Regie: Reinaldo Marcus Green
Original-Titel: King Richard
Erscheinungsjahr: 2021
Genre: Biopic, Sportfilm, Drama
IMDB-Link: King Richard
Man hat es nicht leicht mit den Geschwistern, vor allem, wenn diese älter sind und damit zu Würden kommen, die man selbst gerne für sich beansprucht hätte. Richard von Gloucester, in William Shakespeares Drama „Richard III.“ verewigt, kann ein Lied davon singen, ist er doch in der Thronfolge hinter seinem älteren Bruder gereiht, der als König Edward IV. über England herrscht. Missgunst herrscht über sein Denken, und so schmiedet er böse Ränke, um seinen Bruder vom Thron zu stoßen. Allein: Es geht nicht gut für ihn aus. Aber Moment – es geht in Reinaldo Marcus Greens‘ Film gar nicht um diesen historischen Bruderzwist? Es handelt sich nicht um eine Adaption des Shakespeare-Stücks? Was ist da los? Noch dazu, wenn von zwei Geschwistern die Rede ist, auch wenn es sich hier um Schwestern handelt? Verwirrend, verwirrend. Und dann betoniert Will Smith auch noch vor Millionen Zusehern dem verdatterten Chris Rock eine nach einem missglückten Scherz? Doch, das ist doch Stoff shakespeare’schen Ausmaßes! Trotzdem führt der Filmtitel ein wenig in die Irre, denn King Richard ist hier Richard Williams (gespielt vom Watschenmann), seines Zeichens Vater von zwei begnadeten Nachwuchstennisspielerinnen namens Venus und Serena (wer sich für Sport interessiert, hat diese Namen möglicherweise schon einmal gehört), und der Mann hat einen Plan, an dem er stur wie ein Esel festhält: Die beiden werden Profispielerinnen und sie werden die besten Spielerinnen der Welt. Basta! Immerhin lächeln und nicken sie gnädig zu diesem Spiel und dreschen auf die Filzkugeln ein, was die muskulösen Oberarme hergeben. Und so unbeirrt, wie sie die Bälle schlagen, geht der schon bald als schwieriger Charakter berüchtigte Vater den Weg, den er für seine Tochter auf dem Reißbrett entworfen hat. Da kann kommen, wer will, und möge es der Trainer von Tennislegende Pete Sampras sein – wer nicht mitzieht, dem furzt King Richard ins Gesicht. „King Richard“ ist ein Biopic der eher ungewöhnlichen Sorte, denn es stehen nicht die künftigen Stars und ihr Werdegang im Vordergrund, sondern der fanatische Vater, der alles seinem Plan unterordnet. Der Erfolg soll ihm am Ende recht geben, doch wie schmal der Grat ist zwischen Sieg und vernichtender Niederlage, nach der man nicht mehr aufsteht, deutet der Film mehr als einmal an. Dennoch bleibt der Film auf ausgetretenen Pfaden und damit recht zahm. Die Eckpunkte jedes Biopics (Traum, Schwierigkeiten, Aufstieg, weitere und noch größere Schwierigkeiten, beinahe der Fall und schließlich doch noch der Triumph über alle Widrigkeiten) werden routiniert abgearbeitet. Unter den besten Filmen des Jahres 2021 sehe ich „King Richard“ – anders als die Oscar Academy – nicht. Dass man Will Smith für seine seriöse Darstellung für einen Oscar nominieren kann, schon eher. Am Ende wäre es wohl besser gewesen, hätte ein anderer diesen gewonnen, auch für Will Smith selbst. Es hätte jedenfalls ausreichend starke Konkurrenz gegeben.

6,5 Kürbisse
(Bildzitat: Quelle http://www.imdb.com)