Regie: Kelly Reichardt
Original-Titel: First Cow
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama, Western
IMDB-Link: First Cow
Kelly Reichardt macht langsame, handlungsarme Filme. Manchmal ist das unglaublich ermüdend (Night Moves). Manchmal auch richtig interessant und schön (Auf dem Weg nach Oregon). Man braucht aber jedenfalls Geduld und gutes Sitzfleisch. Ich glaube mittlerweile fast, dass das Festival-Format denkbar ungeeignet ist für ihre Filme, denn die sind nicht dazu gedacht, mal zwischendurch oder am Abend nach bereits drei Filmen davor konsumiert zu werden. Kelly Reichardt-Filme sind eigentlich Sonntagnachmittagsfilme, wenn Regentropfen die Fensterscheiben hinabrinnen, und langsam in der Nachbarschaft die Lichter angehen. Kurz: Wenn alles zur Ruhe kommt, dann entfalten Filme wie „First Cow“ wohl ihre volle Kraft. Darin wird die Geschichte zweier ungleicher Freunde im Oregon des vorigen Jahrhunderts erzählt: Der eine ein eher unglücklicher Koch und Bäcker (John Magaro), der andere ein chinesischer Abenteurer auf der Suche nach Gold (Orion Lee). Ein zufällige Begegnung im Wald schweißt die beiden zusammen. Als sie erfahren, dass der reiche Grundbesitzer (Toby Jones) eine Kuh angeschafft hat, die einzige in der Gegend, schmieden sie einen aberwitzigen Plan, um zu Reichtum zu kommen: Jede Nacht melken sie die Kuh des Grundbesitzers, um mit der Milch schmackhaftes Gebäck zu backen, das da draußen in der Wildnis weggeht wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Dass das nicht ohne Folgen bleiben kann, versteht sich von selbst. „First Cow“ ist eine über die Suche nach Wohlstand, über das Schicksal, das man in die eigenen Hände nimmt, über Streben und Scheitern. Alles, was am Ende zählt, ist jedoch die Kameradschaft der beiden Männer, und so ist „First Cow“ vorrangig eben ein Film über Freundschaft. Keine einfache Kost, vor allem keine, die man eben mal schnell konsumieren kann, aber wenn man in der richtigen Verfassung dafür ist, eine sehr schöne Erfahrung.
7,0
von 10 Kürbissen
(Foto: (c) Viennale)