Quentin Tarantino

Inglourious Basterds (2009)

Regie: Quentin Tarantino
Original-Titel: Inglourious Basterds
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Kriegsfilm, Action
IMDB-Link: Inglourious Basterds


Auftritt Christoph Waltz. Kaum bekannt aus deutschen und österreichischen Produktionen selbst im Heimatland (obwohl schon preiswürdig als Roy Black in Du bist nicht allein – Die Roy Black-Story), wird er von Tarantino in einer bedeutenden Rolle als SS-Offizier in „Inglourious Basterds“ gecastet, und der Rest ist Filmgeschichte. Mittlerweile braucht der gute Mann wohl schon ein eigenes Haus nur für seine Filmpreise. Es wäre aber vermessen, „Inglourious Basterds“ ausschließlich auf Christoph Waltz zu beschränken, auch wenn er jede Szene stiehlt, in der er zu sehen ist. Die Qualität des Films liegt in einer unglaublich dichten Inszenierung, die Tarantino seinen episodenhaft angelegten Szenen zukommen hat lassen. Klar, es gibt auch schwächere Passagen, und insgesamt wirkt der Film eben aufgrund seiner episodenhaften Erzählweise nicht ganz in sich geschlossen, doch die Meisterschaft Tarantinos liegt im Detail. Die vielleicht beste Szene des ganzen Films ist der Versuch einer Abordnung der Basterds und einem britischen Offizier, mit einer deutschen Filmikone, die für Großbritannien arbeitet, in einer kleinen französischen Kneipe Kontakt aufzunehmen und sich unerwartet in einer Feier von deutschen Soldaten wiederfindet. Die Atmosphäre in dieser Szene ist so dicht, dass man sie mit dem Messer schneiden kann. Und dann noch das Ende des Films. Darüber ist schon viel gesprochen und geschrieben worden. Wie auch zehn Jahre später in Once Upon a Time … in Hollywood negiert Tarantino die historischen Ereignisse einfach und bastelt sich seine eigene Welt, in der die Kraft des Kinos jeden Schrecken bezwingen kann. So gesehen ist „Inglourious Basterds“ (auch) ein sehr blutrünstiges, rabenschwarzes Märchen. Vor einigen wirklich blutigen Szenen sei gewarnt, wobei: Muss man das bei einem Tarantino-Film extra erwähnen? Fazit: Ein moderner Klassiker, nicht zuletzt dank der herausragenden Darstellung von Christoph Waltz, aber nicht nur ausschließlich deshalb.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)

Django Unchained (2012)

Regie: Quentin Tarantino
Original-Titel: Django Unchained
Erscheinungsjahr: 2012
Genre: Western
IMDB-Link: Django Unchained


Es gibt viele Regisseure, auf die ich große Stücke halte. Aber neben Wes Anderson und vielleicht noch Christopher Nolan und Paul Thomas Anderson fällt mir keiner ein, der ausschließlich großartige Filme gedreht hat. Außer Quentin Tarantino. Und ja, ich weiß, dass da vor allem bei seinen jüngeren Filmen die Meinungen manchmal etwas auseinandergehen, aber für mich gehören die alle zum cineastischen Kanon des 20./21. Jahrhunderts. „Django Unchained“ aus dem Jahr 2012 reiht sich da selbstverständlich ein. Es ist dieser unfassbare Zitate-Schatz bei einer gleichzeitig komplett eigenen Erzählweise und filmischen Herangehensweise, der Tarantino-Filme so auszeichnet. Man hat das Gefühl, dass Tarantino jeden Film gesehen hat, der jemals gedreht wurde, und bei den meisten davon auch noch auswendig mitreden kann. In „Django Unchained“ feiert Tarantino das Western-Genre mit all seinen Elementen, Topoi und auch Klischees. Dennoch ist der Film weit mehr als eine Hommage. Dafür sorgen allein schon mal die schauspielerischen Kapazunder, die wie immer in Tarantino-Filmen perfekt besetzt sind: Jamie Foxx als Django Freeman, Christoph Waltz in einer Variation seiner Rolle aus „Inglorious Basterds“, die aber dennoch eigenständig genug ist, um den zweiten Oscar-Gewinn jedenfalls zu legitimieren, Leonardo DiCaprio als finsteren Sklavenhalter mit Temperament, und mein persönliches Highlight: Samuel L. Jackson mit einer der besten Darstellungen seiner gesamten Karriere. Wenn also der ehemalige Sklave Django und der deutsche Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (nicht zu vergessen: sein Pferd Fritz) ausziehen, um die Angetraute von Django zu befreien, dann hat das in allen Belangen die höchste Qualität, die man filmisch erreichen kann. Zwar fällt dann der Teil vor dem großen Finale ein wenig ab, aber die vielen wundervollen und denkwürdigen Momente auf dem Weg dahin sprechen für sich. Das ist ganz großes Kino, wie es nur von Quentin Tarantino kommen kann.


