Regie: Germaine Dulac
Original-Titel: La cocquille et le clergyman
Erscheinungsjahr: 1928
Genre: Kurzfilm, Experimentalfilm
IMDB-Link: La cocquille et le clergyman
Wenn man sich für Filme interessiert, stößt man irgendwann einmal unweigerlich auf das Werk „Ein andalusischer Hund“ von Luis Buñuel und Salvador Dalí – das frühe Meisterwerk des surrealistischen Films schlechthin (und ein Film, der immer noch auf meiner Watch-List steht). Was aber kaum jemand weiß: Dieses Werk steht nicht am Beginn des Surrealismus im Film. Denn Germaine Dulac war mit ihrem „Die Muschel und der Kleriker“ noch ein Jahr früher dran. Darin thematisiert sie die nur allzu menschlichen Gelüste eines Pfarrers und dessen Versuchungen, dargestellt durch die Frau eines Generals. Der Film lebt allein von seiner Stimmung. Und wie auch in anderen Werken beweist Dulac ihr tiefgreifendes Verständnis des Handwerks. Sie gilt zurecht als Filmpionierin, und ihre Art und Weise, bewegte Bilder überraschend einzusetzen und damit Atmosphäre zu kreieren, kann auch heute noch als Vorbild dienen. Ich kann nicht genau benennen, woran es genau liegt, aber ihre Bilder wirken auch 90 Jahre nach ihrer Entstehung frisch und modern. Vielleicht liegt es am geschickten Einsatz von Licht und Schatten, vielleicht an ungewöhnlichen Perspektiven, vielleicht am Rhythmus, in dem auch Zeitlupen-Einstellungen organisch eingebaut werden – wahrscheinlich ist es einfach das Zusammenspiel all dieser Techniken, die ihre Filme so zeitlos machen. Und auch wenn es teilweise anstrengend ist, den surrealistischen Bildern zu folgen, ist „Die Muschel und der Kleriker“ in jedem Augenblick ein faszinierendes Werk.
8,0
von 10 Kürbissen