Eastern

Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (2021)

Regie: Destin Daniel Cretton
Original-Titel: Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Fantasy, Action, Eastern
IMDB-Link: Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings


Man sollte gefälligst die Griffel von dubiosen Ringen lassen, das wissen wir seit „Herr der Ringe“. Xu Wenwu (Tony Leung) ist das aber schnurzpiepegal, und er schnallt sich gleich zehn Schmuckstücke über seine Arme, die ihm fortan übermenschliche Kräfte verleihen. Die nutzt er dafür, um das zu tun, was wohl jeder von uns in der Situation tun würde: Er baut ein Imperium des Bösen auf. Doch dann kommt ihm die Liebe in die Quere. Cut – wir gehen in die Gegenwart, nach San Francisco, wo Xu Wenwus Spross Shang-Chi (ein hochgradig sympathischer Simu Liu) seine Brötchen als Parkwächter verdient, was man halt so macht, wenn man der Sohn eines mächtigen Unterwelt-Bosses ist. Seine Kollegin und platonische Freundin Katy (Awkwafina) weiß davon nichts, denn Shang-Chi lässt die Vergangenheit lieber ruhen. Doch die ist quicklebendig und klopft schon bald in Form einer Postkarte an seine Tür. So nimmt das Abenteuer seinen vorhersehbaren und erwarteten Verlauf. So weit, so Standard. Und doch ist „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ nicht nur aufgrund seines asiatischen Settings ein kurzweiliger und origineller Beitrag zum Marvel-Universum. Denn endlich gibt es einmal einen Bösewicht, dessen Motivation man gut nachempfinden kann. Zudem wird geschickt fernöstliche Mythologie in die Marvel-Welt integriert. Zwar unterscheidet sich „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ damit nicht mehr groß von anderen fernöstlichen Martial Arts-Filmen, die ihre Wurzeln im Mystischen haben, aber das ist nicht unbedingt ein Qualitätskriterium per se. Denn der Film unterhält gut und verbindet Ost und West auf eine sehr unprätentiöse Weise. Viel mehr als gute Unterhaltung möchte der Film auch gar nicht sein – es fehlt ihm vielleicht ein bisschen das Epische der besten Marvel-Filme, aber als kurzweiliges Abenteuer für zwischendurch macht er sich wirklich gut.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Jasin Boland/Jasin Boland – © Marvel Studios 2021. Quelle http://www.imdb.com)

Prisoners of the Ghostland (2021)

Regie: Sion Sono
Original-Titel: Prisoners of the Ghostland
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Action, Komödie, Eastern, Western, Fantasy
IMDB-Link: Prisoners of the Ghostland


Da haben sich die richtigen beiden gefunden: Der komplett wahnsinnige Filmmacher Sion Sono und Nicolas Cage, unumstrittener König des Slash-Filmfestivals. Viele meinen ja, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die beiden zueinander finden würden. In „Prisoners of the Ghostland“ ist es nun endlich soweit, und komplett irre Film- und Szenenideen treffen auf gnadenlos durchexerziertes Overacting. A match made in heaven. Die Story ist dabei schon komplett nebensächlich. Ex-Bankräuber (Cage) wird von einem selbsternannten Gangster-Boss in Samurai City, wo Eastern und Western aufeinanderprallen, auf die Suche nach seinem Mädel (Sofia Boutella) ins mystische, fantastische Ghostland geschickt. Zur Motivation trägt der Held einen Lederanzug, an dem kleine Bomben an Hals, Armen und … nun ja … den Eiern befestigt sind. Scheitert er, gehen die Bomben an seinem Hals los. Betatscht er die Gerettete, müssen die Arme dran glauben. Und wann die Bomben an seinen Genitalien losgehen, muss ich wohl nicht extra erklären. Und so absurd diese Idee schon ist – Sion Sono zögert keinen Moment, diese so richtig auszukosten. Der Rest des Films sind wilde Settings, die zum Teil an Mad Max erinnern, komplett irre choreographierte Schießereien und Komparsen, die komplett gaga irgendwelche Chants singen dürfen. Ach ja, und atomare Explosionen natürlich. Das alles ist so over the top, dass man nur den Hut ziehen kann. Gleichzeitig ist der Film aber auch fürchterlich anstrengend – und aufgrund der fehlenden Story dann zwischenzeitlich sogar ein bisschen fad, wenn man sich an den ganzen visuellen Wahnsinn mal gewöhnt hat. Da stellt man dann nämlich fest, dass „Prisoners of the Ghostland“ zwar ein Gore-Fest der Sonderklasse ist, aber leider wenig Substanz hat. Im Übrigen: Arme Filmhistoriker, die irgendwann mal Nicolas Cages Karriere studieren müssen. Ab einem gewissen Punkt ist die einfach nicht mehr erklärbar.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Mulan (2020)

Regie: Niki Caro
Original-Titel: Mulan
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Action, Abenteuerfilm, Eastern
IMDB-Link: Mulan


