Horror

Alien: Covenant (2017)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Alien: Covenant
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Science Fiction, Horror
IMDB-Link: Alien: Covenant


Mit „Prometheus – Dunkle Zeichen“ erfolgte 2012 ein erster Aufschlag, die Vorgeschichte zur Alien-Saga zu erzählen. „Alien: Covenant“ aus 2017 führt diese Geschichte nun fort, und wieder sitzt Ridley Scott im Regie-Stuhl. Während man allerdings „Prometheus – Dunkle Zeichen“ als einen fast zurückhaltenden Sci-Fi-Thriller bezeichnen kann (jedenfalls im Vergleich zu den restlichen Alien-Filmen), dreht Scott in der Fortsetzung dieser Vorgeschichte die Regler wieder höher und bietet dem geneigten Fan der außerirdischen Schlabbertanten wieder mehr Gore-Content. Die Alien-Reihe ist halt immer noch klassischer Bodyhorror, und „Alien: Covenant“ erinnert daran. Es geht aber nicht nur ums fröhliche Metzeln argloser Weltraumreisender. Vielmehr bietet „Alien: Covenant“ auch eine klug gesponnene Geschichte, die die Vorgeschichte aus „Prometheus“ konsequent weitererzählt und vor allem Michael Fassbender die Möglichkeit gibt, alle Facetten seines Könnens zu zeigen. Katherine Waterston darf hier nun statt Noomi Rapace die weibliche Hauptrolle übernehmen, und wie immer in diesen Filmen beweist sich auch hier wieder: Hätte man doch nur auf die Frau gehört! Waterstons Figur der Terraforming-Wissenschaftlerin Daniels ist allerdings etwas anders angelegt als die ikonische Ripley von Sigourney Weaver oder auch Noomi Rapaces Dr. Shaw – beides Figuren, die im Angesicht der Bedrohung ihre innere Härte entdecken. Daniels hingegen ist weicher, sensibler, und prinzipiell ist das von Waterston auch gut gespielt, doch fehlt den Aliens dadurch erstmals ein echtes Gegengewicht. Dies wiederum führt in weiterer Konsequenz dazu, dass „Alien: Covenant“ zu dem Ende kommen kann, das es schließlich findet. In diesem Sinne ist „Alien: Covenant“ in sich rund und stimmig und lässt genügend Raum für mögliche Fortsetzungen, auch wenn sich Scott diesbezüglich nun doch recht lange bitten lässt.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Photo Credit: Mark Rogers – © TM & © 2017 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Alien – Die Wiedergeburt (1997)

Regie: Jean-Pierre Jeunet
Original-Titel: Alien: Resurrection
Erscheinungsjahr: 1997
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien: Resurrection


