Guy Ritchie

Codename U.N.C.L.E. (2015)

Regie: Guy Ritchie
Original-Titel: The Man from U.N.C.L.E.
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Action, Komödie
IMDB-Link: The Man from U.N.C.L.E.


Guy Ritchie hat eine Nische für sich gefunden: Er dreht Guy Ritchie-Filme. Was ich damit sagen will: Der britische Regisseur pflegt einen derart einzigartigen Stil, dass er nicht Gefahr läuft, irgendwann einmal durch halbgare Copycats vom Thron der lakonischen schwarzhumorigen Thriller gestoßen zu werden, die allesamt im Zwielicht zwischen Legalität und Illegalität (immer ein wenig mehr in Richtung zweiteres geneigt) spielen. Im Grunde dreht er fast immer den gleichen Film, und nur selten wagt er sich in andere Genres vor wie beispielsweise in Aladdin. Sein Metier bleiben eben die Agenten- und Ganoven-Thriller. Harte Kerle mit perfekten Manieren, die selbst während gewagten Stunts immer noch einen lockeren Spruch auf den Lippen haben. Kommt euch bekannt vor? Klar, James Bond tickt genauso. Kein Wunder, dass Henry Cavill, der in „Codename U.N.C.L.E.“ neben Armie Hammer die Hauptrolle geben darf, immer wieder als nächster James Bond-Kandidat in den Ring geworfen wird. Aber James Bond ist zwar ein sarkastischer Bastard mit Manieren, gerät aber nie in derart schräge Bredouillen wie die Helden aus Ritchies Filmen. In diesem Fall müssen sich am Höhepunkt des Kalten Krieges ein amerikanischer und ein russischer Geheimagent zusammentun, um einem finsteren Weltuntergangsszenario Einhalt zu gebieten. Nun ja, raffiniert ist der Plot nicht. Aber die sich zart entwickelnde Bromance zwischen Cavill und Hammer macht vieles wett – sogar das überraschend hölzerne Spiel von Alicia Vikander, die es eigentlich besser kann, in diesem Film aber schnell in Vergessenheit gerät. „Codename U.N.C.L.E.“ gehört nicht zu Ritchies stärksten Filmen, ist aber ein typischer Ritchie. Wer dessen sehr eigenwilligen Stil mag, wird hier gut bedient.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Daniel Smith – © 2013 Warner Bros. Entertainment Inc., Quelle http://www.imdb.com)

The Gentlemen (2019)

Regie: Guy Ritchie
Original-Titel: The Gentlemen
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Krimi, Thriller, Komödie
IMDB-Link: The Gentlemen


