Paul Feig

Brautalarm (2011)

Regie: Paul Feig
Original-Titel: Bridesmaids
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Komödie
IMDB-Link: Bridesmaids


Das wird mal eine Frage in den höheren Regionen der Millionenshow: Für welchen Film bekam Melissa McCarthy ihre erste Oscar-Nominierung? Auf die Antwort „Bridesmaids“ muss man da erst mal kommen. Was jetzt kein Qualitätsurteil über den Film sein soll, aber die Honorierung der Darstellerleistung ist in etwa so ungewöhnlich und ein bisschen neben der Spur wie der Film selbst. Und das meine ich durchaus positiv. Denn eines muss man der Geschichte rund um die als Brautjungfer überforderte Annie (Kristen Wiig) und ihrer Freundinnen-Clique zu Gute halten: Sie ist rotzfrech erzählt. Dass dabei auch Gags unterhalb der Gürtellinie gefahren werden, ist da schon in Ordnung, auch wenn man diese Art von Humor prinzipiell nicht teilen muss. Schön ist jedenfalls, dass da die Mädels mal so richtig aufdrehen, und die Probleme, die es zu bewältigen gibt, durchaus nachvollziehbar sind. Da wird nichts mit Glitzer und Pink überstreut, weil es ja ein Mädelsfilm ist, nein, da wird auch mal aufs Hochzeitskleid gekotzt, wenn es die Geschichte verlangt. Ich muss sagen, das war mir persönlich dann doch etwas too much, aber ich muss auch klar festhalten, dass ich wohl nicht zur Zielgruppe des Films gehöre. Meine Freundin wird mir wohl die Ohren lang ziehen, wenn sie diese Kürbis-Bewertung sieht, aber so sehr ich diese erfrischende Konsequenz des Films auch mag, thematisch holt er mich halt überhaupt nicht ab. Bin ich im falschen Film? Nein. Aber wohl der falsche Kritiker für diesen Film.


5,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Suzanne Hanover – © 2011 Universal Studios, Quelle http://www.imdb.com)

Nur ein kleiner Gefallen (2018)

Regie: Paul Feig
Original-Titel: A Simple Favor
Erscheinungsjahr: 2018
Genre: Thriller, Krimi
IMDB-Link: A Simple Favor


Erst einmal vorweg: Der Grund für den Besuch des bei uns im November anlaufenden „A Simple Favor“ (deutscher Titel: „Nur ein kleiner Gefallen“) in London war das Electric Cinema in der Portobello Road mit dem schönsten Kinosaal, in dem ich jemals gesessen bin. Ich wollte dort unbedingt einmal einen Film ansehen – und ich hätte mich auch hineingesetzt, wenn sie die „Teenage Mutant Ninja Turtles“ gezeigt hätten (die verhunzte Real-Verfilmung von Michael Bay). Dass der in diesem Kino gezeigte Film auch noch ein Thriller mit Blake Lively und Anna Kendrick mit komödiantischen Einlagen ist, der neben schönen Menschen auch noch Spannung und Plot-Twists verspricht, war ein netter Nebeneffekt, den ich gerne mitgenommen habe. Allerdings noch ein paar Worte zuvor zu Anna Kendrick: Ich halte sie für sehr talentiert (Oscarnominierung für „Up in the Air“), finde sie süß und witzig (bei schlechter Laune kann man ihr gerne mal auf Twitter folgen – es lohnt sich zumeist), aber in unseren bevorzugten Filmgenres finden wir uns nicht allzu oft wieder. Da haben wir unterschiedliche Geschmäcker, wie es aussieht. Und so konnte ich leider auch „A Simple Favor“, der prinzipiell von der Kritik ganz gut aufgenommen wurde, nicht viel abgewinnen. Anna Kendrick spielt Stephanie, eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrem Perfektionismus und ihrem Hausfrauen-Vlog den anderen Eltern in der Schule auf die Nerven geht. Sie lernt die von Blake Lively gespielte mysteriöse, sarkastische und offensichtlich reiche Emily kennen, deren Sohn in die gleiche Klasse geht. Die beiden Frauen freunden sich miteinander an (eine Freundschaft besiegelt durch starke Martinis), und bald bittet Emily Stephanie um einen kleinen Gefallen: Sie hat etwas Dringliches im Büro zu erledigen – ob Stephanie nicht ihren Sohn von der Schule abholen und auf ihn aufpassen kann? Kann sie natürlich, die einsame Supermutter, die froh ist, wenn sie helfen kann. Das Problem dabei: Danach ist Emily verschwunden, und als sie auch nach fünf Tagen nicht auftaucht, beginnt Stephanie, der Sache auf eigene Faust nachzugehen. Und fördert dabei Überraschendes zutage. Unterhaltsam ist „A Simple Favor“ durchaus, was auch an dem guten Zusammenspiel von Lively und Kendrick liegt. Auch der Humor ist dosiert, aber immer gut gezielt eingesetzt. Das Problem, das ich mit dem Film hatte, ist aber jenes, dass die Thrillerhandlung in meinem Kopf deutlich interessanter war als das Geschehen auf der Leinwand selbst. Der Film deutet viele Möglichkeiten an, die allesamt interessant sind, um am Ende dann doch wieder recht konventionelle Wege zu gehen. Ohne jetzt zu viel verraten zu wollen, aber die Auflösung erscheint mir gemessen an dem, was möglich gewesen wäre, recht billig. Außerdem sind die Charaktere prinzipiell alle ein wenig überzeichnet, sie sind – mit Ausnahme von Kendricks Stephanie – eindimensional und wirken teils wie Karikaturen. Selbst die von Lively wirklich toll gespielte Emily. All das verhindert ein tieferes Abtauchen in der Geschichte und ein Bonding mit den Figuren. So ging ich enttäuscht vom Film, aber begeistert vom Kinosaal, aus dem Electric Cinema.


4,5
von 10 Kürbissen