Die Alien-Filme mit Sigourney Weaver als Ripley in der Hauptrolle sind eine Trilogie in vier Teilen. Denn eigentlich hätte nach dem dritten Film Schluss sein können, ja, Schluss sein müssen. Aber Joss Whedon hatte noch ein paar Ideen, die in ein Drehbuch für einen vierten Film mündeten. Was tun mit einem Charakter, der sich ganz Terminator-like am Ende des letzten Films in ein reinigendes Feuer geworfen hat? Die Antwort Hollywoods auf eine solche Frage lautet wie immer: Klonen. Und so entsteht eine neue Ripley aus der wenigen verbliebenen DNA der alten Ripley, und Sigourney Weaver bekommt die Gelegenheit, neue Facetten zu zeigen, da Ripley 2.0 dank des Beisatzes von Alien-DNA ein paar zusätzliche Features verliehen bekommen hat. Zudem ist sie grantig wie ein Wiener, der im Kaffeehaus sitzend erfährt, dass die Kaffeemaschine defekt ist. Olles oarsch. Selbst eine Winona Ryder mit ihren Rehaugen kann keine positiven Emotionen hervorlocken. Und ja, wenn man gerade auf einem Schrott-Schiff hockt, auf dem sich eine neue Generation von Aliens austobt, während man selbst erst einmal verarbeiten muss, dass man nur existiert, weil irgendwelche perversen Arschlöcher Gott spielen wollten, ist es schwierig bis unmöglich, sich ein sonniges Gemüt zu bewahren. Das versteht man ja. Und dann erst noch die Gesellschaft, in der man sich befindet! Winona mit den wässrigen Augen ist da ja noch mit Abstand die angenehmste Erscheinung, da die einzige, die über Tischmanieren verfügt. Ron Perlman, Dominique Pinon, Michael Wincott & Co. sehen so aus, als hätten sie sich zwei Jahre lang nicht mehr gewaschen, und ihre bevorzugte Kommunikation erfolgt mittels Grunzen, das maskulin wirken soll, aber dazu führt, dass man unweigerlich beginnt, den hungrigen Außerirdischen die Daumen zu drücken. Die sabbern zwar auch wie Sau, aber wenigstens reden sie nicht so einen macho-getränkten Blödsinn. Am Ende ist „Alien – Die Wiedergeburt“ der erwartbare Film: Ein Weltraum-Pirat nach dem anderen beißt ins Gras, und hätte man mal eher auf die Frauen gehört, wäre daraus nur ein fröhlicher Kurzfilm geworden. „Alien – Die Wiedergeburt“ ist ein bisschen der unerwartete (und unbeliebte) vierte Gast, wenn man nur für drei gedeckt hat. Aber er gehört dann doch dazu, und wenn man sich mal mit ihm beschäftigt, stellt man fest, dass er eigentlich eh ganz okay ist.


6,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alien 3 (1992)

Regie: David Fincher
Original-Titel: Alien³
Erscheinungsjahr: 1992
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien³


Blasphemie! Sakrileg! Häresie! Da stellt sich der Filmkürbis, der Ahnungslose, hin und behauptet, dass „Alien³“ besser wäre als „Aliens – Die Rückkehr“! Wie? Was? Knüpft ihn auf, den Ketzer! Oder werft ihn dem Hunde-Xenomorph zum Fraß vor, der dafür sorgt, dass die Schwerverbrecher, die in der Strafkolonie ihre lebenslange Haft verbüßen, diese vorzeitig beenden dürfen. Aber jetzt mal ehrlich: Warum kommt der dritte Alien-Film unter der Regie von David Fincher, später ein gefeierter Meister seines Fachs, nur auf eine IMDB-Durchschnittsbewertung von 6,4? Liegt es an Sigourney Weavers rasiertem Kopf? (Ich persönlich finde ja, dass ihr der sehr gut steht. Ripley war ohnehin immer Bad-Ass.) Oder an der Tatsache, dass Charles Dance mal ausnahmsweise einen von den Guten (bzw. um korrekt zu sein: einen von den Besseren oder Nicht-ganz-so-Schlechten) spielen darf? Oder eben am Alien selbst, das sich nun vorzugsweise auf vier Beinen fortbewegt, allerdings den gleichen Appetit zeigt wie seine zweibeinigen Kollegen aus den ersten Filmen? Denn wenn man sich auf den Film einlässt, bietet der noch mehr Nervenkitzel als der ebenfalls exzellente Vorgänger, eine noch düsterere Atmosphäre, kluge soziale Betrachtungen über diese Gesellschaft von Ausgestoßenen, die sich wie ein Kult, wie eine Religion organisieren, und einen bitteren Fatalismus, den sich nicht einmal die ersten beiden Filme getraut haben. Jeder Alien-Film hat eine andere Tonalität, einen anderen Fokus, und David Finchers Zugang, den Stoff als dystopischen Thriller in Endzeit-Atmosphäre anzugehen, kann ich ohne zu zögern folgen. Die Reihe hätte mit diesem Film auch gut beendet sein können. Es wäre ein würdiger Schlusspunkt gewesen.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: © 1992 Twentieth Century Fox. All Rights Reserved, Quelle http://www.imdb.com)

Aliens – Die Rückkehr (1986)

Regie: James Cameron
Original-Titel: Aliens
Erscheinungsjahr: 1986
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Aliens