Die Gelddruckmaschine funktioniert. Nachdem man schon bei „Die Schöne und das Biest“, „König der Löwen“ und Aladdin gesehen hat, dass man mit der Realverfilmung beliebter Disney-Zeichentrick-Klassiker noch mal den großen Reibach machen kann, wurde nun Mulan mit realen Darstellerinnen und Darstellern verfilmt. Nur kam dann so eine blöde Pandemie dazwischen, und der Film konnte nicht im Kino erscheinen. Der Mäusekonzern – findig wie immer – fand aber dann gleich mal eine pragmatische Lösung für das Problem: Die schon monatlich zahlenden Disney-Abonnenten dürfen noch mal 29 Euro löhnen, um das Spektakel zuhause auf ihren Fernsehern bewundern zu dürfen. Das war der Moment, als der Kürbis eures Vertrauens voller Inbrunst gemeint hat: „Geht’s noch? Mein Geld sehen die niemals.“ Ein paar Monate später hat genau dieser Kürbis seinen Disney Plus-Account und wirft der gierigen Maus monatlich seine Scheine in den Rachen. So viel zur Konsequenz. Wenigstens die 29 Euro habe ich nicht extra zahlen müssen – mittlerweile ist der Film auch für den Pöbel (Zitat Thomas Schmied) regulär auf Disney Plus zu sehen. Und ganz ehrlich: Diese 29 Euro wären eine Fehlinvestition gewesen. Denn auch wenn die Neuverfilmung von „Mulan“ unter der Regie von Niki Caro mit schön choreografierten Kampfeinlagen und schönen Bildern punkten kann, so gelingt es dem Film einfach nicht, den Charme der Zeichentrickvorlage einzufangen. Die neue Mulan (Liu Yifei) ist eine Art Supergirl, die von Anfang an richtig badass ist und einfach alles kann. Und das ist unterm Strich halt dann fad, denn der Witz beim Zeichentrickfilm war eben, dass Mulan erst mal ein paar Basics lernen musste, ehe sie die bösen Buben verdreschen konnte. Und auch während des Showdowns waren nicht einfach nur die Physik sprengende Flugeinlagen mit Schwert der Weg zu Ziel, sondern auch List und Köpfchen. Genau das fehlt der neuen Mulan. Die kann einfach nur verdammt gut an unsichtbaren Schnüren hängend durch die Gegend schweben. Aber das ist am Ende eben ziemlich eindimensional. Als Fazit sei gesagt: Man sollte die Stärken und das Erfolgsrezept der Vorlage verstehen, will man eine gelungene Kopie abliefern. Das gelingt Disney hier mit dem eigenen Film keinesfalls. Aber das ausgeblendet, kann man immerhin ein paar schöne Schwertgemetzel mit ansehen – Unterhaltung ist es, wenn auch keine hochklassige.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Ong-Bak (2003)

Regie: Prachya Pinkaew
Original-Titel: Ong-Bak
Erscheinungsjahr: 2003
Genre: Eastern, Action
IMDB-Link: Ong-Bak


Manchmal braucht es einfach den richtigen Anschub, um ein Land auf der cineastischen Weltkarte zu verankern. 2003 war für Thailand der Martial Arts-Film „Ong-Bak“ dieser Anschub. Dieser Film gilt mittlerweile als Klassiker der Haudrauf-Filme, und ganz ehrlich: Gegen Tony Jaa hätte sogar Bud Spencer (selig) seine liebe Not gehabt. Er hätte das schlaksige Springginkerl einfach nicht zwischen die Oberarme bekommen. Und im Grunde ist damit alles über den Film gesagt. Tony Jaa hüpft und läuft und springt und prügelt sich durch die Gegend. Von seinem Dorf wurde er beauftragt, den gestohlenen Kopf der heiligen Buddha-Statue des Ortes zurückzuholen aus Bangkok. Dabei helfen ihm seine Kenntnisse des Muay Thai, ein ehemaliger Dorfbewohner, der unter die Kleinkriminellen gegangen ist, sowie seine zierliche Kumpanin, die gut Motorrad fahren kann, aber ansonsten wenig zur Geschichte beiträgt. Am meisten hilft natürlich das Muay Thai. Damit machen Schurken, Drogenbosse, verrückte Amerikaner und jede Menge Tuk-Tuks unliebsame Bekanntschaft. Und die Kampfszenen und Stunts können wirklich beeindrucken. Denn hier werden keine halben Sachen gemacht: Wenn der Bösewicht eines zwischen die Rippen bekommt, hat es dem armen Kerl, der in dieses Kostüm gesteckt worden ist, mit Sicherheit weh getan. Denn hier wird tatsächlich auf den Körper gezielt und nicht einen halben Meter daneben geschlagen, sodass man noch den Luftzug hören kann. Und auch mit unsichtbaren Seilen und dergleichen ist nichts – die hüpfen tatsächlich wie Flummis durch die Gegend. Ich frage mich, was für einen Verschleiß an Schauspielern das Produktionsteam hatte. Immerhin hat Tony Jaa den ganzen Wahnsinn überlebt. Und war danach in Asien der neue Superstar. Als Fazit für den Film kann man gerne die Ärzte zitieren: „Immer mitten in die Fresse rein!“

(Dieser Film ist als Reiseetappe # 36 Teil meiner Filmreisechallenge 2018. Mehr darüber hier.)


