David Clay Diaz

Me, We (2021)

Regie: David Clay Diaz
Original-Titel: Me, We
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Drama, Episodenfilm
IMDB-Link: Me, We


Anderen Menschen in Not zu helfen ist eine hehre Sache. Wir Menschen sind gerne füreinander da, und oft nehmen wir auch große persönliche Unannehmlichkeiten in Kauf, um anderen Menschen in Not zu helfen. Doch mit dem Altruismus ist es so eine Sache, wenn der Wille, zu helfen, über die Notwendigkeit, das zu tun, was tatsächlich angebracht wäre, gestellt wird. Wenn man die Hilfe deshalb leistet, weil man sich damit besser fühlt, weil man sich damit besser darstellen kann. Der Ansporn zu helfen kann dennoch einer inneren Überzeugung entstammen, aber als unterschwelliges Ziel schwingt vielleicht mit, sich selbst in einem besseren Licht zu sehen. Diesen psychologischen Grenzgang lotet David Clay Diaz in seinem Episodenfilm „Me, We“ aus. Drei der vier zentralen Figuren seiner Episoden sind sicherlich Altruisten und leisten bewundernswerte Arbeit – sei es der Asylheimleiter Gerald, die NGO-Volontärin Marie, die TV-Redakteurin Petra, die einen asylwerbenden Jugendlichen bei sich aufnimmt, und auch beim Jugendlichen Marcel, der Mädels beim Fortgehen vor Übergriffen schützen möchte, kann man zumindest Motive herauslesen, die über eigene Bedürfnisse hinausgehen – aber irgendwann funkt ihnen ihr Ego dazwischen und die Hilfe, die sie leisten, wird mehr zur Selbstverwirklichung. Am Papier klingt alles immer super, aber die Realität (und die eigene Psyche) ist halt oft komplexer, als man sich das eingestehen möchte. Wie bei den meisten Episodenfilmen sind nicht alle Episoden gleich stark, aber zumindest sind sie durch die Bank grandios besetzt und gespielt. Lukas Miko glänzt in einem starken Ensemble besonders, doch auch Verena Altenberger, Barbara Romaner und vor allem Nachwuchshoffnung Alexander Srtschin als heimattreuer Jugendlicher setzen starke Akzente. Bemängeln kann man allerdings den Schnitt – die Episoden sind hektisch zusammengeschnitten. So braucht es eine Weile, bis man sich zurechtfindet und den roten Faden erkennt. Ist der aber gefunden, gibt der Film inhaltlich genug her, um intensiv diskutiert zu werden – und das ist ja nicht das Schlechteste, was nach einem Kinobesuch passieren kann.


6,5 Kürbisse

(Foto: Filmladen Filmverleih)