Es ist ja schon mal recht ungut, wenn man als einzige Überlebende nach einem ungünstig verlaufendem Zusammenstoß mit einer fremden Lebensform auf die Erde zurückkehrt. Noch blöder ist es, wenn einem niemand Glauben schenken möchte. Und so richtig eklig wird es, wenn man erfährt, dass auf dem Mond, von dem man gerade mit knapper Not zurückgekommen ist, nun eine ganze Kolonie existiert – ein wortwörtlich gelungenes Fressen für außerirdische Xenomorphe, die auf dem Mond zurückgeblieben sind. Also muss sich Lt. Ripley (Sigourney Weaver) erneut dem Kampf stellen, diesmal aber in Begleitung schwerbewaffneter Marines, die ihr ganzes Hirn aber im Abzugsfinger geparkt zu haben scheinen. Es kommt, wie es kommen muss. Zunächst will niemand auf die Verrückte hören, die vor tödlichen Aliens warnt, dann kommt das große Gemetzel, und plötzlich hört man der Dame dann doch genau zu. Man hätte sich das Spritzen der Gedärme ja sparen können, hätte man von Anfang an auf die Frau gehört – ein Motiv, das sich durch die ersten Alien-Filme zieht. Den Xenomorphen, die im zweiten Teil im Rudel auftreten, ist das aber nur recht, also wird gemeuchelt, was das Zeug hält. James Cameron meinte zu „Aliens“, dass dieser Film seine Version des Vietnam-Kriegs sei. Wenn er seine testosterongesteuerten Soldaten wie wild um sich ballern lässt, diese aber dennoch der Reihe nach dezimiert werden, liegt die Analogie klar auf der Hand. Um es in Camerons eigenen Worten zu sagen: „Die Parallelen zur Kampfsituation in Vietnam sind klar: Volles Rohr und nichts im Kopf!“ In „Aliens“ zeigt sich, welch Horror der Krieg ist. Und dass die Gräuel auch nicht vor Unschuldigen Halt machen – in diesem Fall vor der kleinen Rebecca, genannt „Newt“, derer sich Lt. Ripley annimmt und die sie zu beschützen versucht. Doch wer einmal dem Grauen ins Auge geblickt hat, trägt dieses den Rest seines Lebens mit sich. Aufgrund der überzeichneten Dummheit der Marines ist für mich der zweite Teil der Alien-Saga nicht ganz auf dem (überirdischen) Niveau des ersten Films, dennoch mit Recht einer der 1001 Filme, die man gesehen haben sollte, ehe das Leben vorbei ist und ein eigenständiger Klassiker seines Genres.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt (1979)

Regie: Ridley Scott
Original-Titel: Alien
Erscheinungsjahr: 1979
Genre: Horror, Science Fiction
IMDB-Link: Alien


Man muss Jennifer Lawrence ja unendlich dankbar sein, dass sie den Weg für Frauen als Actionheldinnen geebnet hat. Ursprünglich sollte die Hauptrolle in Ridley Scotts Science Fiction-Schocker „Alien“ ja an Paul Newman gehen, aber nachdem Scott die couragierte Leistung von Lawrence in „Die Tribute von Panem“ gesehen hatte, konnte er nicht anders, als der damals noch unbekannten Darstellerin Sigourney Weaver die Rolle anzubieten. Gerüchten zufolge wollte Scott eigentlich Jennifer Lawrence selbst als Ripley besetzen, doch die hatte aufgrund des Drehs zu „Silver Linings Playbook“ keine Zeit. Immerhin gelang Scott der Besetzungscoup, den höchsttalentierten Xenomorph aus fernen Welten zu seiner ersten Filmrolle zu bewegen, und auch wenn die Figur erst einmal nur als Nebenrolle angelegt war, so hinterließ der Nachwuchsdarsteller einen ordentlichen Eindruck. (Auch wenn die Gerüchteküche besagt, dass er am Set nicht allzu beliebt war, da er ständig das Essen seiner restlichen Cast-Mitglieder, darunter John Hurt, Ian Holms, Tom Skerritt und Harry Dean Stanton, ansabberte.) Man muss froh darüber sein, dass die ursprüngliche erste Besetzungswahl für den Außerirdischen mit den schlechten Manieren keine Zeit hatte, aber Elon Musk war gerade mit der Übernahme von Twitter beschäftigt. Der Schaden der Filmfans sollte es nicht gewesen sein. „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ ist der Monsterhorrorfilm schlechthin und einer der besten und atmosphärisch dichtesten Filme aller Zeiten. Dieser Film warf das unschuldige Science Fiction-Genre aus der Kinderstube direkt in den Dreck und Schlamm der dunklen Seitengässchen im gefährlichsten Viertel der Stadt. Phaser auf Betäubung? Nein, hier kommen die Flammenwerfer!


