Arman T. Riahi

Fuchs im Bau (2020)

Regie: Arman T. Riahi
Original-Titel: Fuchs im Bau
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Drama
IMDB-Link: Fuchs im Bau


Will man erklären, worum es in Arman T. Riahis neuem Film geht, kann man sich so behelfen: Man stelle sich „Dangerous Minds“ vor, ergänze das durch „Club der toten Dichter“, würze das mit einer Prise österreichischem Filmpessimismus und versetze die Geschichte in einen Jugendknast. Dann hat man einen ganz guten Eindruck, was einen in „Fuchs im Bau“ erwartet. Spannend ist jedenfalls, dass der Film in der Tonalität so gänzlich anders als Riahis voriger Film Die Migrantigen wirkt, obwohl er sich mit diesem sogar den Hauptdarsteller Aleksandar Petrovic teilt – der ebenfalls ganz andere Töne anschlägt als in der satirischen Migrantenkomödie. Als neuer Gefängnislehrer Hannes Fuchs schleppt er jede Menge eigener Probleme in den schon ohnehin problembehafteten Gefängnisunterricht. Er soll die alteingesessene Lehrerin Berger (Maria Hofstätter, wie gewohnt souverän) ablösen, doch ehe er daran überhaupt denken kann, muss er erst mal lernen, sich durchzusetzen in einer Klasse voller Jugendlicher mit Gewaltproblemen und ohne Zukunftsperspektiven. Über die burschikose Samira (mitreißend: Luna Jordan), die zusätzlich zu ihrer Gefängnisstrafe noch tiefer liegende Probleme mit sich herum trägt, findet der aus einem Ereignis in der jüngeren Vergangenheit selbst traumatisierte Fuchs allerdings allmählich Zugang zu diesem Milieu. Man merkt es an meiner Wortwahl: Probleme, Probleme, Probleme. Die ziehen sich als rote Linie durch den Film. Kaum jemand, der nicht mindestens ein paar Jahr guter Gesprächstherapie notwendig hätte. Ausgenommen vielleicht Tara Ketabi (Sibel Kekilli) von der Jugendgerichtshilfe, die aber nicht nur deswegen wie ein Fremdkörper wirkt – Sibel Kekilli spielt erstaunlich konsequent an allen Anderen vorbei, als wäre sie wortwörtlich im falschen Film. Außerdem macht es sich Riahi zur Aufgabe, möglich nichts direkt zu erzählen, sondern alle Hintergründe, die vielleicht für ein tieferes Verständnis der Figuren hilfreich (und manchmal auch notwendig) wären, anzudeuten. Viele Fragen bleiben offen. An sich mag ich dieses indirekte Erzählen ja sehr, aber hier gerät es zum Manierismus. Dass „Fuchs im Bau“ dennoch über die ganze Handlung hinweg interessant bleibt, spricht dann wiederum für seine Qualitäten als Filmmacher.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Die Migrantigen (2017)

Regie: Arman T. Riahi
Original-Titel: Die Migrantigen
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Komödie
IMDB-Link: Die Migrantigen


Benny und Marko sind gute Freunde. Sie leben in einem typisch Wienerischen Grätzl, Benny versucht sich als Schauspieler, Marko betreibt eine kleine Werbeagentur. Beiden geht es finanziell nicht so gut. Benny wird immer nur für sehr stereotype Rollen gecastet, Markos Werbekonzepte werden von den Kunden nicht gut angenommen. Wie gut, dass eine Fernsehredakteurin auf der Suche nach brisantem Stoff über die beiden stolpert, als sie gemütlich auf einer Parkbank chillen. Denn: Die beiden haben Migrationshintergrund und sind daher ja bestens geeignet, die Hauptfiguren einer neuen Dokumentation über den sozialen Brennpunkt des Grätzels zu sein und um zu zeigen, wie es sich als kleinkrimineller Ausländer lebt. Blöd nur, dass die beiden keine Ahnung von diesem Milieu haben und der TV-Redakteurin das alles nur vorspielen. Aber das schnelle Geld lockt. Dass damit die Probleme erst anfangen, ist dem geübten Cineasten aber klar.

„Die Migrantigen“ bezieht seinen Humor aus der Karikierung der Migrationssituation. Benny und Marko sind bestens integriert und so weit entfernt von dem Milieu, das sie fürs Fernsehen repräsentieren sollen, wie ein 40jähriger Bankangestellter mit dem Namen Hubert Maier. Der Film nimmt dabei augenzwinkernd Vorurteile und Klischees aufs Korn, und es ist lustig, dass ausgerechnet die beiden vermeintlichen „Ausländer“ in diese Klischeefallen tappen. Gleichzeitig kann man aber hier auch den größten Kritikpunkt ansetzen: Die tatsächlichen Problemen und Ängste der Menschen mit Migrationshintergrund werden nur am Rande gestreift. Zwar wird versucht, am Ende noch eine Message mitzugeben, dass es eben reale Probleme und Existenzkämpfe gibt, aber das kommt alles viel zu kurz und oberflächlich. So bleibt „Die Migrantigen“ am Ende ein netter, kleiner Film, der niemandem weh tut.


6,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Luna Film)