Apollo 11-Mission, die den ersten Mann auf den Mond bringen soll. Das Problem: Versehentlich haben sie die Landekapsel etwas zu klein gebaut. Um in der Zwischenzeit, bis eine etwas größere Kapsel gebaut ist, nicht untätig Däumchen drehen zu müssen, schickt man kurzerhand in einer Top-Secret-Mission jemanden auf den Mond, der klein genug für die Kapsel ist. Mit dem raumfahrtbegeisterten 10-jährigen Stanley haben sie auch bald genau den richtigen Kandidaten für dieses Abenteuer. „Apollo 10 1/2: Eine Kindheit im Weltraumzeitalter“ ist ein liebevoll gezeichnetes Schelmenstück, das einerseits das Nostalgiegefühl der 60er Jahre und der ersten Mondlandung heraufbeschwört, andererseits aber auch über Erinnerungen und deren Lücken und subjektiven Einordnungen reflektiert. Es mag nicht einer der „großen“ Filme von Linklater sein (man erinnere sich nur an dieses über ein Jahrzehnt dauernde Mammut-Projekt „Boyhood“), aber der Film ist eine sympathische Zeitreise, der man gerne folgt.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Das Seeungeheuer (2022)

Regie: Chris Williams
Original-Titel: The Sea Beast
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Animation
IMDB-Link: The Sea Beast


Produzent: „Okay, wir brauchen mal wieder einen aufwendigen Animationsfilm, der das jüngere Zielpublikum auf Netflix anspricht. Was war denn in den letzten Jahren recht erfolgreich? Ach ja, diese Drachenzähmen-Filmreihe. Die kopieren wir einfach. Aber wir brauchen da einen neuen Blickwinkel. Vielleicht irgendwas mit dem Meer? Disney hat ja mit Moana auch einen schönen Film gedreht, der am Meer spielt. Super. Aber jetzt noch ein dunkles Element. So einen besessenen Captain Ahab vielleicht. Natürlich muss es am Ende eine Feelgood-Story werden, keine Frage, das Kind rettet die Welt, in dem Fall eine süße, toughe Abenteurerin, die durch Zufall einen väterlichen Freund gewinnt und den natürlich auch zum Guten bekehrt. Ach ja, schwarz sollte sie sein, wir leben ja nicht mehr in den 90ern. Passt, jetzt noch einen eingängigen Titel – einfach und eindeutig. Das Seeungeheuer – ja, das ist es!“ So in etwa kann man sich manche Entscheidungsprozesse zu Filmen vorstellen. Jedenfalls ist der Gedanke naheliegend, wenn so ein klares Rip-Off (in diesem Fall eben von Drachenzähmen leicht gemacht) auf die Leinwand bzw. den Bildschirm gebracht wird wie „Das Seeungeheuer“. Dabei ist der Film gut gemacht, unterhaltsam und mit einer positiven Botschaft sowie einer tollen Heldin versehen. Wäre die Geschichte nicht so dermaßen aufgewärmt und offensichtlich abgekupfert von früheren Erfolgsfilmen, hätte das ein richtig toller Film sein können. Man hat das Gefühl, selbst bei der ersten Sichtung schon mitreden zu können. Kein einziger Moment des Films, keine Szene kommt wirklich überraschend. Dennoch hat „Das Seeungeheuer“ Unterhaltungswert, was das große Potential zeigt, das der Film gehabt hätte, wäre er zehn bis fünfzehn Jahre früher erschienen. So ist er jedoch fast schon als Plagiat zu werten. Immerhin ist er eine gut gemachte Kopie, das muss man ihm zugute halten.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2022 Netflix, Inc., Quelle http://www.imdb.com)

In einem Land vor unserer Zeit (1988)

Regie: Don Bluth
Original-Titel: The Land Before Time
Erscheinungsjahr: 1988
Genre: Animation
IMDB-Link: The Land Before Time


Jede Generation braucht ihr Zeichentrickfilmtrauma. Unsere Großeltern und Eltern hatten „Bambi“, wir „In einem Land vor unserer Zeit“. Es gehört einfach zur persönlichen Entwicklung dazu, im Alter von 6-8 Jahren emotional durch den Fleischwolf gedreht zu werden – schließlich muss die nächste Generation an Psychotherapeut:innen und Apotheker:innen beruflich versorgt werden. So läuft das Radl. Und ganz ehrlich, wer nach dem Ableben von Littlefoots Mama im Kampf gegen den bösen Scharfzahn nicht den Impuls hat, eine halbe Flasche Wodka in die heiße Schokolade schütten zu wollen, um den Schmerz zu betäuben, hat wohl die emotionale Bandbreite eines Grashalms. Jedenfalls muss sich Littlefoot nach diesem tragischen Ereignis, bei dem er auch noch von der Herde getrennt wird, allein auf den langen Weg zum großen Tal machen, wo Milch und Honig fließen sollen. Doch glücklicherweise bleibt er nicht lange allein, denn die notorische Besserwisserin Cera, die ängstliche Ducky, der stoische Spike und Petrie, der Flugsaurier, der nicht fliegen kann, leisten ihm schon bald Gesellschaft und bestehen gemeinsam alle Abenteuer. Natürlich ist „In einem Land vor unserer Zeit“ nicht mehr auf dem modernsten Stand des Unterhaltungsstandards – der Film geht trotz der kurzen Laufzeit von knapp über einer Stunde sehr gemächlich mit seinen Held:innen um, aber trotzdem weiß der süß gemachte Animationsfilm auch heute noch zu unterhalten – und zu traumatisieren. Man kann ihn getrost zeitlos nennen, was wiederum recht gut zum Filmtitel passt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen (2009)

Regie: Phil Lord und Chris Miller
Original-Titel: Cloudy with a Chance of Meatballs
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Animation
IMDB-Link: Cloudy with a Chance of Meatballs


Phil Lord und Chris Miller haben schon ihre eigene Sicht auf die Dinge. In ihren Animationswelten geht es immer besonders bunt und hektisch zu – nachzusehen in ihrem unerwarteten Meisterwerkt „The LEGO Movie“, aber auch in The Mitchells vs. The Machines, bei denen sie als Produzenten an Board waren. Nirgends geht es aber bunter zu als in „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, in der ein junger, enthusiastischer und von seinem Vater komplett missverstandener Wissenschaftler nach einer Lösung sucht, um mehr Geschmack in das Leben seiner Insel zu bringen, die außer Sardinen nichts kennt. Nach langer Forschung dann der Durchbruch: Eine Maschine, die aus Wasser geschmackhafte Speisen nach Wahl machen kann. Ein kleiner Unfall, und schon regnet es Burger vom Himmel. Das Himmelsgeschenk verändert das Leben aller auf der Insel und weckt auch das Interesse einer ambitionierten jungen Journalistin, die eigentlich nur übers Wetter berichten soll. Was außerordentlich schön ist an „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, das ist, das der Film seine Figuren und ihre Motivation ernst nimmt. Sei, wer du bist, könnte die Botschaft des Films zusammengefasst lauten, und das ist schon mal nicht schlecht. Aber auch die Animationen selbst überzeugen. Man bekommt richtig Appetit, wenn man durch die fantasievollen Essenslandschaften wandert, die der junge Flint mit seiner Maschine erzeugt. Gelegentliche Leerstellen verhindern eine noch höhere Bewertung, doch ist „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ ein schöner Animationsfilm, der sein Herz am richtigen Fleck trägt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)