Regie: Michelangelo Antonioni
Original-Titel: Il deserto rosso
Erscheinungsjahr: 1964
Genre: Liebesfilm, Drama
IMDB-Link: Il deserto rosso
Der Filmtitel von Antonionis Meisterwerk führt in die Irre. Die Wüste ist nämlich gar nicht rot, sie ist grau und neblig. Wie Skelette prähistorischer Riesen ragen Schornsteine, Fabrikhallen und Schiffsrümpfe in den wolkenverhangenen Himmel. Der Mensch ist klein und unbedeutend und bestenfalls ein Rädchen im Getriebe. Kein Wunder, dass man da depressiv wird – wie die junge Mutter und Ehefrau Giuliana, die vor kurzem in einen Autounfall verwickelt war, der wohl weder unverschuldet noch absichtslos herbeigeführt wurde. Giuliana ist gebeutelt von Angstzuständen, Paranoia und der Unmöglichkeit, ihre Träume zu verwirklichen. Erst Corrado, ein Arbeitskollege ihres Mannes, der selbst desillusioniert auf die Welt blickt, vermag es, ihren Panzer zu durchbrechen und allmählich in ihr Wesen vorzudringen. Zwei verlorene Seelen haben sich gefunden – ein Thema, das in Antonionis Werk generell sehr präsent ist. Monica Vitti und Richard Harris spielen die beiden Hauptrollen, und sie haben eine gute Chemie miteinander. Das Herzstücks von Antonionis erstem Farbfilm ist aber die Industriezone von Ravenna, die eine Atmosphäre düsterer Beklemmung erzeugt. Das Spiel mit Farben und Schattierungen, mit dem Antonioni seine Geschichte begleitet, ist außergewöhnlich und einprägsam. Stilistisch ist „Die rote Wüste“ ein Ausnahmefilm. Auch ist er keinen Moment langweilig, auch wenn noch so wenig passiert. Die Geschichte verbirgt sich hinter dem Offensichtlichen. Die wohl beste Szene ist jene, als Giuliana, Corrado und ein paar Freunde einen Nachmittag in einer baufälligen Hütte im Hafen verbringen und in der Abgeschiedenheit von der Welt alle Konventionen fallen lassen und einfach Menschen sind.

8,0 Kürbisse
(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)