9,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Zombieland (2009)

Regie: Ruben Fleischer
Original-Titel: Zombieland
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Komödie, Horror, Roadmovie
IMDB-Link: Zombieland


Wie uns Lehrfilme zu diesem Thema zeigen, gibt es für zwei Personenkreise gute Überlebenschancen im Fall einer Zombieapokalypse: Nämlich für die Verpeilten, die Zombies ohnehin nicht von normalen Menschen unterscheiden können (siehe „Shaun of the Dead“), und für die schüchternen Nerds, die sich wochenlang in ihrer Wohnung einbunkern und an denen das Leben da draußen vorbeigeht wie eben in „Zombieland“ von Ruben Fleischer. Der namenlose Teenager, gespielt von Jesse Eisenberg, der sich später nach seinem Zielort „Columbus“ nennt, ist so ein schüchterner Nerd. Und blöd für ihn: Die heiße Nachbarin, die ihn immer ignoriert hat, aber nun Hilfe suchend an seiner Tür klopft, möchte sich fleischlichen Genüssen auf eine ganz andere Art hingeben, als Columbus sich das vorgestellt hätte. Da also begreift der junge Mann, dass Zombies die Erde überrannt haben. Sein Überleben verdankt er einer Reihe von selbstgewählten Regeln sowie der Begegnung mit dem Bad-Ass „Tallahassee“ (Woody Harrelson), ein harter Hund, der im Zuge der Pandemie ein neues Hobby gefunden hat: Auf möglichst kreative Weise Zombies killen. Unterwegs gabeln die beiden die Schwestern Little Rock und Wichita (Abigail Breslin und Emma Stone) auf, die ungeachtet der Widrigkeiten ein Ziel vor Augen haben: Im Vergnügungspark Pacific Playland mal für eine Weile vergessen, dass die Weltlage gerade echt beschissen ist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen sich die vier Überlebenden zusammen und machen sich gemeinsam auf den Weg durch eine dystopische Welt. „Zombieland“ ist ganz klar eine (stellweise saukomische) Komödie, spart aber nicht mit gut eingesetzten Horrorelementen. Wer einen schwachen Magen hat, sollte vor der Sichtung lieber mal die Packungsbeilage lesen oder einen Arzt oder Filmkritiker fragen. Hier gibt es nämlich Blut und Beuschel in Hülle und Fülle zu bewundern. Doch auf jeden Schrecken folgt der nächste, gut eingesetzte Witz, sodass das Schaudern nahtlos in Lachen übergeht. Gleichzeitig gehen die Witze aber nicht zulasten der Story oder gar der Charaktere. „Zombieland“ hält das Tempo jederzeit hoch, ist aber dennoch gut ausbalanciert zwischen anarchischem Humor, leichtem Grusel und kreativen Regie-Einfällen. In diesem Sinne also ein perfekter Blockbuster, der mittlerweile zurecht Kultstatus genießt und eine Fortsetzung zur Folge hatte, die den Regler sogar noch mal eine Stufe weiter dreht.


