Jenny Suen

The White Girl (2017)

Regie: Jenny Suen und Christopher Doyle
Original-Titel: The White Girl
Erscheinungsjahr: 2017
Genre: Drama
IMDB-Link: The White Girl


Im Rahmen von Filmfestivals wie eben der Viennale stößt man immer wieder auf Filme aus anderen Ländern und Kulturkreisen, die wahnsinnig interessant sind und die man gerne ansieht, die aber einfach keinen Sinn ergeben. „The White Girl“ ist so ein Fall. Erzählt wird die Geschichte eines Mädchens in einem der letzten Fischerdörfer Hongkongs, das allein mit ihrem Vater in einer Baracke lebt, da die Mutter kurz nach der Geburt des Mädchens an einer seltsamen Krankheit verstorben ist, die sie an ihre Tochter weitervererbt hat: So darf die Tochter, eben the White Girl, nicht mit direkten Sonnenstrahlen in Berührung kommen. Sagt der Vater. Eines Tages kommt ein Fremder in das Dorf, nistet sich in einer Ruine im Wald ein und beobachtet von dort mittels einer Art Teleskop die Geschehnisse im Dorf und auch das Mädchen. Er knüpft Kontakt zu dem Mädchen, das sich erstmals nicht wie ein Geist fühlt, sondern tatsächlich gesehen und wahrgenommen wird. Er schließt zudem Freundschaft zu einem aufgeweckten Jungen und gemeinsam kommen sie einem Komplott auf die Schliche, das die Existenz des Dorfes gefährdet. „The White Girl“ hat somit irgendwie von allem ein bisschen was: Kapitalismuskritik. Coming of Age-Inhalte. Eine sich anbahnende Liebesgeschichte. Eine Buddy-Geschichte. Und teilweise Slapstick-Humor, wenn beispielsweise ein bastelwütiger Priester aus Schrott obskure mechanische Gimmicks baut oder wenn der Dorfvorsteher mit Spielzeugbaggern, die er über eine Karte fahren lässt, seinem Geldgeber die Erweiterungspläne für das Dorf vorstellt. Aber irgendwie greifen diese Räder einfach nicht ineinander. Keine Geschichte wird tatsächlich befriedigend aufgelöst, eine große Erkenntnis gibt es auch nicht – auch wenn der Film am Ende versucht, aus dem Off noch pseudophilosophische Botschaften an den Mann und die Frau zu bringen. Immerhin hat „The White Girl“ viele sehr schöne Bilder. Dass ein Großteil des Films – bedingt durch den Zustand der Hauptfigur – in der Dämmerung spielt, sorgt für eine ganz eigene, etwas mysteriöse Ästhetik. So kann man sich „The White Girl“ ganz gut anschauen, aber wer eine tatsächliche Geschichte darin findet, vielleicht gar eine interessante Erkenntnis, der möge sich bitte bei mir melden.


5,0
von 10 Kürbissen