Regie: Josephine Decker
Original-Titel: Madeline’s Madeline
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Drama
IMDB-Link: Madeline’s Madeline
Ich muss zugeben: Die erste halbe Stunde von „Madeline’s Madeline“ fand ich einfach nur furchtbar nervig. Ich dachte, ich hätte mein Berlinale-Lowlight mit dem letzten gesichteten Film nun tatsächlich gefunden bzw. noch einmal unterboten. Dann jedoch begriff ich etwas: In „Madeline’s Madeline“ sind ausnahmslos alle Protagonistinnen und Protagonisten völlig irre. Nicht nur die 16jährige Titelfigur Madeline, die Schauspielerin sein möchte, dabei aber in ihrer geistigen bzw. seelischen Erkrankung immer wieder getriggert wird, sondern wirklich alle. Ohne Ausnahme. Alle gaga. Die überfürsorgliche Mutter, die Madeline nicht unter Kontrolle hat und auf sie reagiert wie ein verletztes, trotziges Kind. Die schwangere Projektleiterin am Theater, die ihre fehlende Autorität durch anbiederndes, unpassendes Verhalten kompensieren möchte. Die Schauspielkolleginnen und -kollegen, die merken, dass etwas total aus dem Ruder läuft, aber nichts dagegen tun – im Gegenteil, die Situation noch einmal verschärfen. Alle haben einen veritablen Dachschaden, und so schaukelt sich das Ganze zu einem wahnsinnigen emotionalen Chaos hoch, bei dem Madeline in ihrem Verhalten noch mal bestärkt wird. Am Ende wird die ganze Geschichte zu einem surrealistischen Machtkampf, und man weiß gar nicht, was man sich dafür als Ergebnis wünschen sollte. Aber sobald man begriffen hat, dass „Madeline’s Madeline“ ein eineinhalbstündiges Ausleben sämtlicher denkbarer und undenkbarer Neurosen auf allen Ebenen ist, kann man richtig Spaß haben mit dem Film. Denn dann sieht man Egos, die ungebremst aufeinander knallen, und man hört Worte, die messerscharf durch Seelen schneiden. Ein wirklich interessanter Film, der aber auch richtig nerven kann.
6,5
von 10 Kürbissen
(Foto: (c) Ashley Connor)