8,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2009 – Columbia/TriStar, Quelle http://www.imdb.com)

Tucker and Dale vs. Evil (2010)

Regie: Eli Craig
Original-Titel: Tucker and Dale vs. Evil
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Satire, Komödie, Horror
IMDB-Link: Tucker and Dale vs. Evil


Einige College-Kids machen Urlaub in einem entlegenen Wald. Was als unschuldiger Abenteuerurlaub beginnt, endet genregerecht in einem Gemetzel. Mitten drin statt nur dabei: Die beiden Hillbillies Tucker und Dale (Alan Tudyk und Tyler Labine), die mit Sensen und Kettensägen bewaffnet den Jugendlichen nachstellen. Was die Kids halt nicht wissen: Die beiden Rednecks sind ausgesprochen gutmütige und nette Zeitgenossen, die nur helfen wollen, doch irgendwie klebt ihnen das Pech an ihnen, und so schnalzt der Bodycount rapide in die Höhe. „Tucker and Dale vs. Evil“ ist ein erzählerischer Geniestreich. Grandios wird das Genre der Teenie-Slasher-Filme auf den Kopf gestellt. Tudyk und Labine spielen das ahnungslose Duo, das ständig über neue Leichen stolpert, warmherzig und saukomisch. Nicht nur optisch, sondern auch in Sachen Sympathiewerten werden Erinnerungen an Terence Hill & Bud Spencer wach, doch während die beiden Italowestern-Helden die Coolness für sich gepachtet haben, überzeugen Tudyk und Labine durch ein komödiantisches Timing, das zu hysterischen Lachanfällen beim Publikum sorgt. Und nie waren verschwitzte, verdreckte Landeier feinfühliger und gutherziger als diese beiden, was den Kontrast zu dem blutigen Gemetzel noch stärker hervortreten lässt. Im letzten Drittel geht dem Film ein wenig die Luft aus, doch bleibt „Tucker and Dale vs. Evil“ eine glasklare Empfehlung für Freunde der überdrehten Unterhaltung.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Dan Power – © Hillbilly Hero Productions Ltd., Quelle http://www.imdb.com)

Der Unsichtbare (2020)

Regie: Leigh Whannell
Original-Titel: The Invisible Man
Erscheinungsjahr: 2020
Genre: Drama, Horror, Thriller
IMDB-Link: The Invisible Man


Unsichtbar zu sein hat viele Vorteile. So muss man sich beispielsweise keine Gedanken über einen möglichen Bad Hair-Day machen und kann im Pyjama herumlaufen. Im Büro kann man endlich mal in Ruhe seine Sachen abarbeiten. Oder man kann seine psychotischen Neigungen ausleben und seine Exfreundin stalken und bedrohen. Jeder nach seinem Gusto. Nur blöd, wenn man die besagte Exfreundin ist, denn dann wird’s ungemütlich – zunächst für Elisabeth Moss in der Rolle der an ihrem Verstand Zweifelnden, dann aber für den Tunichtgut, der einfach ungeniert in ihrem Schlafzimmer herumlümmelt, ohne gesehen werden zu können. „Der Unsichtbare“ von Leigh Whannell geht auf einen ziemlich alten Stoff zurück. H. G. Wells schuf die literarische Vorlage, James Whale mit einer ersten Verfilmung 1933 einen Klassiker des Horrorgenres. Ziemlich große Fußstapfen also, in der Whannell mit seiner Verfilmung des Stoffs treten wollte. Man muss ihm hoch anrechnen, dass der Film wirklich gut geworden ist und jedenfalls für sich stehen kann. Mit einer feministischen Ermächtigungsgeschichte bringt Whannell eine zeitgemäße und intelligente eigene Note hinein, die von Elisabeth Moss, einer grandiosen Könnerin ihres Fachs, kongenial getragen wird. So ist diese Neuverfilmung nicht nur ein spannend inszenierter Nägelbeißer, sondern wartet auch noch mit einer klaren Botschaft an die Machos da draußen auf, die meinen, eine Freundin würde in die Kategorie des persönlichen Besitzes fallen.


