Regie: Mark Jenkin
Original-Titel: Bait
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama
IMDB-Link: Bait
Man merkt Mark Jenkin an, dass er aus einem Fischerdorf kommt. So rau wie die See ist auch sein Film „Bait“, der auf 16mm in körnigem Schwarz-Weiß gedreht und von Jenkin per Hand entwickelt wurde. Der Ton wurde zur Gänze synchronisiert, was Jenkin erlaubte, ein interessantes Sounddesign zu entwickeln, in dem Stille eine ebenso große Rolle spielt wie der Sound selbst. Auch (repetitive) Close-Ups sind ein Stilmittel, zu dem Jenkin gerne greift. Zugegeben, es dauert eine Weile, bis man sich zurechtfindet in diesem Film. Denn zunächst ist man erst mal von der Machart fasziniert und damit ein wenig abgelenkt vom Inhalt. Die Geschichte selbst nimmt sich auch Zeit. Erzählt wird von Fischer Martin (Edward Rowe) und dessen Bruder Steven (Giles King), die in einem kleinen Dorf an der Küste Cornwalls kommen. Nach dem Tod des Vaters hat Steven den Kutter übernommen und fährt damit nun reiche Touristen die Küste entlang. Martin versucht, sein Leben noch wie früher als Fischer zu leben, nur was ist schon ein Fischer ohne Boot? Dazu kommen Konflikte mit den Dauergästen, die den Sommer in Cornwall verbringen und sich selbst als die eigentliche Community des Dorfes fühlen. Man spürt: Dieser Martin ist eine Figur, die viele Emotionen mit sich herumträgt, diese aber nicht zeigen kann oder will. Wie auch im Meer spielt sich das Relevante unter der Oberfläche ab. Mark Jenkins archaische Art, Filme zu drehen, passt hervorragend zu diesem griesgrämigen Fischer, der irgendwie den Kontakt zu allem verloren hat: zu seiner Familie, seiner Vergangenheit, seinem Lebenssinn, und dennoch stur weitermacht, einfach, weil es keine Alternative dazu gibt. „Bait“ ist damit ein fast schon existentialistisches Drama, das mit Mitteln der Entfremdung den Blick auf das Wesen des Menschen lenkt.
8,0
von 10 Kürbissen
(Foto: CROSSING EUROPE Filmfestival)