8,5 Kürbisse

(Bildzitat: Photo by Andrew Cooper, SMPSP – © 2012 – The Weinstein Company, Quelle http://www.imdb.com)

Once Upon a Time … in Hollywood (2019)

Regie: Quentin Tarantino
Original-Titel: Once Upon a Time … in Hollywood
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Drama, Komödie
IMDB-Link: Once Upon a Time … in Hollywood


Bei Durchsicht meiner Bewertungen aller Quentin Tarantino-Filme habe ich festgestellt, dass mit Ausnahme von „Four Rooms“, zu dem Tarantino selbst aber nur eine Episode von vier beigesteuert hat, kein einziger Film weniger als 8 Punkte von mir bekommen hat. Quentin und ich – das geht klar. Und kein Wunder, ist Tarantino vielleicht der größte Filmnerd unter den Filmemachern überhaupt. Was liegt also näher als ein Tarantino-Film über Hollywood? Dabei wirft er zwei absolute Schauspielkapazunder in den Ring: Leonardo DiCaprio spielt den Western-Star Rick Dalton, dessen Karriere allmählich in Richtung B-Movies rutscht, und Brad Pitt gibt seinen wortkargen Stuntman und Kumpel Cliff Booth. Und allein schon das Spiel dieser beiden, vor allem von Brad Pitt, ist das Eintrittsgeld wert. Auch in den Nebenrollen ist der Film exquisit besetzt, aber das kennt man ja von Tarantino. Jedenfalls tummeln sich auch noch Margot Robbie, Al Pacino und Emile Hirsch auf der Leinwand, und gelegentlich laufen Bruce Dern, Kurt Russell, Dakota Fanning, Luke Perry, Timothy Olyphant, Michael Madsen und viele mehr durchs Bild. Wenn Tarantino ruft, kommen sie alle. Aber wie ist nun der Abgesang auf eine goldene Hollywood-Ära, die mit der Ermordung von Sharon Tate und weiteren Opfern durch Mitglieder der Manson Familie eine blutige Zäsur hinnehmen musste? Die Stimmen sind ja durchaus geteilt. Ich halte aber „Once Upon a Time … in Hollywood“ für ein weiteres Meisterwerk. Vor allem der Schluss ist vielleicht das Beste, was ich jemals von Tarantino gesehen habe – und die Zahl legendärer Szenen aus seinen Filmen ist Legion. Zwischendurch braucht man, was für Tarantino tatsächlich eher unüblich ist, auch mal Sitzfleisch und muss akzeptieren, dass die Handlung selbst schon arg dünn ist. Aber Tarantino steht auch weniger für ausgefeiltes Storytelling, sondern mehr für das Einfangen von Stimmungen und ein Feuerwerk von Zitaten und Querverweisen, an denen Filmhistoriker noch jahrelang beschäftigt sein werden. Und genau das liefert er mit „Once Upon a Time … in Hollywood“ einmal mehr ab. Fazit: Großartig.


8,5
von 10 Kürbissen