Guy Ritchie ist ein lässiger Typ. Für seinen „King Arthur“ mit Charlie Hunnam in der Hauptrolle wurde er zurecht abgewatscht. Zwei Filme später ist Hunnam wieder als Hauptfigur in einem Guy Ritchie-Film zu sehen, und beide – Ritchie wie Hunnam – nutzen die Chance, sich zu rehabilitieren. Ein feiner Zug von Madonnas Ex-Mann, will ich meinen. In „The Gentlemen“, bei uns ab 27. Februar zu bestaunen, besinnt sich Guy Ritchie auf seine Wurzeln. „Snatch – Schweine und Diamanten“ war ja damals eines seiner Meisterwerke, die knallharte Actionthriller mit brillanter Komik verbinden konnten. Diesen Weg schlägt er nun mit seinem neuesten Film wieder ein – zum Glück. Denn ein Ritchie in dieser Form ist tatsächlich die europäische Antwort auf Quentin Tarantino in dessen Gangster-Tropos, das er in den letzten Jahren ja auch verlassen hat. Also muss Ritchie die Fahne hochhalten, wenn es um halbseidene Ganoven geht, die sich in ungute und letztlich lebensbedrohliche Verwicklungen verstricken. Dabei möchte Marihuana-Produzent Mickey Pearson (Matthew McConaughey, mal wieder so cool wie eine Leiche im Gefrierfach) ja eigentlich nur sein Business verkaufen und sich zur Ruhe setzen, um seine Frau (Michelle Dockery) zu vögeln. Aber da die Übergaben in einem solchen Geschäftsfall ja selten notariell beglaubigt und juristisch wasserdicht erfolgen, stapeln sich schon bald die Probleme. Zwar ist rasch ein Käufer gefunden (Jeremy Strong), doch spucken ihm asiatische Gangster (Tom Wu, Henry Golding), boxende Halbstarke, die von ihrem Coach (Colin Farrell, der gnadenlos jede Szene stiehlt) in die Schranken gewiesen werden müssen, ein missgünstiger Herausgeber (Eddie Marsan) sowie ein neugieriger Privatdetektiv (Hugh Grant in einer für ihn ungewöhnlichen Rolle, die er bravourös meistert) in die Suppe. Mickeys rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) hat schon bald alle Hände voll zu tun, um den Laden am Laufen zu halten. Der Rest sind coole Action-Sequenzen, staubtrockene Dialoge, die Physik der Schwerkraft, wortwörtliche Schweinereien und jede Menge Coolness. Das ist alles brillant durchexerziert, jeder Schnitt sitzt, jede Figur hat ihre Momente, Sympathien wechseln beständig, die Story ist vielschichtig und voller Energie, aber so klug aufgebaut, dass man ihr trotzdem leicht folgen kann (was man von „Snatch“ trotz aller Qualität, die der Film hat, nicht immer behaupten kann) – kurz: „The Gentlemen“ ist in meinen Augen Guy Ritchies Meisterwerk. Unbedingt ansehen!


8,5
von 10 Kürbissen

(Bildzitat: Photo by Christopher Raphael, Quelle: imdb.com)

Aladdin (2019)

Regie: Guy Ritchie
Original-Titel: Aladdin
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Fantasy, Abenteuerfilm, Musical
IMDB-Link: Aladdin


Eigentlich ist Guy Ritchie ja für den Coolness-Faktor seiner Filme bekannt. In „Aladdin“, der Realverfilmung des Disney-Trickfilmklassikers von 1992, erleben wir mal eine andere Seite von ihm: Jene des Buben, der sich mit leuchtenden Augen an quietschbunter Magie erfreut. Zur Seite steht ihm dabei ein bestens aufgelegter Cast: Mena Massoud ist ein durch und durch sympathischer Aladdin, Naomi Scott eine starke und bezaubernde Prinzessin Jasmin und Will Smith, gegen dessen Besetzung im Vorfeld wohl die lautesten Bedenken zu hören waren, hat in der Rolle des Flaschengeists so viel Spaß wie wohl selten zuvor. Jedenfalls ist seine Performance großartig, und man merkt ihm zu jeder Sekunde die Freude am kindischen Toben an. Allerdings vertraut Guy Ritchie mit seinem Film nicht allein darauf, dass der Cast die Sache im Griff hat – er selbst legt sich auch ordentlich ins Zeug und schafft mit Production Design, den Kostümen und der Kamera eine märchenhafte Welt, wie man sie selten zuvor gesehen hat. Selbst die CGI-Tiere, allen voran Aladdins treuer äffischer Begleiter Abu, sind perfekt ausgearbeitet und ergeben so vollwertige Charaktere, die einem ans Herz wachsen. Natürlich ist „Aladdin“ ein Stück Eskapismus in Reinform, und in keinem Moment muss man sich Sorgen um die Hauptfiguren machen – dazu ist der von Marwan Kenzari gespielte Schurke Jafar auch zu blass und uninteressant. Auch die Musical-Nummern waren nicht so der Brüller und bleiben kaum hängen, zu schematisch sind sie eingesetzt. Aber ein buntes, vergnügliches Spektakel, das zwei Stunden lang gut unterhält, bietet der Film allemal. Durchaus eine positive Überraschung für mich.


7,0
von 10 Kürbissen