6,5
von 10 Kürbissen

Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige (2018)

Regie: Tsui Hark
Original-Titel: De Renjie Zhi Sidatianwang
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Eastern, Action
IMDB-Link: De Renjie Zhi Sidatianwang


Der zweite Film des /slash Double Features aus Hongkong war der dritte Teil der Detective Dee-Filme von Tsui Hark. Ich muss gestehen, dass ich vor der Sichtung jemals weder etwas von den anderen Detective Dee-Filmen noch von Tsui Hark gehört hatte, aber wie der Kurator der Asien-Auswahl des Festivals versicherte, stehen alle Detective Dee-Filme für sich. Man kann also gut quer einsteigen. Was in der Politik geht, geht auch in der Filmkritik. Also rein ins Vergnügen, 3D-Brillen aufgesetzt und ab in den Wilden Osten, wo sich Detective Dee, der aufgrund eines früheren Abenteuers in den Besitz einer ganz besonderen Waffe gelangt ist, mit allerlei Schurkereien von Magiern herumplagen darf, die diesen McGuffin ebenfalls in ihre Hände bekommen möchten. Hinter all dem steht offenbar ausgerechnet die Kaiserin persönlich, was die Sache recht verzwickt macht. Aber Detective Dee ist ein Wunderwuzzi und durchschaut schon bald das falsche Spiel, das mit ihm gespielt wird. Der Rest ist augenzwinkernde Martial Arts-Prügelei mit teils sehr absurden Einfällen (den Magiern sei Dank), die visuell überzeugend und mit Humor in Szene gesetzt werden. Dass der Film dennoch nicht richtig zündet bei mir, ist der Tatsache geschuldet, dass auch hier wieder die Story selbst eher belanglos, vorhersehbar und teils arg unlogisch gestrickt ist. Auch sind die Charaktere und ihre Motivationen weniger zugänglich als im vor diesem Film gesehenen Sword Master, der erste Teil des Double Features. So bleibt mir nur das Standard-Fazit für derartige Martial Arts-Filme aus dem Osten: Visuell überzeugend, bunt und toll choreographiert, aber nichts, was bei mir dauerhaft im Gedächtnis bleibt – dazu ähneln sich die Filme und ihre konfusen Stories zu sehr.


5,0
von 10 Kürbissen

(Foto: /slash Filmfestival)

Sword Master (2016)

Regie: Derek Yee
Original-Titel: San Shao Ye De Jian
Erscheinungsjahr: 2016
Genre: Eastern, Action
IMDB-Link: San Shao Ye De Jian


Martial Arts-Filme laufen bei mir für gewöhnlich ja ein wenig unterhalb des Radars. Zum einen sind nicht allzu viel davon regelmäßig in unseren Kinos zu bewundern, zum anderen finde ich zwar die aufwendig choreographierten Kämpfe zwar sehenswert, aber die Stories reißen mich nur selten mit. Beim /slash-Filmfestival hatte ich nun Gelegenheit, gleich zwei Martial-Arts-Filme aus Hongkong in 3D zu sichten. Den Auftakt machte der 2016 erschienene Film „Sword Master“ von Derek Yee. Um es kurz zu machen: Innerhalb kurzer Zeit konnte ich wieder feststellen, dass ich wohl kein großer Martial Arts-Fan mehr werde, aber die Faszination, die viele Asien-Begeisterte für diese Art von Filmen haben, durchaus nachvollziehen kann. Denn die Optik von „Sword Master“ ist grandios. Was hier an farbenkräftigen, aufwendigen Kulissen aufgestellt wird und welche irren Kamerafahrten und atmosphärisch dichten Bilder auf der Leinwand zu sehen sind, ist schon eine Kunst für sich. Auch die Figuren sind interessant, und dem Film gelingt es tatsächlich, den Antagonisten trotz markanter Äußerlichkeiten, die ihn klar als den Bösewicht identifizieren, Sympathiepunkte beim Publikum sammeln zu lassen, sodass man sich schon fast vor der finalen Konfrontation zu fürchten beginnt. Allerdings ging es mir wieder so wie bei den meisten anderen Filmen, die ich in diesem Genre gesehen habe (und zugegeben, allzu viele waren es bislang nicht): Die Story rund um alte, zerstrittene Clans mit einem verschwundenen „Third Master“, der mit seiner Schwertkunst über die ganze Welt regieren kann und den Bündnissen, die geschlossen und wieder aufgelöst werden, konnte ich selbst nicht allzu viel anfangen. Zu konfus erscheint mir diese, und allzu oft bedient sich der Film des Deus ex machina, um bestimmte Konfrontationen und Erkenntnisse herbeizuführen. So bleibt die Geschichte einfach nur der Rahmen, innerhalb dessen sich möglichst spektakuläre Schwertkämpfe abspielen sollen, die jegliche Gesetze der Physik nicht nur ignorieren, sondern fröhlich in den Boden stampfen. Unterhaltsam ist das schon, aber auch bald wieder vergessen – jedenfalls von mir.


5,5
von 10 Kürbissen

(Foto: /slash Filmfestival)