7,5 Kürbisse

(Bildzitat: Foto von Universal Pictures – © 2020 Universal Pictures, Quelle http://www.imdb.com)

Das Waisenhaus (2007)

Regie: J. A. Bayona
Original-Titel: El orfanato
Erscheinungsjahr: 2007
Genre: Drama, Horror
IMDB-Link: El orfanato


Bevor J. A. Bayona die Jurassic World-Reihe mit Fallen Kingdom versenken durfte, schuf er sich einen respektablen Namen mit seinem Regie-Erstling „Das Waisenhaus“, dem bis heute noch zweiterfolgreichsten spanischen Film aller Zeiten (hinter „Pans Labyrinth“). Keine schlechte Visitenkarte für Hollywood. Dass ihm sein erster Film so viele Türen öffnete, ist auch durchaus berechtigt. Denn in einem vielleicht nicht neuartigem oder originellem, aber intelligent umgesetzten Gruseldrama baut er einen Spannungsbogen auf, der die Zuseher an die Sitze fesselt. Die Auflösung ist böse und gewitzt und befriedigt somit auch den anspruchsvollen cineastischen Magen. Belén Rueda in der Hauptrolle der Laura, die einst selbst in einem Waisenhaus aufgewachsen ist und dieses nun mit ihrem Mann nun fortführen möchte, aber bald feststellen muss, dass seltsame Ereignisse darin vorgehen, spielt mit Leib und Seele. Das ist schon große Schauspielkunst. Erinnerungen an Nicole Kidman in „The Others“ werden wach. Auch in Sachen Atmosphäre und Stimmung sind die beiden Filme durchaus vergleichbar. Wer also „The Others“ mochte, kann gerne zum „Waisenhaus“ greifen und vice versa. Und auch für so kleine Horrorfilmschisser wie den Kürbis eures Vertrauens ist der Film gut verdaulich, da er auf Atmosphäre und eine intelligent erzählte Geschichte setzt und nicht auf Schockmomente. Der Blutdruck dankt’s.


7,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Fall 39 (2009)

Regie: Christian Alvart
Original-Titel: Case 39
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Horror
IMDB-Link: Case 39


Ein typisches Topos im modernen Horrorfilm ist es, unschuldige Dinge oder Gegenstände zu nehmen und ins Groteske und Schauerliche zu verkehren. Beispielsweise Kinderpuppen, Clowns oder geliebte Haustiere. Manchmal aber besinnt man sich auf das urtümlich Dämonische, da muss man den Teufel gar nicht groß verzerren wie in „Fall 39“ von Christian Alvart. Denn was ist furchteinflößender als ein pubertierendes Kind? Renée Zellweger ist da zunächst anderer Meinung, und bereitwillig nimmt sie als Sozialarbeiterin Emily das misshandelte Waisenmädchen Lillith bei sich auf. Man rauft sich ganz gut zusammen, doch lässt sich bald nicht verleugnen, dass mit dem Eintritt von Lillith in Emilys Haus seltsame Dinge geschehen. Ist sie etwa nicht allein gekommen? „Fall 39“ ist ein recht klassisch angelegter Schauerfilm. Wer, so wie ich, Schiss vor Jump-Scares hat, hat nicht allzu viel zu befürchten – diesbezüglich gibt sich der Film recht zahm. Er vertraut mehr auf ein diffuses Gefühl der Bedrohung, das sich nicht fassen lässt. So weit, so gut. Nur spult der Horrorthriller sein Programm leider allzu routiniert ab, sodass selbst Zuseher wie ich, die nicht allzu bewandert sind im Horrorgenre, jede Wendung schon auf drei Kilometer Entfernung voraus riechen. Und das ist halt fad. Selbst ein hochkarätiger Cast, der neben Zellweger auch mit Bradley Cooper, Ian McShane und Callum Keith Rennie (letzterer wurde bekannt, als er in „Ein Mountie in Chicago“ von einem Husky an die Wand gespielt wurde) aufwarten kann, ist nicht die Lösung des Problems. Ein uninspiriertes Drehbuch kann eben nicht einmal schauspielerische Grandezza retten. Wobei man auch dazusagen muss, dass wirklich niemand der Beteiligen allzu viel Enthusiasmus und Herzblut in diesen Film gelegt haben dürfte. So kommt am Ende eben Durchschnittskost heraus. Nicht schlecht, aber weder bemerkenswert noch merkenswert.


5,0 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)