Don Hall

Strange World (2022)

Regie: Don Hall
Original-Titel: Strange World
Erscheinungsjahr: 2022
Genre: Animation
IMDB-Link: Strange World

„Strange World“ aus der Mäuseschmiede gilt als veritabler Flop. Schon kurz nach dem mauen Kinodurchlauf kann man das neueste Werk des Disney-Konzerns auf dessen Streaming-Plattform Disney+ sehen. Doch ist der Film wirklich so misslungen, wie es eine aktuelle IMDB-Durchschnittsbewertung von 5,4 und eben das miserable Einspielergebnis erwarten lassen? Nun, an die größten Disney-Meisterwerke kommt der Film von Don Hall über drei sehr unterschiedliche Generationen, die sich für ein gemeinsames Werk zusammenraufen müssen, bei weitem nicht heran. Dazu bleiben die Figuren zu blass. Und doch ist „Strange World“ kein schlechter Film. Denn mit sehr viel Fantasie wird hier eine völlig fremdartige Welt entwickelt, deren Fremdheit am Ende mit einem befriedigenden Aha-Erlebnis aufgelöst wird. Der Film sieht wirklich toll aus und lässt vergessen, dass die Story selbst schon recht dünn ist. Es geht um einen Farmer, der vor 25 Jahren von seinem Vater, ein berühmter Forscher, Entdecker und Abenteurer, verlassen worden ist und nun selbst zu einer Mission aufbrechen muss, um seine Farm und damit auch seine Welt zu retten. Es versteht sich von selbst, dass sein Sohn, der so gar nicht nach ihm kommt, verbotenerweise als blinder Passagier auf diese abenteuerliche Fahrt mitkommt, und als dann noch Muttern zur Rettungsmission ausreitet, ist die Familie vereint und kann neben dem eigentlichen Ziel der Weltrettung auch noch Generationenkonflikte bearbeiten. So weit, so gewöhnlich. Und ja, der Film hätte etwas vielschichtiger und psychologisch komplexer erzählt werden können. Manche Konflikte werden zu beiläufig abgearbeitet. Und doch merkt man, dass viel Liebe in „Strange World“ geflossen ist, auch wenn sich das eben mehr im Creature Design und dem Weltenbau zeigt. Der Shit, den der Film vom Publikum abbekommt, hat einen anderen Hintergrund. „Das kann ich meinen Kindern doch nicht zumuten!“ – „Warum muss heute alles so politisch korrekt sein?“ – „Ich möchte in einem Disney-Film eine ganz normale Familie sehen, so wie es meine Großeltern noch vorgelebt haben!“ Und so weiter. Wenn sich ein Großteil der negativen Bewertungen des Films darauf begründet, dass eine Hauptfigur schwul ist, dann hat Disney doch einiges richtig gemacht mit diesem Film, und dann braucht es vielleicht auch noch mehr davon.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Raya und der letzte Drache (2021)

Regie: Don Hall und Carlos López Estrada
Original-Titel: Raya and the Last Dragon
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Animation, Abenteuerfilm, Fantasy
IMDB-Link: Raya and the Last Dragon


Disney hat es tatsächlich getan: eine Disney-Prinzessin erschaffen, die nicht auf der Suche nach dem Märchenprinzen ist. O tempora, o mores! Noch dazu hat die junge Raya sowohl sprichwörtlich als auch wortwörtlich die Hosen an, sie kämpft mit einem Schwert und kann richtig sauer werden. Aber gut, das wäre ich wohl auch, wenn ich nach einer verratenen Freundschaft mit ansehen müsste, wie mein Vater zu Stein verwandelt wird. Um das ungeschehen zu machen, durchstreift sie das von finsteren Mächten verwüstete Land auf der Suche nach den Bruchteilen eines Edelsteins mit Drachenpower. Dabei stößt sie auf Sisu, den letzten Drachen, und gemeinsam stehen die beiden vor der großen Aufgabe, ein gespaltenes Land zu vereinen und das Böse von der Erde zu tilgen. Das alles wird natürlich mythologisch aufgeladen erzählt, sodass es nach mehr klingt, als es ist, aber die Story ist hübsch genug gestrickt, um den Zuseher bei der Stange zu halten. Generell macht der Animationsfilm nicht viel falsch, ohne aber den Eindruck besonderer Kreativität zu erwecken, wie man es von den besten Pixar-Filmen kennt. Gleichzeitig sind die Animationen liebevoll und detailreich gestaltet, sodass man dem Film nicht attestieren kann, ein Produkt von der Stange zu sein. Auch wirkt das Werk vor allem in den Kampfszenen deutlich reifer und emanzipiert. Männer haben hier generell wenig zu sagen. Das größte Problem des Films (für mich) ist der Drache selbst. Der ist eher aus der My Little Pony-Edition – man kann es mit dem Niedlichkeitsfaktor auch übertreiben. Kleine Mädchen werden ihre Freude damit haben, der Rest sollte sich besser gegen den Zuckergussregen wappnen. Davon abgesehen macht der Film aber durchaus Spaß. Kein Meisterwerk, aber ein sehr solider Film, den man sich gerne mal ansehen kann.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Disney/DISNEY – © 2021 Disney, Quelle http://www.imdb.com)