Regie: Gillies MacKinnon
Original-Titel: The Last Bus
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Drama, Roadmovie
IMDB-Link: The Last Bus
Hach, ich hab’s hier ja schon öfter geschrieben, aber diese deutschen Titel … Was im englischen Original kurz und knackig „The Last Bus“ heißt, wird bei uns als „Der Engländer, der in den Bus stieg und bis ans Ende der Welt fuhr“ vermarktet. Demnächst im Kino zu sehen: „Die Polynesierin, die beim Krabbenessen die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest fand, nach New York zog, wo sie eine bedeutende Wissenschaftlerin wurde, ehe sie in ihr Heimatdorf zurückkehrte und dort den Stammesvorsitz übernahm“ oder auch „Der Mistelbacher, der den Zug nahm, um in die große Stadt zu seiner Arbeitsstätte zu fahren, wo er den Tag bis zum Abend verbrachte und wieder nach Hause fuhr“. Diese Titel blähen einen Text einfach unnötig auf. Ihr merkt es selbst – so viele Zeilen und noch kein einziges Wort zu Gillies MacKinnons Roadmovie der entschleunigten Art. Darin macht sich ein über 90jähriger Rentner auf den Weg vom äußersten Zipfel Schottlands zum äußersten Zipfels Südengland, und das mit dem Bus. Man möchte meinen, Zeit hat der alte Knabe ja genug, aber genau die wird ihm knapp, was natürlich für Stress sorgt, wenn die Dinge nicht nach Fahrplan laufen. Aber immerhin gibt es dadurch ausreichend Möglichkeiten für zwischenmenschliche Begegnungen. Genau die entpuppen sich aber als größter Schwachpunkt des gutgemeinten, aber mäßig ausgeführten Rührstücks. Denn diese Begegnungen wirken beliebig, klischeeüberladen und tragen zur Entwicklung der Figur von Tom, dem reisenden Rentner, nichts bei. Er ist am Ende der Reise der gleiche wie zu Beginn. Immerhin erlauben es diese Szenen Timothy Spall, sein ganzes Können zu zeigen. Der Mitte 60jährige spielt den über 90 Jahre alten, gebrechlichen Tom mit Leib und Seele. In keinem Moment zweifelt man an, dass in der Rolle ein knapp 30 Jahre jüngerer Schauspieler steckt. Wobei, so eine große Kunst ist das vielleicht auch nicht. Nach einer Stunde Badminton nach längerer Pause schaue ich 40jähriger auch aus wie Mitte 70. Vielleicht war das Spalls Geheimnis, um in diese Rolle zu schlüpfen. Jedenfalls macht er seine Sache gut, und seine Darstellung hätte ein ebenbürtiges Drehbuch verdient gehabt.

5,5 Kürbisse
(Bildzitat: Foto von Scott Garfield – © 2022 CTMG, Quelle http://www.imdb.com)