Margarethe von Trotta

Hannah Arendt (2012)

Regie: Margarethe von Trotta
Original-Titel: Hannah Arendt
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Drama, Biopic, Historienfilm
IMDB-Link: Hannah Arendt


Hannah Arendt gilt als eine der bedeutendsten Politologinnen und Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Für eine massive Kontroverse sorgte ihr Bericht für den New Yorker über den Prozess gegen Adolf Eichmann. Dieser war in Argentinien gefasst und für seine NS-Verbrechen in Jerusalem vor Gericht gestellt worden. Während die ganze Welt gebannt auf den Prozess gegen diese Bestie schaute, kam Arendt zu dem Urteil, dass diese Bestie bloß ein Papiertiger war, der gehorsam Befehlen gehorchte, ganz gleich, welch unmenschliche Konsequenzen diese auch hatten. Sie kam damit zum Schluss der „Banalität des Bösen“ und hielt fest, dass die ganze Grausamkeit der Verbrechen des NS-Regimes darin lag, Menschen zu entmenschlichen und damit auch von persönlicher Verantwortung und Moral zu lösen. Harter Tobak? Aber sicher. Das muss auch die von Barbara Sukowa brillant gespielte Hannah Arendt am eigenen Leib erfahren, denn naturgemäß stoßen ihre Überlegungen vor allem in ihrem jüdischen Freundeskreis nicht auf Gegenliebe. Doch sie bleibt sich und ihren Prinzipien treu, auch wenn das zu Lasten langjähriger Freundschaften geht. Auf dieser Beharrlichkeit, auf dieses „Intellekt vs. Gefühl“-Dilemma, liegt Margarethe von Trottas Fokus in diesem sperrigen Biopic. Das ist schon ein Film zum Mitdenken, zum selbst Erarbeiten. Die Einspielungen der tatsächlichen historischen Aufnahmen aus dem Eichmann-Prozess machen die ganze Angelegenheit zu einer semidokumentarischen Abhandlung, was den Zugang einerseits noch mal etwas erschwert, andererseits dem Film eine enorme Glaubwürdigkeit verleiht. Unterm Strich ist „Hannah Arendt“ Kino für den Kopf, bei dem der Bauch außen vor bleibt.


6,0 Kürbisse

(Bildzitat: © 2013 – Zeitgeist Films, Quelle http://www.imdb.com)

Auf der Suche nach Ingmar Bergman (2018)

Regie: Margarethe von Trotta
Original-Titel: Auf der Suche nach Ingmar Bergman
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Dokumentation
IMDB-Link: Auf der Suche nach Ingmar Bergman


Unbestritten ist Ingmar Bergman einer der bedeutendsten Filmemacher der Geschichte. Und auch ich finde viele seiner Filme grandios – allen voran „Das siebente Siegel“ und „Wilde Erdbeeren“. Gleichzeitig wusste ich bislang wenig von seinem Leben und seiner Herangehensweise an den Filmdreh. So begab ich mich also gern mit Margarethe von Trotta auf die Suche nach Ingmar Bergman. In Interviews mit Zeitgenossen, Familienmitgliedern oder Menschen, die sich zumindest intensiv mit Bergman auseinandergesetzt haben (darunter u.a. die Filmemacher Olivier Assayas, Ruben Östlund und Mia Hansen-Løve) spürt Margarethe von Trotta dem großen schwedischen Regisseur nach. Dabei werden Einblicke gewährt sowohl in seine Arbeitsweise als auch sein Privatleben. Mir war zum Beispiel nicht bekannt, dass Bergman ein ganzes Rudel von Kindern hatte mit unterschiedlichen Frauen – und dass er alles Andere als ein vorzeigbarer Familienvater war. Allerdings krankt von Trottas Dokumentation an zwei Problemen: Zum einen werden immer nur bestimmte Schlaglichter gesetzt, je nachdem, was der Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin zu erzählen hat, was dazu führt, dass viele Aspekte, die den Menschen und Filmschaffenden Bergman ausmachen, zwar kurz angerissen werden, es aber nie in die Tiefe geht, man daher Bergman nicht wirklich näher kommt. Ein Problem vieler Dokumentar-Porträts. Zum anderen fällt Margarethe von Trotta selbst in den Interviews immer wieder unangenehm auf, wenn sie die Sätze ihre Interviewpartner unterbricht und deren Sätze beendet – oder ihnen sogar widerspricht. Es scheint so, als würde von Trotta der Welt zeigen wollen, dass eigentlich nur sie selbst die Bergman-Kennerin ist und ihn besser versteht als alle anderen. Und natürlich – sie kann gerne ihre subjektive Sicht einbringen, aber wenn sie dann beispielsweise Bergmans eigenen Söhnen auf diese Weise dazwischen fährt, wirkt das nur noch affektiert und peinlich. Hier hätte es deutlich mehr Zurückhaltung gebraucht.


5,0
von 10 Kürbissen

(Foto: Filmladen Filmverleih)